Partnerberatung und Paartherapie mit "Theratalk"


Term Paper (Advanced seminar), 2014

21 Pages, Grade: 1,7


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Ein Überblick über Theratalk
2.1 Informationsphase
2.2 Bestandsaufnahme
2.3 Unterstützungsphase
2.4 Phase der Hilfe

3. Die Grundlage von Theratalk

4. Vor- und Nachteile einer Onlineberatung

5. Umsetzung der Therapie auf Theratalk

6. Kritik an Theratalk

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

9. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

„Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt“. Dieses wohlbekannte Zitat von Napoleon Bonaparte ist jedem geläufig, sollte jedoch nicht zu ernst genommen werden. Bekanntermaßen ist dem nicht so. Gerade im erstgenannten, dem Krieg, ist eben nicht alles erlaubt. Die Genfer Konvention als Teil des humanitären Völkerrechts und eben dieses selbst regeln beispielsweise ganz klar, wer als Kombattant zu sehen ist und damit kriegerische Handlungen in einem rechtmäßigen Konflikt durchführen darf. Gleichzeitig schützt eben dieses Abkommen Einrichtungen des Sanitätsdienstes und Gotteshäuser. Darüber hinaus wird der Umgang mit Gefangenen geregelt.[1] Neben diesen finden sich weitere Einschränkungen, die die Aussage von Napoleon klar widerlegen. Im Krieg darf eben nicht alles erlaubt sein, dies lehrt auch die deutsche Geschichte. Der zweite Teil des Zitats bezieht sich auf die Liebe. Auch hier dürfte jedem klar sein, dass Partnerschaften und Liebe gewissen Regeln, Werten und Normen unterworfen werden. Folglich ist auch hier nicht alles erlaubt. Was aber, wenn doch etwas unerlaubtes geschieht?

Oftmals versuchen Partner dann ihre Beziehung zu retten. Wenn dies nicht allein möglich ist, ist immer noch eine Beratung oder Therapie möglich. Eben diese ist jedoch möglicherweise mit Schwierigkeiten behaftet. Online kann vielen dieser Stolperstein entgangen werden. Theratalk macht dies möglich. Es stellt sich also die Frage, was genau Theratalk ausmacht, worauf es basiert und wie dies umgesetzt wird. Weiterhin ist es interessant, welche Vor- und Nachteile es gibt und ob eine Paarberatung online überhaupt wirksam sein kann.

2. Ein Überblick über Theratalk

Theratalk, abrufbar über die URL http://www.theratalk.de, entstand im Jahr 1996. Federführend für das Projekt ist die Georg-August-Universität zu Göttingen, hier im Besonderen das Institut für Psychologie. Das Onlineportal legt den Fokus auf Beratung innerhalb von Partnerschaften und nutzt eine Chatfunktion zur Behandlung.[2]

Das Konzept von Theratalk gliedert sich dabei in vier aufeinander aufbauende Phasen. Diese sind Information, Bestandsaufnahme, Anonyme Hilfe und die Therapie an sich.

2.1 Informationsphase

In der ersten Phase, die der Information, wird mit Hilfe von Literatur zu Studien oder durch Podcasts kostenloses Material zur Verfügung gestellt. Eben diese Podcasts behandeln Themen wie sexuelle Kommunikation, Seitensprünge, sexuelle Wünsche oder emotionale Bedürfnisse. Im Moment finden sich acht Videofolgen und zwei Audiodateien. In diesen geht es vor allem um Informationen, geben aber auch Anregungen für die eigene Person und Beziehung.[3] Gleichzeitig gibt es speziell zur siebten Folge des Podcasts eine PDF-Datei als Begleitmaterial. Diese beschreibt nochmals ausführlich die in der Folge vorgestellten Möglichkeiten zur besseren Kommunikation beim Thema Sex. Darüber hinaus ist ein Kartensatz angehängt, der es erleichtern soll, über die Dinge zu sprechen, die jemandem beim Sex wichtig sind.[4] Neben all diesen eher als unterstützende Komponenten für den Interessierten geltenden Informationen finden sich auf Theratalk auch wissenschaftliche Studien zu Themen wie offene Partnerschaften oder der Wirksamkeit.

2.2 Bestandsaufnahme

Die zweite Phase, die der Bestandsaufnahme, besteht aus Partnerschaftstests. Davon werden sechs verschiedene zur Verfügung gestellt und behandeln Zufriedenheit, generell und sexuell, Balance, Kommunikation und jeweils einen Test für beide Partner nach einem Seitensprung. Damit bilden die Partnerschaftstests die erste Stufe der Unterstützung von Paaren in ihrer Beziehung und sind kostenlos.[5] Wenngleich hier eine Form der Bestandsaufnahme für die spätere Intervention vorhanden ist, kann ein Jeder auch ohne großen Aufwand ein Feedback zur eigenen Beziehung unabhängig von Beratung und Therapie generieren, hier kann man sich, gerade wenn die Tests mehrfach über einen längeren Zeitraum ausgefüllt werden, bereits selbst helfen und die Veränderung der Beziehung über die Zeit nachverfolgen. Es sei hierbei jedoch anzumerken, dass genannte Tests jedoch auch fehlerbehaftet sein können. Sozial erwünschte Antworten sind bei den Teilnehmern also, um Verfälschung vorzubeugen, zu vermeiden.

Der Test, welcher sich mit dem Betrogenen eines Seitensprungs befasst, zielt auf die Erfassung von Gefühlen und Symptomen ab. Der Test des Untreuen hat als Ziel, dass die Probleme des Seitensprungs innerhalb der eigentlichen Beziehung offenbart werden.[6] Der Test der Zufriedenheit spiegelt in 35 Einzelbereichen die Gesamtzufriedenheit innerhalb der Beziehung wieder. Der Balance-Partnerschaftstest befasst sich mit Freiheit und Gebundenheit, Fürsorge, für sich selbst und für den Partner, und das Verhältnis von Nähe und Distanz. Innerhalb des Tests zur sexuellen Zufriedenheit wird sich nicht nur damit befasst, wie erfüllt das Sexleben ist, sondern dieser erfasst auch die Häufigkeit und behandelt ungleichverteilte Lust der Partner. Der Test zur Kommunikation erfasst vor allem die Wertschätzung der Partner gegenüber des Anderen und ist gezielt auf die Erfassung der gegenseitigen Unterstützungsleistung bei Problemen ausgelegt.[7]

2.3 Unterstützungsphase

Die dritte Stufe des Systems von Theratalk ist als erste direkte Unterstützungsphase zu sehen. Dies geschieht durch das Ressourcen-Aktivierungs-System, kurz R.A.S.. Hierbei geht es vor allem darum, dass die sexuellen Wünsche offenbart und eine gesteigerte Lust erreicht werden soll und somit eine neue Qualitätsstufe innerhalb der Beziehung entsteht. Vorteilhaft stellen sich bei diesem System der zeitliche Faktor und das hohe Maß an Anonymität dar. In etwas über einer Stunde an investierter Zeit pro Person können hier bereits Ergebnisse generiert werden. Die Abwesenheit eines Therapeuten senkt zusätzlich die Hemmschwelle. Als Grundlage für dieses Modul dient die Verhaltenstherapie oder die verhaltenstherapeutische Paartherapie.[8]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2

Warum gerade diese beiden Module bei Theratalk genutzt werden, machte eine Studie der Verantwortlichen deutlich. Mit 2330 Paaren wurde das Modul sexuelle Wünsche in Verbindung mit dem R.A.S. überprüft. Hierbei wurde erkannt, dass 35 Prozent der Männer und 44 Prozent der Frauen ihre sexuellen Wünsche als erfüllt betrachten. Sichtbar wird also, dass das Ziel dieses Moduls ein Offenbaren der Wünsche des Partners ist. Bekannt dürfte sein, dass ein Mensch jedoch nicht jeden Wunsch offen äußern wird, sei es aus Angst vor Ablehnung oder aus Scham. Hier nutzt das R.A.S. die Befragung beider Seiten und fördert lediglich die Wünsche zu Tage, die der Partner auch erfüllen kann und will. Folglich werden sowohl die Ablehnung, als auch das Schamgefühl umgangen. Mit Hilfe dieser Strategie änderte sich in der Studie die in Abbildung 1 sichtbare Verteilung auf nur noch 29 Prozent bei Männern und 16 Prozent bei Frauen hinsichtlich der nicht erfüllbaren sexuellen Wünsche. Abbildung 2 zeigt, welche Wünsche von beiden, sofern bekannt, erfüllt werden können.[9] Die Wirksamkeit wurde in drei Studien bestätigt. Hier konnte durchweg eine Verbesserung der sexuellen Zufriedenheit durch die Kenntnis der Wünsche des Partners erreicht werden. Weiterhin stellte ein Großteil der Teilnehmer fest, dass die Kommunikation über Sex insgesamt gesteigert werden konnte. Letztlich steigerte die Durchführung beider Module die Häufigkeit sexueller Aktivität mit dem Partner.[10]

Der zweite Teil des R.A.S. beschäftigt sich mit dem Thema der gesteigerten Lust. Es sei darauf hingewiesen, dass es sich mit diesem Modul um eine Ergänzung zu ersterem handelt. Auch hier füllen beide Partner die Tests aus und erhalten eine individuelle Auswertung. Dabei soll das Verständnis unterschiedlich erfahrener Lust geschult und neue Möglichkeiten zur Entwicklung dieser aufgezeigt werden.[11]

2.4 Phase der Hilfe

Die vierte und letzte Phase ist die der direkten Hilfe durch eine Therapie. Diese wird Online durchgeführt und richtet sich explizit an unglückliche Paare. Aufgrund des großen Umfangs wird diese Phase, nachdem auf die Grundlage dazu eingegangen wurde, in einem eigenen Kapitel behandelt.

3. Die Grundlage von Theratalk

Die Grundlage, die Theratalk als Beratungs- und Therapieinstanz nutzt, ist die verhaltenstherapeutische Kurzzeit-Therapie von Halford, Osgarby und Kelly aus dem Jahr 1996. Eben diese Form der Therapie wurde innerhalb einer Studie mit 16 Paaren durchgeführt. Unter dem Deckmantel der Erforschung von unzufriedenen Paaren und deren Interaktion miteinander wurden diese einer Interventionsstudie unterzogen.[12]

Ähnlich dem Aufbau von Theratalks Konzept war auch hier die Intervention in drei Bereiche untergliedert, die in drei Sitzungen mit einem Therapeuten durchgeführt wurden. Die ersten beiden Sitzungen bestanden aus einer Bestandsaufnahme, sowohl einzeln, als auch mit dem Partner zusammen. Beide Partner mussten mehrere Fragebögen ausfüllen, Tagebücher über die gemeinsame Zeit führen und Gespräche mit dem Therapeuten führen. Letztere wurden auf Video festgehalten und im Anschluss ausgewertet. Die Paare erhielten dann Informationsmaterial über das Interventionskonzept. Die letzte Sitzung bestand aus einer Auswertung der wichtigsten Erkenntnisse und der Erarbeitung von Zielen für die Zukunft. Zwei Monate später wurde die Zufriedenheit der beiden Partner innerhalb der Beziehung erneut erhoben.[13]

Genannte Intervention konnte in den von Halford et. al. durchgeführten Durchläufen größtenteils ein ähnlich gutes Ergebnis erzielt werden, wie es längere Therapien aufweisen.[14] Durch die fehlende Hilfe bei der Erreichung der gesteckten Ziele wurde diese Intervention bei der Nutzung auf www.theratalk.de jedoch erweitert.

4. Vor- und Nachteile einer Onlineberatung

Eine Intervention im Rahmen der Freiheit im Internet birgt Risiken, hat aber auch viel Potential, welches genutzt werden kann, um die Ziele der Klienten zu erreichen. Im Folgenden soll auf eben dies eingegangen werden. Alle Informationen wurden dabei von der Homepage von Theratalk entnommen und werden, wenn nicht von der Quelle abweichend, nicht explizit kenntlich gemacht.

[...]


[1] vgl. Auswärtiges Amt; Deutsches Rotes Kreuz; Bundesministerium der Verteidigung (2006):„Dokumente zum Humanitären Völkerrecht“. 1. Auflage. St. Augustin: Academia Verlag. S. XV-XVI

[2] vgl. Beer, Ragnar (2014): „Paartherapie, Eheberatung, Paarberatung und Partnerberatung online“. http://www.theratalk.de. Abgerufen am 30.11.2014

[3] vgl. Beer, Ragnar (2014): „Theratalk Podcast“. http://www.theratalk.de/ material_podcast_folge_01.html. Abgerufen am 30.11.2014

[4] vgl. Beer, Ragnar (2007): „Über Sex ins Gespräch kommen“. http://www.theratalk.de/pdf/ theratalk_begleitmaterial_07.pdf. Abgerufen am 30.11.2014

[5] vgl. Beer, Ragnar (2014): „Wissenschaftliche Partnerschaftstests“. http://www.theratalk.de/partnerschaftstest.html. Abgerufen am 30.11.2014

[6] vgl. ebd.

[7] vgl. Beer, Ragnar; Breuer, Peter (2004): „Eheberatung Online und Partnerschaftstests online im Projekt Theratalk (www.theratalk.de)“. In: Informationsrundschreiben Nr. 208 „Internet @ Beratung“. Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung e.V.. S. 25-26

[8] vgl. Beer, Ragnar (2014): „Ressourcen-Aktivierungs-System (R.A.S.)“. http://www.theratalk.de/ ressourcenaktivierungs_system.html. Abgerufen am 01.12.2014

[9] vgl. Beer, Ragnar; Zezula, Peter (2011): „Ressourcen-Aktivierungs-Modul Sexuelle Wünsche“. http://www.theratalk.de/ressourcenaktivierungs_system_modul_sexuelle_wuensche.html. Abgerufen am 01.12.2014.

[10] vgl. Beer, Ragnar (2014): „Wirksamkeit“. http://www.theratalk.de/ressourcenaktivierungs_ system_wirksamkeit.html. Abgerufen am 01.12.2014.

[11] vgl. Beer, Ragnar (2014): „Ressourcen-Aktivierungs-Modul Mehr Lust“. http://www.theratalk.de/ressourcenaktivierungs_system_modul_mehr_Lust.html.Abgerufen am 01.12.2014.

[12] vgl. Halford, W. Kim; Osgarby, Sue; Kelly, Adrian (1996): „Brief Behavioural Couples Therapy:A Preliminary Evaluation“. In: Behavioural and Cognitive Psychotherapy / Volume 24 / Issue 03/ July 1996. S. 263-264

[13] vgl. Beer, Ragnar (2001): „Merkmale von Partnerschaftszielen als Veränderungs-Mediatoren in der verhaltenstherapeutischen Kurzzeit-Paartherapie“. Göttingen. S. 19-20

[14] vgl. ebd. S. 20-21

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Details

Title
Partnerberatung und Paartherapie mit "Theratalk"
College
Helmut Schmidt University - University of the Federal Armed Forces Hamburg  (Professur für Allgemeine Pädagogik unter besonderer Berücksichtigung der Berufs- und Betriebspädagogik)
Course
Wissenschaftstheorie und Methodologie in der Erziehungswissenschaft
Grade
1,7
Author
Year
2014
Pages
21
Catalog Number
V292889
ISBN (eBook)
9783656900658
ISBN (Book)
9783656900665
File size
443 KB
Language
German
Keywords
partnerberatung, paartherapie, theratalk
Quote paper
Silvio Haase (Author), 2014, Partnerberatung und Paartherapie mit "Theratalk", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/292889

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