Diese Studie beinhaltet die erste Untersuchung der pelagischen und benthischen Protozoengemeinschaft in geologisch jungen Seen Westgrönlands, unter Einfluss der globalen Erwärmung. Hierbei wird unter anderem versucht, die Rolle hydrologischer und biotischer Faktoren zu beurteilen, zu denen Leitfähigkeit, Tiefe, Größe, Temperatur, pH-Wert, organische Belastung, Bakterienzahl und Fischbestand zählen. Von Interesse ist dabei auch, inwieweit sich die Artenzusammensetzung mit steigendem Alter der Seen unterscheidet, und ob sich die vorgefundene Biodiversität aufgrund der zunehmenden Nährstoffanreicherung und Organismenmigration erhöht. Außerdem soll überprüft werden, ob sich in der Zusammensetzung der Nahrungsgewebe Hinweise für eine Bottom-Up- oder Top-Down-Kontrolle ergeben, da in vorangegangenen Ansätzen beide Möglichkeiten in Betracht gezogen wurden (Jeppesen et al., 2003, Worm et al., 2002).
Längst ist bekannt, dass auch die früher als gänzlich lebensfeindlich wahrgenommene Umgebung von Schnee, Eisseen und Gletschern ein Biom darstellt, das besonders frei lebenden, einzelligen Organismen aller acht großen Eukaryotengruppen (Adl et al., 2012) eine Lebensgrundlage bietet, und in dem sie eine entscheidende Rolle spielen (Anesio & Laybourn-Parry, 2011). Dabei haben speziell heterotrophe Einzeller durch ihre bakteriophage Lebensweise einen wichtigen Einfluss auf die innere Dynamik terrestrischer und aquatischer Ökosysteme (Adl & Grupta, 2006, Arndt et al., 2000, Azam et al., 1983). Sie prägen das Nahrungsnetz gemeinsam mit Bakterien vor allem in oligotrophen und ultraoligotrophen Gewässern, wie sie in der Arktis verbreitet sind, entscheidend (Rautio et al., 2011). In Anbetracht des schnell fortschreitenden Gletscherrückgangs und der besonders intensiven Klimaerwärmung vor Ort scheint eine Erhebung der Protozoengemeinschaft besonders dringend. Im Rahmen dieser Arbeit bietet sich die seltene Gelegenheit, sehr junge arktische Gewässersysteme (Briner et al., 2011) zu untersuchen und ihre sukzessive Besiedlung durch Protozoen miteinander zu vergleichen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Material und Methoden
- 2.1. Beprobungsgebiet
- 2.2. Probenahme an Seen in West-Grönland
- 2.3. Kultivierung von Protozoen
- 2.4. Gänsekotproben
- 2.5. Tierfellabstriche
- 2.6. Morphologische Untersuchung
- 2.7. Statistische Auswertung
- 3. Ergebnisse
- 3.1. Morphologische Analyse der Protozoengemeinschaft
- 3.1.1. Artenverteilung in den Seen
- 3.1.2. Schmelzwasserproben
- 3.1.3. Gänsekotproben
- 3.1.4. Tierfellabstriche
- 3.2. Korrelationen
- 3.3. Vergleichende Analyse von Arten-/Gattungenzusammensetzungen
- 4. Diskussion
- 5. Zusammenfassung
- 6. Danksagung
- 7. Quellenangaben
- 8. Anhang
- 8.1. Tabellen: Rohdaten kultivierter Proben, Vollständige Artenlisten (Tabellen I-III) Aliquotproben, Gänsekotproben, Tierfellabstriche
- 8.2. Rohdaten biotischer und abiotischer Faktoren (Tabelle IV)
- 8.3. Zusammensetzung WC-Medium
- 8.4. Abbildungen der untersuchten Gewässer
- 8.5. Rohdaten Korrelationen und Signifikanzen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der erstmaligen Untersuchung der Protozoengemeinschaft in jungen Seen Westgrönlands. Das Ziel ist es, die Rolle hydrologischer und biotischer Faktoren auf die Artenvielfalt und -zusammensetzung zu erforschen. Insbesondere wird untersucht, ob die Artenvielfalt mit steigendem Alter der Seen zunimmt und ob die Nährstoffanreicherung und Organismenmigration einen Einfluss haben.
- Einfluss hydrologischer und biotischer Faktoren auf die Protozoengemeinschaft
- Veränderung der Artenzusammensetzung in Abhängigkeit vom Alter der Seen
- Rolle der Nährstoffanreicherung und Organismenmigration
- Analyse der Nahrungsgewebe und Hinweise auf Bottom-Up- oder Top-Down-Kontrolle
- Bedeutung der Protozoen für die Ökosysteme in der Arktis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die Relevanz der Untersuchung der Protozoengemeinschaft in jungen Seen Westgrönlands im Kontext des Klimawandels dar. Kapitel 2 beschreibt die gewählten Seen und die angewandten Methoden der Probenahme, Kultivierung, morphologischen Untersuchung und statistischen Auswertung. Kapitel 3 präsentiert die Ergebnisse der morphologischen Analyse der Protozoengemeinschaft, inklusive Artenverteilung, Schmelzwasserproben, Gänsekotproben und Tierfellabstriche. Außerdem werden Korrelationen zwischen den Faktoren und die Vergleichende Analyse der Arten-/Gattungszusammensetzungen dargestellt.
Schlüsselwörter
Protozoen, pelagische und benthische Gemeinschaft, junge Seen, Westgrönland, Klimawandel, hydrologische und biotische Faktoren, Artenvielfalt, Artenzusammensetzung, Nährstoffanreicherung, Organismenmigration, Bottom-Up- und Top-Down-Kontrolle.
- Quote paper
- Carolina Neuy (Author), 2013, Untersuchung der pelagischen und benthischen Protozoengemeinschaft in geologisch jungen Seen Westgrönlands, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/289091