Einen interessanten, aber dennoch wenig erforschten Bereich auf dem Gebiet der Werbegeschichte stellt der der Werbung in der DDR dar. Obwohl Ostdeutschland zeitweise eine ähnlich blühende Werbelandschaft besaß, wie die Bundesrepublik, ist dies ein Thema, über das es bisher nur eine geringe Zahl an Veröffentlichungen gibt. Dies rührt evtl. auch daher, dass sich das Thema von außen betrachtet evtl. als etwas kompliziert
darstellt, denn spricht man von Werbung zu Zeiten der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, so wird man oft mit zwei grundliegenden Fragestellungen
konfrontiert: 1. War es in einer sozialistischen Planwirtschaft, wie die der DDR überhaupt notwendig, Werbung einzusetzen, da selbige ohne die Konkurrenz eines freien Marktes
bedeutungslos wäre? Und 2. Ist die, in der DDR eingesetzte Werbung unter dem Vorbehalt zu betrachten, dass selbige als ein Instrument politischer Willensbeeinflussung
genutzt wurde? Da eine lückenlose Darstellung jedes Aspekts der Werbelandschaft in der DDR den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, werde ich in meinen Ausführungen
versuchen einen gesonderten Blick auf die eben genannten Fragestellungen zu richten. Die erste Hälfte dieser Arbeit wird versuchen, einen Überblick über die Werbung in der
DDR zu verschaffen und beleuchten, wie die Werbung in der DDR aufgebaut war, wer seine Produzenten waren und ob sie, gemäß der ersten Fragestellung überhaupt eine
Zweckmäßigkeit, nach klassischen Werbestandards erfüllte. Sobald dieser Schritt abgeschlossen ist, wird die Arbeit sich der Analyse einiger beispielhafter Fernsehwerbespots aus dem Ost-Fernsehen widmen. Durch das Abgleichen, der dort
verwandten (Bild-)Sprache mit Veröffentlichungen über Propagandamethoden in der DDR, soll sich zeigen, in wie fern ein propagandistischer Anspruch hinter den gezeigten Spots
zu sehen ist, oder nicht. In diesem Teil werde ich mich weitestgehend auf die Begrifflichkeiten, die der Soziologe Ralph Jesser in seinem Aufsatz "Einschließen und
Ausgrenzen. Propaganda, Sprache und die symbolische Integration der DDRGesellschaft" eingeführt hat stützen. Die Tatsache, dass dieser Text in einem
kommunikationswissenschaftlichen Sammelband erschien zeigt auch, dass sich hier die Betrachtung aus verschiedenen Perspektiven lohnt, da das Thema mit nur einer Disziplin
3schwer zu ergründen sein wird. Trotz ihres interdisziplinären Anspruchs soll diese Arbeit dennoch hauptsächlich geschichtswissenschaftlicher Natur sein [...]"
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Werbung in der DDR - Ein Überblick
- Die Anfänge der Werbung
- Die Macher der Werbung – Ausbildung und Grundprinzipien
- Zweck und Nutzen der Werbung
- Die Fernsehwerbung der DDR – Ein Propagandainstrument?
- Werbefernsehen in der DDR - Tausend Tele Tipps und Co
- Inklusion und Exklusion – Propagandamechanismen in der DDR
- Fernsehen trifft auf Propaganda
- Das Weltmeister Akkordeon
- Konsumgenossenschaft
- Bebo Sher Rasiererapperate
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Werbung in der DDR, ein bisher wenig erforschtes Gebiet der Werbegeschichte. Sie beleuchtet die Organisation und Funktionsweise der Werbung in einem sozialistischen System, untersucht deren Zweckmäßigkeit ohne den Wettbewerb eines freien Marktes und analysiert den möglichen Einfluss politischer Propaganda auf die Werbebotschaften. Die Arbeit konzentriert sich auf die Frage, ob die DDR-Werbung ausschließlich Produktinformation oder auch ein Instrument politischer Willensbeeinflussung war.
- Die Organisation und Struktur der Werbung in der DDR
- Die Rolle der SED in der Steuerung der Werbemaßnahmen
- Der Zweck und der Nutzen von Werbung in einer Planwirtschaft
- Die Analyse von Fernsehwerbespots als mögliche Propagandainstrumente
- Die Anwendung von soziologischen Theorien zur Analyse von Inklusion und Exklusion in der DDR-Werbung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Werbung in der DDR ein und hebt deren Forschungsdefizit hervor. Sie stellt zwei zentrale Forschungsfragen: die Notwendigkeit von Werbung in einer Planwirtschaft und den möglichen propagandistischen Charakter der DDR-Werbung. Die Arbeit skizziert ihren methodischen Ansatz, der einen Überblick über die Organisation der DDR-Werbung und eine Analyse ausgewählter Fernsehwerbespots umfasst, wobei soziologische Theorien zur Analyse der Propagandamechanismen herangezogen werden. Der Begriff der Propaganda wird präzisiert und auf politische Propaganda beschränkt, während der Begriff „Werbung“ sich auf die Warenwerbung fokussiert.
Die Werbung in der DDR - Ein Überblick: Dieses Kapitel erörtert anfängliche Zweifel an der Notwendigkeit von Werbung in der DDR und den Versuch, sich von der westdeutschen „Reklame“ abzugrenzen. Es beschreibt die Gründung und Entwicklung der Deutschen Werbe- und Anzeigengesellschaft (DEWAG) als zentrales Instrument der Binnenwerbung und deren Übernahme durch die SED. Das Kapitel beleuchtet die Monopolstellung der DEWAG und ihren Einfluss auf alle Werbeateliers in der DDR.
Die Fernsehwerbung der DDR – Ein Propagandainstrument?: Dieses Kapitel befasst sich mit der Analyse von Beispielen aus der DDR-Fernsehwerbung. Es untersucht die verwendete Bildsprache und deren mögliche Verbindung zu Propagandamethoden, um zu ergründen, inwieweit ein propagandistischer Anspruch hinter den Spots steht. Der Fokus liegt auf der Analyse von Inklusion und Exklusion im Kontext der Werbebotschaften und der Anwendung soziologischer Konzepte zur Deutung der Ergebnisse. Beispiele wie "Das Weltmeister Akkordeon", "Konsumgenossenschaft" und "Bebo Sher Rasiererapperate" dienen zur Illustration.
Schlüsselwörter
Werbung DDR, Propaganda, Planwirtschaft, SED, DEWAG, Fernsehwerbung, Konsum, Inklusion, Exklusion, politische Willensbeeinflussung, Warenwerbung, sozialistische Werbung, Propagandamechanismen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur DDR-Werbung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Werbung in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), ein bisher wenig erforschtes Gebiet. Sie analysiert die Organisation und Funktionsweise der Werbung in einem sozialistischen System, deren Zweckmäßigkeit ohne den Wettbewerb eines freien Marktes und den möglichen Einfluss politischer Propaganda auf die Werbebotschaften.
Welche Forschungsfragen werden behandelt?
Die zentrale Frage lautet: War die DDR-Werbung ausschließlich Produktinformation oder auch ein Instrument politischer Willensbeeinflussung? Zusätzlich wird untersucht, ob Werbung in einer Planwirtschaft überhaupt notwendig ist.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über die Werbung in der DDR im Überblick, ein Kapitel zur Fernsehwerbung als mögliches Propagandainstrument und ein Fazit. Die Einleitung definiert den methodischen Ansatz und präzisiert die Begriffe Propaganda und Werbung.
Wie ist die Werbung in der DDR organisiert gewesen?
Die Deutsche Werbe- und Anzeigengesellschaft (DEWAG) spielte eine zentrale Rolle. Sie hatte eine Monopolstellung und wurde von der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) beeinflusst, wodurch die Kontrolle über alle Werbeateliers in der DDR gewährleistet wurde. Die Arbeit beschreibt auch die anfänglichen Zweifel an der Notwendigkeit von Werbung und den Versuch, sich von der westdeutschen „Reklame“ abzugrenzen.
Welche Rolle spielte die Fernsehwerbung?
Das Kapitel zur Fernsehwerbung analysiert ausgewählte Werbespots, deren Bildsprache und deren mögliche Verbindung zu Propagandamethoden. Es untersucht, inwieweit ein propagandistischer Anspruch hinter den Spots steht und wendet soziologische Konzepte zur Analyse von Inklusion und Exklusion im Kontext der Werbebotschaften an. Beispiele wie "Das Weltmeister Akkordeon", "Konsumgenossenschaft" und "Bebo Sher Rasiererapperate" werden analysiert.
Welche soziologischen Theorien werden angewendet?
Die Arbeit nutzt soziologische Theorien zur Analyse von Inklusion und Exklusion in der DDR-Werbung, um die Propagandamechanismen besser zu verstehen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Werbung DDR, Propaganda, Planwirtschaft, SED, DEWAG, Fernsehwerbung, Konsum, Inklusion, Exklusion, politische Willensbeeinflussung, Warenwerbung, sozialistische Werbung, Propagandamechanismen.
Welche Methode wird verwendet?
Die Arbeit kombiniert einen Überblick über die Organisation der DDR-Werbung mit einer Analyse ausgewählter Fernsehwerbespots. Soziologische Theorien werden zur Analyse der Propagandamechanismen herangezogen.
- Arbeit zitieren
- Lennart Hamann (Autor:in), 2014, Werbung in der DDR. Produktinformation oder politische Propaganda?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/288056