Aufführungsanalyse - Georg Büchner: 'Leonce und Lena', inszeniert von Robert Wilson - Welche Isotopien verwendet Wilson zur Darstellung seiner Figuren?


Trabajo Escrito, 2004

18 Páginas, Calificación: 2,7


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Mikrostrukturelle Beschreibung beispielhafter Sequenzen
2.1 König Peter und der Staatsrat (0:18)
2.3 Leonce und Rosetta (0:29)
2.4 Lenas Tanz (1:02)

3. Analyse der Figurenästhetik
3.1 Die Figuren des Staatsrates
3.1.1 Untersuchung auf die Isotopie „Automatisierung“
3.1.2 Untersuchung auf die Isotopie „Insektenstaat“
3.2 Leonce
3.2.1 Leonce als Automat
3.2.2 Leonce als Insekt
3.3 Lena
3.3.1 Lena als Automat
3.3.2 Lena als Insekt

4. Bedeutung der Symbiose von Automat und Insekt

5. Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis

Videoverzeichnis

1. Einleitung

Robert Wilson inszeniert Georg Büchners Lustspiel „Leonce und Lena“ auf ungewöhnliche Weise. Er geht dabei hauptsächlich von ästhetischen Maßstäben aus und fokussiert die Aufmerksamkeit des Rezipienten auf akustische sowie visuelle Besonderheiten der Figurendarstellung.

Besonders ins Augenmerk fallen dabei die immer wiederkehrenden Isotopien „Insektenstaat“ und „Automatisierung“, mit denen Wilson seine Figuren zu zeichnen scheint. Er kombiniert hierbei den Insektenstaat, aus vielen verschiedenen, doch gleichförmigen Elementen, mit der Automatisierung, der Vorstellung des Menschen als Maschine.

Nach der mikrostrukturellen Analyse dreier beispielhafter Szenenausschnitte lassen sich diese auffälligen ästhetischen Methoden untersuchen.

Als erster Szenenausschnit wurde die Versammlung des Staatsrates gewählt, um das Erscheinungsbild der höfischen Gesellschaft zu untersuchen. Anschließend werden in zwei Ausschnitten die beiden Hauptfiguren Leonce und Lena analysiert. Hierzu dienen zwei Szenen, in denen sich die Figuren in einer sehr privaten Situation befinden, um sie in einer intensiven Sichtweise zu betrachten. Leonce trifft sich mit seiner Geliebten, Rosetta, Lena ist allein und beginnt zu tanzen.

Aufgrund des angestrebten Umfangs der vorliegenden Arbeit liegt es nahe, sich lediglich auf die beiden genannten, wesentlichen Auffälligkeiten zu beschränken und sie mit Hilfe der vorliegenden Analyse nachzuvollziehen.

Anhand der untersuchten ästhetischen Merkmale ist es anschließend möglich, diese auf deren Bedeutungskonstitution für die Inszenierung zu analysieren.

2. Mikrostrukturelle Beschreibung beispielhafter Sequenzen

Da die Inszenierung durch eine bewegliche Kamera gefilmt wurde, ist vorweg anzumerken, dass durch die eigenständige Fernsehregie die Eindrücke aus der Inszenierung verfremdet werden und nicht denen eines Vorstellungsbesuches entsprechen können. Vermutlich aus aufnahmetechnischen Gründen sind an sämtlichen Akteuren kleine Mikrofone befestigt, welche deshalb für die folgende Analyse nicht berücksichtigt werden. Weiterhin ist es oftmals durch Nahaufnahmen sowie Schnitte nicht möglich, das gesamte Bühnengeschehen exakt nachzuvollziehen.

2.1 König Peter und der Staatsrat (0:18)

Die beschriebene Sequenz spielt in einem rechteckigen, in dunklem Blau beleuchtetem Raum. An der Rückwand des Raumes befindet sich mittig ein längliches, hohes Fenster, durch das gelbes Licht hereinscheint.

Die auftretenden Figuren werden durch folgende gemeinsame Merkmale gekennzeichnet: blaue, matt schimmernde Anzüge, darunter ein weißes Hemd, ein hell geschminktes Gesicht, rot getönte Wangen und überzogen gezeichnete Augenbrauen.

Der aus der vorherigen Szene im rechten Vordergrund der Bühne präsente König Peter ist mit einem roten, matt schimmerndem Mantel bekleidet. Darunter trägt er einen weißen Unterrock. Sein Kopf ist halb kahl, umrandet von rotem, krausem Haar. Zwei hellblau gekleidete Kammerdiener mit weißen, hochgesteckten Haaren bewegen sich in der gesamten Szene tänzelnd durch den hinteren Bühnenraum, ihr genauer Verbleib ist allerdings aufgrund der Kameraführung nicht ersichtlich.

Akustisch durch ein Schlaginstrument und vermutlich durch das Zupfen eines Saiteninstrumentes wird der Präsident des Staatsrates angekündigt. Er tritt von rechts rückwärts gehend geradlinig in den Raum ein, begleitet von einem klickendem Geräusch. Er ist wie oben beschrieben bekleidet, besonders ist sein großes Hinterteil herausgearbeitet. Seine hellen Haare trägt er nach hinten hin länglich hochgesteckt.

Er bleibt links vom Fenster stehen und wendet sich mit einem beidhändigen Schnippen dem König zu. Er kündigt diesem den Staatsrat an, anschließend dreht er sich zum Zuschauerraum und begleitet das Auftreten des Staatsrates zu einer nun einsetzenden, rhythmischen Melodie mit Schnippen.

Der König wendet sich den jetzt auftretenden Staatsratsmitgliedern zu und gestikuliert dabei mit dem rechten Arm.

Nacheinander treten von rechts fünf Staatsratsmitglieder auf, jeweils durch die Frisur sowie eine besonders eigene Gestik und Mimik gekennzeichnet.

Die erste Figur trägt helle Haare, aufgestellt als eine zur Stirn hin zulaufende Spitze. Sie tritt mit rückwärts kreisenden Schultern auf.

Der zweiten Figur stehen dunkle, krause Haare von den Seiten ab. Ihre Hände liegen auf dem Bauch und sie bewegt den Unterleib rhythmisch vor und zurück.

Die dritte Figur trägt kurze, dunkle Haare. Sie ist korpulenter als die anderen Figuren gebaut und trägt ein Kruzifix an einer Kette. Ihre Hände faltet sie vor dem Oberkörper, den sie rhythmisch vorwärts und rückwärts bewegt.

Die dunklen Haare der vierten Figur sind zu zwei Spitzen seitlich des Kopfes geformt. Ihre Arme liegen seitlich des Körpers an, die Hände wedeln vor und zurück.

Die fünfte Figur hat helle, lichte, krause Haare. Sie hält ihre Arme angewinkelt vor den Körper und bildet mit den Händen Fäuste. Sie bewegt sich durch Hüpfen fort.

Diese Figuren stellen sich in einer Reihe auf und wenden sich dem Publikum zu. Anschließend gehen sie in Richtung des vorderen Bühnenrandes und beginnen zu singen. Sie verteilen sich dabei im Bühnenraum und gehen zum fortlaufenden Rhythmus abwechselnd vorwärts und rückwärts. Gleichzeitig weist der König durch abwechselnde Gesten mit Armen und Händen auf den Staatsrat, welche durch die Fokussierung der Kamera allerdings nicht vollständig sichtbar sind.

Die dritte Figur setzt mit einem gesanglichen Solo ein, während die anderen Figuren unter Fortsetzung ihrer eigenen Gestik die Knie beugen. Während des Gesanges von Figur 3 färbt sich das Licht im Fenster im Hintergrund von gelb zu blau, anschließend färbt es sich wieder zu gelb.

Die erste Figur steht am vorderen linken Bühnenrand und wendet sich mit einem Sprung und einer Wendung um 90 Grad dem König zu. Sie zeigt mit beiden Zeigefingern auf diesen und spricht ihn, gemeinsam und lippensynchron mit den anderen Figuren, an. Sämtliche Figuren bleiben daraufhin stehen. Die Musik endet und der König beginnt zu sprechen.

Er geht dabei bis kurz vor die Raummitte und rückwärts wieder in seine Ausgangsposition zurück. Der König fordert die Figuren des Staatsrates auf, ihre Schnupftücher herauszunehmen. Sie ziehen gleichzeitig mit der rechten Hand aus der linken Innenseite ihres Jacketts ein weißes Taschentuch mit einem Knoten darin. Sie halten es in der gespreizten Hand zwischen Daumen und Zeigefinger vor sich.

Es setzt eine im Rhythmus langsamere Melodie ein und der König beginnt zu singen. Er verweilt dabei zunächst in seiner ursprünglichen Position am rechten Bühnenrand und führt mit dem rechten Arm erst eine vertikale, dann eine horizontale Bewegung aus. Anschließend hält er mit beiden Händen ein Stück Papier, während er weiter singt.

Der Akteur von Figur 3 berührt kurzzeitig bei geöffnetem Mund mit seiner Zunge in schnellem Wechsel seine Lippen.

Der König öffnet kurz mit der rechten Hand die rechte Seite seines Mantels und setzt dabei seinen Gesang fort. Der Staatsrat setzt in den Refrain des Liedes ein und singt mit; danach singt der König die zweite Strophe allein weiter. Er geht dabei zwischen den Staatsratsmitgliedern hindurch von rechts nach links. Währenddessen nickt ihm Figur 2 zu, Figur 5 weicht ihm mit dem linken Arm aus. Anschließend geht der König wieder zurück, bleibt inmitten des Staatsrates stehen und holt mit der rechten Hand weit aus. Der gesamte Staatsrat setzt wieder in den Refrain ein. Er bewegt sich dabei nicht, die Figuren halten immer noch ihr Schnupftuch. Am Ende des Liedes steht der König zwischen den Staatsratsmitgliedern in der Mitte der Bühne und beginnt zu sprechen.

2.3 Leonce und Rosetta (0:29)

Die Bühne wird durch einen dunklen Raum gebildet, in dem keine Wände erkennbar sind. An der Decke befinden sich mehrere kleine, weiße Lichter von geringer Helligkeit. Im Hintergrund steht eine blau erleuchtete Wand, welche von vier Säulen in fünf gleichgroße, rechteckige Teile gegliedert wird. In der Mitte der Bühne liegt ein ca. vier Meter langer und ca. 60 cm breiter baumstammartiger Gegenstand, an dessen linkem Ende ein senkrecht stehendes Geweih befestigt ist.

Zu Beginn der Sequenz liegt Leonce mit dem Rücken auf dem „Baumstamm“, sein Kopf ist zum linken Bühnenrand gerichtet.

Leonce ist mit einem blauen Jackett und einer blauen Hose bekleidet, welche im Licht schimmern, darunter trägt er ein weißes Hemd. Sein Gesicht ist blass geschminkt, betont werden die schwarzen Augenbrauen sowie ein feiner Oberlippenbart und der rote Mund. Auf Leonces linker Gesichtshälfte befindet sich eine Narbe, welche von der Stirn bis unter das Auge reicht. Er trägt zurückgekämmtes, dunkelblondes Haar.

[...]

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Detalles

Título
Aufführungsanalyse - Georg Büchner: 'Leonce und Lena', inszeniert von Robert Wilson - Welche Isotopien verwendet Wilson zur Darstellung seiner Figuren?
Universidad
Johannes Gutenberg University Mainz  (Theaterwissenschaft)
Curso
Einführung in die Analysemethoden der Theaterwissenschaft
Calificación
2,7
Autor
Año
2004
Páginas
18
No. de catálogo
V29160
ISBN (Ebook)
9783638307437
ISBN (Libro)
9783638760706
Tamaño de fichero
514 KB
Idioma
Alemán
Notas
Aufführungsanalyse von Robert Wilsons "Leonce und Lena"-Inszenierung am Berliner Ensemble.
Palabras clave
Aufführungsanalyse, Georg, Büchner, Leonce, Lena, Robert, Wilson, Welche, Isotopien, Wilson, Darstellung, Figuren, Einführung, Analysemethoden, Theaterwissenschaft
Citar trabajo
Julius Pöhnert (Autor), 2004, Aufführungsanalyse - Georg Büchner: 'Leonce und Lena', inszeniert von Robert Wilson - Welche Isotopien verwendet Wilson zur Darstellung seiner Figuren?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29160

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