Geschäftsmodell für den Online-Vertrieb von Versicherungen für Privatpersonen


Research Paper (undergraduate), 2002

54 Pages, Grade: 1,7


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Ziele und Geschäftsmodell von Care4Sure.de
2.1 Vorüberlegungen
2.2 Unternehmenszweck
2.3 Unternehmensziele
2.4 Geschäftsmodelle für Online-Unternehmen
2.4.1 Das Geschäftsmodell Commerce
2.4.2 Das Geschäftsmodell Content
2.4.3 Das Geschäftsmodell Connection
2.4.4 Das Geschäftsmodell Context
2.5 Zwischenergebnis

3. Strategische Situationsanalyse von Care4Sure.de
3.1 Umfeldanalyse
3.1.1 Binnenkonjunkturentwicklung 2001 in Deutschland
3.1.1.1 Bruttoinlandsprodukt und Wirtschaftswachstum
3.1.1.2 Investitions- und Bautätigkeit
3.1.1.3 Preisanstieg
3.1.1.4 Arbeitsmarkt
3.1.1.5 Stimmungsklima und Erwartungen
3.1.1.6 Fazit
3.1.2 Geltendes Recht für Online-Versicherungsvermittlungen
3.1.2.1 Schuldrecht
3.1.2.2 Versicherungsrecht
3.1.2.3 Komplexitätsproblem und Beratungsbedarf
3.1.3 Zielgruppendefinition: Analyse der Kundenstruktur
3.1.3.1 Zielgruppenbestimmung nach Alter und Beruf
3.1.3.2 Zielgruppenbestimmung nach Wohnort
3.1.3.3 Zielgruppenbestimmung nach Internetnutzung
3.1.3.4 Zielgruppenbestimmung nach demographischer Entwicklung
3.1.3.5 Zielgruppenbestimmung der Versicherungsanbieter
3.1.3.6 Zwischenergebnis
3.2 Marktanalyse
3.2.1 Entwicklung des Versicherungsmarktes im Jahr 2001
3.2.1.1 Gesamtvolumen des deutschen Versicherungsmarktes
3.2.1.2 Lebensversicherung im Zeichen der Rentenreform
3.2.1.3 Private Kranken- und Pflegeversicherung
3.2.1.4 Schaden- und Unfallversicherung
3.2.1.5 Sachversicherung
3.2.1.6 Haftpflichtversicherung
3.2.2 Prognose für die Entwicklung im Jahr 2002
3.2.2.1 Lebensversicherung und Auswirkungen der Riester-Rente
3.2.2.2 Private Krankenversicherung
3.2.2.3 Schaden- und Unfallversicherung
3.2.2.4 Fazit
3.2.3 Trend- und Nachfrageanalyse
3.2.3.1 Trendanalyse
3.2.3.2 Nachfrageanalyse
3.2.3.3 Fazit
3.3 Wettbewerbsanalyse
3.3.1 Aktuelle Wettbewerber
3.3.1.1 Versicherungsunternehmen
3.3.1.2 Online-Versicherungsvermittler
3.3.1.3 Versicherungsmakler mit E-Commerce Applikationen
3.3.1.4 Publikumsportale
3.3.2 Potenzielle Wettbewerber
3.4 Potenzialanalyse
3.4.1 Komparativer Konkurrenzvorteil
3.4.1.1 Objektiver Kundennutzen
3.4.1.2 Erkennbarer Kundennutzen
3.4.1.3 Kommunikation des Kundenvorteils
3.4.1.4 Markteintrittsbarrieren der Wettbewerber
3.4.2 Zusammenfassung der Ergebnisse der Potenzialanalyse
3.4.2.1 Schwächen
3.4.2.2 Stärken
3.4.2.3 Chancen
3.4.2.4 Risiken
3.4.2.5 Fazit der Potenzialanalyse

4. Die Planung des Marketing-Mix
4.1 Produktpolitik
4.1.1 Produktpolitische Ziele und Strategien
4.1.1.1 Qualität der Nutzungsprozesse aus der Kundensicht
4.1.1.2 Qualitätssicherung durch Gesuchskontrollen
4.1.1.3 Qualitätssicherung durch Angebot- und Anbieter-Rating
4.1.2 Förderung der Produktverbreitung
4.1.3 Perspektiven von Care4Sure.de
4.2 Preispolitik
4.2.1 Nachfrager (C2B –Kunden)
4.2.2 Anbieter (B2C –Kunden)
4.2.2.1 Provisionsproblematik
4.2.2.2 Grund- und Nutzungsgebühren
4.3 Kommunikations- und Distributionspolitik
4.3.1 Horizontale Portale
4.3.2 Vertikale Portale
4.3.3 Branchenportale
4.3.4 Wirtschaftsdatenbanken
4.4 Fazit zum Marketing-Mix

1. Einführung

Thematischer Hintergrund der vorliegenden Studienarbeit ist die zunehmende Anstrengung deutscher Versicherungsunternehmen, Ihre Produkte für Kunden auch über das Internet zur Verfügung zu stellen. Die dazu erforderlichen Überlegungen, die das Management bei der Marketingplanung anzustellen hat, sollen hier exempla-risch am Geschäftsmodell des fiktiven Unternehmens Care4Sure.de GmbH aufge-zeigt werden, dessen Gründer und Autor sich auf den Online-Vertrieb von Versiche-rungen für Privatkunden spezialisieren will.

Thematische Grundlagen sind neben der einschlägigen Studienliteratur zum Marketing und E-Commerce auch interne Strategiepapiere von Versicherungsunter-nehmen, die die Umsetzung des Online-Vertriebs im Rahmen einer E-Commerce-Strategie geplant haben sowie eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), die vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) in Auftrag gegeben wurde. Zudem fliesen die Berufserfahrungen des Autors ein, der im Zeitpunkt der Erstellung der Studienarbeit Produktmanager Geschäftskunden (B2B) bei dem Berliner Internetunternehmen yellout AG war. Dieses Unternehmen hatte sich auf die Online-Vermittlung von Dienstleistungen spezialisiert, wobei der Nach-frager seinen Bedarf über Online-Formulare ausschrieb. Ausschreibungsempfänger waren registrierte Anbieter, die sich zuvor für die jeweiligen Kategorien anmeldeten und nach ihrer Freischaltung die Gesuche u.a. via E-Mail erhielten. Besonders großer Beliebtheit erfreute sich vor allem die Vermittlung von Finanz- und Versiche-rungsprodukten, sowohl für Privat-, als auch für Geschäftskunden.

Der Studienarbeit ist wie folgt gegliedert: Nach den Ausführungen zum Geschäfts-modell im 2. Teil schließt sich eine ausführliche und umfassende strategische Situationsanalyse im 3. Teil an, gefolgt vom Marketing Mix hinsichtlich der Gestaltung der Produkt-, Preis-, Kommunikations- und Distributionspolitik (4. Teil).

2. Ziele und Geschäftsmodell von Care4Sure.de

2.1 Vorüberlegungen

Wirtschaftliches Handeln bedeutet zielgerichtetes Handeln, demzufolge sich das unternehmerische Wirtschaften an klar umrissenen Zielen zu orientieren hat[1].

Die Zielplanung ist ein mehrstufiger Entscheidungsprozess im Bereich des strate-gischen Managements. Dabei folgt im Rahmen einer konzeptionellen Gesamtsicht die Zielfestlegung in enger Beziehung zur Strategieformulierung, die die bestmög-liche Zielerreichung bezweckt. Dies erfordert vom Management grundlegende Kenntnisse der Markt- und Umweltbedingungen, der Zielgruppe(n) und Trends sowie der eigenen Stärken und Schwächen als auch derjenigen der Wettbewerber (siehe dazu die strategische Situationsanalyse bei 3.).

Als zweckmäßig erweißt sich eine differenzierte Betrachtung des Zielbegriffs, die zwischen übergeordneten Zielen (Prämissen, Leitlinien) und konkreten inhaltlichen Handlungszielen unterscheidet. Erstere geben die Strategieauswahl vor, letztere lassen sich erst im Anschluss an die gewählte Strategie bilden. Die unterschiedlichen Zielebenen können als Pyramide dargestellt werden, wobei die Anzahl der und der Konkretisierungsgrad der Ziele von der Spitze zur Basis jeweils zunimmt[2].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Meffert, Marketing, S. 71

2.2 Unternehmenszweck

Die Spitze der oben abgebildeten Zielpyramide bildet der Unternehmenszweck („business mission“). Mit der Klärung der Frage „Was ist unser Geschäft?“ werden die Leistung und die Grundrichtung der Unternehmung bestimmt[3]. Legt man die in Unternehmen der „New Economy“ vorherrschende moderne marktorientierte Identität („Corporate Identity“) zugrunde, lässt sich der Zweck der Care4Sure GmbH mit dem unternehmerischen Dreiklang von Vision, Mission und Aktion beschreiben:

Care4Sure.de wird der international führende Marktplatz für die Vermittlung von Versicherungsleistungen für Privatpersonen. Care4Sure.de zeichnet sich dabei durch die hervorragende Qualität seines Services aus (Vision).

Die Online-Ausschreibung Care4Sure.de bringt Transparenz sowie Zeit- und Kosten-ersparnis in den Versicherungsmarkt. Mittels automatisierter Angebotseinholung wird der Versicherungsabschluss für den Nachfrager schnell, günstig und qualitätssicher.

Für Versicherungskaufleute erschließt Care4Sure.de das große Potenzial des E-Commerce und senkt die Marketing- und Prozesskosten (Mission).

Mittelfristig wird durch die Integration der Ausschreibungssoftware in andere nach-fragestarke Online-Dienste ein global vernetzter Versicherungsmarktplatz aufgebaut (Aktion). [4]

2.3 Unternehmensziele

Die Unternehmensziele („Goals“) stellen Orientierungs- bzw. Richtgrößen für die operative Tätigkeit der Unternehmung am Markt und sind daher als konkrete Handlungsziele zu formulieren[5]. Die Formulierung der Marktstellungs-, Rentabilitäts- und finanziellen Ziele[6] für die neu zu gründende Care4Sure GmbH lautet wie folgt:

Die Einführung des Online-Versicherungsvermittlung von Care4Sure erfolgt im Febr. 2002 in Deutschland. Bis Ende 2003 sollen sich 5.000 Anbieter und 15.000 Nach-frager registriert haben, was einem Marktanteil von ca. 15% entspricht. Strategische Maßnahmen sind die schnellstmögliche Schaffung eines deutschlandweiten Netz-werkes von Anbietern und Nachfragern von Privatkundenversicherungen, der Gewinn von Marktanteilen zulasten der Direktversicherer und die Etablierung von Care4Sure.de als Innovationsführer im Segment der Online-Versicherungsbeschaf-fung für Privatpersonen (Marktstellungsziele).

Spätestens nach Ablauf des 3. Jahres soll Care4Sure.de sich vollständig durch seine Erlöse finanzieren (Finanzziel) und Gewinne erwirtschaften (Rentabilitätsziel) [7]

2.4 Geschäftsmodelle für Online-Unternehmen

Care4Sure.de ist als sog. E-Market in der Form des Marktplatzes auszurichten Charakteristisch für einen Marktplatz ist seine Ausrichtung auf Einkauf und Verkauf und seine Zusammensetzung aus vielen Nachfragern und Anbietern, sowie einem neutralen Betreiber. Dieser ist grundsätzlich offen für alle Marktteilnehmer. Im Vordergrund stehen Preise und Effizienz, wobei der Betreiber auf den Erlös von Transaktionsgebühren abzielt[8]. In dieser Form können die o.g. Kundenvorteile bestmöglich umgesetzt werden. Fraglich ist, welches Geschäftsmodell für einen Versicherungsmarktplatz wie Care4Sure.de das Geeignetste ist.

Grundsätzlich setzen sich Geschäftsmodelle aus sechs Untermodellen zusammen:

- Marktmodell, unterteilt in das Wettbewerbs- und Nachfragermodell
- Beschaffungsmodell,
- Leistungserstellungsmodell,
- Leistungsangebotsmodell,
- Distributionsmodell und
- Kapitalmodell, unterteilt in das Finanzierungs- und Erlösmodell[9].

Näher zu beleuchten sind hier das Leistungsangebots- und Kapitalmodell.

Im Privatkundenbereich (C2B / B2C) lassen sich die Leistungsangebote von E-Business Unternehmen anhand von 4 Basisgeschäftsmodelltypologien beschreiben. Dabei ist zwischen den Reinformen Content, Commerce, Context und Connection zu unterscheiden, wobei der sachlich relevante Markt nach dem Bedarfmarktkonzept abzugrenzen ist[10]. Infolge der verschärften Wettbewerbsintensität der Internetunter-nehmen werden die ursprünglich in Reinform implementierten Geschäftsmodelle zunehmend miteinander vermischt und somit multifunktionaler[11]. Daher ist hier zuerst kurz auf die Grundformen einzugehen.

2.4.1 Das Geschäftsmodell Commerce

Das Geschäftsmodell Commerce umfasst die Anbahnung, Aushandlung und / oder Abwicklung von Geschäftstransaktionen. Das Ziel besteht in der Unterstützung oder Substitution von traditionellen Transaktionsphasen, das durch die Fähigkeiten des Internets ermöglicht wird, Informations- und damit Transaktionskosten erheblich zu reduzieren. Dieses Modell wird von Unternehmen aus den Bereichen Herstellung (Dell), Handel (Amazon) und Maklerei bzw. Brokerage (Auktionen: eBay, Ausschreibungen: yellout) verfolgt, wobei letztere als sog. „Market-Makler“ Märkte im Internet organisieren, die die Kontaktherstellung zwischen Unternehmen und privaten Konsumenten bezwecken. Dazu aggregieren sie private Konsumenten zu virtuellen Käufergemeinschaften, organisieren Online-Auktionen oder Ausschreibungen oder erfüllen Kauf- oder Verkaufsorders.

Unternehmen dieser Art verfolgen transaktionsabhängige direkte oder indirekte Erlösmodelle, wobei bei Maklern Provisionen dominieren. Unternehmensüber-greifend ist hier auch Raum für Erlöse aus Online-Werbung und Data-Mining.

Beim Data-Mining werden anonymisierte Kunden- und Nutzerprofile erfasst und mit marketingrelevanten und geografischen Informationen angereichert[12]. Die Adressen werden an andere Unternehmen (insbesondere Handel, z.B. Versandhäuser) zwecks Planung und Durchführung Ihrer Online-Marketingmaßnahmen verkauft[13].

Das Commerce-Modell trifft auf Care4Sure.de zu, weil die Unternehmung die Anbahnung und Aushandlung von Transaktionen zwischen Anbietern und Nachfragern von Versicherungsleistungen bezweckt.

2.4.2 Das Geschäftsmodell Content

Ziel des Geschäftsmodells Content ist es, den Nutzern personalisierte Inhalte einfach, bequem, visuell ansprechend aufbereitet und online zugänglich zu machen, wobei diese Inhalte informierender, bildender oder unterhaltender Art sein können. Neben dem Massenmarkt (Public-Interest-Inhalte) ist dieses Modell auch für Nieschenmärkte (Special-Interest-Inhalte) geeignet, weil das Internet, im Gegensatz zu traditionellen Massenmedien (TV, Radio, Print) erstmals eine ökonomisch sinn-volle Möglichkeit bietet, kleine und kleinste Interessengruppen mit sehr speziellen Inhalten zu versorgen. Während die Content-Anbieter von Public-Interest-Inhalten überwiegend indirekte Erlösformen (Werbung) nutzen, generieren die Anbieter von Special-Interest-Inhalten auch direkte Erlöse, zumeist transaktionsabhängig je Dokument oder Nachricht[14].

Auch dieses Modell in Form des Angebots von Special-Interest-Inhalten trifft auf Care4Sure.de zu, weil die Anbieter Anfragen von kaufinteressierten Nachfragern und somit die Möglichkeit zur Neukundenwerbung erhalten, die wiederum mehrere individuelle Angebote als geldwerten Content erhalten.

2.4.3 Das Geschäftsmodell Connection

Ziel des Geschäftsmodells Connection ist die Herstellung der Möglichkeit eines Informationsaustausches zwischen privaten Konsumenten untereinander (C2C), zwischen privaten Konsumenten und Unternehmen (C2B) oder zwischen gewerblichen Konsumenten und Unternehmen (B2B – wird hier nicht weiter verfolgt).

Grundlage hierfür ist einerseits die Bereitstellung eines Zugangs zu physischen Netzwerkverbindungen („Access“, also Zugang mittels Internet Service Provider, ASP) und andererseits das Angebot von kommunikativen oder kommerziellen Dienstleistungen innerhalb des Internets[15].

Beim kommerziellen Verbindungsaufbau werden die konnektiven Möglichkeiten des Internets genutzt, um durch die Kommunikation der Unternehmensreputation den zusätzlichen Absatz von Produkten oder Dienstleistungen zu forcieren. In diesem Bereich dominieren direkte Erlösmodelle, die sich als transaktionsunabhängige Einrichtungs- und / oder Grundgebühren sowie als transaktionsabhängige Verbindungs- und / oder Nutzungsgebühren darstellen. Hinzu kommen Erlöse aus Provisionen, Online-Werbung oder Sponsorship[16].

Ziel von Care4Sure.de ist es, zwischen privaten Konsumenten (Versicherungs-nachfrager) und Unternehmer (Versicherungsmakler) einen transaktionsvorberei-tenden Informationsaustausch herzustellen, jedoch ohne Bereitstellung eines Internetzuganges. Dieser wird im Hinblick auf die Nachfrager und Anbieter voraus-gesetzt. Vielmehr handelt es sich bei dem Service von Care4Sure.de um eine kommerzielle Dienstleistung innerhalb des Internets, die den Betreibern großer Publikumsportale zwecks Einbindung angeboten werden kann.

Der Bedarf an solchen kostenpflichtigen Zusatzdiensten ist seitens der Portalbetreiber vorhanden: Die ursprünglich reinen ISP wie z.B. AOL und t-online oder OSP wie z.B. web.de unterliegen einem starken Preiswettbewerb, so dass sie auch künftig verstärkt auf transaktionsorientierte Inhalte angewiesen sind, über die sie neue Kunden akquirieren, Bestandskunden binden und zusätzliche Erlöse generieren können.

Ferner sollen derartige Inhalte die durchschnittliche Verweildauer der Nutzer auf den eigenen Internetseiten erhöhen, die als Kennzahl für die Publikumsbeliebtheit maßgeblich den Online-Werbewert beeinflusst. Als derartige Inhalte kommen statische Inhalte, wie z.B. virtuelle Shops, elektronische Produktkataloge, oder auch dynamische Inhalte, wie z.B. Online-Auktionen, Ausschreibungen, in Betracht.

In der Regel haben die ISP / OSP kein Interesse an kapital- und zeitaufwändiger Entwicklung und Betreibung dieser Inhalte in Eigenregie, da dies nicht zu Ihrem Kerngeschäft gehört. Vielmehr kaufen sie solche Dienste bei spezialisierten ASP ein („Outscourcing“ i.R. von Make-or-Buy-Entscheidungen), so dass hier Raum für langfristige Online-Kooperationen ist (siehe dazu Distributionspolitik im 4. Teil).

Care4Sure tritt mit seiner Ausschreibungssoftware als sog. ASP bzw. Inhalte-Lieferant (Application Service Provider) gegenüber den ISP und OSP auf.

Hinsichtlich der Kosten einer solchen Kooperation gilt grundsätzlich:

Je größer die Nutzerreichweite des Portals, desto höher sind die Marketingkosten für eine exklusive Einbindung des ASP in den jeweiligen Themenbereich des Portals. Die Kosten amortisieren sich um so schneller, wenn der einzubindende Inhalt einen hohen nachfragerspezifischen Nutzen aufweißt, als solcher einmalig ist und dies auch auf absehbare Zeit bleiben wird. Als Beispiel wurde bereits die Kooperation zwischen web.de (Publikumsportal) und mamax.de (Direktversicherer der Hamburg-Mannheimer) genannt. Derartige Kooperationen sind auch für Care4Sure.de eine wesentliche Zielstellung im Online-Marketing zur Nachfragergewinnung[17].

2.4.4 Das Geschäftsmodell Context

Inhalt des Geschäftsmodells Context ist das Auffinden vom Nutzer erfragter relevanter Informationen mittels technischer Applikationen. Ziel ist dabei die Verbesserung der Transparenz des Mediums Internet (Komplexitätsreduktion)[18] und die Verbesserung der Nutzerorientierung (Navigation), in dem die im Internet verfügbaren Informationen durchsucht und gefiltert werden und dem Nutzer der Zugriff auf inhaltlich strukturierte Informationen ermöglicht wird.

Hierunter fallen Suchmaschinen (google.de, fireball.de), Webverzeichnisse (yahoo.com, lycos.de)[19] und intelligente Agenten bzw. Meta-Suchmaschinen (auktionen.de, preisfinder.de). Bei den Context-Geschäftsmodellen überwiegen die indirekten Erlösmodelle, da sie aufgrund ihrer hohen Zugriffsraten sehr attraktiv für Online-Werbung und „Sponsorship“ sind. Provisionserträge können im Rahmen von Online-Kooperationen, z.B. mit einem Commerce-Anbieter (s.o. bei 2.4.1), realisiert werden[20].

Auch dieses Modell trifft im Ansatz auf Care4Sure.de zu, weil dessen Ausschrei-bungsprinzip den Nutzen verfolgt, das Komplexitätsproblem des Nachfragers bei der Anbieterrecherche zu reduzieren: Der Nachfrager wird zum Anbieter mit dem aus Kundensicht besten Preis-Leistungsverhältnis navigiert[21].

2.5 Zwischenergebnis

Aus der Kundensicht ist das Leistungsangebot von Care4Sure.de eine Mischform aus allen vier Geschäftsmodellen, wobei für C2B-Kunden der Schwerpunkt auf Commerce, Special-Interest Content und Context liegt.

Aus der Sicht der B2C-Kunden liegt der Schwerpunkt auf Commerce und Connec-tion. Die Direktvermittlung zu kaufbereiten Nachfragern verschafft dem Anbieter die Nutzung des Internets als zusätzlichen Vertriebskanal ohne hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand, so dass er Hauptnutznießer des Care4Sure-Services ist.

Demzufolge ist im Verhältnis zum Anbieter die Ausschöpfung aller Erlösmodelle möglich[22].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3. Strategische Situationsanalyse von Care4Sure.de

Vor der Festlegung der Marketingstrategien und –instrumente einer Unternehmung (Marketing-Mix: Produkt, Preis, Distribution, Kommunikation), ist die Untersuchung aller gegenwärtigen und künftigen Umstände erforderlich, die Einfluss auf ihren Erfolg oder Misserfolg nehmen können. Gegenstand dieser Untersuchung ist die sog. strategische Situationsanalyse, mit der die relevanten Einflussgrößen von Markt und Unternehmung ermittelt und festgelegt werden. Sie hat zwei Bestandteile: Einerseits die marktbezogene Chancen- und Risikenanalyse und andererseits die unter-nehmensbezogene Wettbewerbs- und Potenzialanalyse[23].

Die Chancen- und Risikenanalyse erfasst positive und negative Fakten und Erwartungen im Markt sowie im darüber hinausgehenden Umfeld. Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse über die Grundvoraussetzungen, die eine in einem bestimmten Branchenmarktsegment erfolgreiche Unternehmung erfüllen muss, sind anschliessend mit den Eigenschaften der aktuellen und potenziellen Werbewerber und mit den Stärken und Schwächen (Potenzial) der eigenen Unternehmung abzugleichen.

3.1 Umfeldanalyse

Gegenstand der Umfeld- (bzw. Umwelt-) Analyse ist die Beleuchtung der Binnenkon-junkturentwicklung in Deutschland, die die Rahmenbedingungen für die bisherige und künftige Entwicklung des Versicherungsmarktes absteckt. Den folgenden Ausführungen liegt die Prognose der Geschäftsaussichten der Versicherungswirt-schaft für das Jahr 2002 zugrunde, die der Arbeitskreis Statistische Analysen des Ausschusses Volkswirtschaft des Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirt-schaft e.V.[24] im Okt. 2001 veröffentlichte.

3.1.1 Binnenkonjunkturentwicklung 2001 in Deutschland

Hierbei sind folgende volkswirtschaftliche Schlüsselkriterien zu untersuchen: Das Bruttoinlandsprodukt und Wirtschaftswachstum, die Investitions- und Bautätigkeit, Preisstabilität, der Arbeitsmarkt und die Beschäftigungssituation, das Stimmungs-klima und die Erwartungen von Investoren[25].

3.1.1.1 Bruttoinlandsprodukt und Wirtschaftswachstum

Die Rückläufigkeit von Bruttoinlandsprodukt und Wirtschaftswachstum stellen keine allzu günstige Rahmenbedingung für die Versicherungswirtschaft und die Nachfrage nach Versicherungsprodukten dar. Da 75 % aller Versicherungen mit Privatkunden abgeschlossen werden, lässt die Stagnation der verfügbaren Einkommen, des privaten Konsums und der Ersparnisse der privaten Haushalte auf eine stagnierende oder gar negative Beitragsentwicklung schliessen.

[...]


[1] Schierenbeck, BWL, S. 56. Allgemein zur formalen Struktur des Zielplanungsprozesses, ders., S. 88 ff.

[2] Meffert, Marketing, S. 69

[3] Meffert, Marketing, S.69

[4] Sinngemäß übernommen aus der Unternehmenspräsentation der yellout AG

[5] Meffert, Marketing, S.72 f.

[6] Zu den Basiskategorien und ihren Einzelzielen Meffert, Marketing, S. 73

[7] Sinngemäß übernommen aus der Unternehmenspräsentation der yellout AG

[8] Schneider / Schnetkamp differenzieren zwischen E-Markets, Einkaufsplattformen und Fachportalen, S.55

[9] Wirtz, E-Business, S.81ff.

[10] Wirtz, E-Business), S.87 ff.

[11] Wirtz, E-Business, S.97

[12] Wirtz, E-Business, S. 90 f.

[13] Ein hierauf spezialisierter Dienstleister ist z.B. die Schober Information Group aus Ditzingen / Stuttgart.

[14] Wirtz, E-Business, S. 89 f.

[15] ISP (Internet Service Provider) bieten über die Telefonleitung Zugang zum Internet an, während OSP (Online Service Provider) Dienste wie z.B. E-Mailadressen anbieten. Hiervon zu unterscheiden sind ASP (Application Service Provider), die spezielle software-gestützte Dienstleistungen anbieten.

[16] Wirtz, E-Business, S. 93 f.

[17] Im Internet unter der URL: http://bu.web.de (Herbst 2001)

[18] A.A. Wirtz, E-Business, S. 91, der lediglich von der Verbesserung der Markttransparenz spricht.

[19] A.A. Wirtz, E-Business, S. 92, der zu allgemein von Internetportalen mit Navigationshilfen spricht.

[20] Wirtz, E-Business, E-Business, S. 93

[21] Die yellout AG kommunizierte ihren Service demzufolge auch als „interaktives Branchenbuch“.

[22] So im Ergebnis auch Wirtz, E-Business, S. 95f.

[23] Als umfassende Ist-Zustandsanalyse im Hinblick auf Stärken und Schwächen sowie auf Chancen und Risiken auch SWOT-Analyse genannt (strength, weakness, opportunities, threats), dazu Meffert, Marketing, S.67f.

[24] Der Gesamtverband der Dt. Versicherungswirtschaft e.V.(GDV) wurde 1948 in Köln gegründet, hat seit Febr. 1998 seinen Sitz in Berlin und vertritt die Interessen der dt. Versicherungswirtschaft. Er steht im Dialog mit der Bundesregierung, den Mitgliedern des Dt. Bundestages, den Parlamentariern auf Landesebene und in den Landesregierungen (Schnittstelle zwischen Versicherungswirtschaft und Politik). Im Jahr 2003 gehörtem dem Verband 455 Versicherungsunternehmen an, darunter 43 Zweigniederlassungen ausländischer Versicherungs-unternehmen und 6 Unternehmen mit Sitz im Ausland. Siehe dazu: GDV Jahrbuch 2003.

[25] GDV, Geschäftsaussichten 2002

Excerpt out of 54 pages

Details

Title
Geschäftsmodell für den Online-Vertrieb von Versicherungen für Privatpersonen
College
Hogeschool Zeeland  (International Economy)
Grade
1,7
Author
Year
2002
Pages
54
Catalog Number
V29121
ISBN (eBook)
9783638307253
ISBN (Book)
9783640400010
File size
664 KB
Language
German
Notes
Diese Studienarbeit ist die 1. von insges. 6 (Case Studies) zum Erwerb des "Bachelor of Business Adminstration" an der Hogeschool Zeeland (NL). Die Abgabe erfolgte Anfang 2002, die Arbeit wurde Sept. 2004 überarbeitet. Aufgrund der lehrbuchartigen Darstellung der "Strategischen Situationsanalyse" / "SWOT" ist sie besonders gut für BWL-Studenten im Grundstudium geeignet, aber auch für Diplomanden, die über Geschäftsmodelle / Businesspläne im Bereich E-Commerce schreiben.
Keywords
Geschäftsmodell, Online-Vertrieb, Versicherungen, Privatpersonen, E-Commerce, Dienstleistungen, Ausschreibungen
Quote paper
Bachelor of Business Administration Johannes-Cornelius Adari (Author), 2002, Geschäftsmodell für den Online-Vertrieb von Versicherungen für Privatpersonen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29121

Comments

  • No comments yet.
Look inside the ebook
Title: Geschäftsmodell für den Online-Vertrieb von Versicherungen für Privatpersonen



Upload papers

Your term paper / thesis:

- Publication as eBook and book
- High royalties for the sales
- Completely free - with ISBN
- It only takes five minutes
- Every paper finds readers

Publish now - it's free