Unterrichtsstörungen. Ist Prävention möglich?

Anhand eines Beispiels in einer Realschule


Dossier / Travail, 2013

20 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Das Praktikum
1.1 XY-Realschule
1.2 Gesamtverlauf des Praktikums

2. Theoriegeleitete Beobachtungsaufgabe
2.1 Problemaufriss
2.2 Theoretische Grundlagen der Beobachtungsaufgabe
2.2.1 Was sind „Unterrichtsstörungen“?
2.2.2 Aus der Lehrerperspektive
2.2.3 Aus der Schülerperspektive
2.2.4 Wahrnehmung im Vergleich
2.2.5 Erscheinungsformen
2.2.6 Ursachen
2.2.7 Wie verhalten in unterrichtsstörenden Situationen?
2.3. Zusammenfassung der inhaltlichen Gesichtspunkte

3. Konkrete Beobachtungen
3.1 Überblick der hospitierten Stunden
3.2 Die Beobachtungen im Kontext der theoretischen Grundlage
3.2.1 Die Lehrerperspektive
3.2.2 Die Schülerperspektive
3.2.3 Erscheinungsformen von Unterrichtsstörung
3.2.4 Ursachen
3.2.5 Verhalten der Lehrperson
3.2.6 Schlussfolgerung

4. Fazit
4.1 Zentrale Ergebnisse
4.2 Persönliche Erkenntnisse

5. Berufsbiografisches Fazit

6. Literaturverzeichnis

7. Anhang

I. Unterlagen zur Beobachtung
a) Teilformalisiertes Protokoll
b) Narratives Protokoll

1. Das Praktikum

1.1 XY-Realschule

Das orientierende Schulpraktikum wurde an der XY-Realschule in Elsdorf absolviert, die am 04.08.1980 mit zwei Klassen und 70 Schülern startete, aber erst seit dem 27.09.1997 unter diesem Namen bekannt ist. Nun befinden sich an dieser aktuell 14 Klassen mit insgesamt 365 Schülerinnen und Schülern, die von 22 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet werden. Seit der Gründung der Schule wurden in den 33 Jahren insgesamt 72 Klassen entlassen. Im Kollegium befinden sich zwei Sozialpädagogen, die in den drei integrative Klassen der Schule, mit mindestens einem/r sozial auffälligen Schüler/in, tätig sind. Die Schule liegt in einem Schulzentrum, das heißt, dass die XY-Realschule und die YZ-Hauptschule sich in einem Gebäude befinden und sich die naturwissenschaftlichen Räume, die Sporthalle, sowie das pädagogische Zentrum und die Kunsträume teilen. Auch Projektwochen gestalten die beiden Schulen miteinander. Da es jedoch auf engem Raum nicht gerade selten zu Streitereien zwischen den SuS1 kommt, gibt es ein Streitschlichtungsprogramm, geleitet von zwei Lehrern, in der eine Gruppe von Freiwilligen der zehnten Klassen lernen, wie sie sich in einer Streitsituation zu Verhalten haben und mit Durchsetzungsvermögen eingreifen können bevor es ausartet. Eine weitere Veranstaltungen, die den SuS in ihrem alltäglichen Leben helfen und sie unterstützen soll, ist die Hausaufgabenbetreuung am Nachmittag, in der ihnen eine angenehme Arbeitsatmosphäre geschaffen wird und in der sie auch Internetzugang haben, falls dies ihnen zu Hause nicht bereitstehen sollte.

Traditionelle Veranstaltungen seit den 80er Jahren sind die Skifreizeiten der achter Klassen, der Schüleraustausch mit Frankreich und das Betriebspraktikum in der neunten Klasse und die Abschlussfahrt der Zehner Klassen.

Der Leitsatz der Schule, inspiriert vom technischen Reformator Eugen Langen, nach dem die Schule auch benannt worden ist, lautet: „Schau Dich um und mach Dich nützlich!“. Passend dazu nimmt die Schule seit 1998 an Wettbewerben wie dem Netdays und Infopendance Day teil mit neuen und kreativen Ideen für das alltägliche Leben.

1.2 Gesamtverlauf des Praktikums

Das Praktikum wurde vom 05.03. bis zum 04.04.2014 absolviert. Unter den insgesamt 40 hospitierten Schulstunden befinden sich neben Deutsch und Geschichte auch die Fächer Biologie, Mathe, Philosophie, Französisch, Politik und Chemie um ein weites Spektrum abdecken zu können und sich nicht nur auf die Studienfächer zu beschränken. Einige hospitierte Stunden wurden auch in den zuvor erwähnten integrativen Klassen mit Sozialpädagogen verbracht. In diesen wird jedoch den Mitschülern und Mitschülerinnen auf Eigenwunsch der Betroffenen nicht preisgegeben, welche SuS von den Sozialpädagogen betreut werden müssen, damit sie sich nicht von der Klassengemeinschaft ausgeschlossen fühlen und ein weiterer Grund der Geheimhaltung ist der, um sich vor den unangebrachten Kommentaren andere zu schützen. In einer Klasse sind zum Beispiel drei mit einer Lern- und Rechtschreibschwäche, zwei, die durch Sprachschwäche auffallen und eine sozial-emotional auffällige Schülerin. Doch durch die extra Förderung der Sozialpädagogen, die sich nicht nur um die sozial auffälligen SuS kümmern, schneiden die integrativen Klassen in Klassenarbeiten besser ab, sodass ihr Notenspiegel im Vergleich zu den Parallelklassen um einige Noten höher ist.

Außerunterrichtliche Erfahrungen wurden bei der Aufsicht der Lernstandserhebung Deutsch und Mithilfe bei der Korrektur gesammelt, welche einem die Aufgaben einer Lehrperson, neben dem Unterricht vorbereiten und unterrichten, näher gebracht haben. Außerdem gab es im Zeitraum vom 31.03. bis 04.04.2014 die Projektwoche „Suchtprävention“, in der pädagogische Situation mitgestaltet werden konnten in Form von Tischtennis spielen, Basteln von Osterdekoration und XMA2.

2. Theoriegeleitete Beobachtungsaufgabe

2.1 Problemaufriss

Unterrichtsstörungen gibt es seit Anbeginn der Schule und sie gehören zu den stärksten Belastungen im Lehrberuf. Sie sind laut Lohmann Ereignisse, die den Lehr-Lern-Prozess beeinträchtigen, indem sie die Voraussetzungen für das Lehren und Lernen unterbrechen bzw. außer Kraft setzen. Täglich stößt ein Lehrer im Unterricht auf Störungen, die weder vom Alter, noch von der Dauer der Berufserfahrung abhängen. Der Schwerpunkt der Lehrausbildung liegt auf der Didaktik und Methodik

Die Störungen werden meistens aus der Lehrersicht als unangemessenes Schülerverhalten wahrgenommen und auf die Erziehung und die Persönlichkeit der Schüler zurückgeführt während die Unterrichtsstörung aus Schülersicht lediglich ein Ausdruck der Langeweile ist, verursacht durch die Unterrichtsführung der Lehrperson.3 Im Praktikum konnte beobachtet werden, dass die SuS einer Klasse im Deutschunterricht mit der Lehrperson X sich ungezügelt miteinander unterhalten haben und ohne Scheu im Klassenraum frei herum gerannt sind, sodass ein erfolgreicher Lehr-Lern-Prozess nicht möglich war. Im Geschichtsunterricht jedoch haben sich dieselben SuS ruhig, lernwillig und der Lehrperson Y gegenüber respektvoll verhalten. Diese beiden Unterrichtsstunden fanden unmittelbar nacheinander statt. Nun wirft sich die Frage auf, wieso die SuS in Deutsch bei der Lehrperson X sich unruhig verhalten, während sie in Geschichte bei der Lehrperson Y vorbildlich zuhören und mitarbeiten. Liegt es am Fach? Liegt es an der Laune der SuS? Liegt es an der Lehrperson? Wie verhält sich Lehrperson X im Vergleich zu Lehrperson Y? Welche Gründe gibt es für eine Unterrichtsstörung? Und wie kann die Störung verhindert bzw. unterbunden werden? Inwiefern hat eine Lehrperson Einfluss auf die Unterrichtsstörung?

Im Laufe dieser Arbeit wird ermittelt, was die Ursachen einer Unterrichtsstörung sind, welche Arten es gibt und wie sich die Lehrperson in solchen Situation am besten verhalten sollte um den Lehrstoff erfolgreich vermitteln zu können, auf die Zielfrage hinleitend, ob es Präventionsmaßnahmen gegen Unterrichtsstörungen gibt.

2.2 Theoretische Grundlagen der Beobachtungsaufgabe

Wie bereits erwähnt beschäftigt sich die theoretische Grundlage mit „Unterrichtsstörungen“, anlehnend an die Texte im OSP-Reader4 von Gert Lohmann, Rainer Winkel und Hans-Peter Nolting. Zuerst wird der Begriff als Einleitung ins Thema definiert, danach aus Lehrer- und Schülerperspektive betrachtet um sich ein Gesamtbild machen zu können. Und zum Nachvollziehen des Verhaltens der SuS und Lehrperson werden die Erscheinungsformen und möglichen Ursachen jeweils genannt.

2.2.1 Was sind „Unterrichtsstörungen“?

Lohmann sagt, dass „Unterrichtsstörungen Ereignisse sind, die den Lehr-Lernprozess beeinträchtigen, unterbrechen oder unmöglich machen, indem sie die Voraussetzungen, unter denen Lehren und Lernen erst stattfinden kann, teilweise oder ganz außer Kraft setzen.”5 Laut Gordon ist Unterrichtsstörung eine “Verhaltensweise, die der Befriedigung der Bedürfnisse des Lehrers im Wege stehen oder den Lehrer veranlassen, sich frustriert, besorgt, irritiert oder ärgerlich zu fühlen. Ganz offenbar verursachen diese Verhaltensweisen den Lehrern ein Problem. Damit der Unterricht fortgesetzt werden kann, muss der Lehrer jedes dieser Probleme unmittelbar nach auftreten lösen.”6

Unterrichtsstörungen, werden in den beiden oben aufgeführten Definitionen als eine hemmende Aktion des Lehrprozesses im Unterricht wahrgenommen, also wenn sowohl das Lehren als auch das Lernen stockt bzw. aufhört.7

2.2.2 Aus der Lehrerperspektive

Das störende Verhalten der SuS wird weniger als eine Reaktion im unterrichtlichen Kontext gesehen, sondern mehr als eine Persönlichkeitsdefizit. Es wird davon ausgegangen, dass alle Schüler den Sinn und die Notwendigkeit, sich an die schulische Norm zu halten, eingesehen haben müssen und nur durch persönliche Defizite daran gehindert werden können.8 Als Erklärung für die Störung ziehen die Lehrpersonen meist außerschulische Faktoren, wie problematische Familienverhältnisse oder innerschulisch Faktoren, wie Mobbing, in Betracht. Somit entzieht der Lehrer/die Lehrerin sich jeglicher Verantwortung. Doch der wichtigste Einflussfaktor, nämlich das Lehrerverhalten, wird ausgeblendet, dadurch schwindet auch die Chance der Lehrperson in das Geschehen eingreifen zu können. Die Situation wird als Schicksal hingenommen und ertragen. Eine sich laut und störend verhaltende Klasse besteht so gesehen aus vielen verhaltensauffälligen Schülern und sie unterrichten zu müssen wird nicht als Herausforderung, sondern als berufliches Pech angesehen.9

2.2.3 Aus der Schülerperspektive

Die Kluft zwischen außerschulischer Lebenswelt und Schulwelt ist größer geworden. Kinder und Jugendliche der Postmoderne, einschließlich ihrer Eltern, legen mehr Wert auf die Individualität. Dies trägt mit sich, dass Regeln und Normen der Schule in Frage gestellt und ausdiskutiert werden.10 Der Hauptgrund für Nebenaktivitäten im Unterricht ist die Langeweile. Die heutige Jugend ist medial erzogen, sie sind also Sprunghaftigkeit, Abwechslung und Beweglichkeit gewohnt, welches ihre meist nur kurz andauernde Konzentration erklärt.11 Wenn der Unterricht nicht abwechslungsreich gestaltet ist, die SuS sich ungerecht behandelt fühlen oder die Lehrperson vom eigentlichen Thema abschweift und Privatgeschichten erzählt, suchen sich die SuS andere Beschäftigungen. Hinzu kommt, dass bis zu einem gewissen Alter die Schule nicht als Lernort, sondern als ein Ort gesehen wird, Freunde zu treffen und mit Mitschülern private Informationen auszutauschen. Außerdem kommt es auch vor, dass SuS die Anerkennung der Mitschüler und Lehrer/Innen suchen. Falls dies nicht durch schulische Leistung erreicht werden kann, dann versuchen sie soziale Anerkennung durch Unterrichtsstörung zu erlangen, zum Beispiel als „Klassenclown“.12

2.2.4 Wahrnehmung im Vergleich

Die Unterrichtsforschung hat die Perspektive der SuS und der Lehrperson vermehrt verglichen. Auch wenn die folgenden Ergebnisse weder zeitlich noch auf jede Schule zutreffend verallgemeinert werden sollten, sind es dennoch interessante Einblicke. Angefangen von der Lernumwelt, die die SuS ungünstiger einschätzen als die Lehrperson, bis hin zur Wahrnehmung von Unterrichtsstörungen, sind einige Unterschiede zu erkennen. Lehrer/Innen nehmen zum Beispiel Ablenkungen häufiger wahr als SuS, die auch weniger darunter zu leiden scheinen. Doch im Gegensatz zur Lehrperson sehen SuS als Ursache der Unterrichtsstörung sowohl den Lehrer/die Lehrerin, als auch sich selbst.13

2.2.5 Erscheinungsformen

Es lassen sich vier Kategorien störenden Schülerverhaltens herausfiltern. Zum einen das verbale St ö rverhalten, in Form von Privatunterhaltungen und/oder Zwischenrufen, gefolgt

[...]


1 Wird in dieser Arbeit für „Schülerinnen und Schüler“ verwendet.Disziplin wird außen vor gelassen.

2 XMA (Extreme Martials Arts) ist eine mehr an Akrobatik erinnernde Kampfsportart.

3 Vgl. Lohmann, Gert, Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikte verstehen, in: Ders.: Mit Schülern klarkommen. Professioneller Umgang mit Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikten. Mit einem Vorwort von Hilbert Meyer, Berlin 2009[6], S. 16ff.

4 OSP-Reader vom WS2010/11.

5 Vgl. Lohmann, S. 16ff.

6 Vgl. Gordon, Thomas, Lehrer-Schüler-Konferenz. Wie man Konflikte in der Schule löst, München [1996][10].

7 Vgl. Winkel, Rainer, Der gestörte Unterricht. Diagnostische und therapeutische Möglichkeiten, Hohengehren 2009[9], S. 29.

8 Vgl. Jürgens, Barbara, Schwierige Schüler? Disziplinkonflikte in der Schule, Hohengehren 2000, S. 52.

9 Vgl. Lohmann, S. 16ff.

10 Vgl. ebd., S. 19.

11 Vgl. Winkel, S. 102.

12 Vgl. Lohmann, S. 21ff.

13 Vgl. ebd., S. 20f.

Fin de l'extrait de 20 pages

Résumé des informations

Titre
Unterrichtsstörungen. Ist Prävention möglich?
Sous-titre
Anhand eines Beispiels in einer Realschule
Université
RWTH Aachen University  (LBZ)
Cours
Orientierendes Schulpraktikum (OSP)
Note
1,0
Auteur
Année
2013
Pages
20
N° de catalogue
V293267
ISBN (ebook)
9783656912705
ISBN (Livre)
9783656912712
Taille d'un fichier
531 KB
Langue
allemand
Mots clés
Unterricht, Störung, Unterrichtsstörung, Prävention, Praktikum, Praktikumsbericht, Bericht, Protokoll
Citation du texte
Hilal Akin (Auteur), 2013, Unterrichtsstörungen. Ist Prävention möglich?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/293267

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