Die Idee der Psychiatrischen Institutsambulanzen als vorgeschaltete Ambulanz für psychiatrische Kliniken entstand bereits 1975 im Rahmen der Psychiatrie-Enquete. Grundgedanke war, die psychiatrische Versorgung nicht mehr wie zu der Zeit meist üblich in großen stationären Einrichtungen durchführen zu lassen, sondern gemeindenah und in Zusammenspiel mit dem Umfeld der betroffenen Patienten. Seitdem haben sich Psychiatrische Institutsambulanzen zu einem wichtigen Bestandteil der psychiatrischen Versorgung entwickelt, insbesondere für chronisch und schwer erkrankte Patienten. Stand in der Zeit von den 70er bis zu Ende der 90er Jahre der Aufbau von Strukturen nach den Vorgaben der Psychiatrie-Enquete im Vordergrund, so traten ab Anfang der 2000er Jahre neue wichtige Trends im Gesundheitswesen hinzu, die eine Auswirkung auch auf das psychiatrische Versorgungsgeschehen hatten. Bedingt durch die Zunahme psychiatrischer Erkrankungen in der Bevölkerung stellte sich im ambulanten Sektor eine Unterversorgung mit psychiatrischen und psychotherapeutischen Angeboten ein. Gleichzeitig stiegen die Zahlen der Krankenhausaufenthalte, der berufsbedingten Berentungen und der Arbeitsunfähigkeitstage und damit die volkswirtschaftlichen Kosten für psychische Erkrankungen signifikant an. 2009 wurde daher seitens des Gesetzgebers die Selbstverwaltung damit beauftragt, ein leistungsbezogenes pauschaliertes Entgelt für stationäre Aufenthalte in der Psychiatrie zu entwickeln. Mit diesen sog. PEPP wurde die Anreizstruktur für die stationären Leistungserbringer verändert und die Rahmenbedingungen für eine stärkere Leistungsbezogenheit der Vergütung und der Vergleichbarkeit von Einrichtungen untereinander geschaffen. Als weitere gesundheitspolitische Entwicklung zeigt der Bereich der Integrierten Versorgung erste Ergebnisse: Modellvorhaben und sektorenübergreifende Projekte geben neue Impulse hin zu stärkerer Vernetzung bei gleichzeitiger Fokussierung auf patientenorientierte Behandlungspfade. Medizinisches und Organisatorisches Leistungsgeschehen werden so stärker auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen muss auch die Rolle der Psychiatrischen Institutsambulanzen zukünftig hinterfragt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Rahmenbedingungen der psychiatrischen Versorgung in Deutschland
- 3. Psychiatrische Institutsambulanzen
- 4. Ambulante psychiatrische Strukturen
- 5. Stationäre Versorgung
- 6. Neue Versorgungsformen in der Psychiatrie
- 7. PIA als strategisches Geschäftsfeld einer Universitätsklinik
- 8. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit befasst sich mit der Entwicklung und den Chancen von psychiatrischen Institutsambulanzen (PIA) in Deutschland. Sie untersucht, wie sich die PIA im Kontext der sich verändernden Rahmenbedingungen der psychiatrischen Versorgung in Deutschland positionieren können.
- Entwicklung der PIA im Kontext der Psychiatrie-Enquete
- Einfluss der gestiegenen volkswirtschaftlichen Kosten für psychische Erkrankungen
- Auswirkungen des Psych-Entgeltsystems (PEPP) auf die stationäre Versorgung
- Bedeutung von integrierter Versorgung und regionalen Versorgungsnetzen
- PIA als strategisches Geschäftsfeld einer Universitätsklinik
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Masterarbeit ein und stellt die Zielsetzung sowie die Forschungsfrage dar. Das zweite Kapitel analysiert die Rahmenbedingungen der psychiatrischen Versorgung in Deutschland und beleuchtet die nationale Psychiatriepolitik sowie die Standpunkte verschiedener Fachverbände. Im dritten Kapitel werden die Psychiatrischen Institutsambulanzen näher betrachtet. Dabei werden ihre Aufgaben, Leistungen und ihre Bedeutung innerhalb des psychiatrischen Versorgungssystems erläutert. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit den ambulanten psychiatrischen Strukturen und die Herausforderungen die sich hier stellen. Das fünfte Kapitel beleuchtet die stationäre Versorgung und die Einführung des Psych-Entgeltsystems (PEPP). Das sechste Kapitel widmet sich neuen Versorgungsformen in der Psychiatrie und ihrer Bedeutung für die PIA. Das siebte Kapitel betrachtet die PIA als strategisches Geschäftsfeld einer Universitätsklinik und analysiert die Chancen und Risiken. Das achte Kapitel fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Masterarbeit zusammen und bietet einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen.
Schlüsselwörter
Psychiatrische Institutsambulanzen, PEPP, psychiatrische Versorgung, integrierte Versorgung, regionale Versorgungsnetze, SWOT-Analyse, Universitätsklinik, Gesundheitsökonomie, psychische Erkrankungen, Deutschland.
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- BBA Claus Schildge (Author), 2015, Chancen und Entwicklung der psychiatrischen Institutsambulanzen. Das Psych-Entgelt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294205