Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Einleitung
1 Die Historie der tiergestützten Arbeit
2 Erklärung verschiedener Begriffe der tiergestützten Arbeit
2.1 Tiergestützte Aktivitäten (AAA, Animal-Assisted-Activities)
2.2 Tiergestützte Erziehung/Pädagogik (AAE, Animal-Assisted-Education/AAP, Animal-Assisted-Pedagogy)
2.3 Tiergestützte Therapie (AAT, Animal-Assisted-Therapy)
3 Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes verschiedener Spezies in der tiergestützten Arbeit
3.1 Allgemeine Auswahlkriterien der Tiere
3.2 Hunde
3.3 Katzen
3.4 Nagetiere
3.5 Vögel und Fische
3.6 Pferdeartige
3.7 Nutztiere
3.8 Kameliden
3.9 Delfine
4 (Aus-) Wirkungen der tiergestützten Arbeit
4.1 Physische Auswirkungen
4.2 Psychische Auswirkungen
4.3 Soziale Auswirkungen
Literaturverzeichnis (inklusive weiterführender Literatur)
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Einleitung
„Tiergestütztes Helfen und Heilen bedeutet eine neue und vermutlich die intensivste Stufe tierischer Domestikation: Tiere sollen nicht nur für diese oder jene Funktion im Dienste des Menschen abgerichtet werden, sondern durch ihre bloße Existenz selbst hilfreich sein“ (Greiffenhagen 1993, S.22).
Die tiergestützte Therapie und Pädagogik setzt auf die Integration von bewussten und unbewussten Prozessen. Doch was bewirkt sie wirklich? Diese Arbeit will überprüfen, ob sich ihre Erfolge belegen lassen und erläutert die Einsatzmöglichkeiten unterschiedlicher Tierarten.
Dazu werde ich im Folgenden zuerst auf die Historie der tiergestützten Arbeit eingehen und danach die Begriffe der tiergestützten Aktivitäten, Pädagogik und Therapie definieren. Des Weiteren werde ich die Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes verschiedener Tierarten erläutern und zuletzt die physiologische, psychologische und soziale Wirkung von Tieren auf den Menschen anhand unterschiedlicher Studien belegen.
1 Die Historie der tiergestützten Arbeit
Seit Jahrhunderten gibt es Berichte über hilfreiche Kontakte und die Verbundenheit zwischen Mensch und Tier. Die Mitwirkung von Tieren in einfachen Formen der Therapie mit behinderten Menschen wird bereits im 8.Jahrhundert erwähnt. Im 9.Jahrhundert wurde in Gheel (Belgien) eine „therapie naturelle“ durchgeführt, bei der sozio-ökonomisch benachteiligte Menschen durch die Landarbeit mit Tieren eine bessere Lebensbasis und mehr Lebenszufriedenheit erlangen sollten (vgl. Olbrich 2001, S.26). Zur selben Zeit wurden in belgischen Klöstern geistig behinderte Waisenkinder unter zur Hilfenahme von Hunden erfolgreich therapiert (vgl. Röger-Lakenbring 2006, S.13).
Auf der Suche nach einem humaneren Umgang mit emotional gestörten und geistig behinderten Menschen kam es im 18.Jahrhundert zur Gründung des York Retreat, einer „Anstalt für Geisteskranke“ in England (1792). In dieser wurden die bisher strafähnlichen Methoden im Umgang mit den Patienten durch die Möglichkeit eines einfachen Zusammenlebens von Menschen und Tieren – ähnlich dem Leben auf einem Bauerhof – verbessert. Dazu wurden die Patienten gezielt in die Betreuung und Versorgung der Tiere mit einbezogen. Oftmals kam es zum Aufbau einer emotionalen Beziehung zwischen Mensch und Tier. Die Tiere gaben den Menschen das Gefühl gebraucht zu werden und vermittelten ihnen gleichzeitig die Bestätigung über Kompetenzen zu verfügen (vgl. Olbrich 2001, S.26).
Im 19.Jahrhundert wurde der therapeutische Nutzen von Tieren für den Heilungsprozess insbesondere von Florence Nightingale hervorgehoben.
In Deutschland wurde erstmals 1867 in den Krankenanstalten von Bethel mit dem therapeutischen Einsatz von Tieren gearbeitet. Bei den Krankenanstalten handelt es sich um eine „Institution ohne Mauern“ in Bielefeld für Menschen mit neurologischen und psychischen Erkrankung. Es begann mit der unterstützenden Therapie mittels unterschiedlicher Tierarten bei Epileptikern bis hin zum Einsatz einer Reittherapie (vgl. Röger-Lakenbrink 2006, S.13). Auch heute noch sind die Bielefelder Einrichtungen bekannt für den Einsatz und die Erforschung tiergestützter Arbeit.
Zu Beginn des 20.Jahrhunderts wurden bei den in Folge des ersten Weltkrieges erblindeten Menschen erstmals zu Blindenführhunden ausgebildete Hunde eingesetzt. In den 1980er Jahren folgten dann Ausbildungen von Hunden zu Behindertenhunden für Hörgeschädigte (hearing-dogs) und für körperlich Behinderte (service-dogs) (vgl. Heidenberger 2004, S.109). Aber erst in der Mitte des 20.Jahrhunderts kam es zu einer Verbreitung der tiergestützten Arbeit und dem Ansatz einer wissenschaftlichen Begleitung.
In den USA errichtete das Army Air Corps in Pawling ein Convalescent Hospital, in dem sich Soldaten des 2.Weltkrieges von ihren Kriegsverletzungen und Traumata erholen konnten. In einem Teil der Therapien wurde mit dem Einsatz von Nutz- und Wildtieren gearbeitet (vgl. Olbrich 2001, S.27).
In den 1960er Jahren begann die Dokumentation des gezielten Einsatzes von Hunden als therapeutische Helfer und Begleiter. Vor allem in England, Amerika und Australien kam es zu einer verstärkten Auseinandersetzung mit dem Thema des Hundes als „Co-Therapeut“ zwischen Psychologen, Ärzten und Therapeuten. Insbesondere der Kinderpsychologe Boris Levinson aus New York gab einen Anstoß zur Systematisierung und Untersuchung der hilfreichen Einflüsse von Tieren auf den Menschen. Er selbst hatte durch einen Zufall festgestellt, welchen Einfluss sein eigener Hund „Jingle“ auf den Behandlungs- und Heilungsprozess seiner kleinen Patienten hatte und begann daraufhin, „Jingle“ gezielt in seiner Praxis einzusetzen. 1969 erschien sein richtungsweisendes Werk „Pet oriented Child-Psychiatry“, in welchem er den therapeutischen Einsatz von Hunden im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie der Psychotherapie beschrieb. In den 1970er Jahren entstand dann in Amerika eine Vereinigung, in der sich Angehörige unterschiedlicher Professionen aus England und den Vereinigten Staaten mit der wissenschaftlichen Erforschung von positiven Effekten der Mensch-Tier-Beziehung befassten. Von diesem Zeitpunkt an entwickelte sich langsam ein neuer Wissenschaftszweig: die Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung. Damit stieg auch die Anzahl der aus unterschiedlichen Bereichen kommenden angelsächsischen Wissenschaftler, welche sich mit den Einflüssen und Auswirkungen tiergestützter Arbeit beschäftigten. Als Folge der zahlreichen Veröffentlichungen kam es zu den ersten überregionalen Seminaren und Symposien (vgl. Röger-Lakenbrink 2006, S.92).
In England kam es vor der Einführung eines ähnlichen Systems zu massivem Widerstand, welcher v.a. hygienische Bedenken bei dem Einsatz von Tieren z.B. in Krankenhäusern betraf. Nachdem dieser ausgeräumt war, gründete sich 1983 die Wohlfahrtsorganisation „Pets as Therapy“, welche auch wissenschaftliche Studien zu den positiven Effekten tiergestützter Arbeit durchführte (vgl. Hornsby 2000, S.79)
Ferner kam es 1989 in Portland/Oregon zur Gründung der Stiftung „Delta Society“, die mit ihrem „Pet-Partner-Program“ die „pet-facilitated-therapy“ flächendeckend in den USA einführte. Seitdem werden Programme der Animal-Assisted-Activities und der Animal-Assisted-Therapy ausgearbeitet und zum Teil auch evaluiert. Heute ist die Organisation im ganzen Land anerkannt, insbesondere durch die fortwährende Arbeit der wissenschaftlichen Forscherteams und die kontinuierlichen Fortbildungen der Mitarbeiter (vgl. Röger-Lakenbrink 2006, S.14).
Der erste „internationale Dachverband für die Erforschung der Mensch-Tier- Beziehung“ die IAHAIO (International Association of Human Animal Interaction Organisations) mit Sitz bei der „Delta Society“ wurde im Jahr 1990 gegründet. Seine Aufgaben bestehen in der Förderung des Austausches wissenschaftlicher Erkenntnisse zwischen den Beteiligten sowie der wissenschaftlichen Weiterentwicklung, der regelmäßigen Durchführung interdisziplinärer wissenschaftlicher Kongresse u.a.
Zeitgleich entwickelte sich in der Bundesrepublik Deutschland der Würzburger Verein „Tiere helfen Menschen e. V.“ (1987) und der Berliner Verein „Leben mit Tieren“ (1988) (vgl. Röger-Lakenbrink 2006, S.14 f.). Im selben Jahr wurde auch der „Forschungskreis Heimtiere in der Gesellschaft“ unter dem Vorsitz von Prof. Dr. phil. Bergler gegründet. Er befasst sich vor allem mit der Erforschung der sozialen Beziehungen zwischen Menschen und Heimtieren. In regelmäßigen Vortragsveranstaltungen werden die Ergebnisse vorgestellt (vgl. Röger-Lakenbrink 2006, S.93).
Vergleichbare Entwicklungen fanden auch in Österreich mit der Entstehung des Vereins „Tiere als Therapie“ (TAT) im Jahre 1991 und 1994 in der Schweiz mit der Gründung des „Verein Therapiehunde Schweiz“ (VTHS) statt.
Seit dem Jahr 2000 sind in Deutschland eine vermehrte Anzahl von Vereinen, Verbänden und Instituten entstanden, die sich bemühen, Standards, Kriterien und Richtlinien für die Ausbildung zu erarbeiten. Leider kam es bisher zu keiner Einigung und damit auch zu keinen einheitlichen Standards (vgl. Röger-Lakenbrink 2006, S.16).
2 Erklärung verschiedener Begriffe der tiergestützten Arbeit
In der ursprünglichen englischen Definition wurde von „pet-facilitated“ oder „animal-facilitated-therapy“ gesprochen. Also von Aktivitäten und Therapien mit Haus- und anderen Tieren.
Als „tierische“ Co-Therapeuten werden oft Hunde, aber auch Lamas, Alpakas, Schildkröten, Katzen, Kaninchen, Pferde u.a. eingesetzt werden. Aus diesem Grund wird im Allgemeinen von einer tiergestützten Arbeit gesprochen (vgl. Röger-Lakenbring 2006, S.25).
Auch ich werde im Rahmen meiner Arbeit der Einfachheit halber mit diesem Begriff arbeiten und bei Bedarf auf genauere Definitionen zurückgreifen.
Zunächst werde ich jedoch die Begriffe Tiergestützte Aktivität, Tiergestützte Erziehung/Pädagogik und Tiergestützte Therapie definieren und anschließend kurz die Unterschiede von Partner-, Sozial- und Behindertenbegleithunden erläutern.
2.1 Tiergestützte Aktivitäten (AAA, Animal-Assisted-Activities)
Als AAA’s werden hilfreiche Kontakte und Interaktionen zwischen Menschen bezeichnet, die Tiere einbeziehen. Es sind Programme, bei denen Menschen von Tieren und deren Haltern besucht werden. Die Aktivitäten sind nicht auf eine bestimmte Person ausgerichtet und können beliebig oft wiederholt werden. Vor den Besuchen werden keine Ziele festgelegt und es werden auch keine genauen Aufzeichnungen über den Verlauf gemacht (vgl. Bauer o. J., S.4). Tiergestützte Aktivitäten werden größtenteils von Ehrenamtlichen durchgeführt und setzten demgemäß keine spezielle Ausbildung für Mensch und Tier voraus. Unterschieden werden kann zwischen aktiven und passiven Tiergestützten Aktivitäten. Bei ersteren handelt es sich um Interaktionen, bei denen der direkte Kontakt zwischen Tier und Mensch im Vordergrund steht. Es kommt zu Berührungen, gemeinsamem Spiel usw. Bei den passiven AAA findet keine Interaktion statt. Der Kontakt zwischen Mensch und Tier beschränkt sich auf die reine Beobachtung – wie etwa von Fischen im Aquarium, Vögeln in der Voliere u.ä. (vgl. Olbrich 2001, S.23).
2.2 Tiergestützte Erziehung/Pädagogik(AAE, Animal-Assisted-Education/AAP, Animal-Assisted-Pedagogy)
AAE bzw. AAP ist zwischen den Tiergestützten Aktivitäten und der Tiergestützten Therapie anzusiedeln. In der Regel läuft Erziehung auf den Versuch einer Beeinflussung hinaus, „durch den man eine Verbesserung, Vervollkommnung oder Wertsteigerung der Persönlichkeit des Erzogenen erreichen will “ (Brezinka, zit. n. Olbrich, 2001, S.23). Dabei orientiert sich der Versuch an den gesellschaftlichen Werthaltungen und soll durch die Tiergestützte Pädagogik ergänzt werden (vgl. Olbrich, 2001, S.23). Die Tiergestützte Pädagogik wird demnach als eine pädagogische Fördermaßnahme verstanden, bei der Kinder und Jugendliche mit leichten Handicaps oder Verhaltensauffälligkeiten durch das Medium „Tier“ positiv in ihrer Entwicklung gefördert werden sollen. Hierzu setzen Erzieher, Sozialarbeiter, Pädagogen, Heilpädagogen und Lehrer gezielt ihre (leider nur selten, Schöll) ausgebildeten Tiere – überwiegend Hunde – in Kindergärten, Freizeiteinrichtungen und Schulen ein (vgl. Röger-Lakenbrink 2006, S.28).
Da die Erziehungskonzepte oft theoretisch weniger stringent formuliert sind als Therapiekonzepte, hat die Tiergestützte Erziehung eine geringere Intensität als die Tiergestützte Therapie. Realisiert wird sie in Vernetzung mit einer Vielzahl von kulturell und gesellschaftlich bestimmten Einwirkungen. Zumeist findet sie mit einer Mehrzahl von Personen und/oder auch Institutionen der Pädagogik statt. Auch bei der Tiergestützten Pädagogik kann zwischen aktiver und passiver AAE/AAP unterschieden werden (vgl. Olbrich 2001, S.23).
2.3 Tiergestützte Therapie (AAT, Animal-Assisted-Therapy)
Nach Gatterer versteht man unter Tiergestützter Therapie die zielgerichtete Einbeziehung von Tieren in den therapeutischen Prozess und die Dokumentation von dessen Verlauf (vgl. Röger-Lagenbrink 2006, S.30). Dies gilt sowohl für somatische, soziale wie auch Psychotherapien. Dabei ist das Tier in Erweiterung der jeweiligen Therapieform ein Bestandteil des therapeutischen Konzeptes als auch des therapeutischen Arbeitens und muss in die Ausübung der therapeutischen Tätigkeit mit einbezogen sein. Voraussetzung ist eine therapeutische Ausbildung des Behandelnden sowie möglichst eine Zusatzausbildung in
Bezug auf die Theorien und Methoden des professionellen Einsatzes von Tieren in der Therapie. Die AAT sollte aus diesen Gründen nur von professionellen Therapeuten/ Pädagogen bzw. von Laien unter professioneller Anleitung durchgeführt werden (vgl. Röger-Lakenbrink 2006, S.27).
Bei allen drei Formen der tiergestützten Arbeit werden die Tiere auf unterschiedliche Art und Weise miteinbezogen. Das reicht von der weitgehenden Kontrolle des Tieres durch den Menschen, der sie durch das Trainieren von besonderen Fähigkeiten für bestimmte Aktivitäten nutzt, bis zum Aufbau und zur Förderung von sozio-emotionalen Beziehungen zum Tier, die vom Tier normalerweise gern erbracht werden, aber in erster Linie für den Menschen hilfreich sind. Hierzu zählen Partnerhunde (Blindenführ-, Hör-, Signal- und Epilepsiehunde) und Behindertenbegleithunde (Assistenz- und Servicehunde). Partner- und Behindertenbegleithunde erhalten vor ihrem Einsatz eine spezielle Ausbildung, werden danach an die betroffenen Menschen abgeben und verbringen ihr Leben als Helfer und Partner an der Seite des Hilfebedürftigen (vgl. Olbrich 2001, S.25). Für diese Arbeit ist nicht jeder Hund gleichermaßen eignet. Die Selektion erfolgt nach der Grundausbildung im Alter von ca. einem Jahr. Die für die spezielle Ausbildung ungeeigneten Hunde werden in Familien vermittelt.
Zu den sogenannten Sozialhunden zählen die Therapiehunde, welche in der AAT eingesetzt werden, sowie auch die Besuchshunde, die in der AAA eingesetzt werden. Das Tier ist dem Menschen ein nahestehender Gefährte einer anderen Spezies, mit dem Kommunikation und Interaktion auf einer tiefen Schicht der Verbundenheit stattfindet. Diese (zumindest größtenteils) für die Tiergestützte Therapie ausgebildeten Hunde, verbleiben bei ihren ebenfalls geschulten Haltern und arbeiten mit ihnen als „Team“ an wechselnden Einsatzorten und mit unterschiedlicher Klientel (vgl. Röger-Lakenbring 2006, S.24).
Die Ausbildung von Therapie- und Besuchshunden sowie ihren Haltern zum „Therapiehunde-Team“ ist leider noch keine Pflicht-Voraussetzung für einen Einsatz. In Deutschland gibt es, im Gegensatz zu Österreich und der Schweiz, leider noch keine einheitliche Absicherung der Qualitätsstandards, so dass auch ungeprüfte „Therapiehunde-Teams“ ihre zum Teil unprofessionelle Arbeit anbieten können (vgl. Röger-Lakenbring 2006, S.20).
3 Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes verschiedener Spezies in der tiergestützten Arbeit
Als „tierische“ Co-Therapeuten werden Hunde, Katzen, Kaninchen und Nutztiere wie Ziegen, Schafe, Pferde, Esel und Rinder eingesetzt. Aber auch Wildtiere wie Delfine, Lamas und Alpakas sind im Einsatz bei der tiergestützten Arbeit. Jede dieser Spezies hat ihre Vor- und Nachteile. Erfahrungsgemäß ist nicht jede Tierart und auch nicht jedes Individuum einer Art für jeden Menschen geeignet.
Die heilsame Mensch-Tier-Begegnung erhält ihre Impulse vor allem durch die ‘freie’ Begegnung und den Dialog zwischen den verschiedenen Spezies. Hierfür ist daher eine Auswahl von Tieren mit ausgeprägten körpersprachlichen Kommunikationsmöglichkeiten und/oder differenzierter Lautgebung förderlich.
Im Folgenden werde ich einen allgemeingültigen Überblick über die Kriterien geben, nach denen Tiere für einen Einsatz in der tiergestützten Arbeit ausgewählt werden (sollten) und dann auf die unterschiedlichen Möglichkeiten, aber auch die Grenzen eines Einsatzes der verschiedenen Spezies eingehen.
3.1 Allgemeine Auswahlkriterien der Tiere
Im Allgemeinen sollte bei der Wahl der Tierart darauf geachtet werden, dass es sich um eine wie der Mensch sozial lebende Spezies handelt. Denn nur Lebewesen, die in ähnlich organisierten Verbänden wie der Mensch leben, haben das Bedürfnis nach emotionaler und sozialer Nähe und infolgedessen das Interesse, von sich aus Kontakt zum Menschen aufzunehmen. Tiere sind dann gute ‘therapeutische Begleiter’, wenn sie ein geeignetes soziales Verhalten zeigen. Hierzu gehört in erster Linie verträgliches Benehmen wie die freundliche Kontaktaufnahme zu Menschen und anderen Tieren (vgl. Otterstedt 2001, S.117ff.). Voraussetzung ist auch eine gute Sozialisation. Tiere mit mangelnder Sozialisation zeigen oft ängstliche Verhaltensweisen in Anwesenheit von Menschen, die sich in aggressives Verhalten verändern können, sobald die für das Tier individuelle Fluchtdistanz unterschritten wird. Problematisch ist hierbei, dass die Tiere für den Menschen bei Unterschreitung der Distanz „unberechenbar“ reagieren können und insofern eine Gefahr für die Betroffenen darstellen.
Hiervon sind Tiere wie Vögel, Fische u.a., die nur in Volieren oder anderen geschlossenen Behältnissen gehalten werden und die mit den Menschen nicht in Körperkontakt treten können, natürlich ausgenommen.
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