Im Jahre 1861 verabschiedete die Bundesversammlung die „erste große deutsche Kodifikation im 19. Jahrhundert“ , das Allgemeine Deutsche Handelsgesetzbuch (ADHGB). Das von der für diesen Zweck eingesetzten Nürnberger Kommission erarbeitete Gesetzbuch und Vorläufer des heutigen HGBs war der erste Erfolg in einer Reihe von Bestrebungen nach einer Vereinheitlichung des Handelsrechts in Deutschland. Die Kommission stützte sich bei der Beratung auf vorausgegangene Entwürfe aus Österreich (1853) und Preußen (1857), sowie auf einen unvollendeten Entwurf der Frankfurter Nationalversammlung. Sowohl das „Gesetz über die Aktiengesellschaften für die königlich preußischen Staaten“ (Preußisches Aktiengesetz) von 1843, als auch der Preußische HGB Entwurf von 1857, der im Aktienrecht zu großen Teilen auf das Preußische Aktiengesetz aufbaute, hatten somit signifikanten Einfluss auf den Entstehungsprozess des ADHGB. Im Folgenden soll dargelegt werden, inwiefern das Preußische Aktiengesetz von 1843 als erstes allgemeines deutsches Aktienrecht über den preußischen HGB Entwurf von 1857 die nachfolgende Gesetzgebung geprägt hat und so den Grundstein für das heutige Aktienrecht legte. Deshalb wird sich dieser Aufsatz insbesondere auf aktienrechtliche Fragestellungen beschränken und dabei bewusst übrige handelsrechtliche Normen des HGB Entwurfs ausklammern. Besondere Aufmerksamkeit soll dabei dem Verhältnis der Gesetze zur wirtschaftshistorischen Realität Preußens im 19. Jahrhundert zukommen, um Erkenntnisse über die Wechselwirkung zwischen Gesetzgebung und wirtschaftlicher Realität abzuleiten. Es soll so gezeigt werden, dass der preußische Gesetzgeber in Zeiten wirtschaftlicher Ungewissheit mit den ersten Aktiengesetzen auf konkrete Bedürfnisse der Wirtschaft reagierte. Einerseits schuf er mit den verschiedenen Normen zwar die Grundlage für eine stärkere wirtschaftliche Entwicklung des preußischen Aktienwesens, hemmte dieses aber andererseits gleichzeitig durch staatliche Einschränkungen.
Inhaltsverzeichnis
- Der Weg zu einem einheitlichen Aktienrecht
- Historischer Überblick
- Rechtliche Situation der AG vor 1843
- Das Allgemeine Landrecht
- Code de Commerce
- Wirtschaftliche Situation bis 1850
- Die ersten preußischen Aktiengesellschaften
- Das preußische Aktiengesetz von 1843
- Entstehung
- Inhalt
- Bedeutung
- Der preußische HGB-Entwurf von 1857
- Einordnung
- Inhalt
- Bedeutung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Entstehung und Bedeutung des Preußischen Aktiengesetzes von 1843 sowie dem Preußischen HGB Entwurf von 1857. Ziel ist es, den Einfluss dieser Gesetze auf die Entwicklung des deutschen Aktienrechts darzulegen und insbesondere die Wechselwirkung zwischen Gesetzgebung und wirtschaftlicher Realität im 19. Jahrhundert in Preußen zu analysieren.
- Das Preußische Aktiengesetz von 1843 als erste allgemeine deutsche Aktienrechtskodifikation
- Die rechtliche Situation der Aktiengesellschaften in Preußen vor 1843
- Der Einfluss des Preußischen HGB Entwurfs von 1857 auf die Gesetzgebung
- Die wirtschaftliche Entwicklung des preußischen Aktienwesens im 19. Jahrhundert
- Der Einfluss von Gesetzgebung und Wirtschaft auf die Entwicklung des Aktienrechts
Zusammenfassung der Kapitel
Der Weg zu einem einheitlichen Aktienrecht
Dieses Kapitel bietet einen historischen Überblick über die Entwicklung des deutschen Aktienrechts im 19. Jahrhundert und stellt die Bedeutung des Preußischen Aktiengesetzes von 1843 und des Preußischen HGB Entwurfs von 1857 für den Entstehungsprozess des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs (ADHGB) heraus. Es wird der Einfluss der Gesetze auf die nachfolgende Gesetzgebung sowie die wirtschaftliche Situation Preußens im 19. Jahrhundert beleuchtet.
Rechtliche Situation der AG vor 1843
Dieser Abschnitt beleuchtet die Rechtslage der Aktiengesellschaften in Preußen vor Erlass des Preußischen Aktiengesetzes von 1843. Er beschreibt die Rechtszersplitterung, die in Preußen zu Beginn des 19. Jahrhunderts vorherrschte, und untersucht die Anwendung des Allgemeinen Landrechts (ALR) und des französischen Code de Commerce auf Aktiengesellschaften. Der Abschnitt geht auf die Schwierigkeiten der Aktiengesellschaften im Rahmen des Oktroisystems ein und erläutert die Problematik der fehlenden rechtlichen Regelungen für diese Gesellschaftsform.
Das preußische Aktiengesetz von 1843
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Preußischen Aktiengesetz von 1843 und stellt dessen Entstehung, Inhalt und Bedeutung dar. Es erläutert die historische Bedeutung des Gesetzes als erste allgemeine deutsche Aktienrechtskodifikation und beleuchtet die Auswirkungen des Gesetzes auf die Entwicklung des preußischen Aktienwesens.
Schlüsselwörter
Preußisches Aktienrecht, Aktiengesellschaft, HGB, ADHGB, Code de Commerce, Oktroisystem, wirtschaftliche Entwicklung, Gesetzgebung, 19. Jahrhundert, Preußen.
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- Thomas Adam (Autor), 2014, Das preußische Aktienrecht von 1843 und der preußische HGB Entwurf von 1857, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/288115