Das Mediensystem der USA. Entwicklung, Struktur und Einflüsse auf das politische System


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2000

21 Pages, Note: 1,5


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Struktur der Medienlandschaft in den USA
2.1. Printmedien
2.2. Radio
2.3. Fernsehen
2.4. Federal Communications Commission
2.5. Konzentrationsprozesse

3. Die Medien im politischen System
3.1. Watchdog
3.2. Information
3.3. Medien und Wahlen
3.4. medien und politische Partizipation

5. Das Internet im politischen Prozeß

6. Schlußbetrachtung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Diese Arbeit bemüht sich um einen Überblick über die Massenmedien in den Vereinigten Staaten. Hierbei stehen die Struktur der Medienlandschaft, ihre Funktionen im politischen System und ihr Einfluß auf die politische Partizipation im Mittelpunkt.

Grundsätzlich versteht man unter Massenkommunikation Aussagen, die „öffentlich durch technische Verbreitungsmittel indirekt und einseitig an ein disperses Publikum vermittelt werden“[1]. Bei der Darstellung der Massenkommunikationsmittel beschränkt sich diese Arbeit dem üblichen Sprachgebrauch folgend auf Printmedien, Radio und Fernsehen. Vor allem letzteres erfährt aufgrund seiner herausragenden Bedeutung besondere Berücksichtigung. Das Internet entzieht sich der oben angegebenen Definition in mehrfacher Hinsicht, und wird daher gesondert bearbeitet. Da es sich noch im Anfangsstadium seiner Entwicklung befindet, liegt der Schwerpunkt neben der gegenwärtigen Nutzung vor allem auf den Zukunftsperspektiven dieses Mediums.

2. Die Struktur der Medienlandschaft in den USA

2.1. Printmedien

Die Vereinigten Staaten blicken auf eine über 300-jährige Pressetradition zurück. Bereits 1690 erschien mit der „ Public Occurences, Both Foreign and Domestik“ die erste Zeitung auf amerikanischem Boden, die allerdings von den britischen Kolonialherren umgehend verboten wurde. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts kam es zu ersten regelmäßigen Veröffentlichungen von Zeitungen, und besonders während der Revolution ließ sich eine verstärkte Presse- und Flugblattagitation beobachten.[2] Die Zeitungen dienten in der Regel als Verlautbarungsorgane einzelner Politiker oder Parteien und waren somit auch immer Sprachrohr von Regierung oder Opposition. Durch die zunehmende Kommerzialisierung verloren die Printmedien ihren parteilichen Charakter zugunsten einer weitgehend neutralen Berichterstattung. So sollte ein möglichst heterogenes Publikum erreicht und breitere Käuferschichten erschlossen werden. Eine Folge war die Entstehung der sogenannten „ penny press“. Mit der Zeitung „ The sun“ erschien 1830 erstmals eine Publikation mit deutlichem Boulevardcharakter. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die parteigebundene Presse dann fast gänzlich verschwunden.[3]

Die Verbreitung der Zeitungen in den USA ist vor allem durch ihre Dezentralität gekennzeichnet. Amerikanische Zeitungen sind in der Regel Lokalzeitungen, in denen regionale Themen dominieren. Mitte der 90er Jahre erschienen in den Vereinigten Staaten ca. 1600 Tageszeitungen in einer Gesamtauflage von 63 Millionen Exemplaren, sowie ca. 900 Sonntagszeitungen in ungefähr der gleichen Auflagenhöhe.[4] Erst nachdem der gleichzeitige Druck in verschiedenen Landesteilen durch Satellitenübermittlung möglich wurde, etablierten sich national verbreitete Zeitungen. 1975 begann das „ Wall Street Journal“ mit dieser Übertragungstechnik, 1980 folgte die „ New York Times“ mit dem Vertrieb einer komprimierten Fassung in begrenzter Auflage im Westen und Süden des Landes. Erst 1981 entstand mit der „ USA Today“ die erste echte nationale Zeitung, die sich bewußt an nicht ortsgebundene und heimatferne Amerikaner richtet.[5]

Die Vielzahl von Tageszeitungen darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß die allermeisten lokalen Märkte von Monopolzeitungen beherrscht werden. Die Zahl der Städte mit mindestens zwei Zeitungen, die finanziell nicht miteinander verbunden sind, beläuft sich lediglich auf 36 (2,3% aller Märkte). Nach starken Konzentrationsprozessen in den letzten 30 Jahren befinden sich die meisten der amerikanischen Tageszeitungen heute in der Hand von nationalen oder regionalen Zeitungsketten, die zusammen 80% der Auflage kontrollieren. Die größten amerikanischen Ketten sind Gannet, Knight-Ridder und Newhouse. [6]

2.2. Radio

Als Erbe militärischer Funktechnik wurde nach dem Ersten Weltkrieg erstmals eine zivile Nutzung des Rundfunks in Erwägung gezogen. Nach einigen kurzlebigen Projekten ging in Pittsburgh am 2. November 1920 die weltweit erste Radiostation mit einem regelmäßigen Programmbetrieb auf Sendung. Nur drei Jahre später wurden bereits 576 Radiostationen betrieben. Der ursprüngliche Plan zur Finanzierung des Rundfunks durch den Verkauf von Empfangsgeräten trat schon bald nach der Ausstrahlung des ersten Werbespots am 22. August 1922 in den Hintergrund. Das Radio war als Werbeträger entdeckt und wurde in den späten 20er Jahren fast ausschließlich kommerziell betrieben. Ungefähr zeitgleich etablierte sich der Hörfunk durch die fortschreitende Verknüpfung einzelner Radiostationen zu networks als Massenmedium. Kabelverbindungen, die zuerst im Nordosten der USA fertiggestellt wurden, ermöglichten hierbei die simultane Ausstrahlung von Radioprogrammen.[7] Den Höhepunkt seines Einflusses erreichte das Radio in den 30er und 40er Jahren („ Radio days“) und blieb bis in die 50er Jahre hinein das bedeutendste elektronische Medium. Heutzutage existieren in den Vereinigten Staaten weit über 10 000 Radiostationen und in Ballungsgebieten konkurrieren oft Dutzende von Anbietern miteinander. Ihre hohe Anzahl führt dazu, daß sich die meisten Stationen auf ein Programmformat oder eine Musikrichtung spezialisiert haben.[8] Die Organisationsstruktur des Rundfunks ist praktisch identisch mit der des Fernsehens, und wird im folgenden Punkt erläutert.

2.3. Fernsehen

Bereits in den 20er Jahren begann die Radio Corporation of America (RCA), mit der elektronischen Bildübertragung zu experimentieren. Nach der Überwindung vieler technischer Probleme, vor allem in bezug auf die Bildauflösung, konnte am 30. April 1939 die weltweit erste öffentliche Fernsehsendung ausgestrahlt werden. Zwei Jahre später vergab die Federal Communications Commission die ersten Lizenzen zum gewerblichen Fernsehbetrieb. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann das Fernsehen seinen Siegeszug. Die Anzahl der Sendestationen stieg von zwölf (1946) auf 198 (1953), und 1955 besaßen bereits 78 Prozent der amerikanischen Haushalte ein Fernsehgerät. In der Mitte der 50er Jahre hatte das Fernsehen das Radio als wichtigstes elektronisches Medium abgelöst.[9]

Das Fernsehsystem der Vereinigten Staaten ist um die drei großen Network-Gesellschaften National Broadcasting Company (NBC), Columbia Broadcasting System (CBS) und American Broadcasting Company (ABC) gruppiert. Seit 1986 ist mit der Fox Broadcasting Company (FBC) ein viertes großes network hinzugekommen, das dem australischen „Medientycoon“ Rupert Murdoch gehört. Die networks sind mit 60 Prozent der tatsächlich gesehenen Programme die größten Anbieter von Fernsehprogrammen auf dem amerikanischen Markt. Dabei senden sie ihre Programme nicht unmittelbar an den Zuschauer, sondern versorgen als eine Art Programmagentur viele lokale Sendestationen mit einem beträchtlichen Teil ihres Fernseh- und Werbematerials. Die Network-Gesellschaften betreiben lediglich in Ballungsräumen eigene Sendestationen. Von den ca. 1150 Sendestationen waren trotz gegenläufiger Tendenz immer noch über 60 Prozent einem Network als affiliate angeschlossen. Aus Kostengründen verwerten diese das zentral eingespeiste Material der n etworks und produzieren selbst lediglich Beiträge mit lokalen Programminhalten. Generell läßt sich sagen, daß Network-Strukturen dort entstehen, wo sich kommerzielles Fernsehen von der lokalen Ebene her entwickelt.[10]

In den 80er Jahren ließ sich ein Anstieg der von den networks unabhängigen Sendestationen, den independents, beobachten. Ihr Programmangebot besteht im wesentlichen aus der Weiterverwertung von bereits gesendetem Network-Material (reruns), oder der Spezialisierung auf besondere Zielgruppen, wie z. B. die spanisch sprechende Minderheit. Um konkurrenzfähig zu bleiben und kostengünstiger produzieren zu können, haben sich viele der independents zu kleinen networks zusammengeschlossen. Eine herausragende Figur in der amerikanischen Medienlandschaft ist Robert E. Turner, der mit dem Turner Broadcasting System (TBS) der weltweit größte Kabelanbieter ist. Turner begann, in die bereits seit 1948 bestehenden und ursprünglich lokal ausgerichteten Kabelnetze via Satellit Sendesignale einzuspeisen. Der einspeisende Sender wird als „ superstation“ bezeichnet und verfügt durch diese Technik über eine enorme Reichweite. Auch andere unabhängige Sender (WGN, WGOR) rüsteten zur superstation auf und etablierten das Kabel als gängiges Sendemedium. 1988 waren bereits 50 Prozent der amerikanischen Haushalte an das Kabelnetz angeschlossen. Das Kabelfernsehen erfreut sich mit zahlreichen Pay-TV und Pay-Per-View- Formaten, sowie seiner großen Vielzahl an unterschiedlichen Programmformaten (CNN, MTV, Nickelodeon) äußerster Beliebtheit.[11]

Mit dem National Public Radio (NPR) und dem Public Broadcasting Service (PBS) existieren auch öffentliche Radio- bzw. Fernsehnetze, die aber nicht mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk europäischer Ausrichtung vergleichbar sind. Träger von NPR und PBS sind in erster Linie Universitäten, aber auch Stiftungen, Kommunen und Verbände.[12]

2.4. Federal Communications Commission

Anders als die Presse unterliegen die elektronischen Medien einer staatlichen Regulierung. Dies geschieht durch die 1934 gegründete und dem Kongreß verantwortliche Federal Communications Commission (FCC), die aus der Federal Radio Commission hervorgegangen ist. Die Angehörigen der FCC- Kommission werden vom Präsidenten vorgeschlagen und vom Senat bestätigt. Sie sind in ihrer fünfjährigen Amtszeit nicht absetzbar, wodurch ihre Unabhängigkeit gesichert werden soll. Die FCC überwacht die Programme und vergibt die Sendelizenzen für Radio und Fernsehen. Nach dem Federal Communications Act von 1934 müssen die Programme der Sendestationen hierfür die Ansprüche von public convenience, interest, oder necessity erfüllen. Faktisch gesehen ist der Einfluß der FCC jedoch gering, da weder die tägliche Programmaufsicht im ganzen Land möglich, noch der Entzug von bereits vergebenen Sendelizenzen ohne Schwierigkeiten realisierbar ist. So beschränkt sich die Tätigkeit der FCC in der Praxis auf regulierendes Eingreifen bei Konflikten innerhalb der Rundfunkindustrie oder zwischen Rundfunkstationen und Zuschauern.[13]

Seit den 80er Jahren verfolgt die FCC eine Deregulierungspolitik, die durch den Telecommunication Act von 1996 eine entsprechende Normierung erhielt. In diesem wurden Kartellbestimmungen dergestalt gelockert, daß die Sendestationen eines Eigners statt den bisher erlaubten 25, nun 35 Prozent der US-Haushalte erreichen darf. Durch die Digitalisierung der Kommunikationstechnik wurde es ferner nötig, Regularien zu schaffen, durch die bisher getrennte Kommunikationsmärkte miteinander in Konkurrenz treten können. Der Telecommunication Act baut regulative Barrieren ab, um ein digitales „jeder-gegen-jeden“ zu ermöglichen.[14]

2.5. Konzentrationsprozesse

Auf eine zunehmende horizontale Konzentration vor allem bei den Printmedien ist bereits hingewiesen worden. Seit Anfang der 90er Jahre kommt es verstärkt zu einem vertikalen Konzentrationsschub in der kommerziell geprägten Medienlandschaft der USA. Eine Vorreiterrolle nimmt hier der Medienkonzern Time Warner ein, der von der Produktion (Warner Studios) über die Verteilung (Kabelnetze) und Programmanbieter (Home Box Office, CNN) alle Stufen unter einem Dach vereint. Ähnliches gilt für den Disney-Konzern, dem neben seinen Studios inzwischen auch das Network ABC gehört. Mit Besorgnis wird aber vor allem der eingebürgerte Australier Rupert Murdoch mit seiner News Corporation Ltd betrachtet . Murdoch besitzt auf dem amerikanischen Markt mehrere bedeutende Zeitungen und Magazine, die Twentieth Century Fox Studios, sowie das Fox-Network, das seit dem Zukauf einer Kette von TV-Stationen ca. 40 Prozent der Haushalte erreichen kann. Dies läuft den Bestimmungen des Telecommunication Acts entgegen, wird aber dennoch geduldet. Dies läßt darauf schließen, daß die Deregulierung und die dadurch möglichen Konzentrationsprozesse in dem Normenwerk von 1996 noch nicht ihr Ende gefunden haben. Bedenklich ist hierbei, daß Murdoch mit konservativen Politikern kooperiert, weshalb sich viele an die Praktiken des ersten amerikanischen Zeitungsmoguls William Randolph Hearst (1861-1951) erinnert sehen, der offen seinen Einfluß auf die Politik geltend machte.[15]

[...]


[1] M. Kaase: Massenkommunikation, in: D. Nohlen (Hg.): Wörterbuch Staat und Politik, Neuauflage, München 1995, S. 414-420, hier: S. 414.

[2] Vgl.: H.J. Kleinsteuber: Massenmedien in den USA, in: H. Wasser (Hg.): USA; Wirtschaft – Gesellschaft – Politik, 3. Aufl., Opladen 1996, S. 275-302, hier: S. 277 (im folgenden zitiert als: H. J. Kleinsteuber, Massenmedien).

[3] Vgl.: W. Donsbach: Täter oder Opfer – Die Rolle der Massenmedien in der amerikanischen Politik, in: W. Donsbach, O. Jarren, H. M. Kepplinger u. B. Pfetsch (Hg.): Beziehungsspiele – Medien und Politik in der öffentlichen Diskussion. Fallstudien und Analysen, Gütersloh 1993, S. 221-281, hier: S. 227.

[4] Siehe: B. Garrison: Newspapers, in: E. K. Thomas u. B. H. Carpenter (Hg.): Handbook on Mass Media in the United States, Westport 1994, S. 93-113, hier: S. 95f.

[5] Vgl.: H. J. Kleinsteuber, Massenmedien, a. a. O., S. 278f.

[6] Vgl.: S. Ruß-Mohl: Zeitungsumbruch - Wie sich Amerikas Presse revolutioniert, Berlin 1992, S. 105ff.

[7] Vgl.: C. Bachem: Fernsehen in den USA, Opladen 1995, S. 13ff.

[8] Vgl.: H. J. Kleinsteuber: Massenmedien, a. a. O., S. 283.

[9] Vgl.: P. K. Doyle: Television Networks, in: M. A. Blanchard (Hg): History of Mass Media in the United States, Chicago, London 1998, S. 643-647, hier: S. 643f.

[10] Vgl. H.J. Kleinsteuber, Massenmedien, a.a. O., S. 285f.

[11] Vgl.: ebda., S. 38ff.

[12] Vgl.: H. J. Kleinsteuber: Medien und öffentliche Meinung, in: W. P. Adams, P. Lösche (Hg.): Länderbericht USA, Frankfurt am Main, New York 1999, S. 375-392, hier: S. 380 (im folgenden zitiert als: H. J. Kleinsteuber, Länderbericht).

[13] Vgl.: M. R. Bensman: Federal Communications Commission, in: History of the Mass Media in the United States, Chicago, London 1998, S. 214-215, hier: S. 214f.

[14] Vgl.: H. J. Kleinsteuber, Länderbericht, a. a. O., S. 380f.

[15] Vgl.: D. E. Alger: The media and politics, 2. Aufl., Belmont 1996, S. 90ff.

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Das Mediensystem der USA. Entwicklung, Struktur und Einflüsse auf das politische System
Université
Christian-Albrechts-University of Kiel  (Institut für Politische Wissenschaft)
Cours
Seminar: Die Rolle der Massenmedien in demokratischen und Transistionsgesellschaften
Note
1,5
Auteur
Année
2000
Pages
21
N° de catalogue
V28865
ISBN (ebook)
9783638305266
ISBN (Livre)
9783640783915
Taille d'un fichier
533 KB
Langue
allemand
Annotations
Die Arbeit gibt einen Überblick über die Entwicklung und Struktur des Mediensystems der Vereinigten Staaten und seine Auswirkungen auf das politische System.
Mots clés
Mediensystem, Seminar, Rolle, Massenmedien, Transistionsgesellschaften, USA, Internet, Politische Partizipation, Networks, Watchdog
Citation du texte
Björn Erichsen (Auteur), 2000, Das Mediensystem der USA. Entwicklung, Struktur und Einflüsse auf das politische System, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28865

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