Die Handlungsmuster für die Konsekutivdolmetschkompetenz gelten als Grundlage für die Simultandolmetschkompetenz. Zu Beginn der Ausbildung wird zunächst großer Wert auf das Konsekutivdolmetschen gelegt, da die Analysefertigkeiten, die beim Simultandolmetschen unter großer Zeitnot erfolgen müssen, antrainiert werden. Die simultandolmetschspezifischen Handlungsmuster nach Kutz lassen sich in relativ gleichzeitige Rezeption, Umsetzung und Reproduktion (1) unter akutem Zeitmangel (2) mit schnellenn sprachlichen Kodewechseln (3) zusammenfassen. Die für das Handlungsmuster (1) benötigte Multi-Tasking-Fähigkeit kann durch das Dolmetschen von Sätzen, die versetzt vorgelesen werden, geschult werden. Die Sätze werden von den Studenten gedolmetscht, wenn der Dozent bereits den nächsten Satz vorliest.65 Es sollte jedoch beachtet werden, dass diese Sätze den Studenten auch eine gewisse Analysearbeit abverlangen und es sich nicht nur um „reines Nachplappern“ von Sätzen handelt.
Um den richtigen Umgang mit dem Zeitmangel zu schulen, wird das Experimentieren mit der Redezeit (langsam vs. schnell) angesprochen.66 Im Fortgeschrittenensemester bietet es sich somit an Live-Reden für die Übung auszuwählen, um somit eine „echte“ Dolmetschsituation zu schaffen. Die Studenten finden somit auch ihre individuelle Sprechgeschwindigkeit heraus und entwickeln die Fähigkeit unter Zeitdruck und ohne Informationsverlust zu dolmetschen. Der schnelle sprachliche Kodewechsel (3) kann ebenfalls mit der bereits erwähnten Übung „Sätze versetzt dolmetschen“ geschult werden. Um die geteilte Aufmerksamkeit zu fördern, könnten auch versetzt Fragen zum Zeitgeschehen, die es zu beantworten gilt, gestellt werden. Damit ein sprachlicher Kodewechsel erfolgt, könnten die Fragen in der Muttersprache gestellt und die Antworten in der Fremdsprache gegeben werden. Sofern der Redetext für die nächste Kurseinheit vorliegt, kann eine simultanspezifische Arbeit am Redetext (4) als Vorbereitung erfolgen. Dabei sollte insbesondere auf eine eingehende Textanalyse unter Betrachtung der logischen Argumentationsstruktur geachtet werden. Mithilfe des Sentence Chunking sollten alle Schachtelsätze, die eine der größten Herausforderungen beim Simultandolmetschen sind, bearbeitet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Überblick über die verschiedenen Dolmetscharten
- EMCI (European Master of Conference Interpreting)
- FTSK Germersheim (Johannes Gutenberg Universität Mainz)
- ITMK der FH Köln
- HS Magdeburg-Stendal
- SDI München
- University of Leeds & University of Manchester
- Université Sorbonne Nouvelle 3: ESIT
- Karlova Univerzita Prag
- Leipziger Kompetenzmodell (LKM) für die Konferenzdolmetscherausbildung nach W. Kutz
- Handlungsmuster Konsekutivdolmetschkompetenz
- Handlungsmuster Simultandolmetschkompetenz
- Effektives Selbststudium
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der professionellen Ausbildung zum Konferenzdolmetscher an universitären Einrichtungen. Der Fokus liegt darauf, wie die Ausbildung den Anforderungen und Qualitätskriterien einschlägiger Berufsverbände gerecht wird und Absolventen direkt nach Studienende einsatzbereit macht.
- Die Entwicklung der Konferenzdolmetscherausbildung
- Die Bedeutung der Globalisierung für die Ausbildung
- Das Leipziger Kompetenzmodell von Wladimir Kutz
- Unterschiede in der Ausbildung an verschiedenen Einrichtungen
- Die Rolle des Selbststudiums in der Konferenzdolmetscherbildung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die geschichtliche Entwicklung der Konferenzdolmetscherausbildung und die heutigen Herausforderungen, die sich aus der Globalisierung ergeben. Die Arbeit konzentriert sich auf die Ausbildung zum Konferenzdolmetscher und stellt das Ausbildungsmodell von Wladimir Kutz (Leipziger Kompetenzmodell) vor.
Kapitel 1 gibt einen Überblick über verschiedene Dolmetscharten und deren Bedeutung. Es werden neben dem Konferenzdolmetschen auch andere Arten von Dolmetschen wie Vertragsdolmetschen, Begleitdolmetschen, Gerichtsdolmetschen, Verhandlungs- bzw. Gesprächsdolmetschen und Mediendolmetschen beleuchtet. Der Fokus liegt auf den Besonderheiten und Herausforderungen, die diese Arten von Dolmetschen mit sich bringen.
Kapitel 2 stellt verschiedene Ausbildungsstätten in Deutschland und Europa vor und hebt die Unterschiede in den Ausbildungsmodulen hervor.
Kapitel 3 widmet sich dem Leipziger Kompetenzmodell (LKM) für die Konferenzdolmetscherausbildung nach W. Kutz. Es werden die beiden Handlungsmuster für Konsekutiv- und Simultandolmetschkompetenz genauer betrachtet.
Kapitel 4 behandelt die Bedeutung des Selbststudiums im Rahmen der Konferenzdolmetscherbildung. Der Schwerpunkt liegt darauf, wie ein effektives Selbststudium gestaltet werden kann.
Schlüsselwörter
Konferenzdolmetschen, Ausbildung, Globalisierung, Leipziger Kompetenzmodell, Wladimir Kutz, Handlungsmuster, Konsekutivdolmetschen, Simultandolmetschen, Selbststudium, Berufsverbände, AIIC, VKD, Mediendolmetschen, Gerichtsdolmetschen, Community Interpreting.
- Arbeit zitieren
- Rebecca Batsch (Autor:in), 2012, Ausbildung zum Konferenzdolmetscher anhand des Ausbildungsmodell von Wladimir Kutz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/288727