Mobbing in der Schule. Phänomen, Bedingungen und Folgen


Examensarbeit, 2014

89 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Gewalt in Schulen
2.1. Die Entstehung von Gewalt in Schulen
2.2. Formen der Gewalt
2.2.1. Körperlicher Zwang und physische Schädigung
2.2.2. Verbale Attacke und psychische Schädigung
2.2.3. Mobbing
2.2.4 Verbreitung von Aggressionen in Schulen

3. Was ist Mobbing?
3.1. Herleitung des Begriffes „Mobbing“
3.2. Wie verläuft Schulmobbing?
3.3. Der Zusammenhang zwischen Gewalt und Mobbing
3.4. Ein Fallbeispiel für Schulmobbing

4. Unterschiede in der Ausprägung von Mobbing in der Schule
4.1. Geschlechtsspezifische Unterschiede
4.2. Altersspezifische Unterschiede
4.3. Unterschiede in Abhängigkeit von der Schulform
4.4. Hat die Gewalt an Schulen zugenommen?

5. Charakteristische Merkmale von Tätern und Opfern
5.1. Charakteristika der Täter
5.2. Charakteristika der Opfer
5.2.1. Das passive Opfer
5.2.2. Das aggressive Opfer
5.2.3. Der Prahler
5.3. Charakteristika der Mitläufer
5.4 Charakteristika der „Zuschauer“

6. Mögliche Gründe und Auslöser von Mobbing in der Schule
6.1. Schulische Einflussfaktoren
6.1.1. Die Rolle der Schule und des Schulklimas
6.1.2. Die Rolle der Lehrer
6.1.3. Gruppendynamische Aspekte
6.2. Außerschuliche Einflussfaktoren
6.2.1. Die Rolle der Familie und der Peergroup
6.2.2. Soziale und finanzielle Bedingungen
6.2.3. Der Einfluss der Medien

7. Folgen von Mobbing in der Schule
7.1. Folgen für die Opfer
7.1.1. Psychische und physische Folgen
7.1.2. Amoklauf in Schulen
7.1.3. Folgen für das soziale Leben
7.2. Folgen für den Täter

8. Interventions- und Präventionsmöglichkeiten gegen Mobbing
8.1. Begriffserklärungen und Vorüberlegungen
8.2 Arbeitsgrundlagen
8.3. Interventions- und Präventionsmöglichkeiten
8.3.1. Maßnahmen auf Schulebene
8.3.2. Maßnahmen auf Klassenebene
8.3.3. Maßnahmen auf persönlicher Ebene
8.4. Möglichkeiten der Eltern
8.5. Rechtliche Aspekte schulischer Gewalt

9. Konzepte und Programme zur Gewaltintervention und -prävention
9.1 Das Anti-Bullying-Interventionsprogramm nach Olweus
9.1.1. Ziele und Hintergrund
9.1.2. Inhalt und Methoden
9.1.3. Evaluation und Gesamtbewertung
9.2. Der „No-Blame-Approach“
9.2.1. Ziele und Hintergrund
9.2.2. Inhalt und Methoden
9.2.3. Evaluation und Gesamtbewertung
9.3. Das „Trainer-Konzept“
9.3.1. Ziele und Hintergrund
9.3.2. Inhalt und Methoden
9.3.3. Evaluation und Gesamtbewertung

10. Fazit

11. Quellenverzeichnis
11.1. Medium DVD
11.2. Literaturangaben
11.3. Abbildungsverzeichnis
11.4. Tabellenverzeichnis

1. Einleitung

MOBBING IN DER SCHULE

Raus aus der Opferrolle

„Mobbing hat viele Formen, aber eines ist allen gemein: Betroffene tun sich schwer, sich selbst aus ihrer Lage zu befreien. Aber es gibt ein paar Dinge, mit denen Mobbingopfer sich helfen können.“1

Es kann ganz harmlos aussehen. Etwa, als Einzige aus der Klasse nicht zu einer Geburtstagsparty eingeladen zu werden. Es kann aber auch ganz brutal geschehen. Mit dem Gesicht in den Dreck gedrückt zu werden oder Tritte und Schläge abzubekommen. Mobbing kann vielfältige Formen annehmen. Einen richtigen Grund dafür gibt es oft nicht. Doch allen Ausprägungen ist eines gemein: Wer einmal in die Opferrolle geraten ist, tut sich meist schwer, sie wieder abzulegen. Aus eigener Kraft sei das auch nur schwer zu schaffen, sagen Experten. Jugendliche müsse sich deshalb Unterstützung bei Eltern, Freunden oder Lehrern suchen.[...]“2

Im Auftrag meiner Wissenschaftlichen Hausarbeit möchte ich mich mit dem Thema „Mobbing in der Schule“ befassen, weil das Thema in der Öffentlichkeit immer aktueller wird und zunehmen an Bedeutung gewinnt. In vielen Medien, wie in Filmen, Dokumentationen, Nachrichtensendungen und in Zeitungsartikeln wird immer öfters von dieser besonderen Form der Gewalt gesprochen. Auch wenn es lange Zeit keine Studien und Interventionsprogramme gegeben hat, wird Mobbing in der Schule zurzeit als ein ernsthaftes Problem wahrgenommen. Nun werden auch immer mehr Forschungen im psychologischen und pädagogischen Bereich zum Thema Mobbing durchgeführt. Weiterhin möchte ich herausfinden, welche Ursachen bei Schulmobbing eine Rolle spielen. Als angehende Lehrerin ist es wichtig für mich zu wissen, wie man mit Mobbingsituationen richtig umgeht und welche Interventionsmaßnahmen man ergreifen kann. Zu klären sind hier unter anderem auch die Fragen: Was unterscheidet Mobbing von anderen Gewaltformen? Welche Mobbingphänomene sind oft zu beobachten? Welche Folgen hat Mobbing sowohl für die Opfer als auch für die Täter? Und: Wie kann man als Lehrkraft mit pädagogischen Handlungsmitteln gegen Mobbing vorgehen?

Meine wissenschaftliche Hausarbeit soll einen Überblick über das umfangreiche Thema verschaffen und Antworten auf all diese Fragen geben. Als Erstes werde ich beschreiben, wie Gewalt in der Schule überhaupt entsteht, welche Gewaltformen es gibt und wie Aggressionen in der Schule verbreitet werden. Danach werde ich auf das Phänomen „Schulmobbing“ sowie auf die mit Mobbing zusammenhängenden Begriffe Aggression und Gewalt eingehen, um zunächst die grundlegenden Zusammenhänge und Unterschiede deutlich zu machen. In Kapitel 4 werden anschließend die Unterschiede in der Ausführung von Mobbing in Abhängigkeit von Geschlecht, Alter und der Schulform untersucht. Als Nächstes werde ich die Charaktereigenschaften der Täter und Opfer analysieren und auch kurz auf die Eigenschaften der Mitläufer und Zuschauer eingehen. Im 6. Kapitel, welches einen der drei Hauptaspekte meiner wissenschaftlichen Hausarbeit behandelt, werde ich die Ursachen von Schulmobbing herausarbeiten, wobei sowohl die schulischen als auch die außerschulischen Einflussfaktoren eine große Rolle spielen. Dabei werde ich auch beschreiben, wie die schulische/pädagogische sowie die elterliche Erziehung sein sollte, um Mobbing an Schulen zu verhindern bzw. zumindest zu vermindern. Im Anschluss werde ich mein zweites Hauptaugenmerk, die Folgen von Mobbing, behandeln. Hierbei fokussiere ich mich vor allem darauf, welche Auswirkungen es für die Opfer gibt. Dabei ist es grundsätzlich wichtig, physische und psychische Folgen, aber auch Folgen für das soziale Leben zu kennen. Schließlich erläutere ich die Interventions- und Präventionsmöglichkeiten gegen Mobbing, die in drei Teilaspekte untergliedert werden: die Maßnahmen auf der Schulebene, der Klassenebene und der persönlichen Ebene. Nicht nur die Schule und die Lehrkräfte können etwas gegen Mobbing tun, sondern auch die Eltern. Deshalb werde ich im achten Kapitel auch die Möglichkeiten der Eltern ansprechen. Am Ende meiner wissenschaftlichen Hausarbeit werde ich in Kapitel 9, welches auf Kapitel 8 aufbaut, Präventionsprogramme, die je nach Situation variabel einsetzbar und teils von Pädagogen teils von Psychologen entwickelt worden sind, aufführen. Es werden das Anti-Bullying-Interventionsprogramm nach Olweus, der „No blame approach“ und das „Trainer“- Konzept nach Mustafa Jannan als bekannte und gut einsetzbare Programme gegen Mobbing in der Schule beschrieben. Zum Schluss werde ich die Kernaussagen der Arbeit noch einmal zusammenfassen und mit einem Fazit abschließen.

In der vorliegenden Hausarbeit werde ich auf die durchgehende Berücksichtigung der weiblichen und männlichen Schreibform verzichten. Wenn Geschlechtsunterschiede wichtig erscheinen und dargestellt werden sollen, wird dies explizit angemerkt.

Da das Phänomen „Mobbing in der Schule“ sehr umfangreich ist, werde ich mich aus Platzgründen nur auf die wichtigsten Zusammenhänge konzentrieren.

2. Gewalt in Schulen

2.1. Die Entstehung von Gewalt in Schulen

Die Schule ist eine öffentliche Einrichtung, die in entwickelten Gesellschaf­ten von allen Kindern zwischen dem 6. und 16. Lebensjahr besucht wird und in der sich die Lehrkräfte darum bemühen, den Kindern eine gute und ausreichende Bildung und Erziehung zu ermöglichen. In dieser wissenschaftlichen Hausarbeit wird nun diese Institution unter dem Aspekt der dort auftretenden Gewaltform namens Mobbing betrachtet und analysiert. Dabei ist es zunächst wichtig zu wissen, dass die Institution Schule in Geschichte und Gegenwart ein besonderes Verhältnis zur Gewalt hat. Bis 1970 war es den Lehrkräften in westdeutschen Schulen erlaubt, die Schülerinnen und Schüler zu schlagen (in den meisten Staaten der USA ist dies bis heute erlaubt). Auch wenn das heute zum größten Teil nicht mehr der Fall ist, gibt es in der Schule andere Gewaltformen. „In den meisten Schulen wird Gewalt gegenüber Schülerinnen und Schülern inzwischen jedoch weit diffiziler ausgeübt, etwa durch Bloßstellungen, Diskriminierungen oder auch Beleidigungen.“3 Deshalb sollte man auch diese Perspektive, also die Gewalt, die von der Schule und den Lehrkräften ausgeht, im Auge haben. Bei der von Schülerinnen und Schülern ausgehenden Gewalt werden drei Handlungsweisen unterschieden, die ich im folgenden Abschnitt näher erklären werde.

2.2. Formen der Gewalt

2.2.1. Körperlicher Zwang und physische Schädigung

Bei dieser Form der Gewalt geht es um Konflikte zwischen zwei oder mehreren Personen, bei denen mindestens eine Seite körperliche oder materielle Mittel, wie z.B.: Körperkraft oder Waffen, anwendet, in der Absicht, die Gegenseite zu schädigen. Körperliche Schädigungen, mit denen dann die Gegenseite zurechtkommen muss, sind beispielsweise Folgende: Brennende Wange, gebrochene Knochen, lebensgefährliche Verletzungen oder gar Tötungen. Auch die Zerstörung von Sachen und Gegenständen gehört zu diesem Aspekt. Die physische Gewalt ist bis heute die vorherrschende Gewaltform in Schulen. „Die häufigsten körperlichen Gewalthandlungen ereignen sich auf dem Schulhof und auf dem Schulweg, an Bushaltestellen und Bahnsteigen, aber auch innerhalb des Schulgebäudes, auf den Schülertoiletten, in den Korridoren der Schule und in den kleinen Pausen im Klassenzimmer.“4 Eine erst seit wenigen Jahren bekannte Ausführung der physischen Gewalt ist das aus Großbritannien bekannte „Happy Slapping“, was wörtlich übersetzt glückliches Zuschlagen bedeutet. Darunter versteht man das Filmen von brutalen Prügeleien, sexuellen Angriffen und Vergewaltigungen mit einer Videokamera oder der Kamera eines Mobiltelefons. Die entstandenen Aufnahmen werden dann an Bekannte und Freunde geschickt, oder ins Internet gestellt. Dadurch erleiden die Opfer sowohl direkte physische und psychische als auch indirekte psychische Verletzungen. Durch das Veröffentlichen leiden sie lange Zeit unter starken Traumatisierungen und Identitätsstörungen. Auch wenn man es hier nur mit Einzelfällen zu tun hat, ist es doch wichtig, solche neuen Formen der Gewaltausübung zu erwähnen. Angehende Lehrerinnen und Lehrer sollten ausreichende Informationen über alle aktuellen Gewaltformen haben, damit sie diese erkennen und entsprechend dagegen vorgehen können.

2.2.2. Verbale Attacke und psychische Schädigung

Oftmals sind Lehrkräfte, Eltern aber auch Schülerinnen und Schüler der Meinung, dass allein die körperlichen Schädigungen als Gewalt zu bezeichnen sind. Diese verkehrte Denkweise kommt daher, da sie selbst noch nie direkten Kontakt mit verbalen Attacken und psychischen Schädigungen hatten und also nicht wissen, wie man sich als Opfer dieser Gewaltform fühlt. Kennzeichnend für Gewalt ist die absichtsvolle Schädigung einer anderen Person, was auch ohne physische Mittel umsetzbar ist, denn eine Person ist durch Ausgrenzungen, Abwertungen, Beleidigungen, Erniedrigungen oder Erpressungen viel stärker verletzbar als durch einen Tritt gegen das Schienbein. Solche Schädigungen sind weder deutlich sichtbar, noch kann man sie leicht wegstecken. Je nach Situation müssen sie auf der psychischen Ebene verarbeitet werden.

Eine weitere Ausprägung der physischen Gewalt ist der Amoklauf, der zuerst im Jahre 1990 in einer amerikanischen Schule stattgefunden hat. „Bei »Amok« (malaiisch: wütend, rasend) geht es um plötzliche, nicht aktuell provozierte Gewaltausbrüche gegen andere und gelegentlich auch gegen sich selbst.“5 Es sind sozusagen vollzogene Mordhandlungen von Schülern gegen Mitschüler und Lehrkräfte. Der Amokläufer befindet sich dabei in einem rauschhaften Zustand und schießt rücksichtslos in der Schule um sich. In den letzten Jahren hat es auch in Deutschland Amokläufe gegeben. Einer der brutalsten Amokläufe in Deutschland fand im April des Jahres 2002 statt. Dabei tötete ein Schüler in einem Erfurter Gymnasium zuerst 16 Menschen und anschließend sich selbst. Amokläufe sind also leider kein Ereignis mehr, das nur weit entfernt stattfindet. Deutschland und die USA stehen insgesamt an der Spitze der Amokskala. Mehr zu Amokläufen wird in Punkt 7.1.2. berichtet.

2.2.3. Mobbing

Mobbing ist eine besondere Ausprägungsform von Gewalt, die nicht nur physische, sondern auch psychische Anteile beinhaltet. Hier geht es um Täter-Opfer-Beziehungen, bei denen die unterlegenen Schüler regelmäßig und ständig gepeinigt und schikaniert werden. Darunter fallen sowohl körperliche und verbale Attacken als auch indirekte Strategien. Mit indirekten Strategien ist gemeint, dass man z.B. jemand aus der Gruppe ausschließt oder Gerüchte über ihn verbreitet.

2.2.4 Verbreitung von Aggressionen in Schulen

Durch den Film „Du bist schlimm“6 von Gymnasiasten einer 9. Klasse zu Mobbing und Gewalt an der Schule, welchen sie mit Hilfe eines Medienpädagogen in einem mehrmonatigen Langzeitprojekt erarbeitet haben und in dem sie selbst erlebte Geschichten durch Interviews mit Tätern, Opfern oder so genannten „Unbeteiligten“ visualisiert haben, war zu erkennen, dass die Institution Schule sowie die Lehrerinnen und Lehrer einen überraschend wichtigen Anteil an den Aggressionen der SuS haben. Mehrmals erwähnten die Täter im Interview, dass sie meistens Aggressionen gegenüber Lehrern aufbauen und diese dann an unschuldigen Schülern auslassen. Unzureichende Kommunikation und ein kaltes und schlechtes Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern waren dabei das größte Problem, gefolgt von schlechten Arbeiten und schlechten Zeugnisnoten. Ein Täter berichtet, dass es bei einigen Lehrern noch nicht einmal möglich war, mit ihnen zu reden, geschweige denn, normale Fragen zu stellen, ohne dass man erniedrigt oder gekränkt wurde. Dies staute sich dann so sehr auf, dass man irgendwann keine andere Wahl mehr habe und es an anderen auslassen müsse. Es ist sogar zu erkennen, dass sie Reue, Mitgefühl und Gewissensbisse gegenüber den Opfern empfinden, was doch sehr erstaunlich war. Deshalb ist es wichtig, die Schuld nicht nur allein den Tätern zu geben, sondern die genauen Ursachen und Gründe für die Gewalt zu erkunden, um später gefährliche Folgen zu vermeiden.

3. Was ist Mobbing?

3.1. Herleitung des Begriffes „Mobbing“

Der Begriff Mobbing leitet sich aus dem englischen „to mob“ ab und bedeutet soviel wie anpöbeln, angreifen, attackieren. Das Wort stammt aus der lateinischen Sprache – „mobile vulgus“ – und bedeutet „wankelmütige Masse, aufgewiegelte Volksmenge“.7 Der künstlich gebildete Begriff „Mobbing“ wurde 1958 zunächst von dem Verhaltenswissenschaftler Konrad Lorenz geprägt. Lorenz hat sich mit der Verhaltensforschung (von Tieren) auseinander gesetzt und bezeichnete mit dem Begriff Gruppenangriffe von unterlegenen Tieren, um einen eigentlich überlegenen Gegner zu verscheuchen. „Mobbing ist für ihn zum Beispiel, wenn sich eine Gruppe von Gänsen gegen einen Fuchs zusammenrottet und diesen mit gezielten Angriffen vertreibt.“8 In den 1960er Jahren beobachtete der schwedische Mediziner Heinemann ein ähnliches Verhalten bei Kindern und bezeichnete dieses ebenfalls als „Mobbing“. Sein Buch „Mobbing – Gruppengewalt unter Kindern und Erwachsenen“ machte den Begriff weiter bekannt. Erheblichen Bekanntheitsgrad erlangte der Begriff „Mobbing“ jedoch erst circa 20 Jahre später durch den schwedischen Psychologen und Betriebswirt Heinz Leymann, der die Ursachen für psychische Belastungen von Arbeitnehmern untersuchte und feststellte, dass die Gründe nicht in deren Persönlichkeit, sondern in den betrieblichen Umfeldbedingungen liegen. Er untersuchte somit den gezielten Psychoterror am Arbeitsplatz und dokumentierte dies. Seine Berichte fanden hohe Anerkennung und lösten viele Diskussionen in der Öffentlichkeit aus. Die gebräuchlichste Definition beruht deshalb auch auf Leymann und lautet wie folgt: „Unter Mobbing wird eine konfliktbelastete Kommunikation am Arbeitsplatz unter Kollegen oder zwischen Vorgesetzten und Untergebenen verstanden, bei der die angegriffene Person unterlegen ist und von einer oder einigen Personen systematisch, oft und während längerer Zeit mit dem Ziel und/oder dem Effekt des Ausstoßes aus dem Arbeitsverhältnis direkt oder indirekt angegriffen wird und dies als Diskriminierung empfindet.“9 Kurz gefasst wird man gemobbt, wenn man von einer oder mehreren Personen über einen längeren Zeitraum häufig schikaniert und ausgegrenzt wird und man sich durch die Handlungen von ihnen diskriminiert fühlt, sei es am Arbeitsplatz, in der Schule oder im Kindergarten. Das ist der wesentliche Unterschied zu anderen Konflikten. Einmalige Vorfälle sind kein Mobbing. Wenn zwei gleich starke Menschen, Cliquen oder Parteien in einen Machtkampf geraten, spricht man ebenfalls noch nicht von Mobbing. Doch was ist denn Mobbing dann nun genau? Stellen wir uns folgende Situation vor: Wenn Christian seiner Mitschülerin Jennifer den Gruß verweigert und sie wie Luft behandelt, befindet sich ihre Kommunikation in einer konfliktbelasteten Lage. Ist das aber schon Mobbing? Wenn das schon seit Monaten so geht, wird Jennifer wahrscheinlich darunter leiden. Aber wenn jetzt nicht nur Christian, sondern die ganze Clique oder Klasse aufhört, Jennifer zu grüßen, entsteht enormer psychischer Druck. Spätestens dann liegt Mobbing vor. Das Ziel der Mobber ist, durch das gezielte Einsetzen ihrer Handlungen, den Mitarbeiter oder Mitschüler psychisch unter Druck zu setzen und ihn aus dem Umfeld oder aus der Arbeitsgruppe zu drängen. Dies zieht sich meistens über mehrere Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre hinweg. Beispiele für Mobbing sind: Auslachen, Beleidigen, Gerüchte verbreiten, Sachen verstecken oder von der Gruppe ausschließen. Mobbing geschieht jedoch nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch, wie schon erwähnt, innerhalb der Schule. Es gibt eine offensichtliche Parallele zwischen Arbeitsplatz und Schulklasse. Man befindet sich in beiden Bereichen nämlich in einer Zwangsgemeinschaft, die man nicht einfach so verlassen kann, wenn man sich nicht wohl fühlt. Des Weiteren ist man gegenseitig abhängig. Man muss zusammenarbeiten, weil man seine Pflichten erfüllen muss (z.B. bei einer Gruppenarbeit). Deshalb tritt Mobbing selten in freiwillig gewählten Gemeinschaften wie Sportvereinen oder Freizeitclubs auf, weil derjenige, der sich nicht wohl und akzeptiert fühlt, den Verein schnellstmöglich verlassen oder sich ein anderes Hobby suchen wird. Leymann hat zunächst 45 Handlungen innerhalb eines Mobbingfragebogens operationalisiert. Wenn eine oder mehrere von diesen 45 Handlungen ständig und über einen längeren Zeitraum vorkommen, wird man gemobbt. Die Arbeitswissenschaftler Esser und Wolmerath analysierten sowohl die Mobbingberichte als auch den Mobbingfragebogen von Leymann und entwickelten die 45 Mobbing-Handlungen weiter bis auf über 120 und listeten sie in ihrem Katalog auf. Diese unterteilen sich in 10 Kategorien, die ich im Folgenden nennen werde.

Angriffe gegen:

die Arbeitsleistung und das Leistungsvermögen

den Bestand des Beschäftigungsverhältnisses

die soziale Integration am Arbeitsplatz

das soziale Ansehen im Beruf

das Selbstwertgefühl

die Privatsphäre

die Gesundheit und die körperliche Unversehrtheit

Außerdem gibt es noch: destruktive Kritik, Erzeugen von Angst, Schrecken und Ekel und das Versagen von Hilfe.10 Diese Mobbing-Handlungen dienen ausschließlich als Orientierungshilfe und können nicht als Faktor für Mobbing gewertet werden, denn einige Mobbing-Handlungen können durch diesen Fragebogen gar nicht beschrieben werden. Manchmal ist es nicht möglich, den prozesshaften Charakter eines Mobbingverlaufes zu erfassen. Es gibt aber Mobbing-Handlungen, die am häufigsten vertreten sind. Diese sind nach der Autorin Renate Engbers11 folgende:

Das Verbreiten von Gerüchten

Der Versuch, die Arbeit zu „untergraben“, Fehler nachzuweisen

Das Schlechtmachen bei Vorgesetzten

Das Vorenthalten wichtiger Informationen

Jedoch ist zu erwähnen, dass es keine typischen Mobbing-Handlungen gibt. Diese können immer je nach Situation variieren. „Oft sind es nur feine Nadelstiche, die normalerweise ein Kind, ein Jugendlicher wegstecken kann. Aber wenn es hunderte dieser Nadelstiche werden, kann dies niemand ertragen.“12 Die Mobbingtäter besitzen oft keine Schuldgefühle während ihrer Handlungen. Sie amüsieren sich regelrecht dabei, die gemobbte Person zu verletzen, bloß zu stellen und vor allen anderen Mitmenschen fertig zu machen und merken dabei noch nicht einmal, welchen psychischen oder physischen Schaden sie am Opfer anrichten. Anhaltende Ängste, Suizid und Amoklauf sind die gefährlichsten Folgen von Mobbing, die nicht mehr ignoriert werden dürfen. Die Verursacher müssen darüber informiert und aufgehalten werden.

Das Opfer selbst zeigt häufig nicht nach außen, wie sehr es verletzt wird, und gibt seine Verhaltensweisen, für die er eigentlich gemobbt wird, nicht auf. Es kämpft regelrecht nach Anerkennung, verschlimmert aber in fast allen Fällen das Mobbing, da es mit falschen Mitteln nach Anerkennung sucht. Auf diesen Aspekt werde ich im folgenden Punkt 3.2. konkreter eingehen.

3.2. Wie verläuft Schulmobbing?

Zunächst einmal ist die Hierarchie der Klasse unterteilt in vier Gruppen. Da gibt es den oder die Gruppenführer, welche die größte Macht in der Gruppe haben und die Bestimmer der Gruppe sind, die Mitläufer, die den größten Teil der Gruppe bilden, die mitmachen, um lediglich nicht selbst einmal in die Opferrolle zu gelangen, die „Zuschauer“, die sich selbst nicht am Mobbing beteiligen, aber auch nichts dagegen unternehmen, und zuletzt den oder die Außenseiter der Klasse, die permanent Opfer von „Späßen“ und Aggressionen sind. Lehrerinnen und Lehrer nehmen oft von dieser Hierarchie kaum etwas wahr, weil das Mobbing in den Pausen, in den Vertretungsstunden, in den Umkleidekabinen der Sporthalle oder auf Klassenfahrten stattfindet. Viele Mobbing-Handlungen werden innerhalb der Unterrichtsstunden entweder verborgen oder indirekt bzw. heimlich ausgeübt. Andererseits gibt es aber leider auch Lehrkräfte, die Mobbing-Handlungen zwar wahrnehmen, sie jedoch ignorieren und mit den Problemen, die die Schülerinnen und Schüler untereinander haben, nicht in Kontakt geraten möchten,worauf ich jedoch später eingehen werde.

Jetzt haben wir die Hierarchie in der Klasse soweit kennen gelernt, doch wie verlaufen nun die Mobbingprozesse und welches Modell hat man anhand von Beobachtungen entwickelt? Zahlreiche Autoren, unter anderem Esser/Wolmerath und Engbers, beobachteten die Gruppenprozesse und beschrieben sie in ihrer Literatur. Folgende Abbildung visualisiert und erklärt den Aufbau und den typischen Verlauf des Mobbingprozesses, welcher in fast allen Situationen erkennbar ist.

Abb. 1: Neues „Phasenmodell“ 13

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Mobbing wird öfters als Phasenverlauf beschrieben. In der Mobbingphase selbst gibt es nicht unbedingt eine bestimmte zeitliche Reihenfolge, da jeder Fall eine eigene Dynamik besitzt. Esser/Wolmerath haben ein neues Phasenmodell beschrieben, das dem älteren Phasenmodell von Leymann ähnelt und sich im Grunde genommen nicht sehr davon unterscheidet. Mit der hinzugefügten Vorlauf- und der Endphase vervollständigten sie das Modell von Leymann. Zunächst einmal gibt es vor dem eigentlichen Mobbingprozess eine Vorlaufphase, bei der unterschiedliche Ausgangslagen herrschen, z.B.:

Das Betriebsklima ist bereits schlecht, Konflikte häufen sich;

Durch Umstrukturierungen werden Menschen neu zusammen­gewürfelt oder mit neuen Aufgaben betraut;

Es gibt Konflikte, die völlig verleugnet oder nur oberflächlich angesprochen werden und die unterschwellig weiter wirken;

es herrscht eine gute Arbeitsatmosphäre und -organisation, aber es gibt einzelne problematische Maßnahmen, wie Umbesetzungen,

Höhergruppierungen und Beförderungen stehen bevor.14

Weder ist absehbar, dass sich ein gegebener Konflikt zu Mobbing ausweiten wird, noch gibt eine freundliche Arbeitsatmosphäre die Sicherheit, eine mobbingfreie Arbeitsgemeinschaft zu haben.

Nach der Vorlaufphase verläuft die eigentliche Mobbingphase, in der bestimmte Mobbing-Handlungen gezielt und wiederholt auftreten. Hierbei stellt sich die Frage, ob die betroffene Person diese Situation bewältigen kann. Dabei sind einzelne Faktoren, die ebenfalls in der Abbildung zu sehen sind, von großer Bedeutung, auf die ich im Folgenden eingehen werde.

Die persönliche Konfliktfähigkeit spielt während der Situation des Angegriffenwerdens eine sehr große Rolle. Erfreulicherweise wird man nicht als konfliktfähiger Mensch geboren, sondern man kann dies mit der Zeit erlernen. Personen, die am liebsten jede Art von Konflikten vermeiden wollen, die sogar Angst vor Konflikten haben und stark auf Harmonie ausgerichtet sind, verlieren oft in diesem Punkt und meistern Konflikte entweder nur schwer oder überhaupt nicht. Das strategische Verhalten, das, wie gesagt, erlernbar ist, ist ein wichtiger Faktor dabei. Beispielsweise sollten die betroffenen Personen nicht jeden verbalen Angriff persönlich nehmen, sie sollten wissen, wie man Bündnispartner gewinnt oder wie man an entscheidenden Stellen Grenzen zieht. „Wichtiger ist ferner, die Balance zwischen Abwarten, aktivem Tun und Rückzug zu finden.“15

Der nächste wichtige Punkt ist der soziale und berufliche Rückhalt im Betrieb bzw. in der Schule. Um die Konfliktsituation erfolgreich zu bewältigen, bedarf es für die Mobbingbetroffenen an Unterstützung und sozialem Rückhalt durch Kollegen bzw. Mitschüler. Bei den wissenschaftlichen Fällen, die Esser und Wolmerath bekannt waren, hatten fast alle Mobbingbetroffenen, die die Konfliktsituation zu ihren eigenen Gunsten beeinflussen konnten, offen oder verdeckt einen oder mehrere Menschen an ihrer Seite. Dank der Unterstützung und der Hilfsbereitschaft der Mitmenschen gelang es ihnen, sogar trotz Mobbing gute Arbeitsleistungen zu erbringen und keine Fehlzeiten zu haben. Deshalb ist dieser Aspekt des Mobbingsprozesses sehr bedeutungsvoll. Der nächste Faktor, der entweder das Mobbing verschlimmert oder zu einer Lösung führt, ist die Organisation. Vorgesetzte bzw. Lehrerinnen und Lehrer, die in Mobbingsituationen nicht passiv bleiben, sondern in Konflikte eingreifen, besitzen die nötige Konfliktkompetenz. Nach den Studien von Esser und Wolmerath gibt es viele Vorgesetzte, die sich damit überfordert fühlen und deshalb nicht wissen, wie einzugreifen ist, was den Verlauf des Mobbinggeschehens leider negativ beeinflusst. Weitere Konfliktkompetenzen eines Unternehmens oder einer Schule zeigen sich im Umgang mit Beschwerden und mit Fehlern der Mitarbeiter bzw. Mitschüler oder im Fordern der Aussprache bei Unstimmigkeiten.

Solange die Mobbingopfer keine Unterstützung der Vorgesetzten erhalten und im Betrieb oder in der Schule keine geeigneten innerbetrieblichen Strukturen vorhanden sind, sind sie auf die Hilfe von außerbetrieblichen Institutionen angewiesen. Eine kompetente Mobbing-Konfliktberatung können sie bei Gewerkschaften oder Krankenkassen erhalten und ggf. auch juristische oder psychotherapeutische Hilfen erlangen. „Die große Zahl von Anfragen nach Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen, Therapeuten und Rechtsanwälten sowie das ungebrochene Inanspruchnehmen von Mobbingtelefonen zeigt den Bedarf.“16 Die Existenz einer Beratungsperson im Betrieb bzw. in der Schule wäre ebenfalls ein sehr positives Angebot, das zurzeit aber leider noch nicht in jedem Betrieb bzw. jeder Schule vorhanden ist. Der Endzustand einer Mobbinghandlung nach diesem Phasenmodell, also der Krankheit, des Ausschlusses aus dem beruflichen Wirkungsbereich bzw. aus der Klasse oder dem Aufgeben des Arbeitsplatzes bzw. dem Wechseln der Schule muss nicht unbedingt, kann aber erreicht werden. Des Weiteren besteht auch das Risiko des Ausschlusses trotz guter Gegenwehr.

Die aufgeführten Faktoren können aber auch in Wechselwirkung zueinander stehen, das heißt, jemand, der genügend Konfliktfähigkeit besitzt, kann dennoch durch mangelnden Rückhalt der Kollegen oder Freunde und die Konfliktscheu der Organisation verunsichert werden. Andererseits kann einem ängstlichen Mobbingopfer eine Stärkung durch aufgeschlossene Mitarbeiter/Mitschüler oder Vorgesetzte/Lehrkräfte gegeben werden.

3.3. Der Zusammenhang zwischen Gewalt und Mobbing

Sowohl in der Wissenschaft als auch um Alltagsverständnis gibt es keine eindeutige Definition von „Gewalt“. Viele Menschen verstehen unter Gewalt ganz verschiedene Handlungen. Des Weiteren konkurriert der Gewaltbegriff mit anderen inhaltlich ähnlichen Begriffen, wie z.B. Aggression, Mobbing, Amoklauf, Vandalismus, Kriminalität, Störungen des Sozialverhaltens usw. Dennoch gibt es weitgehend verbreitete Definitionen von Aggression, Gewalt und Mobbing. Aggression bezieht sich auf spezifische, zielgerichtete Verhaltensweisen zur Schädigung von Personen oder Sachen.17 Die Aggressivität, also die erhöhte Neigung zu aggressivem Verhalten, ist in einigen Situationen unserer Umwelt sogar legitim und erwünscht, wie z.B. beim Fußball und Boxen. Von Gewalt spricht man erst, wenn eine körperlich/sozial stärkere eine körperlich/sozial schwächere Person angreift, bedroht oder schädigt.18 Die spezifischen Phänomene schulischer Aggression und Gewalt werden unter den Begriffen Mobbing bzw. Bullying gefasst. Mobbing und Bullying (brutaler Kerl) werden mittlerweile meist synonym verwendet. Auch wenn Mobbing eher zur „kleinen Gewalt“ gehört, kann das Auslachen von Mitschülern, das Beleidigen oder Beschimpfen, das Verbreiten von Unwahrheiten, Erniedrigen und Ausschließen dazu führen, beim Betroffenen entweder schwere Verletzungen oder sogar schwere Gewalt gegenüber anderen Personen oder der Institution Schule (z.B. durch Amoklauf) auszulösen. Die Übergänge zwischen den einzelnen Stufen können dabei fließend und unkontrollierbar sein. Deshalb sollte man Mobbing in der Schule nicht unterschätzen. „Wie stark der Leidensdruck bei einem Opfer ist und wie lange es braucht, bis die Nachwirkungen der Übergriffe verarbeitet sind, wird offensichtlich zu wenig verstanden“.19 Abbildung 2 zeigt die Einord­nung von Mobbing, Aggression und Gewalt in ein gemeinsames Schema.

Abb. 2: Zusammenhang zwischen Aggression, Gewalt und Mobbing20

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Schema verdeutlicht den Zusammenhang zwischen den drei Begriffen und erleichtert das Verständnis von ihnen. Zu erkennen ist Folgendes: Nicht jede Gewalt ist Mobbing, aber Mobbing ist immer Gewalt. Weiterhin ist Gewalt sehr stark mit Aggressionen verbunden, das bedeutet aber nicht, dass jede Aggression sich durch Gewalthandlungen ausdrücken muss. Mobbing weist somit große Überschneidungen mit dem Aggressions- und dem Gewaltbegriff auf und sollte daher von unserer Gesellschaft nicht unterschätzt werden.

3.4. Ein Fallbeispiel für Schulmobbing

Im Folgenden liegt eine Schülerzeitung von einem Mainzer Gymnasium vor, in der das Mobbingphänomen in der ganzen Schule veröffentlicht und verbreitet wurde. Es ist ein gutes Beispiel um zu erkennen, was für ein unakzeptabler Psychoterror solche Mobbingvorfälle sein können. Da der Artikel erst zum Schluss eingegangen war, vergas der zuständige Lehrer den Artikel zu lesen.

Conny – We love you

„Da wir leider keine Namen nennen dürfen, nennen wir das Phänomen einfach mal Conny S., denn jeder hat schon mal über sie gelacht, und zwar gaaaaanz laut und dreckig!

Aber das schönste daran ist, dass wirklich JEDE ihrer Aussagen a) ernst gemeint ist, und b) dass sie wirklich so gesagt wurden. Also ich wunsche Euch allen viel Spaß bei Conny I.

Schon der erste Schultag dieses Schuljahres wurde eine Begegnung der besonderen Art, denn da stand sie, die einzigartige, (gaaaaaanz leicht) naive Conny S. mit ihrem Heiligenschein und ihren laaaangen blonden Haaren, die mit einem, wie immer, roten Haarband zu einem Pferdezopf (ultralang) zusammengebunden war. Schon schnell stellte sich heraus, dass Conny die ganze Stufe unterhalten würde.

Die erste phänomenale, zum Abschließen geile Aktion war im Franzunterricht. Unser Kurs plante ein Frühstück, wohlgemerkt ein FRANZÖSISCHES Frühstück, als dann unser lieber Lehrkörper fragte, wer was mitbringen würde, meldete sich Conny überschwenglich und rief ganz laut … „ Isch pring Nuddella mit!“ (= „ich bringe Nutella mit!“). Der ganze Kurs fing an zu lachen, und Conny wußte wohl nicht ganz warum, denn sie wurde ganz rot und versteckte ihr Gesicht, um sich mal kräftig zu schämen! Hmmm, viele werden denken, was ist daran so lustig ?? Aber wenn der Lehrkörper sagt, ein französisches Frühstück, mit französischen Spezialitäten …

Das war der Hammer numero uno, und so langsam wurde Conny Kult, jeder kannte sie (gleichzusetzen mit lachte über sie), aber Conny ließ nicht lange auf die nächsten warten, denn in Geschichte antwortete sie auf die Frage, was das Problem sei, wenn Söldner Städte verwalten, mit der Antwort: „die müsse ja umziehe!!“ Nach dieser Antwort wurde mir das erste mal in meinem Leben deutlich, warum Lehrer so viel Geld verdienen! Oder eine Woche später auf die Frage, wie denn die römischen Mauern gebaut seien, antwortete sie „aus Stein“ … und das mit vollem Ernst! Aber liebe Freunde, der absolute Hammer kommt erst noch, denn nur sie erlaubt sich bei Mr. „wenn Du nicht gelernt hast, muss ich Dich leider töten“ Klinger, auf eine Frage über den Versuch zu antworten: „Das sah lustig aus …!“ … aber die Quittung folgte unverzüglich, und Conny bekam satto 0 Pkte. auf dem Zeugnis (immerhin). Nebenbei mal eine Frage an Euch, wie würdet Ihr regieren, wenn Ihr 2 Pkte. (= Note 5) in einer Arbeit zurückbekommen würdet??? Würdet Ihr wie Conny reagieren????!?!?!? Wirklich??? Würdet Ihr ernsthaft mit fast 18 Jahren (wie Conny) Auch auf den Tisch legen und mal kräftig abflennen???? Anm.: Unsere liebe Kursleiterin konnte sie trösten und uns (vor Lachen) retten! Da fällt mir die nächste rhetorische Frage ein: wie würdet ihr reagieren, wenn Ihr 7 Pkte. (3-) in Deutsch zurückbekommt ??? Wieder wie Conny???? Würdet Ihr wieder weinend auf dem Tisch liegen??? (vor Freude) Nitt, egal sie tut es, und jetzt meine aller, aller, aller liebste Eigenschaft von Conny: Ihre Liebe zu ihren Klamotten, denn nur sie liebt ihren Rucksack so, dass sie ihre Jacke bei rasender Sonne über ihn legt, damit er nicht heiß wird! Das sieht dann so aus: Stellt auch vor Ihr seht eine Person, die einen Rucksack mit Jacke trägt!

So genug gelästert, und nächstes mal dann die Fortsetzung, aber:

IHR KÖNNT DEM OFFIZIELLEN CONNY FANCLUB BEITRETEN!!!

Anmeldung beim SG

IHR KÖNNT MIR AUCH CONNY STORIER; ODER KOMMENTARE ZU MEINEM ARTIKEL MAILEN

SCHREIBT AN: O.G.A.S.M.C.S.AJ@gmx.de

Der Verfasser dieses liebevollen Artikels benutzt einen Namenskürzel, wir bitten dies zu verstehen!“21

4. Unterschiede in der Ausprägung von Mobbing in der Schule

4.1. Geschlechtsspezifische Unterschiede

Im Punkt 3.2. war das dargestellte Schema das Ergebnis von Durchschnittswerten, die besondere Aspekte bestimmter Schülergruppen oder Schulformen nicht berücksichtigt haben. In so gut wie allen Studien haben sich Differenzen nach Geschlecht, Alter und Schulform gezeigt. Die Geschlechtszugehörigkeit ist allerdings das deutlichste und zentrale Merkmal für die Ausübung von Mobbing in der Schule. Zum überwiegenden Teil ist Mobbing ein männliches Phänomen. Vor allem bei körperlichen Gewalthandlungen sind Jungen häufiger beteiligt als Mädchen – sowohl als Täter als auch als Opfer. Die Ergebnisse der Studien, die in zahlreicher Literatur genannt wurden, haben sich jedoch oft nicht überschnitten. Der Grund dafür könnte das Jahr der Untersuchung sein, das in den meisten Fällen unterschiedlich war. Die wichtigsten Ergebnisse waren Folgende: „80 Prozent der gemobbten Jungen werden von Jungen gemobbt“ und „bei den Mädchen sind 60 Prozent Opfer von anderen Mädchen“.22

Ein weiterer Unterschied zwischen Jungen und Mädchen ist, dass die Jungen eher physische und die Mädchen eher verbale Gewaltangriffe bevorzugen. Sie treten, schubsen und schlagen in einzelnen Fällen zwar auch einmal zu, dies ist aber nicht mit den Attacken von Jungen zu vergleichen. Als typisch weiblich gelten Gewaltformen wie Ausgrenzen, Tratschen und Gerüchte verbreiten. In einer Studie von Lösel/Bliesener wurde erfasst, dass 7,9 % der befragten Jungen angaben, einmal in der Woche oder häufiger andere geschlagen oder getreten zu haben, während es bei den Mädchen nur 1,6 % waren. Opfer davon waren 4,2 % der Jungen und 1,5 % der Mädchen.23 Trotz dieser extremen Geschlechterunterschiede gibt es auch eine kleine Minderheit von Mädchen, die häufig in physische Gewalthandlungen verwickelt sind. Auch die psychische Gewalt wird größtenteils von Jungen ausgeübt, die Differenzen verringern sich jedoch immer mehr. „Dies spricht für die Alltäglichkeit dieser Gewaltform.“24 „Die unterschiedlichen Bevorzugungen von Gewaltformen von Jungen und Mädchen stehen mit den unterschiedlichen Verarbeitungsformen und Bewältigungsregulationen von Jungen und Mädchen in Zusammenhang.“25 Indem Mädchen eher zu interiorisierenden Bewältigungsformen neigen, wenn die eigene Person Opfer der Schädigung ist, neigen Jungen zu exteriorisierenden Bewältigungsformen, bei denen eher eine andere Person geschädigt wird. Oft kommt es aber auch vor, dass Jungen sich selbst schädigen, indem sie Alkohol und Drogen konsumieren, um ihre Wut zu unterdrücken. Mädchen verarbeiten ihre Aggressionen dagegen sehr stark in ihrem Inneren und leiden deshalb oft unter psychosomatischen Beschwerden und Depressionen. Jungen dagegen tragen ihre Aggressionen und ihren Ärger im Durchschnitt mehr nach außen, also in ihre Umwelt. Popps (2002) Untersuchungen zu geschlechtsspezifischen Gewalthandlungen stellten die unterschiedlichen emotionalen Reaktionen auf Gewalt einerseits und die Interventionsbereitschaft andererseits heraus.26 Demnach reagierten Mädchen sehr viel häufiger als Jungen bei der Vorstellung, Opfer einer Mobbingattacke zu sein, mit Ärger und Angst. Sie haben auch mehr Angst davor, körperlich angegriffen zu werden. Beide Geschlechter machten die Aussage, sich bei einem beobachteten Gewaltangriff nicht einzumischen. Sexuell gefärbte Beleidigungen und Beleidigungen in Bezug auf Familienangehörige ziehen bei Jungen spontane körperliche Gegenangriffe nach sich. Daher liegt auch die Schwelle zu spontanen und zornigen körperlichen Gegenangriffen bei Jungen niedriger als bei Mädchen.27 Welche Rolle Mädchen bei körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Jungen spielen und welche verstärkenden oder abschwächenden Impulse von ihnen ausgehen, wurde bisher noch nicht ausreichend untersucht. Anhand dieser Ergebnisse kommt man zu einigen Erklärungsansätzen, die abgeleitet werden können. Schaut man sich unsere Gesellschaft an, ist nicht auszuschließen, dass körperliche Gewaltausübung als Nachweis von Männlichkeit zum größten Teil akzeptiert wird und Jungen dadurch ihre Männlichkeit demonstrieren möchten. Es ist ein so genanntes Mittel der Selbstbehauptung. Im Gegensatz zu den Jungen können das Mädchen nicht so leicht, denn es wird in unsrer Gesellschaft als „unnormales Verhalten“ gesehen. Typische weibliche Aggressionsverhalten sind Lästern, Hänseln, Beschimpfungen und Demütigungen. Mädchen neigen aber auch eher dazu, ihre aggressiven Gefühle innerlich zu verarbeiten, und geraten daher in Depressionen oder zum Medikamentenkonsum. Sie können ihre Aggressionen nicht frei ausüben und wissen auch deshalb nicht, richtig mit ihnen umzugehen. Mädchen erfahren immer, dass es ihre Aufgabe ist, in Konfliktsituationen zu harmonisieren und auszugleichen.28 Dadurch lernen sie, im Gegensatz zu den Jungen, dass sie Gewalt auszuhalten haben. Weitere geschlechtertypische Erwartungen sind, dass Mädchen Konflikte eher subtil und auf der Beziehungsebene austragen und Jungen Konflikte eher offen, aggressiv und vor Publikum austragen.29 Auch wenn eine Minderheit der Mädchen Mitglied in gewaltauffälligen Gruppen ist, sind sie fast immer darauf ausgerichtet, Konflikte friedlich und verbal zu lösen.

[...]


1 Kirchner Julia, „Raus aus der Opferrolle“, in: http://www.sueddeutsche.de/bildung/mobbing-in-der-schule-raus-aus-der-opferrolle-1.1235565 [10. Oktober 2012], zuletzt geprüft 20. April 2013, 14:18.

2 ebd.

3 vgl. Heitmeyer Wilhelm; Schröttle Monika, Gewalt. Beschreibungen-Analysen-Prävention, Bonn: 2006, S. 195.

4 Sprague und Walker 2005, in: Hurrelmann Klaus; Bründel Heidrun, Gewalt an Schulen. Pädagogische Antworten auf eine soziale Krise, Weinheim 2007, S. 64.

5 Wahl Klaus; Hees Katja, Täter oder Opfer?. Jugendgewalt – Ursachen und Prävention, München 2009, S. 29.

6 Medienprojekt Wuppertal e.V., Du bist schlimm!, Wuppertal 2003.

7 vgl. Esser Axel; Wolmerath Martin, Mobbing. Der Ratgeber für Betroffene und ihre Interessenvertretung, Frankfurt am Main 1997, S. 24.

8 vgl. Lorenz 1991, in: Kolodej Christa, Mobbing. Psychoterror am Arbeitsplatz und seine Bewältigung, Wien 1999, S. 19.

9 Leymann 1995, in: Esser Axel; Wolmerath Martin, Mobbing. Der Ratgeber für Betroffene und ihre Interessenvertretung, Frankfurt am Main 1997, S. 25.

10 vgl. Engbers Renate, Mobbing. Was InteressenvertreterInnen, Beteiligte und Betroffene dagegen tun können, Hannover 2005, S. 13-20.

11 Engbers Renate, Mobbing. Was InteressenvertreterInnen, Beteiligte und Betroffene dagegen tun können, Hannover 2005, S. 13.

12 Dambach Karl E., Mobbing in der Schulklasse, München 2009, S. 15.

13 Esser/Wolmerath 2003, in Engbers Renate, Mobbing. Was InteressenvertreterInnen, Beteiligte und Betroffene dagegen tun können, Hannover 2005, S. 26.

14 Engbers Renate, Mobbing. Was InteressenvertreterInnen, Beteiligte und Betroffene dagegen tun können, Hannover 2005, S. 25.

15 Esser Axel; Wolmerath Martin, Mobbing. Der Ratgeber für Betroffene und ihre Interessenvertretung, Frankfurt am Main 1997, S. 42.

16 Esser Axel; Wolmerath Martin, Mobbing. Der Ratgeber für Betroffene und ihre Interessenvertretung, Frankfurt am Main 1997, S. 44.

17 vgl. Schubarth Wilfried, Gewalt und Mobbing an Schulen. Möglichkeiten der Prävention und Intervention, Stuttgart 2010, S. 17.

18 vgl. Zitzmann Christina, Alltagshelden. Aktiv gegen Gewalt und Mobbing – für mehr Zivilcourage, Schwalbach 2007, S. 22.

19 Jannan Mustafa, Das Anti-Mobbing-Buch. Gewalt an der Schule – vorbeugen, erkennen, handeln, Weinheim 2008, S. 21.

20 Schubarth Wilfried, Gewalt und Mobbing an Schulen. Möglichkeiten der Prävention und Intervention, Stuttgart 2010, S. 18.

21 Dambach Karl E., Mobbing in der Schulklasse, München 2009, S.42 ff.

22 Jannan Mustafa, Das Anti-Mobbing-Buch. Gewalt an der Schule – vorbeugen, erkennen, handeln, Weinheim 2008, S. 33.

23 Heitmeyer Wilhelm; Schröttle Monika, Gewalt. Beschreibungen-Analysen-Prävention, Bonn: 2006, S. 195.

24 Heitmeyer Wilhelm; Schröttle Monika, Gewalt. Beschreibungen-Analysen-Prävention, Bonn: 2006, S. 195.

25 Hurrelmann Klaus; Bründel Heidrun, Gewalt an Schulen. Pädagogische Antworten auf eine soziale Krise, Weinheim 2007, S. 95.

26 vgl. ebd., S. 96.

27 vgl. Popp 2002, in: ebd., S. 96.

28 Zitzmann Christina, Alltagshelden. Aktiv gegen Gewalt und Mobbing – für mehr Zivilcourage, Schwalbach 2007, S. 24.

29 ebd., S. 24.

Ende der Leseprobe aus 89 Seiten

Details

Titel
Mobbing in der Schule. Phänomen, Bedingungen und Folgen
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen  (Universität)
Note
1,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
89
Katalognummer
V288168
ISBN (eBook)
9783656885481
ISBN (Buch)
9783656885498
Dateigröße
2489 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
examensarbeit, examen, mobbing, cybermobbing, schulmobbing, mobbing in der schule, mobbing in der klasse, schülermobbing, hausarbeit, bachelorarbeit, gewalt in schulen, gewalt
Arbeit zitieren
Selin Völlers (Autor:in), 2014, Mobbing in der Schule. Phänomen, Bedingungen und Folgen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/288168

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Mobbing in der Schule. Phänomen, Bedingungen und Folgen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden