Skript: Lernen - Lehren - Präsentieren


Notes (de cours), 2000

48 Pages


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Lernpsychologie

2 Grundzüge der Didaktik

3 Präsentationstechnik - Medieneinsatz

4 Verzeichnisse

1 Lernpsychologie

1.1 Was ist Lernen?

Unter Lernen verstehen wir jede anhaltende Verhaltensänderung, die durch Übung oder Beobachtung entstanden ist. Keine Lernvorgänge sind Verhaltensänderungen durch Reifung bzw. Entwicklung. Diese Ver- haltensänderungen sind gewissermaßen im Menschen „programmiert” und treten vorhersehbar auf (z.B. Entwicklung vom Sitzen zum freien Gehen). Auch durch Drogenkonsum geschieht eine Verhaltensänderung. Jedoch auch in diesem Zusammenhang sprechen wir nicht von Lernen.

Beim Lernen sind folgende Faktoren beteiligt:

- Es schließt persönliches Engagement ein - die ganze Person steht sowohl mit ihren Gefühlen als auch mit ihren kognitiven Aspekten im Lernvorgang.
- Es ist selbst-initiiert - sogar dann, wenn der Antrieb oder der Reiz von außen herrührt, kommt das Gefühl des Entdeckens, des Hinausgreifens, Ergreifens und Begreifens von innen.
- Es durchdringt den ganzen Menschen - es ändert das Verhalten, die Einstellungen, vielleicht sogar die Persönlichkeit des Lernen- den.
- Menschen orientieren sich beim Lernen am „Sinn”. Was für den Einzelnen sinnvoll - sinnhaft ist, wird leichter behalten und in die Person integriert.

1.2 Der Lernprozess

Lernprozesse können wir nicht direkt beobachten. Was wir aber beobachten können, ist die Reizsituation, der ein Organismus ausgesetzt ist (war) und die Verhaltensänderung, die in der Folge eintritt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Lernprozess

1.2.1 Zeitlicher Ablauf des Lernprozesses

Abbildung 2: Zeitlicher Ablauf d. Lernprozesse

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.3 Lernen und Wahrnehmung

Wir sind als Menschen eingebettet in eine Welt von Objekten und Kräften, die wir erleben und bewältigen müssen, um zu überleben. An dieser Außenwelt müssen wir uns orientieren, aus ihr erhalten wir Informa- tionen und verarbeiten sie. Die Außenwelt, die uns umgibt besteht aus Strahlen, Kräften, Molekülen und Atomen. Was wir jedoch erleben, ist etwas ganz anderes.

Wir erleben infrarote Strahlung als Wärme, elektromagnetische Schwingungen als Licht und Farbe, Moleküle und Atome als Gerüche, Süßes oder Bitteres usw. Wir sehen, hören, spüren und schmecken also nicht Moleküle, Atome, Schwingungen an sich, sondern erleben unsere eigene Form der Wahrnehmung.

Wir erleben und empfinden also die objektive Außenwelt subjektiv.

Die Beziehung zwischen diesen beiden Welten können wir uns so vorstellen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Wahrnehmungsvorgang

Physikalische Reize werden erst durch diesen Prozeß zu Bewußtseinserlebnissen, zu Wahrnehmungen. Wir können die Welt nicht so wahrnehmen, wie sie wirklich ist. Die Wahrnehmung der uns umgebenden objektiven Welt ist immer eine Welt für uns. Durch das Wahrnehmen selbst entwerfen wir unser eigenes Weltbild. Wir schaffen uns eine subjektive Vorstellung davon, wie die Welt ist.

Wahrnehmung ist kein passiver Vorgang, sondern lebendiges Gestalten.

1.3.1 Wahrnehmungsfilter

1.3.1.1 Der biologische Filter

Wir erfahren die Welt über fünf Sinneskanäle: Sehen, Hören, Tasten (Fühlen), Schmecken und Riechen. Diese biologische Ausstattung unseres menschlichen Nervensystems erlaubt es uns jedoch nur, innerhalb gewisser Grenzen wahrzunehmen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Wahrnehmungskanäle

1.3.1.2 Der soziale Filter

Eine zweite Art, in der sich unsere Erfahrung der Welt von der Welt selbst unterscheidet, ist durch die Gesellschaft gegeben, in der wir aufwachsen. Sprache, Kultur, Sitten und Gebräuche haben einen großen Einfluss auf unsere Wahrnehmung.

1.3.1.3 Der individuelle Filter

Mit individuellen Filtern sind jene Vorstellungen von der Welt gemeint, die wir als Individuen schaffen und die auf unserer einzigartigen persönlichen Lebensgeschichte beruhen. Jeder Mensch hat einen Erfahrungsschatz, der seine persönliche Geschichte darstellt und so einmalig ist wie seine Fingerabdrücke.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Wahrnehmungsfilter

1.3.2 Wahrnehmungsmechanismen

Jedes Modell, das sich ein Individuum von der Welt macht, ist immer eine einzigartige, subjektive Leistung. Wir können drei allgemeine Mechanismen unterscheiden, mittels derer wir dies tun: Generalisierung, Tilgung, Verzerrung.

Generalisierung

Unter Generalisierung verstehen wir die Fähigkeit, von einer ein- maligen Erfahrung eine allgemeingültige Regel zu bilden. Ein Kind greift auf eine heiße Herdplatte. Es bildet die Generalisierung “ Greife diese Platte nicht an! ” Diese Regel ermöglichst es dem Kind, nicht ständig wieder diese Erfahrung machen zu müssen. Wir erkennen also im Pro- zeß der Generalisierung einen wichtigen Mechanismus für das mensch- liche Verhalten, denn Generalisierungen schaffen die Regeln, die das menschliche Verhalten erst ermöglichen Die Bildung solcher Regeln stellt also die Grundlage des menschlichen Lernens dar.

Tilgung

ist der zweite wichtige Wahrnehmungsmechanismus. Tilgung ist der Prozess, durch den wir unsere Aufmerksamkeit zielgerichtet lenken können. Nehmen wir als Beispiel die Fähigkeit des Menschen, in einem Raum voller sprechender Menschen alle anderen Geräusche auszu- schließen oder auszufiltern, um der Stimme einer bestimmten Person zuzuhören. Wenn wir uns ganz auf eine Sache konzentrieren, kann die- ser Filterprozess so weit führen, dass wir gar nicht merken, wenn uns jemand bei unserer Tätigkeit anspricht. Es braucht dann der Wahrneh- mungsreiz eine viel höhere Stärke (Intensität) um in unser Bewusstsein zu dringen.

Verzerrung

ist der Prozess, der es uns ermöglicht, unsere Erfahrung in ein bereits bestehendes Weltbild einzufügen. Ein Beispiel soll das veran- schaulichen: Ein Kind sieht einen schwarzen Mann auf der Stra ß e. Die Mutter erklärt, dies sei ein Rauchfangkehrer. Das Kind bildet für sich die Regel (Generalisierung): “ Alle schwarzen Männer sind Rauchfangkeh- rer! ” Als nun das Kind einige Tage später einen Afrikaner sieht, sagt es zu seiner Mutter: “ Mama schau, ein Rauchfangkehrer! ” Die Wahrneh- mung ist also in ein bestehendes Weltbild eingefügt worden. Dabei kann es natürlich zu Fehldeutungen kommen.

Generalisierung, Tilgung und Verzerrung sind die Abläufe, die in jedem Lernprozess anzutreffen sind; ja diesen Prozess geradezu erst bilden.

1.4 Lernen und Gedächtnis

Wir unterschieden beim menschlichen Gedächtnis:

- Ultrakurzzeitgedächtnis: Informationen werden bis zu 20s im „Spei- cher” gehalten
- Kurzzeitgedächtnis: Informationen werden bis zu 20min, behalten
- Langzeitgedächtnis: Informationen werden viele Jahre aufbe- wahrt und können abgerufen werden

Ziel jedes Lernprozesses muss es sein, möglichst viel Information in das Langzeitgedächtnis überzuführen. Je mehr Eingangskanäle benützt werden (Sehen, Sprechen, Fühlen usw.) umso eher gelangen die Informationen in das LZG.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Gedächtnisformen

1.4.1 Behalten und Vergessen

Es ist eine allgemeine Erfahrung, dass der Lernstoff um so leichter zu reproduzieren ist, je öfter er bewusst war; m.a.W. haben Wiederholungen desselben Stoffes einprägende Wirkung.

Diese Einprägung ist hirnphysiologisches Phänomen. Durch die Aufnahme von immer ähnlichen Wahrnehmungsinhalten werden auch immer wieder ähnliche Erregungskonstellationen erzeugt. Dadurch wer- den Änderungen in der Feinstruktur der Ganglienzellen erreicht.

Je öfter die gleiche Erregungskonstellation auftritt, desto fester und dauerhafter sind in den Ganglienzellen die Strukturveränderungen, die aus ihr entstehen. Um dauerhaftes Behalten zu erreichen, muss eine Erregungskostellation mehrere Male bewusst gemacht werde. Ein Untersuchungsergebnis:

11 Sinnlose Silben konnten nach 17 Wiederholungen auswendig fehlerfrei reproduziert werden (=100% Lernen).

Danach setzt wieder das Vergessen ein! Schon nach 20 Minuten sind 42% unseres angelernten Stoffes verschwunden - vergessen. Nach einem Tag sind bereits 66% vergessen, nach 6 Tagen 75%. Nur 20% scheinen für immer zur Verfügung zu bleiben! Wir vergessen also am Anfang sehr rasch, dann immer weniger. Je älter das Gedächtnismaterial ist, je langsamer wird vergessen.

Vergessen ist für unser Leben ein notwendiger Vorgang - wir können ja nicht alles erlebte ständig im Bewusstsein halten. Beim Lernen allerdings ist das Vergessen ein unerwünschter Vorgang. Folgende Faktoren beeinflussen das Vergessen:

- Das Wiederholen
- Die emotionale Situation
- Das Lernmaterial
- Die Art des Lehrverhal- tens
- Der Lerntyp
- Gedächtnishemmungen

1.4.2 Wiederholen

Betrachten wir einmal die sogenannte Vergessenskurve:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Vergessenskurve

Wenn ein völlig beherrschter Lernstoff nach einiger Zeit wieder aufgefrischt wird, benötigt man weniger Wiederholungen als beim ersten Lernen.

Möglichst frühzeitiges Wiederholen = Auffangen des rapiden Abfalls der Vergessenskurve!

Jedes Wiederholen des Stoffes hat eine flachere Vergessenskurve zur Folge. Daher können zwischen den Wiederholungen immer längere Pausen eingeschaltet werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: Wiederholung u. Vergessen

Im Unterricht sollten daher immer auch Möglichkeiten zur Wiederholung und Festigung angeboten werden. Folgende Methoden gibt es:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1 Wiederholungsmethoden

Merkinhalte, die man unmittelbar vor dem Schlafengehen erlernt, werden besser behalten als am Tage Gelerntes. Das liegt daran, dass die aufgenommenen Inhalte im Schlaf nicht mehr durch andere Inhalte gestört werden. Dadurch wird der Lernstoff besser eingeprägt.

Weitere Faktoren die das Vergessen beeinflussen sind das Inter- esse am Lernstoff und die emotionale Situation, in der das Lernen erfolgt. Entspannte, stressfreie Atmosphäre trägt wesentlich zum Lernerfolg bei!

1.4.3 Gedächtnis- und Lernhemmungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2 Lernhemmungen

[...]

Fin de l'extrait de 48 pages

Résumé des informations

Titre
Skript: Lernen - Lehren - Präsentieren
Auteur
Année
2000
Pages
48
N° de catalogue
V28969
ISBN (ebook)
9783638306089
ISBN (Livre)
9783638702874
Taille d'un fichier
2494 KB
Langue
allemand
Mots clés
Skript, Lernen, Lehren, Präsentieren
Citation du texte
Mag. Gregor Heise (Auteur), 2000, Skript: Lernen - Lehren - Präsentieren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28969

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