Am 2. April 2005 hatte das Theaterstück Call Cutta von dem Regietrio Rimini Protokoll in Berlin seine Deutschlandpremiere. Schon mit dem ersten Satz dieser Einleitung ergeben sich bereits Probleme. Denn Call Cutta ist kein klassisches Theaterstück, sondern eher einer Stadtführung verwandt, bei der sich einige Ebenen des Theaters verschieben, überlagern oder gegenseitig aufheben.
Der Besuch von Call Cutta unterscheidet sich zunächst durch äußere Umstände vom Besuch eines traditionellen Theaterstücks, da der Besucher oder die Besucherin für die Teilnahme einen Termin beim Hebbel Theater vereinbaren muss. Dort bekommt der Teilnehmer ein multifunktionales Handy zur Verfügung gestellt und kann wählen, ob er die Tour auf deutsch oder englisch absolvieren möchte. Nach wenigen Minuten bekommt er einen Anruf von einem Callcenter-Agenten aus Kalkutta in Indien, der ihm Anweisungen und Wegbeschreibungen für einen Spaziergang durch Berlin gibt.
An beiden Enden der Leitung wird gesprochen, so dass der Zuschauer nicht bloß auf Anweisungen reagiert, sondern auch selbst agiert und aktiv eingreifen kann. Der Callcenter-Agent aus Kalkutta ist niemals in Berlin gewesen, beschreibt also den Weg durch eine Stadt, die er bisher nicht mit den eigenen Augen gesehen hat. Während der Berliner Teilnehmer den aktiven Part übernimmt, bleibt der indische Callcenter-Agent statisch und dirigiert die Tour sitzend von seinem Bildschirm aus.
In dieser Arbeit soll kurz die Arbeit des Regietrios Rimini Protokoll vorgestellt werden. Danach wird das Theaterprojekt Call Cutta genauer beschrieben und erklärt. In Call Cutta verschieben sich die klassischen Ebenen des Theaters von Raum, Perspektive und Zeit. Was genau mit diesen drei Ebenen in dem Projekt geschieht, soll in dieser Arbeit untersucht werden, wobei es für Raum, Perspektive und Zeit jeweils ein eigenständiges Kapitel geben wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Regietrio Rimini Protokoll – Eine Einführung
- Call Cutta – Eine Einführung in das ungewöhnliche Theaterprojekt
- Der Raum in Call Cutta
- Die Perspektive in Call Cutta
- Die Zeit in Call Cutta
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das Theaterprojekt "Call Cutta" des Regietrios Rimini Protokoll. Ziel ist es, die Besonderheiten dieses ungewöhnlichen Theaterprojekts zu beleuchten und die Verschiebung klassischer Theaterdimensionen wie Raum, Perspektive und Zeit zu untersuchen.
- Die Arbeit des Regietrios Rimini Protokoll
- Die Besonderheiten des Theaterprojekts "Call Cutta"
- Die Verschiebung klassischer Theaterdimensionen in "Call Cutta"
- Die Rolle des Raumes in "Call Cutta"
- Die Perspektive in "Call Cutta"
Zusammenfassung der Kapitel
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Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt das Theaterprojekt "Call Cutta" vor. Es wird deutlich, dass "Call Cutta" kein klassisches Theaterstück ist, sondern eher einer Stadtführung ähnelt, bei der die klassischen Ebenen des Theaters verschoben, überlagert oder aufgehoben werden.
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Das Kapitel "Das Regietrio Rimini Protokoll – Eine Einführung" stellt die Arbeit des Regietrios Rimini Protokoll vor. Rimini Protokoll ist bekannt für seine orts- und kontextspezifischen Produktionen sowie seinen Alltagsbezug. Das Trio arbeitet mit nichtprofessionellen Schauspielern und sucht nach neuen Formen der Theatralität.
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Das Kapitel "Call Cutta – Eine Einführung in das ungewöhnliche Theaterprojekt" beschreibt die Tour von "Call Cutta" und stellt die Besonderheiten des Projekts heraus. Die Tour startet vom Hebbel-Theater aus und verläuft durch Berlin-Kreuzberg bis zum Potsdamer Platz. Der Teilnehmer erhält ein multifunktionales Handy und wird von einem Callcenter-Agenten aus Kalkutta durch Berlin geführt.
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Das Kapitel "Der Raum in Call Cutta" untersucht die Rolle des Raumes in "Call Cutta". Der Raum wird durch die Anweisungen des Callcenter-Agenten aus Kalkutta definiert, der die Tour aus der Ferne dirigiert. Der Teilnehmer bewegt sich durch den Raum, während der Callcenter-Agent statisch bleibt.
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Das Kapitel "Die Perspektive in Call Cutta" analysiert die Perspektive in "Call Cutta". Die Perspektive des Zuschauers wird durch die Anweisungen des Callcenter-Agenten beeinflusst. Der Zuschauer wird zum aktiven Teilnehmer der Tour und muss selbst Entscheidungen treffen.
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Das Kapitel "Die Zeit in Call Cutta" untersucht die Zeit in "Call Cutta". Die Zeit wird durch die Anweisungen des Callcenter-Agenten strukturiert. Der Zuschauer muss sich an die Zeitvorgaben halten und die Tour in einem bestimmten Tempo absolvieren.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Regietrio Rimini Protokoll, das Theaterprojekt "Call Cutta", die Verschiebung klassischer Theaterdimensionen, Raum, Perspektive, Zeit, dokumentarisches Theater, Alltagsbezug, nichtprofessionelle Schauspieler, Stadtführung, Callcenter, Indien, Berlin, Interaktion, Performance.
- Citation du texte
- Holger Köhler-Kaeß (Auteur), 2014, Wie aus Zuschauern Regisseure und aus Regisseuren Zuschauer wurden: "Call Cutta", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/289054