Im Durchschnitt verlassen pro Minute 130 Menschen auf der Südhemisphäre ihre ländliche Heimat, um sich in einem städtischen Ballungsraum niederzulassen. Die Suche nach Arbeit und die unmittelbare Nähe zum Arbeitsplatz sind die häufigsten Gründe für die Migration. Ursächlich für die Verlagerung der Beschäftigung vom Land in die Stadt ist die Entwicklung des urbanen, informalen Sektors zum bedeutendsten Industriezweig in vielen Ländern. Gleichermaßen tragen politische Konflikte und die Konzentration von wichtigen Ressourcen zu einer Land-Stadt-Migration bei.
Die stete Urbanisierung birgt aber nicht exklusiv positive, soziale Effekte für den Migranten. Insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern bilden sich zusehends solche Armutssiedlungen heraus, die mittlerweile für rund eine Milliarde Menschen weltweit ein Zuhause darstellen. Die „landesspezifischen“ Slums unterscheiden sich dabei stark voneinander: Während in Nairobi Menschen aus Schutt und Müll notdürftige Unterkünfte bauen, sind Moradores in Brasilien z.T. sogar an das Trink- und Abwassersystem angeschlossen.
Ihre Lebenssituation wird Bestandteil der vorliegenden Arbeit sein, die sich exklusiv mit den Favelas in Rio de Janeiro beschäftigt. Ausgangspunkt der Überlegungen ist dabei die Frage, inwieweit die Moradores auf Grund sozialer Aspekte wie Ethnie, Herkunft und Umwelt im urbanen Raum exkludiert werden. Folgende Annahmen werden hierbei vorausgestellt:
1. Favelas sind Armutssiedlungen an der städtischen Peripherie von Rio de Janeiro.
2. Die Moradores arbeiten zwar für gewöhnlich außerhalb der Favelas, sind aber in das Leben der Cariocas wenig inkludiert.
3. Die Herausbildung der Favelas ist Ausdruck einer ethnischen Ungleichheit in der brasilianischen Gesellschaft.
Entsprechend der Fragestellung gliedert sich die vorliegende Arbeit in zwei Themengebiete: In einem ersten Schritt werden wichtige Termini definiert, die für die wissenschaftliche Betrachtung der sozialen Exklusion essentiell sind. Ebenso werden die Theorie der Unterschicht von Loïc Wacquant und das Konzept der Ungleichheit nach Niklas Luhmann prägnant erläutert. Hierbei wird nicht der Anspruch erhoben, die beiden Abhandlungen in ihrer Vollständigkeit darzustellen. Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der Ungleichheit in der brasilianischen Gesellschaft und den Favelas in Rio de Janeiro. Der Schwerpunkt wird dabei auf der Darlegung ihrer sozialräumlichen Segregation liegen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Integration, Segregation, Exklusion und Milieubildung
- 2.1 Sozialräumliche Segregation
- 2.2 Soziale Exklusion
- 2.3 Das Konzept der Milieubildung
- 3 Theorien sozialer Exklusion
- 3.1 „Urban Outcasts“ nach Loïc Wacquant
- 3.2 „Inklusion und Exklusion“ nach Niklas Luhmann
- 4 Die Favelas von Rio de Janeiro
- 4.1 Soziale Ungleichheit in der brasilianischen Gesellschaft
- 4.2 Die Entstehung von Favelas
- 4.3 Favelas als (un-)sichtbarer urbaner Raum
- 5 Fazit
- 6 Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Phänomen der sozialen Exklusion in innerstädtischen Milieus, insbesondere mit den brasilianischen Favelas in Rio de Janeiro. Die Arbeit analysiert die Ursachen und Folgen der sozialen Exklusion, indem sie die Entstehung und Entwicklung der Favelas in den Kontext der brasilianischen Gesellschaft stellt. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, inwieweit die Bewohner der Favelas, die Moradores, aufgrund sozialer Aspekte wie Ethnie, Herkunft und Umwelt im urbanen Raum ausgegrenzt werden.
- Soziale Exklusion in brasilianischen Favelas
- Soziale Ungleichheit in Brasilien
- Theorien sozialer Exklusion
- Die Entstehung und Entwicklung von Favelas
- Die Lebensbedingungen der Moradores
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Thematik der sozialen Exklusion im Kontext der Urbanisierung einordnet und die zentrale Fragestellung der Arbeit formuliert. Anschließend werden in Kapitel 2 wichtige Termini wie Integration, Segregation und Exklusion definiert. Die Arbeit beleuchtet auch das Konzept der Milieubildung, das die Herausbildung von spezifischen, milieuspezifischen Kulturen und Identitäten beschreibt. In Kapitel 3 werden zwei Theorien sozialer Exklusion vorgestellt: die „Urban Outcasts“-Theorie von Loïc Wacquant und das Konzept der „Inklusion und Exklusion“ von Niklas Luhmann. Kapitel 4 widmet sich den Favelas in Rio de Janeiro. Es wird ein Überblick über die soziale Ungleichheit in der brasilianischen Gesellschaft gegeben, die Entstehung der Favelas erläutert und die Lebensbedingungen der Moradores beleuchtet, wobei der Schwerpunkt auf der sozialräumlichen Segregation liegt. Die Arbeit schließt mit einem Fazit, das die wesentlichen Erkenntnisse zusammenfasst und die Relevanz der Thematik der sozialen Exklusion in Favelas herausstreicht.
Schlüsselwörter
Soziale Exklusion, Favelas, Rio de Janeiro, Brasilien, Urbanisierung, Soziale Ungleichheit, Segregation, Milieubildung, Loïc Wacquant, Niklas Luhmann, Moradores, Cariocas, Ethnie, Herkunft, Umwelt.
- Arbeit zitieren
- Maria Weickardt (Autor:in), 2014, Soziale Exklusion in innerstädtischen Milieus. Brasilianische Favelas in Rio de Janeiro, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294269