Als in der Nacht vom 7. auf den 8. August 2008 georgische Soldaten die Grenze zur abtrünnigen georgischen Provinz Südossetien passierten, die, nach Aussage Kuraschwilis, einem hohen georgischem General, in einem Blitzkrieg die „verfassungsmäßige Ordnung wiederherstellen“ sollten, konnte noch niemand ahnen, welche Konsequenzen die vernichtende Niederlage der georgischen Armee, sowohl für Georgien selbst, den Kaukasus als Region, als auch für die Weltpolitik, insbesondere das Verhältnis Europas und der USA zu Russland haben würde.
Neben der Streitregion Südossetien ist auch Abchasien nach geltendem Völkerrecht Teil des georgischen Staatsgebiets, de facto aber seit der Unabhängigkeit Georgiens im Jahre 1991 nie effektiv unter georgischer Kontrolle gewesen.
Denn im Zuge des Zusammenbruchs der Sowjetunion kam es in Georgien zu blutigen Bürgerkriegen gegen ossetische und abchasische Milizen, welche teilweise vom russischen Militär unterstützt und durch die Waffenstillstandsabkommen 1992 für Südossetien und 1994 für Abchasien beendet wurden.
Diese beinhalteten die Aufstellung von Friedenstruppen, die in beiden Regionen die Waffenruhe erhalten sollten, bis eine politische Lösung für die Beilegung der Konflikte gefunden sein würde. In Abchasien kam es daraufhin zur Aufstellung einer GUS-Friedenstruppe, an der sich allerdings lediglich russische Soldaten beteiligten. Zusätzlich wurde mit der Mission UNOMIG (United Nations Observer Mission in Georgia) der Versuch einer eingeschränkten Internationalisierung des Konfliktes durch die UNO unternommen, die den Waffenstillstand in der Folgezeit überwachen sollte.
In Südossetien wurde hingegen eine andere Lösung initiiert. So wurde eine russisch-georgische Friedenstruppe eingesetzt, an der sich aber auch Südosseten und Nordosseten beteiligten.
Dabei sollte vor allem durch die Beteiligung aller relevanten Parteien eine effektive Konfliktlösung ermöglicht werden, die in der Folge allerdings ausblieb.
Warum keine effektive Konfliktlösung gefunden werden konnte, davon wird an einer späteren Stelle noch zu sprechen sein. Unterstützt wurde diese Friedenstruppe von einer kleinen, lediglich sechs Mann umfassenden OSZE-Mission, die, ähnlich wie UNOMIG in Abchasien, die Überwachung des Friedeneinsatzes übernahm. Da Georgien im Oktober 2008 mit seinem Einmarsch in Südossetien den Waffenstillstand von 1992 einseitig aufkündigte, wurde Russland der Weg für ein militärisches Eingreifen geebnet [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die historische Entwicklung der Konflikte in Abchasien und Südossetien
- 3. Entwicklungen in den georgisch-russischen Beziehungen seit der Rosenrevolution
- 4. Die Rolle relevanter überregionaler Akteure und ihre Interessen
- 4.1 Rolle und Interessen Russlands
- 4.2 Rolle und Interessen der USA (und NATO)
- 4.3 Rolle und Interessen der EU
- 5. Der Georgienkrieg
- 5.1 Ursachen, Anlass und Verlauf des Georgienkrieges
- 5.2 Ergebnisse des Georgienkrieges
- 6. Das neue Verhältnis Russlands zum Westen
- 7. Künftige Entwicklungen und mögliche Beiträge der EU zur Beilegung des Konfliktes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konsequenzen und Ergebnisse des Georgienkriegs 2008 und stellt diese in einen internationalen Interessenskonflikt. Sie beleuchtet die historische Entwicklung der Konflikte in Abchasien und Südossetien, die Entwicklung der georgisch-russischen Beziehungen seit der Rosenrevolution und analysiert die Rolle relevanter internationaler Akteure wie Russland, die USA/NATO und die EU.
- Historische Entwicklung der Konflikte in Abchasien und Südossetien
- Georgisch-russische Beziehungen nach der Rosenrevolution
- Rollen und Interessen internationaler Akteure (Russland, USA/NATO, EU)
- Ursachen, Anlass und Ergebnisse des Georgienkriegs 2008
- Das neue Verhältnis zwischen Russland und dem Westen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Georgienkrieg 2008 als Ausgangspunkt der Arbeit und hebt die weitreichenden Konsequenzen für Georgien, den Kaukasus und die internationalen Beziehungen hervor. Sie skizziert kurz die historischen Konflikte in Abchasien und Südossetien, die Rolle der russischen Friedenstruppen und die gescheiterten Versuche einer internationalen Konfliktlösung. Der Fokus liegt auf der Eskalation des Konflikts und der Notwendigkeit, diesen im Kontext internationaler Interessen zu analysieren.
2. Die historische Entwicklung der Konflikte in Abchasien und Südossetien: Dieses Kapitel beleuchtet die historischen Wurzeln der Konflikte in Abchasien und Südossetien, beginnend mit der sowjetischen Nationalitätenpolitik unter Stalin. Es betont die problematische Entwicklung während und nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, einschließlich blutiger Bürgerkriege und gescheiterter Waffenstillstandsabkommen. Die Kapitel analysiert die Rolle Russlands und die fehlgeschlagenen Bemühungen um eine friedliche Konfliktlösung, welche die Grundlage für den späteren Krieg bilden.
3. Entwicklungen in den georgisch-russischen Beziehungen seit der Rosenrevolution: Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung der georgisch-russischen Beziehungen nach der Rosenrevolution. Es untersucht die wachsende Unzufriedenheit Georgiens mit dem eingefrorenen Status der Konflikte und den Vorwurf, Russland nutze diese zur Einflussnahme. Die verstärkte Westintegration Georgiens unter Präsident Saakaschwili und dessen Annäherung an die EU und NATO, wird als zentraler Faktor für die Verschlechterung der Beziehungen zu Russland identifiziert, da Russland seinen Einflussbereich bedroht sah.
4. Die Rolle relevanter überregionaler Akteure und ihre Interessen: Dieses Kapitel untersucht die Interessen verschiedener internationaler Akteure im Kaukasus. Es beleuchtet die konkurrierenden Interessen Russlands auf der einen Seite und der USA/NATO und der EU auf der anderen Seite. Die Analyse der geostrategischen, militärischen, sicherheitspolitischen und energiepolitischen Bedeutung des Kaukasus für diese Akteure verdeutlicht die internationale Dimension des Konflikts und die komplexen Machtverhältnisse in der Region.
5. Der Georgienkrieg: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Ursachen, den Anlass und den Verlauf des Georgienkriegs 2008. Der Fokus liegt auf den Ergebnissen der militärischen Auseinandersetzung und deren Auswirkungen auf die regionale und internationale Ordnung. Die einseitige Anerkennung der Unabhängigkeit Abchasiens und Südossetiens durch Russland wird als Wendepunkt im Verhältnis Russlands zum Westen hervorgehoben.
6. Das neue Verhältnis Russlands zum Westen: Dieses Kapitel analysiert die Auswirkungen des Georgienkriegs auf das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen. Es behandelt die unterschiedlichen Reaktionen der westlichen Staaten auf den russischen Einmarsch und die damit verbundenen Fragen der Souveränität und der möglichen imperialen Reintegrationspolitik Russlands im postsowjetischen Raum.
7. Künftige Entwicklungen und mögliche Beiträge der EU zur Beilegung des Konfliktes: Dieses Kapitel, ohne den Text vollständig zu enthüllen, skizziert die zukünftigen Herausforderungen und die Rolle der EU bei der Konfliktlösung im Kaukasus. Es deutet an, dass die zunehmende Bedeutung der Region für westliche Staaten die Notwendigkeit einer friedlichen und demokratischen Entwicklung unterstreicht.
Schlüsselwörter
Georgienkrieg 2008, Abchasien, Südossetien, Russland, Georgien, USA, NATO, EU, Interessenkonflikt, Rosenrevolution, Internationale Beziehungen, Konfliktlösung, Westintegration, postsowjetischer Raum.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Georgienkrieg 2008
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Georgienkrieg 2008 und seine Folgen für Georgien, den Kaukasus und die internationalen Beziehungen. Sie untersucht die historischen Konflikte in Abchasien und Südossetien, die Entwicklung der georgisch-russischen Beziehungen seit der Rosenrevolution und die Rolle internationaler Akteure wie Russland, die USA/NATO und die EU. Die Arbeit umfasst eine Einleitung, eine Kapitelzusammenfassung, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten und ein Schlüsselwortverzeichnis.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende zentrale Themen: die historische Entwicklung der Konflikte in Abchasien und Südossetien; die georgisch-russischen Beziehungen nach der Rosenrevolution; die Rollen und Interessen der internationalen Akteure (Russland, USA/NATO, EU); die Ursachen, den Anlass und die Ergebnisse des Georgienkriegs 2008; das neue Verhältnis zwischen Russland und dem Westen; und mögliche zukünftige Entwicklungen und Beiträge der EU zur Konfliktlösung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in sieben Kapitel gegliedert: Einleitung, historische Entwicklung der Konflikte in Abchasien und Südossetien, Entwicklungen in den georgisch-russischen Beziehungen seit der Rosenrevolution, Rolle relevanter überregionaler Akteure und ihre Interessen (mit Unterkapiteln zu Russland, USA/NATO und EU), Der Georgienkrieg (mit Unterkapiteln zu Ursachen, Anlass und Verlauf sowie Ergebnissen), Das neue Verhältnis Russlands zum Westen, und Künftige Entwicklungen und mögliche Beiträge der EU zur Beilegung des Konfliktes.
Welche Akteure werden in der Arbeit betrachtet?
Die Arbeit analysiert die Rolle und die Interessen verschiedener Akteure, darunter Russland, die USA, die NATO, und die EU. Der Fokus liegt auf den konkurrierenden Interessen dieser Akteure im Kaukasus und ihrer Bedeutung für den Georgienkrieg und die nachfolgenden Entwicklungen.
Welche Rolle spielt Russland in der Arbeit?
Russland spielt eine zentrale Rolle in der Analyse. Die Arbeit untersucht die historische Rolle Russlands in den Konflikten in Abchasien und Südossetien, seine Beziehungen zu Georgien nach der Rosenrevolution, seine Interessen im Kaukasus, seine Beteiligung am Georgienkrieg und die Auswirkungen des Krieges auf das Verhältnis Russlands zum Westen.
Welche Bedeutung hat der Georgienkrieg 2008 für die Arbeit?
Der Georgienkrieg 2008 bildet den zentralen Ausgangspunkt der Arbeit. Die Analyse untersucht die Ursachen und Folgen des Krieges, die Rolle verschiedener Akteure und die Auswirkungen auf die regionale und internationale Ordnung, insbesondere auf das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen.
Was sind die Schlussfolgerungen der Arbeit (ohne den vollständigen Text zu enthüllen)?
Die Arbeit deutet darauf hin, dass der Georgienkrieg ein Wendepunkt im Verhältnis zwischen Russland und dem Westen darstellt und dass die zukünftige Entwicklung im Kaukasus von den Interessen verschiedener internationaler Akteure und der Möglichkeit einer friedlichen und demokratischen Konfliktlösung durch die EU abhängt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Georgienkrieg 2008, Abchasien, Südossetien, Russland, Georgien, USA, NATO, EU, Interessenkonflikt, Rosenrevolution, Internationale Beziehungen, Konfliktlösung, Westintegration, postsowjetischer Raum.
- Citation du texte
- M. A. Alexander Gajewski (Auteur), 2011, Der Georgienkrieg 2008 als Interessenskonflikt überregionaler Akteure, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/292906