Von der Ausländerpädagogik zur interkulturellen Erziehung. Entwicklung, Darstellung und Praxis


Dossier / Travail, 2003

15 Pages, Note: sehr gut


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Von der Ausländerpädagogik zur interkulturellen Erziehung
2.1 Drei Phasen der Theoriebildung

3. Die Ausländerpädagogik
3.1 Zielsetzungen der Bildungskonzepte
3.2 Muddling Through
3.3 Kritik an der Ausländerpädagogik

4. Die interkulturelle Pädagogik
4.1 Zielsetzungen der interkulturellen Erziehung
4.2 Grundprinzipien der interkulturellen Erziehung im Elementarbereich

5. Praxisbeispiele
5.1 Beispielhafte Ansätze für interkulturelle Erziehung
5.2 Geringe Realisierung interkultureller Aspekte in der Schule

1. Einleitung

Seit Ende des zweiten Weltkrieges hat die BRD eine enorm ethnisch-kulturelle Pluralisierung der Bevölkerung erfahren. Deutschland zählt seitdem zu den Industrieländern, die die höchste Einwanderungsquote aufweisen.

Während der 60er Jahre wurden ArbeiterInnen aus den süd- und südosteuropäischen Ländern von der BRD angeworben. Die Politik, Gesellschaft sowie auch Institutionen sahen über die Herausforderungen, die durch die Einwanderung der „Gastarbeiter“ entstanden, hinweg. Die GastarbeiterInnen waren zum größten Teil jung, meist ledig oder ließen ihre Familie in der Heimat zurück. Die GastarbeiterInnen, aber auch staatliche Instanzen und Betriebe gingen von einem auf eine absehbare Zeit befristeten Aufenthalt in der BRD aus.[1] Da die Anzahl der schulpflichtigen Kinder aus den Gastarbeiter-Familien nicht groß war, sah die Schulverwaltung noch keine Notwendigkeit besonderer Maßnahmen für die Integration dieser Kinder in der Schule. Erst zu Beginn der 70er Jahre wurde das Problem seitens der Wissenschaft reflektiert.[2]

In meiner Hausarbeit möchte ich den Schwerpunkt auf die Entwicklung von der Ausländerpädagogik hin zur interkulturellen Pädagogik legen. Zunächst werde ich die Gründe dieser Entwicklung näher betrachten und anschließend sowohl die Merkmale der Ausländerpädagogik als auch die der interkulturellen Pädagogik beschreiben. Zuletzt präsentiere ich Beispiele von verschiedenen Autoren wie und ob die interkulturelle Erziehung heute verwirklicht wird.

Anbei möchte ich hinzufügen, dass ich in der Hausarbeit die neue Rechtschreibregelung anwende und zur Vereinfachung die männliche und weibliche Form bei Personen immer mit dem Anhängsel „-Innen“ zusammenfasse. Beispielsweise verbinde ich „Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter“ zu dem einen Begriff „GastarbeiterInnen“.

2. Von der Ausländerpädagogik zur interkulturellen Erziehung

2.1 Drei Phasen der Theoriebildung (Nieke, 1986)

W. Nieke legte 1986 eine erste Periodisierung der Theoriebildung interkultureller Pädagogik vor. Die erste Phase kennzeichnet Nieke mit der Überschrift „Ausländerpädagogik als kompensatorische Erziehung und Assimilationspädagogik“.[3] Demnach waren die 70er Jahre von einem Verständnis der „Ausländerpädagogik“ dominiert, das vor allem Sprachdefizite von ausländischen Kindern in den Blick nahm. Der Schwerpunkt wurde deshalb auf die Sprachschwierigkeiten gelegt, da diese als dominantes Problem gedeutet wurden. Aus diesem Grund trat zunächst die Fremdsprachendidaktik in den Vordergrund, allerdings nur bis zu dem Zeitpunkt, an dem man entdeckte, dass die Entwicklung einer eigenen Zweitsprachendidaktik notwendig war.[4]

Man orientierte sich an der Empfehlung der Kultusministerkonferenz einer „Doppelstrategie“, welche sowohl die Integration als auch die „Erhaltung der kulturellen Identität“ beinhaltet.[5]

Es wurden „kompensatorische Erziehungsmaßnahmen“ für die Migrantenkinder gefordert. Die ausländischen Kinder sollten ihre mangelhaften Deutschkenntnisse beheben, was besonders durch einen speziellen Förderunterricht gewährleistet werden sollte. Blieb der schulische Erfolg aus, beruhte man sich auf die „herkunftskulturell geprägten psycho-sozialen Ausstattung der Kinder und ihrer Familien“.[6]

Die Erziehungsmethode war gestützt auf die „gesellschaftspolitische Vorgabe von Integration und Rückkehroption“.[7] Zwar sollten die ausländischen Schüler durch die Behebung sprachlicher Defizite in die Schule integriert werden, aber im gleichen Zuge sollten sie „rückkehrfähig“ bleiben, was der Muttersprachliche Unterricht gewährleisten sollte.

An der Kritik der „Ausländer- Sonderpädagogik und der Assimilationspädagogik“ zu Beginn der 80er Jahre macht Nieke die zweite Phase der Theoriebildung fest.[8]

Eingeleitet wurde diese selbstkritische Phase mit dem Verband der Initiativgruppen in der Ausländerarbeit (VIA), die unter folgendem Motto tagte: “Wider die Pädagogisierung der Ausländerprobleme!“[9]

In der Zeit der wirtschaftlichen Rezession wird die Benachteiligung der ausländischen Arbeiter- Familien unter anderem auf dem Arbeitsmarkt immer eindeutiger. Daher spekuliert Nieke auf eine Verbindung zwischen der wirtschaftlichen Krise und der Erkenntnis, dass die Probleme der ausländischen Familien gesellschaftliche Ursachen haben. Den Pädagogen wurde klar, dass ihre pädagogische Hilfe nicht ausreichend ist und dass man andere Wege einschlagen müsse, um die tiefgründigen gesellschaftlichen Nachteile der ausländischen Familien zu beheben.

Außerschulische Jugendarbeit und die Sozialarbeit traten in den Vordergrund. Zudem machte man sich zunehmend Gedanken über die berufliche Bildung, besonders in Hinblick auf die ausländischen Kinder.[10]

Ein weiterer einschneidender Punkt in der Ausländerpädagogik war die Einsicht um die 80er Jahre, dass sich die BRD vom „Gastarbeiterbeschäftigungsland“ zum Einwanderungsland gewandelt hatte[11]. Diese Erkenntnis gab den Antrieb, sich mehr als zuvor mit Ansätzen der Migrationsforschung zu beschäftigen und sich nach pädagogischen Konzepten in Ländern mit längerer Einwanderungstradition umzusehen. Dies war zum einen der Beginn der Entwicklung von Konzepten über interkulturelle Erziehung, zum anderen aber auch der Beginn von Diskussionen darüber. Nieke beobachtet, dass sich die Diskussionen über interkulturelle Erziehung in zwei Richtungen bewegen. Zum einen ist die Diskussion geleitet vom Motiv der kulturellen Begegnung und Bereicherung, zu anderen ist sie getragen vom Motiv der Konfliktbearbeitung[12]

Für Nieke beginnt damit die dritte Phase, die er unter das Motto stellt: „Interkulturelle Erziehung für eine multikulturelle Gesellschaft“. Die Pädagogik sieht er mit der Kontroverse um Kulturrelativismus versus Universalismus konfrontiert.[13]

[...]


[1] Vgl. Auernheimer, G. : Einführung in die interkulturelle Erziehung, Darmstadt 19962, S. 5-6

[2] ebd., S 6

[3] ebd., S.5

[4] ebd., S.6

[5] ebd., S.7

[6] Vgl. Diehm, I./ Radtke, O.: Erziehung und Migration. Eine Einführung, Stuttgart, 1999, S. 129

[7] ebd., S 133

[8] vgl. Auernheimer 1996, S. 8

[9] ebd., S.8

[10] ebd., S.8

[11] ebd., S.9

[12] ebd., S. 9

[13] ebd., S. 9

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
Von der Ausländerpädagogik zur interkulturellen Erziehung. Entwicklung, Darstellung und Praxis
Université
University of Frankfurt (Main)
Note
sehr gut
Auteur
Année
2003
Pages
15
N° de catalogue
V28937
ISBN (ebook)
9783638305815
Taille d'un fichier
511 KB
Langue
allemand
Mots clés
Ausländerpädagogik, Erziehung, Entwicklung, Darstellung, Praxis
Citation du texte
Susanne Kucharski (Auteur), 2003, Von der Ausländerpädagogik zur interkulturellen Erziehung. Entwicklung, Darstellung und Praxis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28937

Commentaires

  • invité le 19/9/2005

    nicht mehr aktuell.

    Die Phaseneinteilung nach Nieke
    ist unzureichend. Nieke selber hat vor fünf Jahren seine 3 Phasen korrigiert und auf fünf Phasen erweitert.

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