Wir fällen täglich Urteile. Diese Feststellung scheint nicht sonderlich spektakulär. Ein arbeitsloser Ingenieur schaut sich die Nachrichten im Fernsehen an und verurteilt anschließend mit bitterbösen Worten die Arbeit der Regierung, muss er doch mit der Streichung eines Teils seines Arbeitslosengeldes aufgrund der Hartz IV-Reformen rechnen. Die meist gehörte Frage, nachdem ein Film im Kino zu Ende gegangen ist, lautet: „Na, wie fandest du’s?“ Und der Fragesteller erwartet von seinem Gegenüber ein Urteil über die Qualität des eben gesehenen Streifens. Doch nicht alle Urteile scheinen von derselben Art zu sein. Einige haben den Anspruch, persönliche Präferenzen auszudrücken, andere werden mit objektivem Anspruch vertreten. Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Jürgen war am Samstagabend in der Disco und macht sich zu Fuß auf den Weg in seine nahe gelegene Wohnung. Plötzlich rennt eine Frau über die Straße, die aus der Nase blutet. Ihr auf den Fersen ist ein junger Mann, der offensichtlich für die Nase verantwortlich ist. Jürgen erkennt ihn als den stadtbekannten Schläger Achim. Die Situation legt nahe, dass die Frau, sollte Achim sie erwischen, weitere Verletzungen davontragen wird. Ob Jürgens Zivilcourage ohne die fünf in der Disco getrunkenen Bier ebenfalls so enorm ausgefallen wäre, sei dahin gestellt. Auf alle Fälle fasst er sich ein Herz und stellt sich dem Mann in den Weg: „Hey, was soll denn das?“, fragt er entschlossen den Prügelknaben. „Hau ab, die Schlampe hat mich betrogen. Sie verdient eine Abreibung!“, schreit ihn der Verfolger an. „Jetzt komm mal runter, betrogen worden zu sein ist noch lange kein Grund dafür, auf andere einzuschlagen.“, versucht Jürgen ihn zu beruhigen. „Komm, ich lad Dich auf ein Bier ein, dann kannst Du mir die Geschichte in aller Ruhe erzählen.“ „Hör auf mit dem Gelaber, mich betrügt keine Frau! Und wenn doch, dann muss sie mit den Konsequenzen leben.“, brüllt Achim, rempelt Jürgen unsanft zur Seite und verschwindet in die Richtung, in welche die Frau geflohen ist. Der frustrierte Jürgen reagiert zu langsam, als dass er die Verfolgung noch aufnehmen könnte. Darüber hinaus schreckt ihn, durch das Gespräch etwas klarer im Kopf, die Erinnerung an die enorme Körpergröße und die breiten Schultern des Provokateurs davon ab, jetzt alleine in irgendwelche dunklen Gassen zu rennen. Er beschließt, zum Polizeirevier einige Straßen weiter zu gehen. Auf dem Weg dorthin führt er ein wütendes Selbstgespräch: [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Adam Smith...
- Die Sympathie.
- Der unparteiische Zuschauer
- Das Gewissen - der imaginäre Zuschauer
- Der Anspruch der Theory Of Moral Sentiments.
- Einleitung
- Die Normativität kommt ins Spiel
- Karl Graf Ballestrem.
- T.D. Campbell.
- Schlussbemerkungen.….……………………..
- Literaturverzeichnis..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Adam Smiths "The Theory of Moral Sentiments" (TMS) ein rein deskriptives Projekt ist, das lediglich erklärt, wie wir moralische Urteile fällen, oder ob es darüber hinausgehend eine Rechtfertigung für diese Urteile liefern will. Sie untersucht, ob Smiths Ansatz den Anspruch der Objektivität erfüllen kann oder ob er der Gefahr des Relativismus erliegt. Im Fokus stehen dabei die Rolle der Sympathie, des unparteiischen Zuschauers und des Gewissens als Grundlage für moralische Urteile.
- Die Natur moralischer Urteile und ihr objektiver Anspruch
- Adam Smiths Theorie der Sympathie und ihre Bedeutung für die Moral
- Der unparteiische Zuschauer als Kriterium für moralische Beurteilung
- Die Rolle des Gewissens und des imaginären Zuschauers in der Moral
- Die Frage nach der Normativität von Smiths Theorie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Frage der Arbeit vor: Ist "The Theory of Moral Sentiments" ein rein deskriptives oder auch ein normatives Projekt? Sie verdeutlicht den Anspruch moralischer Urteile auf Objektivität und führt das Beispiel eines Schlägers ein, um die Problematik zu illustrieren.
Das Kapitel über Adam Smith diskutiert seine Theorie der Sympathie und ihre Bedeutung für die Moral. Es beleuchtet, wie unsere Fähigkeit zur Empathie uns in die Lage versetzt, die Gefühle anderer zu verstehen und zu bewerten.
Im Kapitel über den unparteiischen Zuschauer wird Smiths Konzept des objektiven Beurteilers eingeführt. Dieser ideale Beobachter dient als Kriterium für die Bewertung moralischer Handlungen und ermöglicht es uns, unsere eigenen Emotionen und Vorurteile zu hinterfragen.
Das Kapitel über das Gewissen geht auf die Rolle des imaginären Zuschauers als innerer Richter ein. Smith argumentiert, dass wir durch die Vorstellungskraft in der Lage sind, unser eigenes Verhalten aus der Perspektive eines unparteiischen Beobachters zu betrachten und so unser Gewissen zu bilden.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen und Konzepte der Arbeit sind Adam Smiths "Theory of Moral Sentiments", Moral, Objektivität, Sympathie, unparteiischer Zuschauer, Gewissen, Normativität, Deskriptivität, Relativismus, und die Frage nach der Rechtfertigung moralischer Urteile. Die Arbeit beleuchtet den Anspruch der Objektivität in moralischen Urteilen und untersucht, ob Smiths Theorie eine Basis für diese Objektivität bietet.
- Citar trabajo
- Holger Siebnich (Autor), 2004, The Theory Of Moral Sentiments - ein dekriptives oder ein normatives Projekt?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29392