Entwicklung und Entfaltung im Kontext von Biographie, Sozialisation und Lebensspanne

Thesenpapier


Term Paper, 2014

17 Pages


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Eleitung

2. Einfluss auf den kindlichen Habitus im Sozialisationsprozess durch Bezugspersonen und die Weitergabe von ungerecht verteilten Ressourcen bzw. Kapitalsorten

3. Die Beeinflussung der Biografie von Klienten durch die sozialen Dienste als totale Institution

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

6. Abbildungsverzeichnis

1. Eleitung

In der Ringvorlesung mit dem Thema: „Entwicklung und Entfaltung im Kontext von Biografie, Sozialisation und Lebensspanne“, angeboten von dem Departement der Erziehungswissenschaft und Psychologie geht es darum die Studierenden über grundlegende Kenntnisse bezüglich Sozialisationstheorien, der Subjektentfaltung, Beziehungen zwischen den Genrationen und vieles mehr aufzuklären. Des Weiteren befasst sich das Seminar mit der Frage, wie werden die heutigen Menschen in der hochmodernen Gesellschaft zu gesellschaftlichen Individuen. Daher werden in der Ringvorlesung folgende Themen durchleuchtet und thematisiert: Sozialisation, Biografie und Lebenslauf, Bildung im biographischen Prozess, Berufliche Sozialisation und Subjektbildung und die Beeinflussung der Biografie von sozialen Diensten etc.. Ziel dieser Arbeit ist es, das Diskussionsmaterial aus den Gruppenphasen und den Vorlesungen strukturiert wiederzugeben und in Thesen zusammenzufassen, die dann wiederum für die Podiumsdiskussion verwendet werden können. Zentraler Aspekte der Thesen ist die Beeinflussung des Sozialisationsprozesses durch die Familie. In dieser Arbeit sollen einige Aspekte durch das Modell von Bronfenbrenner, dem ökosystemischen Ansatz- unter der Berücksichtigung von Einflussfaktoren der menschlichen Entwicklung, verständlich dargestellt werden (vgl. Bronfenbrenner 1981). Dabei geht es darum, wie systemische Einflussfaktoren die menschliche Entwicklung beeinflussen können und darum, dass das Individuum im Zentrum von verschiedenen Systemen steht. Bei der Entwicklung seiner Theorie wurde Bronfenbrenner von der Feldtheorie Kurt Lewins beeinflusst (vgl. Bronfenbrenner 1981, S. 9). Hier werden hauptsächlich die Systeme der Mikro- und der Mesoebene der menschlichen Entwicklung betrachtet und berücksichtigt. DasKind erfährt die Familie auf Mikroebene entweder als offen oder eher als eine geschlossene Struktur (vgl. Bronfenbrenner 1981). Aber nicht nur das Leben innerhalb der Familie trägt zum Sozialisationsprozess bei, sondern auch die Nahumwelt der Mesoebene, die zeitlich-räumlich und dinglich strukturiert ist. Das heißt, dass nicht nur der Kern der Familie, also die Geschwister, Großeltern und die Peers für das Kind wichtig sind, sondern auch der gesamte Sozialraum, wie die Nachbarn, später der Kindergarten und die Schule, die die sekundäre Sozialisationsphase bilden (vgl. Bronfenbrenner 1981).Bezogen auf die Mikroebene soll in diesem Rahmen geprüft werden, ob„[…] der Erwerb und [die; C.S] Weitergabe von kulturellem Kapital in Familien und familiale kulturelle Praktiken einen Einfluss auf die kindlichen Kompetenzen, schulischen Leistungen [haben;C.S]“ (Aschaffenburg & Maas 1997).

Es wird sich zuerst mit dem kindlichen Habitus beschäftigt und inwieweit sich der kindliche Habitus im Sozialisationsprozess durch das vorhandene Kapital beeinflussen lässt bzw. inwieweit eine Weitergabe der Kapitalsorten an die nächste Generation stattfindet.Bei dieser These wird sich auf Pierre Bourdieu und Dieter Geulen bezogen (siehe Punkt 2). Die zweite These umfasst die Beeinflussung der Biografie von Klienten durch die sozialen Dienste als totale Institution. Dabei wird sich auf die Literatur von Prof. Dr. Wolf der Universität Siegen und auf den Soziologen Erving Goffman bezogen. Abschließend wird ein Fazit gezogen (siehe Punkt 5).

2. Einfluss auf den kindlichen Habitus im Sozialisationsprozess durch Bezugspersonen und die Weitergabe von ungerecht verteilten Ressourcen bzw. Kapitalsorten

Die erste These lautet: Der kindliche Habitus wird in dem Sozialisationsprozess durch die Familie bzw. die Bezugspersonen und deren Weitergabe von ungerecht verteilten, ökonomischen und kulturellen Ressourcen/Kapital beeinflusst. Der Begriff Habitus ist das Kernstück Bourdieus Soziologie. Habitus steht für die Haltung eines Individuums in der sozialen Welt und dient als Grundlage der bewussten und unbewussten Handlungen (vgl. Fuchs/König 2005, S. 113). Bei Bourdieu wird der Mensch als Spieler oder Akteur in seiner Welt mit unterschiedlichem Habitus angesehen. Der Habitus umfasst außerdem die individuellen Wertvorstellungen, seine Gewohnheiten, seine Lebensweise, seine Dispositionen und die Einstellungen, die der Mensch zum Leben hat (vgl. Fröhlich 2009, S. 110). Nach Bourdieu ermöglicht der Habitus dem Menschen sich durch Dispositionen und individuelle Fähigkeiten in seiner Umgebung zu verhalten und schafft ihm einen gewissen Status in der Gesellschaft, den er mit seinem Handeln, Gehabe und Haltung erreicht. Der Habitus umfasst unter anderem die soziale Kompetenz, die sich der Mensch in seinen Lebensjahren angeeignet hat. Unter dem Begriff Kapital wird die `Soziale Energie` bzw. die Ressourcen (Bourdieu 1982, S. 194) welche „[…] als gespeicherte und akkumulierte Arbeit in materieller oder verinnerlichter Form gegeben [ist]“ (Fuchs/ König 2005, S. 157), verstanden. Wie bereits schon erwähnt bezeichnet Bourdieu die Menschen als Spieler (vgl. Fröhlich 2009, S. 110). Diese Spieler interagieren in der Welt, in dem sie das Kapital, angemessen einsetzen, um etwas zu erreichen. Die Kapitalsorten werden auch als Mittel der Spieler bezeichnet, die sie in ihren Handlungsräumen einsetzen können (vgl. Fuchs/König 2005, S. 158). Des Weiteren ergibt das Kapital bestimmte Handlungsmöglichkeiten, um seine soziale Position zu verbessern.

Unter den Kapitalsorten werden das ökonomische, kulturelle und soziale Kapital verstanden. Unter dem ökonomischenKapital versteht man alle Formen des materiellen Besitzes (vgl. Fuchs/König, 2005, S. 161), „die in Gesellschaften mit einem entwickelten Markt in und mittels Geld getauscht werden können“ (Fuchs/König 2005, S. 161). Mit diesem Kapital lassen sich beispielsweise Materialien, Gegenstände, Eigentum kaufen, die für ein adäquates Leben, vor allem für die Bildung, benötigt wird. Das kulturelle Kapital teilt sich in das objektivierte, inkorporierte und das institutionalisierte Kulturkapital. Unter dem objektivierten Kulturkapital versteht man kulturelle Güter wie zum Beispiel Bücher, Bilder, technische Instrumente und Kunstwerke. Das inkorporierte Kulturkapital „besteht […] aus den kulturellen Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten eines Individuums, also aus dem, was in der deutschen Sprache Bildung heißt [...]“ (Bourdieu 2001, S. 113). Diese Kapitalsorte wird in der Herkunftsfamilie durch die Erziehung gebildet, ist ein Teil des Habitus und unterliegt somit dem starken Einfluss der Familie. Der Habitus ist demnach ein Bestandteil der Persönlichkeit, welcher einem langwierigen Verinnerlichungsprozess unterliegt. Daraus ergibt sich, dass es dem Individuum leicht, schwer oder nahezu unmöglich erscheint sich in eine Richtung zu entwickeln.

Auch später im Lebenslauf werden die Einflüsse der Herkunftsfamilie deutlich. Dieses wird dann beispielsweise an der ungebildeten Sprechweise, am Akzent oder an Unsicherheiten bemerkbar (vgl. Fuchs/König 2005, S. 163). Das inkorporierte Kulturkapital wird auch als vererbbares Kulturkapital bezeichnet, welches aus der Reproduktion der Familie entsteht und sehr eng an den Habitus gebunden ist (vgl. Fuchs/ König 2005, S. 163/164).

„Inkorporiertes Kulturkapital ist Besitztum, das zu einem Bestandteil der Person beziehungsweise zum Habitus wird und innerhalb der Familie in einem früh beginnenden Lern- und Sozialisationsprozess weitergegeben und erlernt wird“ (Mudiappa 2012, S. 78).

Das dritte Kulturkapital beschreibt den institutionalisierten Zustand. Darunter werden die erworbenen Abschlusszeugnisse und Bildungstitel verstanden. Das inkorporierte Kulturkapital wird durch Zeugnisse bestätigt und dann in Bildungskapital umgeformt. Laut Bourdieu ist das Bildungskapital, „das verbürgerte Resultat der einerseits durch die Familie, andererseits durch die Schule gewährleisteten kulturellen Vermittlung und deren sich kumulierenden Einflüsse […]“ (Bourdieu 1982, S 47).

Unter dem sozialen Kapital wird die Wertschätzung und die Anerkennung verstanden, die die Chance erhöhen Unterstützung und Hilfe zu erhalten, wodurch das Netz stabilisiert wird. Gegenstand des Netzes des sozialen Kapitals sind Beziehungen Freundschaften, Vertrauensbeziehungen und Bekanntschaften (vgl. Fuchs/König 2005, S. 166). Um dieses aufrechtzuerhalten benötigt es permanente Beziehungsarbeit, wie zum Beispiel das Senden von Weihnachtsgrüßen (vgl. Fuchs/König 2005, S. 167). Der kindliche Habitus wird durch die soziale Herkunft in seinem Schema und seinen Wahrnehmungen beeinflusst, wodurch das Individuum eine gewisse Stellung in seinem Umfeld bzw. in den Familien einnimmt. Pierre Bourdieu schreibt auch, dass der Habitus von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ist und nicht durch äußere Faktoren verändert oder sogar komplett umstrukturiert werden kann. Er kann beeinflusst, aber nicht vollständig umgeformt werden (vgl. Bourdieu 1989, S. 406). Des Weiteren vermittelt Pierre Bourdieu, dass die Sozialisation innerhalb der Familie für die Bildung des Habitus und die damit im Zusammenhang stehenden Bildungsprozesse von essentieller Bedeutung sind (vgl. Mudiappa 2012, S. 79). Nach Bourdieu gilt:

„So finden der Erwerb und die Weitergabe von kulturellem Kapital in der Familie über aktive (z.B. Nutzung von Kulturangeboten) und passive (z.B. elterliches Leben) Vermittlungsprozesse statt. Eltern ermöglichen Sozialisationsbedingungen, in denen Kinder kulturelle und sprachliche Fähigkeiten, soziale Verhaltensweisen, kulturelle Orientierungen und Werte erlernen, kultivieren und habitualisieren“ (Bourdieu 1976).

Das heißt, dass Eltern ihre Norm- und Wertvorstellungen, die sie selber erfahren oder nicht erfahren haben, an das Kind weitergeben. Ein Beispiel dafür ist, wenn es Eltern, die in einer Familie aufgewachsen sind, in der es kaum kulturelle Angebote, wie zum Beispiel das abendliche Vorlesen und/oder materielle Güter gegeben hat, fällt es vermutlich schwerer, diese nicht vorhandenen Erfahrungen an die nächste Generation weiter zu geben.

[...]

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Details

Title
Entwicklung und Entfaltung im Kontext von Biographie, Sozialisation und Lebensspanne
Subtitle
Thesenpapier
College
University of Siegen  (Fakultät II Bildung-Architektur-Künste)
Course
Ringvorlesung: „Entwicklung und Entfaltung im Kontext von Biographie, Sozialisation und Lebensspanne“
Author
Year
2014
Pages
17
Catalog Number
V287655
ISBN (eBook)
9783656879916
ISBN (Book)
9783656879923
File size
1425 KB
Language
German
Keywords
entwicklung, entfaltung, kontext, biographie, sozialisation, lebensspanne, thesenpapier
Quote paper
Corinna Schneider (Author), 2014, Entwicklung und Entfaltung im Kontext von Biographie, Sozialisation und Lebensspanne, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/287655

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