Nur wer "mit der Zeit geht", wie es sprichwörtlich heißt, kann am Markt bestehen und den wirtschaftlichen Konkurrenzkampf überleben. Lagen zwischen bedeutenden Erfindungen in der Vergangenheit noch mehrere hundert Jahre, erscheinen nun Smartphones, Touchdisplays und internetfähige Geräte mit hunderten von Apps nahezu im Minutentakt und Überschwemmen den Markt nicht nur mit Innovation, sondern zeigen wie sehr die Gesellschaft unter einer Tyrannei einer immer rasanter werdenden Zeit steht.
Dies hat nicht nur Folgen für die Zukunft, die zeitlich nicht mehr der Gegenwart entspricht, wie von Newton im 17. Jahrhundert in seinem Prinzip der Reversibilität vermutet, sondern auch für unsere Gegenwart, in der die Bedürfnisse nach Neuerung immer weiter steigen, wohlwissend, dass ständige Innovation unmöglich ist und die Forderung nach anhaltenderen Neuerungen nicht auf Dauer erfüllt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Die Tyrannei der Dringlichkeit
- Zeitverdichtung als Herzstück eines neuen Kapitalismus
- Die Zukunft als Opfer der Gegenwart
- Die Politik im Bann der Dringlichkeit
- Die Krise der Zeit
- Die Arbeit im Zeichen der Dringlichkeit
- Die Arbeit als Opfer der Zeit
- Die Folgen der Dringlichkeit
- Das Ende der Konsumgesellschaft?
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay "Die Tyrannei der Dringlichkeit" von Jerome Bindé analysiert die Auswirkungen der Zeitverdichtung auf die moderne Gesellschaft und insbesondere auf die Wirtschaft. Der Autor argumentiert, dass die ständige Suche nach schnellem Erfolg und die Verkürzung von Zeitabständen zwischen Innovationen zu einer neuen Form des Kapitalismus führen, die langfristige Planung und nachhaltiges Denken verdrängt.
- Zeitverdichtung und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft
- Die Krise der Arbeit in der modernen Gesellschaft
- Die Folgen der Dringlichkeit für die Zukunft
- Das Paradoxon des Kapitalismus
- Die Bedeutung einer neuen Zeitethik
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Tyrannei der Dringlichkeit: Dieses Kapitel führt in das Thema ein und stellt die These auf, dass die Zeitverdichtung das Herzstück eines neuen Kapitalismus ist, der unmittelbaren Erfolg fordert und langfristige Planung vernachlässigt. Der Autor verweist auf die zunehmende Geschwindigkeit von Innovationen und die daraus resultierende Tyrannei der Dringlichkeit.
- Zeitverdichtung als Herzstück eines neuen Kapitalismus: Dieses Kapitel analysiert die Auswirkungen der Zeitverdichtung auf die Wirtschaft. Der Autor argumentiert, dass die ständige Suche nach Innovationen und die Verkürzung von Zeitabständen zwischen Neuerungen zu einer neuen Form des Kapitalismus führen, die langfristige Planung und nachhaltiges Denken verdrängt. Der Autor verweist auf die zunehmende Bedeutung von Flexibilität und Reaktion auf die Konkurrenz, während langfristige Konzeptionen und Zukunftsentwürfe an Bedeutung verlieren.
- Die Zukunft als Opfer der Gegenwart: Dieses Kapitel untersucht die Folgen der Zeitverdichtung für die Zukunft. Der Autor argumentiert, dass die Glorifizierung der Zukunft im Jetzt und die ständige Innovation in der Gegenwart dazu führen, dass das Denken an die entferntere Zukunft unwichtiger wird. Die langfristige Planung wird zu einer ineffizienten und altmodischen Strategie, während die Reaktion auf andere Unternehmen und deren Innovationen wichtiger wird als die eigene Planung.
- Die Politik im Bann der Dringlichkeit: Dieses Kapitel analysiert die Auswirkungen der Zeitverdichtung auf die Politik. Der Autor argumentiert, dass auch in der Politik der unmittelbare Erfolg im Mittelpunkt jeglichen Handelns steht und langfristige Denkweisen und Problemlösungen verdrängt werden. Anstatt Zukunftsforschung zu betreiben und die Handlungsspielräume der nächsten Generationen zu erweitern, wird an die nächste Wahl gedacht, an den Erfolg beim jetzigen Wähler und wichtige Entscheidungen werden vertagt, wenn sie Einbußen bei den Umfragen bedeuten könnten.
- Die Krise der Zeit: Dieses Kapitel untersucht die Auswirkungen der Zeitverdichtung auf das Zeitempfinden. Der Autor argumentiert, dass die Zeit in der modernen kapitalistischen Gesellschaft einerseits zum absoluten strategischen Nonplusultra wird, die dabei entwickelte Zeitverdichtung führt das Zeitempfinden andererseits aber in eine tiefe Krise, die sich auf alle Bereiche des Lebens auswirkt. Das Wissen über die Zeit schreitet immer weiter voran und so kann die in immer kleinere Teile geteilt werden und Zeitangaben sind bis auf Milliardstelsekunden genau möglich, gleichzeitig wird aber der größere Zeitabschnitt vergessen und das Gesamt der Zeit immer unwichtiger, sodass die Zeit keine Sicherheit mehr bietet und die Zukunft als Bezugspunkt wegfällt.
- Die Arbeit im Zeichen der Dringlichkeit: Dieses Kapitel analysiert die Auswirkungen der Zeitverdichtung auf die Arbeit. Der Autor argumentiert, dass die Arbeit der Schaffung von hochmodernisierten Produkten entsprechen muss und so in immer exakteren Arbeitsschritten verläuft, gleichzeitig aber unter immer weiter schreitendem Stellenabbau leidet. Aus wirtschaftlicher Profitgier wird so die Arbeit von Vielen auf einige Wenige verteilt, die in geringerer Arbeitszeit komplexere Aufgaben übernehmen müssen, um ihrem Unternehmen die Teilnahme am harten Konkurrenzkampf zu ermöglichen.
- Die Arbeit als Opfer der Zeit: Dieses Kapitel untersucht die Folgen der Zeitverdichtung für die Arbeit. Der Autor argumentiert, dass die Arbeit flüchtig und Arbeitsplätze immer unsicherer werden, anstatt Identität und Sicherheit bietet sie Stress und das Wissen um die mögliche Kündigung und den schnellen Arbeitgeberwechsel, während kurzfristige Beschäftigung aufgewertet wird. Darunter leidet der Mensch allerdings nicht nur weil er einen weiteren Bezugspunkt in der Gegenwart verliert, sondern auch, weil seine Zukunft immer unsicherer wird und er durch ständige Angst vor dem Verlust seiner Arbeitsstelle unter Stress und höherem Druck arbeiten muss.
- Die Folgen der Dringlichkeit: Dieses Kapitel analysiert die Folgen der Zeitverdichtung für die Gesellschaft. Der Autor argumentiert, dass die Folge dieser Unsicherheit und der häufigeren Arbeitsplatzwechsel das Ende der Kollegialität, der Loyalität, der Treue und dem Vertrauen in der Schicht der Arbeiter, aber auch zum leitenden Unternehmen ist, da es durch kurzfristige Anstellungen nicht zu langfristigen Bindungen kommen kann. Zudem führen die Kompetenzverschlechterung und die rasante Veraltung des erworbenen Wissens dazu, dass Berufserfahrung als etwas Negatives gesehen wird und somit wird auch durch die Ästhetik des Söldners die Diskrepanz zwischen Mittelschicht und Elite vergrößert.
- Das Ende der Konsumgesellschaft?: Dieses Kapitel untersucht die Folgen der Zeitverdichtung für die Konsumgesellschaft. Der Autor argumentiert, dass die Konsumgesellschaft weiterhin den anhaltenden Anstieg der Wirtschaft erwartet, der auf einer nicht mehr gegebenen Kaufkraft der Bürger fußt. Solange eine Werteverschiebung hin zu steigernden Bedürfnissen und der Wunsch nach Innovation und immer neuartigen Produkten ebenso gegeben war wie die Kaufkraft der Arbeiter war dies eine erfolgsversprechende Entwicklung, da die Arbeit aber immer weiter durch das, von einigen wenigen angehäufte Kapital ersetzt wird und als wichtiger Produktionsfaktor wegfällt steht die Arbeit vor einer Krise.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Zeitverdichtung, den neuen Kapitalismus, die Tyrannei der Dringlichkeit, die Krise der Arbeit, die Folgen für die Zukunft, die Bedeutung einer neuen Zeitethik und das Paradoxon des Kapitalismus. Der Text beleuchtet die Auswirkungen der ständigen Suche nach schnellem Erfolg und der Verkürzung von Zeitabständen zwischen Innovationen auf die moderne Gesellschaft und insbesondere auf die Wirtschaft. Er analysiert die Folgen dieser Entwicklungen für die Arbeit, die Zukunft und das Zeitempfinden sowie die Bedeutung einer neuen Zeitethik, die sich an das heutige Bild von einer verdichteten Zeit anpasst.
- Citar trabajo
- Philip Neuß (Autor), 2011, Zeitverdichtung als Herzstück eines neuen Kapitalismus. Jerome Bindés "Die Tyrannei der Dringlichkeit", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/288785