Nach seinem Erstlingserfolg Reservoir Dogs entzog sich der Regisseur Quentin Tarantino dem Rummel um seine Person und ging nach Amsterdam, wo er das Drehbuch für Pulp Fiction schrieb. Bereits bis zu diesem Punkt liest sich die Geschichte von Quentin Tarantino wie eine Version des “American Dream“: Vom filmsüchtigen Jungen in Kalifornien, der als Platzanweiser in einem Pornokino und als Mitarbeiter in einer Videothek, wo er sich ein „enzyklopädisches Filmwissen“ aneignete, arbeitete, zum hoffnungsvollen Regisseur des unabhängigen Films mit
Reservoir Dogs. Aber was Quentin Tarantino mit seinen 500 Seiten Drehbuch aus Amsterdam mitbrachte, übertraf alles Dagewesene und machte ihn zu einem der bekanntesten Regisseure der Welt. Pulp Fiction brach nicht nur durch seine
verschachtelten Zeitebenen mit dem klassischen Kino, sondern auch durch die Erzählung: Der Film führt eine verwirrende, unerwartete Fülle an Dingen ein, die – auf den ersten Blick – für die Handlung keinen Sinn zu machen scheinen und ein bizarres Eigenleben führen. Ein Aktenkoffer, sonst Insigne einer spießigen Arbeitswelt, entscheidet über Leben und Tod. Waffen, sonst Insignien der Macht, diskreditieren ihre Träger, werden sinnlos brutal eingesetzt, gehen „von selbst“ los und verfehlen aus kürzester Distanz ihr Ziel. Die Droge ist nicht mehr nur Symbol der Zerstörung, sondern auch Symbol des Innenlebens und entscheidende Instanz über Subjekt – und Objektstatus der Konsumenten. Eine billige Taschenuhr verwandelt den unbesiegbaren Helden in ein kleines Kind.
1994 feierte Pulp Fiction bei den Filmfestspielen in Cannes Premiere und gewann dort sogleich die Goldene Palme. Mit einem Oscar in der Kategorie Best original screenplay stieg Quentin Tarantino endgültig in die Riege der Starregisseure auf.
Pulp Fiction avancierte seitdem zu einem Kultfilm und wird als einer „der wichtigsten Gangsterfilme der 90er Jahre“ angesehen. Neben den agierenden Hauptpersonen existieren aber noch andere, unauffällige „Protagonisten“ im Film, die, bedingt durch ihren Status als Requisiten, in eine Randexistenz gedrängt werden.
In der vorliegenden Arbeit soll anhand des Films Pulp Fiction veranschaulicht werden, inwiefern Dingen ein konkreter Einfluss auf Handlungszusammenhänge zugesprochen werden kann. Gerade Pulp Fiction ist für eine Untersuchung in diesem Kontext
prädestiniert. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Koffer
- Die Ordnung der Dinge
- Der Ort der Dinge
- Die Funktion der Dinge
- Die Waffe
- Das Ding als Subjekt
- Das Ding als Objekt
- Das Ding als Erfahrungsspeicher
- Das Ding als Aktant neben Akteuren
- Die Drogen
- Die kulturelle Verortung der Dinge
- Die Einverleibung von Dingen
- Die Spiegelung der Dinge
- Die Wahrnehmung der Dinge
- Die Uhr
- Ding und Identitätsbildung
- Ding und Zeiterfahrung
- Ding und Raumerfahrung
- Ding und Grenzerfahrung
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Einfluss von Dingen auf die Handlungszusammenhänge in Quentin Tarantinos Film Pulp Fiction. Der Fokus liegt dabei auf der Rolle von Koffer, Waffen, Drogen und Uhr, die in der Handlung eine überraschende Bedeutung erlangen und über den Status von bloßen Requisiten hinauswachsen.
- Die Rolle von Dingen in der Filmhandlung
- Der Einfluss von Objekten auf Charakterentwicklung und Handlungsverlauf
- Die Wechselbeziehung zwischen Menschen und Dingen im filmischen Kontext
- Die kulturelle Bedeutung von Dingen in Pulp Fiction
- Die Rezeption von Dingen in der außerfilmischen Realität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beleuchtet zunächst den Koffer als zentralen Gegenstand in Pulp Fiction und analysiert dessen symbolische Bedeutung und Funktion im Film. Anschließend werden Waffen als Subjekt, Objekt und Erfahrungsspeicher untersucht, wobei der Fokus auf der Gewalt im Film liegt. Das dritte Kapitel behandelt die Rolle von Drogen im Film und analysiert deren kulturelle Verortung, Einverleibung und Spiegelung im menschlichen Bewusstsein. Schließlich untersucht das vierte Kapitel die Bedeutung der Uhr in Pulp Fiction, mit besonderem Augenmerk auf ihre Funktion in Bezug auf Identität, Zeit- und Raumerfahrung sowie Grenzerfahrung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Bedeutung von Dingen in Quentin Tarantinos Pulp Fiction, wobei die Analyse den Fokus auf Koffer, Waffen, Drogen und Uhr legt. Weitere relevante Schlüsselbegriffe sind Handlungsstrukturen, Filmsprache, Gewalt, Symbolismus, kulturelle Kontexte, Rezeption, Bedeutungserzeugung und Interaktion zwischen Mensch und Ding.
- Quote paper
- Carolin Langsch (Author), 2012, Koffer, Waffen, Drogen, Uhr. Die Funktion der Dinge in Quentin Tarantinos "Pulp Fiction", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/292661