María de Zayas y Sotomayor (1590-1661/1669) wurde als Verfechterin der Gleichberechtigung der Geschlechter berühmt. In einer Zeit, in der die Unterordnung der Frau als naturgegeben hingenommen wurde, vertrat sie die Ansicht, dass die Gesellschaft die Frauen in ihre Rolle verdammte und sie grundsätzlich dieselben Anlagen wie die Männer besäßen.
Über ihr Leben ist wenig bekannt. Einzig gesichert scheint, dass sie in Madrid in eine adlige Familie hineingeboren wurde und das Privileg auf eine exzellente Bildung im Kreise der führenden Köpfe ihrer Zeit genießen konnte. Hans Felten beschreibt Zayas als „una aristócrata orgullosa, que observa la decadencia española, lamentándola”. Sie erlangte vor allem aufgrund ihrer beiden Kurzgeschichtenbände "Novelas amorosas y exemplares" (1637) und "Parte segunda del sarao y entretenimiento honesto" (1647) (später als "Desengaños amorosos" bekannt), die sie während der Zeit der spanischen Inquisition schrieb und die die pessimistische Weltsicht des Barocks (engaño-desegaño) widerspiegeln (vgl. Cocozzella S. 190), Popularität. Darin rebelliert sie gegen die Diskriminierung und Unterdrückung der Frau und „[…] questions such subjects as […] sexuality, and the institutions of marriage, justice and honor“. "Al fin se paga todo" ist die siebte Novelle Zayas‘ ersten Novellenbandes und wird in der vierten Nacht des sarao von Don Miguel erzählt. Seine Absicht ist, die Gruppe zu unterhalten und sie zu erziehen (vgl. Wood). Er leitet seine maravilla mit dem Hinweis ein, dass keiner ohne die gerechte Bestrafung seines Übel entkommt, sorge doch immerhin der ‚Himmel’ dafür:
"Que nadie haga tanto cuanto pague es cosa averiguada, porque el mal jamás de tener castigo ni el bien premio, pues cuando el mundo no le dé, le da el Cielo. Esto se verá más
claro en mi maravilla, la cuál es de esta suerte". (NAE S. 411)
Diese Textstelle, wie auch schon der ethische Titel "Al fin se paga todo" lädt die Leser ein, über die moralidad ejemplar zu richten, die Frage zu beantworten, auf wen er (der Titel) sich bezieht und ob er in der Novelle seine Rechtfertigung findet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Poetische Gerechtigkeit
- 3. Die Männer und ihre respektiven Strafen
- 3.1. Der galán don Gaspar
- 3.2. Der traidor don Luis
- 3.3. Der pobre caballero don Pedro
- 3.4. Der piadoso salvador don García
- 4. Die zwiespältige Rolle Hipólitas
- 4.1. Als víctima einer patriarchalen Gesellschaft
- 4.2. Als luchadora um ihr Schicksal
- 5. Zusammenfassung: Eine Inversion der Geschlechterrollen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Inversion der Geschlechterrollen in María de Zayas' Novelle "Al fin se paga todo". Analysiert wird, inwieweit die im Text dargestellte "poetische Gerechtigkeit" die unterschiedlichen Strafen und Belohnungen der Figuren rechtfertigt und das traditionelle Frauenbild umstürzt. Die Analyse konzentriert sich auf die Bewertung der Gerechtigkeit innerhalb der Erzählung und die Rolle der weiblichen Protagonistin.
- Die Definition und Anwendung des Konzepts der poetischen Gerechtigkeit in der Novelle.
- Die Analyse der männlichen Charaktere und deren Strafen im Kontext der poetischen Gerechtigkeit.
- Die Untersuchung der Rolle Hipólitas als aktive Protagonistin und ihr Umgang mit der patriarchalen Gesellschaft.
- Die Bewertung des "zweierlei Maßes" in der Verteilung von Strafe und Belohnung.
- Die Darstellung der Inversion der Geschlechterrollen als zentrales Thema.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Geschlechterrollen in María de Zayas' Werk ein und stellt die Novelle "Al fin se paga todo" im Kontext ihres Schaffens vor. Sie benennt die Autorin als Verfechterin der Gleichberechtigung und skizziert die zentralen Aspekte der Novelle, insbesondere die aktive Rolle der weiblichen Protagonistin Hipólita und die Frage nach der poetischen Gerechtigkeit.
2. Poetische Gerechtigkeit: Dieses Kapitel definiert das Konzept der poetischen Gerechtigkeit, ihre historischen Wurzeln und ihre Anwendung in literarischen Werken. Es wird auf die Unschärfe des Begriffs hingewiesen und verschiedene Interpretationen beleuchtet. Die zentrale Frage ist, ob die Bestrafung der Bösen und Belohnung der Guten im Text angemessen und gerecht dargestellt ist und ob dies mit der klassischen Vorstellung von poetischer Gerechtigkeit übereinstimmt.
3. Die Männer und ihre respektiven Strafen: Dieser Abschnitt analysiert die männlichen Figuren der Novelle und untersucht, inwieweit ihre Taten und die daraus resultierenden Konsequenzen dem Prinzip der poetischen Gerechtigkeit entsprechen. Es wird auf die individuellen Handlungen der Männer eingegangen und deren Bestrafung im Kontext der Handlung bewertet. Die Analyse betrachtet, ob die Strafen angemessen sind und die von der Autorin beabsichtigte moralische Botschaft unterstützen.
4. Die zwiespältige Rolle Hipólitas: Das Kapitel widmet sich der Analyse der komplexen Rolle Hipólitas. Ihre Darstellung als Opfer patriarchaler Strukturen und gleichzeitig als aktive Gestalterin ihres Schicksals wird detailliert untersucht. Es werden die Herausforderungen und Konflikte, denen sie sich gegenübersieht, beleuchtet und ihre Entscheidungen und Handlungen im Kontext der gesellschaftlichen Normen und Erwartungen bewertet. Die Analyse betrachtet Hipólita sowohl als Opfer als auch als Täterin und befasst sich mit der Frage, inwieweit ihr Handeln als gerechtfertigt angesehen werden kann.
Schlüsselwörter
María de Zayas, Al fin se paga todo, Poetische Gerechtigkeit, Geschlechterrollen, Inversion der Geschlechterrollen, Patriarchat, Ehre, Rache, Gerechtigkeit, Barockliteratur, spanische Literatur.
Häufig gestellte Fragen zu "Al fin se paga todo" von María de Zayas
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Novelle "Al fin se paga todo" von María de Zayas und konzentriert sich auf die Inversion der Geschlechterrollen und die Darstellung von poetischer Gerechtigkeit. Es wird untersucht, wie die Strafen und Belohnungen der Figuren das traditionelle Frauenbild auf den Kopf stellen und ob die dargestellte "Gerechtigkeit" den klassischen Vorstellungen entspricht.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Analyse umfasst die Definition und Anwendung des Konzepts der poetischen Gerechtigkeit in der Novelle, die Analyse der männlichen Charaktere und ihrer Strafen, die Untersuchung der Rolle der weiblichen Protagonistin Hipólita als Opfer und aktive Gestalterin ihres Schicksals, die Bewertung des "zweierlei Maßes" in der Verteilung von Strafe und Belohnung und die Darstellung der Inversion der Geschlechterrollen als zentrales Thema.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Kapitel 1 (Einleitung) führt in die Thematik ein; Kapitel 2 (Poetische Gerechtigkeit) definiert das Konzept; Kapitel 3 analysiert die männlichen Figuren und ihre Strafen; Kapitel 4 untersucht die komplexe Rolle Hipólitas; Kapitel 5 (Zusammenfassung) fasst die Ergebnisse zusammen und betont die Inversion der Geschlechterrollen.
Wie wird die Rolle von Hipólita dargestellt?
Hipólita wird als zwiespältige Figur dargestellt: Sie ist Opfer patriarchaler Strukturen, kämpft aber gleichzeitig aktiv um ihr Schicksal. Die Arbeit untersucht ihre Rolle als Opfer und Täterin und bewertet ihr Handeln im Kontext der gesellschaftlichen Normen.
Wie wird die "poetische Gerechtigkeit" in der Novelle interpretiert?
Die Arbeit hinterfragt, ob die Bestrafung der Bösen und die Belohnung der Guten in der Novelle angemessen und gerecht dargestellt ist und ob dies mit der klassischen Vorstellung von poetischer Gerechtigkeit übereinstimmt. Es wird auf die Unschärfe des Begriffs und verschiedene Interpretationen eingegangen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
María de Zayas, Al fin se paga todo, Poetische Gerechtigkeit, Geschlechterrollen, Inversion der Geschlechterrollen, Patriarchat, Ehre, Rache, Gerechtigkeit, Barockliteratur, spanische Literatur.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an Leser, die sich für die Barockliteratur, spanische Literatur und die Darstellung von Geschlechterrollen in der Literatur interessieren. Sie eignet sich besonders für akademische Zwecke und die Analyse literarischer Themen.
- Citation du texte
- Eliana Briel (Auteur), 2012, Eine Inversion der Geschlechterrollen in "Al fin se paga todo" am Beispiel der poetischen Gerechtigkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/287932