Sobald Kinder ihre Handbewegungen über die optische Wahrnehmung koordinieren können, versuchen sie das, was sie aus ihrer Umwelt wahrnehmen, zu Papier zu bringen. In der umfangreichen Literatur über Kunstpädagogik liest man viel über die bildnerische Entwicklung des Kindes und wie sich diese (phasenweise) vollzieht. Es gibt diverse Studien vom Kritzeln des Kleinkindes bis hin zur Erwachsenenzeichnung, wobei eine Reihe von Motiventwicklungen schematisch vorgestellt werden . Am Anfang steht meist die Darstellung des Motivs „Mensch“, gefolgt von anderen Motiven der unmittelbaren Umgebung des Kindes, wie Häusern, Bäumen und Tieren. Zwar gehören Fische nicht unbedingt zu den Tieren, die Kinder in ihrer unmittelbaren Umgebung finden, wie beispielsweise die beliebten Haustiere Hund, Katze oder Vogel, dennoch begegnen Kinder Fischen im Alltag, sei es bei einem Zoobesuch, auf dem Fischmarkt, beim Blick in ein Aquarium oder im Fernsehen. Deshalb taucht das Motiv des Fisches auch bereits das eine oder andere Mal in der frühen Kinderzeichnung auf. Hier bringen die Kinder ihre Erfahrungen mit diesen Meeresbewohnern zum Ausdruck.
Die einschlägige Fachliteratur stellt die Entwicklung der Motive „Mensch“, „Haus“, „Baum“, „Tiere“ und „Transportmittel“ in der Kinderzeichnung dar. Da es jedoch noch keine Studie oder Analyse zur Entwicklung der Darstellung von Fischen und anderen Meeresbewohnern in Kinderzeichnungen gibt, soll diese Entwicklung in Form einer Kurzstudie das Thema dieser Arbeit sein. Es werden Zeichnungen von Schulanfängern sowie von Kindern der vierten und fünften Klasse, welche sich am Ende der Grundschulzeit befinden, nach bestimmten Kriterien differenziert und miteinander verglichen. Ausgehend von den Differenzierungsreihen der Fischdarstellungen sowie den Darstellungen anderer Meeresbewohner, wird das Ziel dieser Arbeit sein, aufzuzeigen, inwiefern sich das bildnerische Ausdrucksvermögen der Kinder von Schulbeginn bis zum Ende der Grundschulzeit entwickelt hat.
Die Art und Weise der Darstellung von Fischen und anderen Meerestieren hängt von unterschiedlichen entwicklungsbedingten Reifungsprozessen ab. Die zeichnerische Entwicklung von Kindern lässt sich in Phasen einteilen und ist geprägt von äußeren Einflüssen. Im ersten, theoretischen Teil der Arbeit wird die zeichnerische Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung der Schemaphase, in der sich die Grundschulkinder überwiegend befinden, beleuchtet. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen zur Entwicklung der Kinderzeichnung
- Die Schemaphase
- Die erste Schemaphase
- Die zweite Schemaphase
- Die Motiventwicklung am Beispiel Tiere
- Schema und Stereotyp
- Der Erfahrungsbereich Fische und das Leben unter Wasser
- SOLL-Stand der Kinderzeichnungen in der Schuleingangsphase
- SOLL- Stand der Kinderzeichnungen am Ende der Grundschulzeit
- Fazit
- Eine Kurzstudie: Die Darstellung von Fischen und anderen Meeresbewohnern in der Kinderzeichnung
- Vorbereitung der Kurzstudie
- Forschungsfragen
- Instrument zur Datenerhebung
- Instrument zur Datenauswertung
- Datenerhebung (Darstellung der Stichprobe)
- Ort der Feldforschung
- Datenmaterial
- Datenauswertung
- IST-Stand: Zeichnungen 1. Klasse
- IST-Stand: Zeichnungen 4. und 5. Klasse
- Vergleich von IST- und SOLL-Stand der 1. und 4./5. Klasse
- Bezüge zu Erfahrungsbereichen der Kinder
- Abstufungen an ausgewählten Beispielen
- Das Thema Fische und andere Meeresbewohner im Kunstunterricht der Grundschule
- Rahmenplan Kunst Mecklenburg-Vorpommern
- Zusammenhang zwischen Rahmenplan-Anforderungen und dem IST-Stand Der Jahrgangsstufen 4 und 5
- Das Lehrerinterview
- Fragenkatalog
- Durchführung
- Auswertung: Der (tatsächliche) Beitrag des Kunstunterrichts zur Entwicklung der Darstellung von Fischen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der Darstellung von Fischen und anderen Meeresbewohnern in Kinderzeichnungen vom Beginn bis zum Ende der Grundschulzeit. Ziel ist es, den IST- und SOLL-Stand der zeichnerischen Entwicklung zu analysieren und herauszufinden, inwiefern der Kunstunterricht die Entwicklung des bildnerischen Ausdrucksvermögens der Kinder fördert.
- Entwicklung der Kinderzeichnung
- Die Schemaphase und ihre Auswirkung auf die Darstellung von Fischen
- Vergleich von IST- und SOLL-Stand der Kinderzeichnungen
- Der Beitrag des Kunstunterrichts zur Entwicklung der Darstellung von Fischen
- Der Einfluss des Erfahrungsbereichs auf die zeichnerische Darstellung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema der Kinderzeichnung und ihrer Entwicklung. Im zweiten Kapitel werden die theoretischen Grundlagen zur Entwicklung der Kinderzeichnung beleuchtet, mit einem Schwerpunkt auf der Schemaphase, in der sich die Grundschulkinder befinden. Das dritte Kapitel widmet sich der Kurzstudie, in der die Zeichnungen von Schülern der ersten, vierten und fünften Klasse analysiert werden. Die Zeichnungen werden nach bestimmten Kriterien differenziert und miteinander verglichen, um den IST- und SOLL-Stand der zeichnerischen Entwicklung zu bestimmen. Im vierten Kapitel wird der Blick auf den Kunstunterricht an Grundschulen gerichtet, wobei der Fokus auf den Rahmenplan Kunst für die Grundschule und dessen Einfluss auf die Entwicklung der Fischdarstellungen liegt. Ein Lehrerinterview soll zeigen, wie sich der Kunstunterricht von der ersten bis hin zur vierten Klasse gestaltet und sich die Darstellungen von Fischen und Meerestieren weiterentwickelt.
Schlüsselwörter
Kinderzeichnung, Schemaphase, IST-SOLL-Stand, Fischdarstellung, Meeresbewohner, Kunstunterricht, Rahmenplan, Erfahrungsbereich, Entwicklung des bildnerischen Ausdrucksvermögens.
- Arbeit zitieren
- Julia Pietschmann (Autor:in), 2014, IST-SOLL-Stand-Analyse der Darstellungsfähigkeit des Motivs „Fische“ in Kinderzeichnungen am Beginn und am Ende der Grundschulzeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/288075