Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1.. Einleitung
2. Ökonomisierung im Bereich der sozialen Arbeit
2.1 Ursachen
2.2 Beeinflussende Faktoren
3 Soziale Arbeit im Wandlungsprozess
3.1 Perspektiven
3.2 Risiken
4... Fazit
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Profession der sozialen Arbeit in der Bundesrepublik Deutschland sieht sich im aktuellen Zeitgeschehen einer Vielzahl struktureller Umgestaltungen und neuen Anforderungen gegenübergestellt. Durch grundlegende gesellschaftliche Veränderungen wie dem demografischen Wandel und der Globalisierung entsteht im Arbeitsbereich des Sozialen ein wachsender Ökonomisierungsdruck, welcher unter anderem mit der Einführung diverser Begriffe und Strategien aus der Betriebswirtschaft einhergeht (Lutz 2008:3). Die soziale Arbeit ist dabei als Ganzes sowohl in ihren Leistungen, als auch in ihren Strukturen und Zielsetzungen betroffen (Frieß 2006:14).
In Deutschland entstand im Laufe der letzten Jahre eine vielseitige Debatte über die bestehende Problematik, welche sich dabei besonders mit den Auswirkungen der Ökonomisierung auf die soziale Arbeit als Profession und auf die davon unmittelbar Betroffenen beschäftigt (Dahme, Wohlfahrt 2006:28). Die Relevanz zur Untersuchung des Phänomens der Ökonomisierung innerhalb der sozialen Arbeit zeigt sich besonders deutlich anhand der bestehenden Diskussionen und differenzierten Meinungen bezüglich der Thematik. So sehen viele Beteiligte den Wandel der sozialen Arbeit in einem kritischen Licht und fürchten die Entstehung und Verfestigung gravierender Schwierigkeiten, während andere Parteien der Ökonomisierung vielfältige Möglichkeiten zur Bereicherung der Profession zusprechen (Buestrich, Wohlfahrt 2008:17).
Die aktuelle Entwicklung wirft die Frage auf, inwiefern der Tätigkeitsbereich der sozialen Arbeit im Zuge der neuentstandenen Gegebenheiten und Herausforderungen beeinflusst wird. Welche positiven Fortschritte und welche kritischen Aspekte bringt eine „Verbetriebswirtschaftlichung“ im Bereich des Sozialen mit sich? Lassen sich wirtschaftliche Zielsetzungen ohne weiteres mit dem Leitbild der sozialen Arbeit vereinbaren, oder entsteht durch Einflüsse wie dem eines wachsenden Kostendrucks eine verminderte Qualität der angebotenen Leistungen?
Ziel dieser Arbeit ist es, die Frage nach den Chancen und Risiken, welche sich im Zuge der Ökonomisierung für die Profession der sozialen Arbeit innerhalb der Bundesrepublik Deutschlands ergeben, anhand einer eingehenden Analyse zu beantworten und entstehende Veränderungen näher zu untersuchen. Dabei werden zunächst die Begrifflichkeiten der sozialen Arbeit und der Ökonomisierung in diesem Kontext definiert, um die grundlegenden Ursachen des Phänomens der Ökonomisierung zu beschreiben. Die mit der Ökonomisierung einhergehenden Neuerungen innerhalb der Profession der sozialen Arbeit werden anhand von ausgewählten Konzepten und ihrem Einfluss analysiert. Diese Seminararbeit beschränkt sich dabei auf die Wirkung des sogenannten „Neuen Steuerungsmodells“ und der damit einhergehenden Strategie einer „aktivierenden sozialen Arbeit“, welche im Zuge der zunehmenden Ökonomisierung entwickelt wurden (Seithe 2012:225ff.). Anschließend erfolgt eine eingehende Betrachtung der grundlegenden Veränderungen innerhalb des Berufsfeldes der sozialen Arbeit, welche sich durch die Beeinflussung der zuvor genannten Konzepte entwickelt haben. Daraufhin befasst sich diese Arbeit in ihrem Analyseteil mit der Untersuchung von positiven Aspekten, welche eine Verbetriebswirt- schaftlichung für die soziale Arbeit mit sich bringt. Es wird verdeutlicht, welche Chancen zu einer Verbesserung und einem Fortschritt sich innerhalb der Profession der sozialen Arbeit ergeben und inwiefern das Berufsfeld von wirtschaftlichen Kriterien profitieren und sich dadurch weiterentwickeln kann. Im Anschluss daran erfolgt eine kritische Betrachtung der entstehenden Risiken und Gefahren der Ökonomisierung für die soziale Arbeit. Diese äußern sich unter anderem in Form eines erhöhten Konkurrenz- und Wettbewerbsdrucks und dem daraus resultierenden Streben nach Effizienz und Effektivität, wodurch sich sowohl für die Mitarbeitenden, als auch für die betroffenen Klienten und Klientinnen eine Reihe von neuen Herausforderungen ergeben (Lutz 2008:4).
Abschließend werden in einem Fazit die Ergebnisse des Analyseteils in Bezug auf die Eingangsfrage nach den entstehenden Perspektiven und Risiken der Ökonomisierung im Bereich der sozialen Arbeit zusammengefasst. Ziel ist es, zu verdeutlichen, welche positiven Aussichten und welche kritischen Aspekte sich im Zuge der bestehenden Entwicklung ergeben, und inwieweit sich die soziale Arbeit in ihren Arbeitsweisen und Funktionen durch diese verändert hat.
2. Ökonomisierung im Bereich der sozialen Arbeit
Um die angestrebte Betrachtung der Perspektiven und Risiken der aktuellen Veränderungen im Bereich der sozialen Arbeit innerhalb der Bundesrepublik Deutschlands durchzuführen, wird zunächst eine Klarheit über die in diesem Zusammenhang verwendeten Begrifflichkeiten der „sozialen Arbeit“ und der „Ökonomisierung“ geschaffen.
Als Profession der sozialen Arbeit wird das gesamte praktische Berufsfeld sozialpädagogischer Leistungen unter der Prämisse gesellschaftlicher Vorstellungen und Forderungen verstanden, welche von den dort Beschäftigten in Form verschiedener Maßnahmen umgesetzt und angeboten werden (Thole 2012:21). Das Berufsgebiet der sozialen Arbeit entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts und weist heutzutage ein breites Spektrum an Aufgabenfeldern auf, wobei es hauptsächlich eine Klientel betreut, welche Hilfe und Unterstützung in verschiedenen problematischen Lebenslagen benötigt (Seithe 2012:26). Der sozialen Arbeit kommt also die Aufgabe zu, zur
Bewältigung von verschiedenen Konflikten und dabei zu einer Ermöglichung besserer Lebensbedingungen für die Mitglieder der Gesellschaft beizutragen.
Im Kontext dieser Seminararbeit wird die Profession der sozialen Arbeit als eine wohlfahrtsstaatliche öffentliche Instanz verstanden, welche in ihrer Funktion und Zielsetzung reproduktive und personenbezogene Fürsorgemaßnahmen leistet (Kessl 2013:26ff.) Ausgebildete Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen bilden dabei das ausführende Organ, wobei diese im Zuge ihrer Tätigkeit vermittelnd zwischen Interessen des Staates und denen ihrer Klientel agieren (Ritscher 2007:18f.). Die einzelnen Subdimensionen und detaillierten Aufgabenbereiche des Berufsgebietes sozialer Arbeit werden innerhalb dieser Hausarbeit nicht näher abgegrenzt, da sich die Relevanz bezüglich der Forschungsfrage auf den Bereich der Profession als Ganzes bezieht.
Um den Begriff der Ökonomisierung genauer zu definieren, sollte zunächst erwähnt werden, dass dieser eng mit dem Gedanken einer vermehrten Einflussnahme der Gesetze und Logiken des wirtschaftlichen Marktes auf die Gesellschaft im Gesamten verknüpft ist (Grams 2000:78f.). Dabei weist die Tendenz einer sogenannten „Ökonomisierung“ gegenwärtig im Zusammenhang mit mehreren gesellschaftlichen Sektoren und Branchen eine zunehmende Relevanz auf (Wer- ling 2013:142). Doch was verbirgt sich hinter diesem modernen Phänomen im Zusammenhang mit der Profession der sozialen Arbeit, und inwiefern sieht diese sich damit konfrontiert?
Hier meint der Begriff der Ökonomisierung einen wachsenden Einfluss marktwirtschaftlicher Kriterien und Strukturen auf den Praxisbereich des Sozialen (Frieß 2006:14). Grundsätze und Prinzipien der Betriebswirtschaft erhalten einen relevanten Einzug in die Profession sozialer Arbeit, wodurch sich diese vermehrt an marktpolitischen Zielsetzungen in Form von Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen orientiert (Albert 2006:26). Des Weiteren umfasst der Begriff der Ökonomisierung im hier relevanten Kontext die Entwicklung eines Konkurrenzdenkens zwischen den öffentlichen und den privaten Dienstleistungsanbietern sozialer Arbeit, da mit ihm die Entstehung von Marktverhältnissen im sozialen Bereich einhergeht und ein exakteres Management vorhandener Ressourcen erforderlich wird (Hielscher et al. 2013:15ff.).
Die Ökonomisierung schafft also eine zunehmende Wichtigkeit von neuen, an Wirtschaftskriterien ausgerichteten Betrachtungsweisen im Bereich der sozialen Arbeit innerhalb der Bundesrepublik Deutschlands.
Der Befund dieser Erkenntnis wirft die Frage nach den zugrundeliegenden Gegebenheiten für diesen Prozess auf. Im nächsten Forschungsabschnitt wird darum eine eingehende Betrachtung der diesem Phänomen zugrundeliegenden Ursachen vorgenommen, um anschließend dessen
Folgen für den aktuellen Wandel innerhalb der Sozialarbeit zu begründen und näher zu beleuchten.
2.1 Ursachen
Der einleitend thematisierte Wandel innerhalb der Profession der sozialen Arbeit in der Bundesrepublik Deutschland hin zu einer fortschreitenden Ökonomisierung beinhaltet eine Vielzahl auslösender Faktoren. Im Folgenden werden die Motive für die Entstehung dieses Prozesses dargelegt und anhand von ausgewählter Fachliteratur erläutert.
Als Hauptgrund für die Entstehung einer zunehmenden Ökonomisierung im Bereich des Sozialen wird der generelle Bedeutungszuwachs eines marktpolitischen Denkens und der daran orientierten Führungsstrategien innerhalb der modernen Gesellschaft hervorgehoben, wodurch Aspekte wie Gewinnmaximierung und Wettbewerbsfähigkeit in den Fokus der Politik geraten und als Grundkonzept für die Orientierung der Aufgaben des Staates wirken (Seithe 2012:94).
Bei der Untersuchung der wachsenden Ökonomisierung im Bereich der sozialen Arbeit zeigt Gaitanides auf, welche Prozesse in ihrem Zusammenwirken zu veränderten Strukturen und Bedingungen der Sozialarbeit führen (2000:125). Eine tragende Rolle übernimmt dabei die fortschreitende gesellschaftliche Globalisierung, in deren Rahmen es zu Innovationen im Bereich der Mikroelektronik, und infolgedessen zu einer erhöhten wirtschaftlichen Wettbewerbssituation kommt (ebd.:126). Dies spielt unmittelbar mit dem Leitbild neoliberalistischer Grundsätze zusammen, welche sich durch eine erhöhte Standortkonkurrenz, internationale Entgrenzungen und einer damit einhergehenden kostensparende Politik im Bereich der Systeme wohlfahrtsstaatlicher Unterstützung auszeichnen (Wolf 2007:1160). Die politische Zielsetzung ist geprägt durch das Streben nach sinkenden Kosten innerhalb des sozialen Sektors und der Einführung von Methoden, welche für dessen Aufgaben und Arbeitsweisen eine gesteigerte Wirkkraft sicherstellen sollen (Werling 2013:142).
Die Zunahme ökonomischer Kriterien für die Relevanz sozialer Dienstleistungen begründet sich des Weiteren nicht nur durch finanzielle Aspekte, sondern auch hinsichtlich entstehender Folgeprobleme von Veränderungen, welche die Mitglieder der bundesdeutschen Gesellschaft betreffen, wie beispielsweise dem demografischen Wandel oder einem generellen Anstieg von subjektiven Individualisierungstendenzen (Gaitanides 2000:126).
Die Ergebnisse der rezitierten Forschungsliteratur verdeutlichen ein Zusammenspiel verschiedener ineinandergreifender Ursachen, welche den fortschreitenden Ökonomisierungstrend des Sozialen verstärken und begründen.
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