In einer chinesischen Erzählung versammelt ein alter Maler seine Freunde, um ihnen sein letztes Bild zu zeigen. Ein Park ist darauf abgebildet, durch den sich ein Weg vorbei an Bäumen und Bächen schlängelt, bis zur kleinen roten Tür eines Palastes. Die Freunde betrachten das Bild, doch als sie sich umwenden, ist der Maler verschwunden. Sie blicken ins Bild. Dort geht er den Weg entlang, kommt bis zur Tür und öffnet sie. Dann dreht er sich noch einmal um, winkt und verschwindet im Bild, die Tür hinter sich schließend.
Dieses Verschwinden des Malers kann als Rückkehr gesehen werden, die durch eine Sehnsucht nach Einheit motiviert ist. Verloren wurde diese ursprüngliche Einheit mit der Erlangung des Bewusstseins. Ein >Selbst< kann es nur geben, wenn die Unterscheidung von der Welt vollzogen ist, wenn Sein und Bewusstsein auseinanderklaffen.
Die Erlangung von Bewusstsein ist dabei ambivalent, da sowohl Trennung, als auch Freiheit die Folge sind. Die biblische Geschichte von der Vertreibung des Menschen aus dem Paradies durch das Essen der Frucht vom Baum der Erkenntnis handelt von dieser Trennung und dem Freiheitsgewinn als Unterscheidung zwischen gut und böse. Von der verlorenen Einheit handelt auch Heinrich von Kleists Essay Über das Marionettentheater (1810). Ein Schauspieler erkennt hier, dass er seine Kunst im Vergleich zu einer Marionette nur unvollkommen beherrscht. Der Gliedermann besitzt nämlich einen Schwerpunkt, von dem alle organischen Bewegungen ausgehen. Diesen Schwerpunkt, an dem also die Seele sitzen müsste, hat der Mensch längst verloren. Es bleibt also für ihn nur noch die Möglichkeit, durch Technik die ursprüngliche Perfektion zu erreichen. Es muss die Reise um die Welt angetreten werden, um zu sehen, ob das Paradies von der anderen Seite offen steht. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Körper-Geist Dualismus und Künstlertum im Werk E. T. A. Hoffmanns.
- Biographischer Hintergrund.
- Das serapiontische Prinzip und die Duplizität allen Seins.
- Wahres Künstlertum am Beispiel des Ritter Gluck.
- E. T. A. Hoffmanns Ästhetik des Erhabenen...
- Das,,Geisterreich\" der Musik
- Die Entstehung der romantischen Musikästhetik.
- Die Metaphysik der Instrumentalmusik.
- Instrumentalmusik und Oper.
- Der Komponist Hoffmann.
- Don Juan als literarischer Topos
- E. T. A. Hoffmanns Don Juan....
- Künstlertum und Musikästhetik in E. T. A. Hoffmanns Erzählungen.
- Einleitung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit dem Thema des Körper-Geist Dualismus und Künstlertums im Werk E. T. A. Hoffmanns. Er analysiert, wie Hoffmanns Werk die Grunderfahrung der Zerrissenheit und des Strebens nach Einheit durch Kunst thematisiert.
- Die Ambivalenz von Bewusstsein und Trennung.
- Die Rolle der Kunst als Ort der utopischen Entgrenzung.
- Das Verhältnis von Künstler und Idol in Hoffmanns Werk.
- Die Bedeutung von Musik als Ausdruck der Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies.
- Die Verkörperung des platonischen Dualismus in Hoffmanns Erzählungen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale These des Textes vor: Die Werke E. T. A. Hoffmanns sind geprägt von der Grunderfahrung der Zerrissenheit und des Strebens nach Einheit, die in der Kunst ihren Ausdruck findet.
Das Kapitel „Körper-Geist Dualismus und Künstlertum im Werk E. T. A. Hoffmanns.“ analysiert, wie Hoffmanns Werk die platonische Dualität von Körper und Geist, insbesondere in Bezug auf das Künstlertum, thematisiert. Dabei wird gezeigt, wie die Körperlichkeit für Hoffmann oft ein Hindernis darstellt, das die Vereinigung mit dem Ideal verhindert.
Das Kapitel „Künstlertum und Musikästhetik in E. T. A. Hoffmanns Erzählungen.“ erörtert, wie die Musik in Hoffmanns Werk die Sehnsucht nach Einheit und dem verlorenen Paradies zum Ausdruck bringt.
Schlüsselwörter
E. T. A. Hoffmann, Körper-Geist Dualismus, Künstlertum, Kunst, Musikästhetik, Romantik, Platon, Dualität, Ideal, Sehnsucht nach Einheit, Entgrenzung, Verkörperung.
- Quote paper
- Philip Unterreiner (Author), 2014, Don Juan. Künstlertum und Musikästhetik in E. T. A. Hoffmanns Erzählungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/287733