Wahlfachpraktikum Mathematik - mit Unterrichtsplanung


Praktikumsbericht / -arbeit, 2004

87 Seiten, Note: bestanden


Leseprobe

Inhalt

1. Kurze Beschreibung der Praktikumsschule

2. Tätigkeitsnachweis
2.1. Mein Praktikums-Tagebuch
2.1.1. Verlaufsprotokoll 1
2.1.2. Verlaufsprotokoll 2
2.1.3. Beobachtungsschwerpunkt: Thema der Stunde
2.1.4. Beobachtungsschwerpunkt: Stundenaufbau
2.1.5. Beobachtungsschwerpunkt: Lehrerverhalten von Frau R.
2.1.6. Beobachtungsschwerpunkt: Schülerverhalten der 8G
2.1.7. Beobachtungsschwerpunkt: Unterrichtsmethodik von Herrn M.
2.1.8. Beobachtungsschwerpunkt: Umgang mit Unterrichtsstörungen
2.1.9. Beobachtungsschwerpunkt: Tafelbild von Frau K.
2.1.10. Beobachtungsschwerpunkt: Lernziel der Unterrichtseinheit
2.2. Kritische Protokolle der selbst gehaltenen Stunden
2.2.1. Donnerstag, 04.03.2004
2.2.2. Montag, 08.03.2004
2.2.3. Dienstag, 09.03.2004
2.2.4. Mittwoch, 10.03.2004
2.2.5. Donnerstag, 11.03.2004
2.2.6. Montag, 15.03.2004
2.2.7. Dienstag, 16.03.2004
2.2.8. Mittwoch, 17.03.2004
2.2.9. Donnerstag, 18.03.2004
2.2.10. Montag, 22.03.2004
2.2.11. Dienstag, 23.03.2004
2.2.12. Mittwoch, 24.03.2004
2.2.13. Donnerstag, 25.03.2004

3. Darstellung meiner selbst gehaltenen Unterrichtseinheit zum Thema „Berechnungen an geometrischen Körpern“
3.1. Vorstellung der Lerngruppe
3.2. Sachanalyse
3.3. Didaktische und methodische Vorüberlegungen
3.4. Verlaufspläne zu den Unterrichtsstunden
3.5. Kritische Nachbesinnungen zur gehaltenen Unterrichtseinheit

4. Schwerpunktthema: Leistungsbeurteilung und Bewertung von Schülern

5. Anhang

1. Kurze Beschreibung der Praktikumsschule

Die XYZ-Schule ist eine kooperative Gesamtschule mit den Jahrgangsstufen 5 bis 10 und wurde am 01.08.1974 durch den Erlass des Hessischen Kultusministeriums errichtet. Ihren Namen erhielt die Schule jedoch erst im Jahre 1994, welcher dem 1882 in Friedberg geborenen Albert Heinrich Rausch gewidmet ist.

Die XYZ-Schule besuchen zur Zeit 1226 Kinder aus 18 Nationen (Stand: Herbst 2002), darunter 597 Mädchen und 629 Jungen, welche von insgesamt 88 Lehrerinnen Lehrern unterrichtet werden. Zur Zeit gibt es 9 Hauptschulklassen, 22 Realschulklassen und 13 Gymnasialklassen. Schulformübergreifender Unterricht findet in Projektwochen, welche alle zwei Jahre angeboten werden, statt. Auch im Wahlpflichtunterricht und in freiwilligen Unterrichtsangeboten, insbesondere im musisch-künstlerischen Bereich und beim Sport, werden die Möglichkeiten genutzt, Schüler aller drei Schulformen gemeinsam lernen zu lassen.

Das zentrale zweistöckige Schulgebäude hat insgesamt 71 Räume, darunter Klassenräume, Funktionsräume und Fachräume für Kunst, Musik, Arbeitslehre, Polytechnik und Informatik, sowie Hörsäle und Übungsräume für die Naturwissenschaften und eine Aula. Auch eine Sporthalle, in der gleichzeitig drei Klasse unterrichtet werden können, gehört zur Schule. Die Mediothek stellt darüber hinaus ein wichtigen Ort zum lernen und recherchieren dar. Außerdem gehört ein „Förderstufentrakt“ zur Schule, welcher dazu errichtet wurde, um eine Verbindung mit der benachbarten Grundschule zu schaffen. Somit soll der Übergang von der Grundschule zur Gesamtschule erleichtert werden.

Die XYZ-Schule befindet sich am Westrand der Stadt in unmittelbarer Nähe zu wichtigen öffentlichen Einrichtungen wie weiteren Schulen und der Stadthalle und ist somit eng an die Stadt angebunden. Trotzdem bietet das Gelände vielfältige Bewegungsmöglichkeiten im Freien und auf Sport- und Spielflächen. Auch ein naturnah gestalteter Garten mit Tümpel gehören zu dem weiträumigen Gelände der Schule. Zur Stärkung nach anstrengenden Unterrichtsstunden steht den Schülern ein kleiner Kiosk zur Verfügung.

An der XYZ-Schule können sowohl die Abschlüsse der Mittelstufe, als auch die Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe erworben werden. Für die weiterführenden Bildungsgänge finden regelmäßig Informationsabende für die Abschlussklassen statt, bei denen sich die verschiedenen Schulen vorstellen. Eine kontinuierliche Zusammenarbeit besteht hier mit einem Oberstufengymnasium. Auch Elternsprechtage finden in regelmäßigen Abständen statt. Zur frühzeitigen Berufsorientierung werden in allen drei Schulzweigen Betriebspraktika durchgeführt und es besteht die Möglichkeit einer individuellen Einzelberatung durch die Bundesanstalt für Arbeit.

Die XYZ-Schule ist in Bezug auf den Mathematikunterricht sehr gut ausgestattet. In den Schränken im Lehrerzimmer befinden sich eine Reihe von Lernspielen zu Geometrie und Körper. Zum Beispiel gibt es verschiedene Körperformen, deren Oberfläche sich abnehmen und an die Tafel heften lässt. Weiterhin gibt es eine Reihe von großen Körperformen zur Veranschaulichung für die Schüler und mehrere Kästen mit kleinen Körpern, mit denen die Schüler mit Wasser experimentieren können. Desweiteren gibt es vier verschiedene Formen (gleichseitiges Dreieck, gleichschenkliges Dreieck, Reckteck, Quadrat) in bunten Farben, welche man zusammen basteln und verschiedene Körper daraus herstellen kann.

Die Schule hat bei mir im Allgemeinen einen sehr guten Eidruck hinterlassen. Ich finde es eine tolle Idee, den Unterrichtsbereichen Farben zuzuteilen und die Türen der Räume in den jeweils betreffenden Farben anzustreichen. Auch unten im großen Flur und alles ist gut ausgeschildert, so dass man relativ schnell einen Überblick bekommt und sich gut orientieren kann. Den Kindern stehen große Pausenräume zur Verfügung, was ich besonders für Regentage sehr wichtig finde und die Klassenräume sind ebenfalls alle sehr freundlich und hell gestaltet und schaffen nahezu heimische Atmosphäre.

Ich fühlte mich sofort sehr wohl und wurde herzlich aufgenommen. Auch mit meinem Mentor, den Lehrern bei denen ich hospitieren durfte, meiner Kontaktlehrerin und dem restlichen Kollegium bin ich sehr zufrieden.

2. Tätigkeitsnachweis

2.1. Mein Praktikums-Tagebuch

2.1.1. Verlaufsprotokoll 1

Fach: Mathematik

Klasse: 5H

Zeit: 7:55 – 8:40 Uhr

Lernziel: Die Schüler sollen parallele und senkrechte Geraden zeichnen und erkennen können

Vertiefung: Die Schüler sollen die Eigenschaften von Quadrat und Rechteck kennen lernen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Reflexion: Als ich das erste Mal in dieser Klasse in Religion hospitierte, hatte ich einen wesentlich negativeren Eindruck von den Schülern, als ich ihn im Mathematikunterricht bekommen habe. Ich habe mir da nicht vorstellen können, dass diese doch konzentriert an einer Aufgabe arbeiten können. Durch die Disziplin des Lehrers ist dies jedoch möglich. Er kontrolliert die Hausaufgaben und sorgt streng dafür, dass diese ordentlich erledigt werden. Das finde ich sehr positiv, denn nur so kann den Schülern wirklich geholfen werden; auch wenn es ihnen selbst sicher nicht recht ist einen Brief mit nach Hause nehmen zu müssen, wenn sie öfter hintereinander die Hausaufgaben nicht gemacht haben, oder deshalb Strafarbeiten aufbekommen. Ich empfand den Einstieg in die Stunde als sehr gut gelungen. Erst trugen die Schüler ihre Hausaufgaben vor, so dass jeder seine Ergebnisse nachprüfen konnte, was ich für sehr wichtig erachte und schließlich wurde noch einmal wiederholt, wie man parallele und senkrechte Geraden zeichnet. Hier wurde jeder Schritt vom Lehrer genau kommentiert und gezeigt, wie man das Geodreieck anlegen muss. So konnte auch hier jeder Schüler noch einmal alles genau nachvollziehen, denn diese Fähigkeiten sind für die nachfolgenden Aufgaben von großer Bedeutung gewesen. Die Aufgabe mit der optische Täuschung fand ich ebenfalls sehr gut ausgewählt, besonders weil die „optische Täuschung“ etwas war, was die Schüler sehr fasziniert hat, als sie nachgemessen haben. Auch ich hatte anfangs die Vermutung, dass manche Geraden „einen Bogen machen“. Als der Lehrer dann feststellen musste, dass ein Schüler immer noch nicht die richtige Anwendungsweise des Geodreiecks verstanden hat, hat er meiner Meinung nach sehr gelassen reagiert und es ihm noch mal persönlich erklärt. Auch das finde ich sehr positiv, denn wenn man dem Schüler schon so oft etwas gezeigt hat und er es immer noch nicht kann, kann es sicher leicht passieren, dass man dann als Lehrer nicht mehr weiß, was man dazu noch sagen soll und evtl. sogar ignoriert. Diese Reaktion fand ich deshalb besonders positiv und natürlich auch sehr wichtig und werde versuchen, mir daran ein Beispiel zu nehmen, wenn mir ähnliches widerfährt. Eine ähnliche Situation war schon vorher einmal aufgetreten, als ein Schüler mitten in der Hausaufgabenbesprechung fragte, wann er seinen Zirkel mitbringen muss. Auch hier hat der Lehrer sehr positiv reagiert und die Frage einfach kurz beantwortet. Ebenfalls sehr wichtig finde ich es, dass der Lehrer bei Besprechungen von Aufgaben immer darauf geachtet hat, dass wirklich jeder Schüler verstanden hat, warum jenes die richtige Lösung ist. Auch gerade das zeigen lassen von bestimmten Sachverhalten im Raum (rechter Winkel, Gegenseiten,...) von den Schülern fand ich eine sehr gelungene Methode. Einerseits sehen die Schüler dadurch ein, dass es diese Begriffe auch im realen Leben gibt (Schrank, Tisch,...). Somit ist sofort und durch eine wirklich sehr leichte Methode der Realitätsbezug hergestellt, der den Schülern sicher auch zu mehr Motivation verhilft. Darüberhinaus konnten alle Schüler immer sehen was gemeint ist und es lies sich alles innerhalb weniger Sekunden zeigen und erklären. Es war zum Beispiel nicht extra notwendig, etwas an die Tafel zu zeichnen um daran zu erklären. So wurde wertvolle Zeit eingespart. Durch die letzte Aufgabe wurde noch einmal das genaue Messen und Zeichnen geschult, womit die Schüler noch große Schwierigkeiten haben. Trotz einiger Disziplinschwierigkeiten der Schüler empfand ich den Stundenverlauf für eine Hauptschulklasse als sehr positiv. Der Lehrer meisterte schwierige Situationen mit viel Geduld und ging auf die Schülerbedürfnisse genauestes ein.

2.1.2. Verlaufsprotokoll 2

Fach: Musik

Klasse: 6H

Zeit: 12:20 -13:05 Uhr

Lernziel: Die Schüler sollen ein Gefühl für den Rhythmus bekommen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Reflexion: Ich denke, mit diesem Spiel hat Herr M. für diese Klasse eine gute Wahl getroffen. Gerade weil die Kinder in ihrer Art noch sehr unruhig sind und viel Bewegungsdrang haben ist es sehr wichtig, dass sie nicht 45 Minuten lang auf dem Stuhl sitzen und zuhören müssen. Das werden sie wahrscheinlich in anderen Unterrichtsstunden schon oft genug müssen. Gerade der Musikunterricht eignet sich besonders gut dafür, um den Schülern Abwechslung vom anderen Unterricht zu bringen. So waren alle die ganze Zeit über mit etwas beschäftigt (Klatschen, schnipsen) und mussten vor allem volle Konzentration aufbringen. Sie mussten stets ihre Nummer wissen und aufpassen, wann sie gerufen werden. Wer nicht aufgepasst hat musste auf den Kuhschwanz-Platz und das wollte wohl jeder wenn möglich vermeiden. Außerdem ist dieses Spiel sicher eine gute Übung zur Schulung des Rhythmusgefühls. Immer mussten alle im Takt mitmachen und versuchen, immer auf die dritte und vierte Zählzeit zu sprechen; nicht etwa schon auf die zweite oder sonst irgendwann dazwischen. Auch das Reaktionsvermögen wird durch diese Übung sicher geschult, denn man musste sofort reagieren, wenn man seine Nummer gehört hat und auch schon gleich weitersprechen. Dies ist natürlich nur mit voller Konzentration möglich, welche hierdurch ebenfalls trainiert wird. Wichtig ist hier vor allem die Konzentration über einen längeren Zeitraum hinweg, denn gerade den jüngeren Schülern fällt es oft noch besonders schwer, über einen längeren Zeitraum hinweg aufzupassen.

Im finde es im Allgemeinen sehr gut gelungen, wie Herr M. die doch recht lebhafte Klasse in den Griff bekommen hat und es geschafft hat, dass alle mit Freude mitgemacht haben. Diese Stunde war sicher eine sehr schöne Erfahrung für die Kinder, denn gerade in einer sechsten Unterrichtsstunde ist die Lernbereitschaft einer solchen Klasse auf einem erheblichen Tiefpunkt. Vielleicht hätte das Spiel aus Konzentrationsgründen in einer früheren Stunde auch besser funktioniert und es wären nicht so viele Fehler passiert. Aber es sollte ja gerade deshalb eher in einer späteren Stunde durchgeführt werden um wenigstens noch etwas in dieser Stunde zu erreichen, denn ich denke 45 Minuten Frontalunterricht wäre hier nahezu undenkbar gewesen.

Die spontane Rhythmusübung am Anfang der Stunde war hingegen nicht ganz so gut gelungen, weil diese einfach viel zu schwer war. Der Lehrer hat jedoch den Versuch gewagt und den Schüler einfach einmal vormachen lassen, weil dieser ja so gerne wollte. Auch das finde ich nicht schlecht. Wenn ein Schüler sich hinstellt und etwas vormacht was alle mitmachen sollen ist es sicher effektiver, als wenn der Lehrer es macht. Ich denke die Schüler nehmen so etwas von einem Mitschüler eher an, wie vom Lehrer. In diesem Fall ist dies nun einmal nicht so gut gelungen, weil der Rhythmus zwar sehr gut, jedoch vom Niveau her zu anspruchsvoll war. Aber im Grunde fand ich es eine schöne Geste von Herrn M., dass er darauf eingegangen ist. Dies ist aber auch selbstverständlich nicht in jeder Stunde möglich.

Ansonsten hat der Lehrer die aufgetretenen Störungen ebenfalls recht gut behoben; ich hätte anfangs nicht gedacht, dass in dieser Klasse überhaupt ein konzentriertes Arbeiten möglich ist. Das Drücken der Tasten am Klavier beim Vorbeigehen hätte sich wohl einfacher lösen lassen, indem vorher einfach der Deckel geschlossen und falls möglich sogar abgeschlossen worden wäre. Das Schließen hätte die Störung zumindest eingeschränkt. Die 6H ist eine sehr lebhafte Klasse und da sind gelegentliche Störungen wohl einfach an der Tagesordnung. Die Art und Weise, wie Herr Metzger diese in den Griff bekommen hat, fand ich sehr vorbildlich.

2.1.3. Beobachtungsschwerpunkt: Thema der Unterrichtsstunde

Ich beziehe mich auf meine Hospitation in einer Mathematik-Stunde der fünften Hauptschulklasse von Herrn J.

Die heutige Stunde gehört zu der Unterrichtseinheit „Geometrische Figuren und Beziehungen“. Vorangegangen ist das Zeichnen von Rechtecken, sowie die Einführung des Gitternetzes in den letzten drei Stunden. Zu Beginn nennt der Lehrer das Thema der heutigen Unterrichtsstunde: „Es geht noch immer um das Gitternetz“. Somit weiß jeder Schüler, was heute behandelt wird und erinnert sich sofort an die letzten Stunden. Diese Stunde stellt also eine Fortsetzung der letzten dar. Da die Schüler teilweise noch Probleme mit dem richtigen einzeichnen und ablesen von Punkten haben, wiederholt der Lehrer zunächst das bereits Gelernte, indem er Schüler bestimmte Punkte an der Tafel in ein Gitternetz zeichnen lässt. Man merkt, dass sich die Schüler schnell wieder an das vorangegangene erinnern und das Thema größtenteils gut verstanden haben. Da sie jedoch noch oft zu ungenau arbeiten und die beiden Achsen leicht vertauschen, ist eine wiederholte Übung sehr wichtig für diese Schüler. Im weiteren Verlauf wird das Gitternetz mit dem vorherigen Thema, nämlich dem Zeichnen von Rechtecken, verknüpft. Der Lehrer lässt die Schüler hierzu eine Aufgabe aus dem Buch in stiller Einzelarbeit erledigen, bei der gewisse „L-förmige“ Figuren aus dem Buch ins Heft in ein Gitternetz übertragen werden und schließlich zu Rechtecken ergänzt werden sollen. Auch diese Aufgabe halte ich für eine gute Übung für die Schüler, sich noch einmal an das vorige Thema zu erinnern und Rechtecke mit dem Geodreieck zu zeichnen. Während ich den Schülern bei ihrer Arbeit über die Schulter schaue, stelle ich fest, dass es gerade in einer Hauptschulklasse äußerst wichtig ist Themen zu wiederholen und mit dem Neuen zu verknüpfen. Die Schüler hatten hier teilweise schon wieder vergessen, dass Rechtecke unbedingt mit dem Geodreieck gezeichnet werden müssen, damit die Gegenseiten parallel werden.

Im Großen und Ganzen finde ich die Vorgehensweise von Herrn J. sehr gut; das Thema der Stunde war für die Schüler leicht erkennbar. Dadurch, dass er die Arbeitsaufträge sehr klar formuliert hat („Zeichne den Punkt (3/1) in das Gitternetz“), konnten sich die Schüler schnell in die Aufgabenstellung „reindenken“. Jeder wusste sofort, was zu tun war und wie er vorgehen musste. Besonders in dieser Klasse finde ich es sehr wichtig, dass die Schüler sofort wissen worum es in der Stunde geht, denn wie man beim Zeichnen der Rechtecke gesehen hat, sie sind sehr vergesslich und müssen immer an alles erinnert werden. Mit dieser Methode bleiben immerhin Verständnisschwierigkeiten und Verzögerungen aus, die evtl. auftreten würden, wenn die Schüler nicht auf den ersten Blick sehen würden, was sie zu tun haben.

2.1.4. Beobachtungsschwerpunkt: Stundenaufbau

Vier Unterrichtsstunden lang beobachtete ich im Mathematikunterricht von Herrn M., wie dieser die Unterrichtsstunden aufbaut. Wie es sich für den Mathematikunterricht immer anbietet, beginnt er stets mit der Besprechung der Hausaufgaben. Er nennt Seitenzahl und Aufgabennummer und lässt einen Schüler sein Ergebnis vortragen. Entweder, es melden sich nun sofort weitere Schüler, die noch Fragen zur Aufgabe haben oder evtl. auch eine andere Lösung erhalten haben, oder der Lehrer fragt nach, ob jeder weiß, wie die Aufgabe zu rechnen war. Merkt er nun, dass die Schüler noch Schwierigkeiten hatten, so wird die Aufgabe noch einmal an der Tafel vorgerechnet.

In der zweiten Phase der Stunde wird meistens etwas Neues eingeführt, was im Frontalunterricht schrittweise erarbeitet wird. In Stunden vor einer Klassenarbeit werden an dieser Stelle alte Inhalte wiederholt und vertieft.

In der dritten Phase der Stunde lässt er die Schüler meist selbst tätig werden. In stiller Einzelarbeit wird das zuvor neu eingeführte vertieft und Übungen dazu gemacht. Während dieser Phase geht der Lehrer in der Klasse herum und schaut den Schülern über die Schulter, um herauszufinden, wo noch Probleme auftreten. Diese löst er dann entweder direkt oder gibt Tipps für alle an der Tafel. Je nach Aufgabe werden die Ergebnisse dann verglichen oder an der Tafel gerechnet und die Schüler können evtl. schon mit den Hausaufgaben beginnen. Je nach eingeführtem Thema der zweiten Phase, kann es auch vorkommen, dass sich die zweite Phase so lange hinzieht, dass die Schüler erst zuhause selbst tätig werden können.

Ich finde den Stundenaufbau von Herrn M. sehr logisch. Die Besprechung der Hausaufgaben würde ich ebenfalls an den Stundenanfang setzten. So kann der vorherige Unterrichtsinhalt noch einmal wiederholt und damit vorerst abgeschlossen werden und die Schüler sind offen für etwas Neues. In den Stunden, in denen ich bisher bei Herrn M. hospitiert habe, hat er die neuen Inhalte stets im Frontalunterricht erarbeitet. Die Schüler haben hierbei mit dem Lehrer zusammen schrittweise die Lösung bzw. den Rechenweg ermittelt. Auf die Dauer gesehen halte ich diese Methode für die Schüler als etwas langweilig und eintönig, gerade weil sie schon immer sehr unmotiviert und oft mit anderen Dingen beschäftigt sind. Man sollte überlegen, ob an manchen Stellen nicht auch einmal andere Sozialformen eingesetzt werden könnten, beispielsweise dass die Schüler in Gruppenarbeit auch mal ganz alleine die Vorgehensweise ermitteln müssen. Hierbei müsste natürlich auf das Niveau und die Zusammensetzung der Gruppen geachtet werden, da die Leistungen der Schüler sehr weit auseinandergehen. Wenn man wie Herr M. die neuen Inhalte frontal unterrichtet, finde ich die beschriebene dritte Phase der Stunde besonders wichtig, denn Schüler müssen unbedingt auch einmal selbst tätig und gefordert werden. Hier erhalten sie die Möglichkeit sich selbst zu testen, ob sie das erarbeitete auch richtig verstanden haben und anwenden können. Wenn die Schüler wissen, dass sie gleich selbst etwas lösen müssen, stellt dies wiederum einen Anreiz dar, in der Erarbeitungsphase aufzupassen. Auch der Lehrer bekommt bei dieser Sozialform eher mit, wo noch Schwierigkeiten auftreten. Ich halte es in dieser Phase ebenfalls für sehr wichtig, das Erarbeitete zu besprechen. So können die Schüler noch einmal ihr Ergebnis vergleichen und erhalten persönliche Rückmeldung, ob alles richtig verstanden wurde. An dieser Stelle ist es mir aufgefallen, dass das Ende der Unterrichtsstunde oft sehr plötzlich kommt, obwohl die Aufgabe noch gar nicht fertig besprochen ist. Die Schüler werden nach dem Gong sehr unruhig, keiner kann mehr richtig aufpassen und die Lösung geht in der Aufbruchstimmung der Schüler unter. Hier sollte man sich als Lehrer vielleicht überlegen, wie man die Stunde zeitlich besser planen könnte, damit dies nicht passiert. Man könnte zum Beispiel eine Phase etwas verkürzen, damit alles fertig besprochen werden kann und die Schüler dann schon mit den Hausaufgaben anfangen lassen, wenn noch Zeit ist. Denn ein solches Ende, wo vom Lehrer noch schnell alles an die Tafel geschrieben wird, Hauptsache dass die Aufgabe erledigt ist, halte ich für nicht sehr sinnvoll. Kaum jemand nimmt hier mehr etwas auf oder notiert etwas, wenn es schon geklingelt hat. So passiert es, dass die Schüler in der nächsten Stunde den Lösungsweg wieder nicht mehr kennen. Dann sollte man die Besprechung lieber ganz auf die nächste Stunde verschieben, wenn es nicht anders geht.

2.1.5. Beobachtungsschwerpunkt: Lehrerverhalten von Frau R.

Drei Unterrichtsstunden lang beobachtete ich das Lehrerverhalten von Frau R. im Mathematikunterricht der Klassen 6 und 7.

Wenn Frau R. die Klasse betritt, macht sie immer einen sehr positiven Eindruck auf mich. Ich habe das Gefühl, dass sie meist gut gelaunt ist und sich auf den Unterricht freut. In der Klasse ist sie jedoch sehr streng und nicht oft zu Späßen bereit. Sie wirft den Schülern meist strenge Blicke zu und redet mit bestimmender, ernster Stimme. Bei Unterrichtsstörungen wird sie oft sehr schnell laut und setzt sie die Schüler auseinander, so dass immer ein Mädchen mit einem Jungen am Tisch zusammen sitzt. Frau R. erzieht ihre Schüler zur Schnelligkeit in jeder Hinsicht: „hinsetzen, Hausaufgaben raus, andersfarbigen Stift zur Korrektur nehmen...“. Sie verlangt, dass die Schüler schnell rechnen und sich nicht ablenken lassen. Auch die Kontrolle der Hausaufgaben wird so schnell durchgezogen, dass den Schüler keine Zeit bleibt sich ablenken zu lassen oder sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Außerdem benutzt sie viele Abkürzungen, die die Schüler auch im Heft und bei Arbeiten verwenden sollen. Zudem achtet sie darauf, dass die Schüler immer den schnellsten und einfachsten Rechenweg wählen. Bei Stillarbeiten wird nicht immer auf die langsamen Schüler gewartet; mit der Begründung, dass sich die Schnellen dann langweilen. Alle die fertig sind, sollen dann die Hand heben und wenn es die Mehrheit ist wird mit der Besprechung angefangen. Den Anderen entgegnet sie nur „Ihr seid zu langsam“. Trotzdem ist ihr Ordnung und sauberes Schreiben sehr wichtig; ebenso achtet sie strengstens darauf, dass immer alle ihre Sachen dabei haben, pünktlich erscheinen und ihre Aufgaben mit dem entsprechendem Datum im Hausaufgabenheft notieren.

Meist sitzt Frau R. bei Lehrer-Schüler-Gesprächen auf dem Tisch. Ich denke, dass sie sich dadurch und durch ihr selbstbewusstes Auftreten bei den Schülern großen Respekt verschafft. Sie hat so alles im Blickfeld und keiner kann sich unbemerkt mit etwas anderem beschäftigen.

Die Besonderheit der Sprache von Frau R. liegt meiner Meinung nach in ihrem Dialekt, der es manchmal erschwert ihr sofort zu folgen.

Wenn Frau R. sich über etwas ärgert sagt sie den Schülern dies ganz offen und bittet sie es zu unterlassen (Bsp.: mit dem Finger schnipsen, reinrufen).

Ich habe das Gefühl, dass ihr sehr viel daran liegt, dass die Schüler etwas in ihrem Unterricht lernen und können. Sie gibt zum Beispiel viele Tipps für Klassenarbeiten und weißt genau darauf hin, worauf es ankommt: „Guckt euch das... und das... zuhause noch mal genau an, dann klappt das ganz bestimmt“. Sie redet den Schüler zudem ins Gewissen, dass es wichtig ist etwas zu tun („Zeigt, dass ihr was könnt“) und spricht die stillen Schüler hin und wieder direkt an, dass sie sich öfter melden sollen um eine gute Note zu bekommen. Als Anreiz für die Schüler macht sie hin und wieder Bemerkungen wie „ich gebe noch eine Zusatzaufgabe für die Guten; wer die schafft, hat sich ein Plus verdient“

Durch ihre direkte Art macht sie den Kindern gegenüber manchmal verletzende Bemerkungen: „Ich nehme das nächste Mal wieder ein paar Hefte mit. Macht das ja ordentlich, der ... hat das letzte Mal alles falsch gehabt“; „Pfui, kein Lineal in Mathe! Ich glaub ich fall um“. Bei der Rückgabe der eingesammelten Hefte gibt sie zu manchen Schülern Kommentare ab und zeigt die betreffenden Hefte in der Klasse herum „ ... hat ja sooo eine schlimme Schrift“ oder „... hat so viele Fehler gemacht, dass er das noch einmal machen muss“, „wisst ihr wie viele Fehler der hatte?? 21!!! Da muss er sich zuhause noch einmal hinsetzten“.

Außerdem lobt Frau R. ihre Schüler nicht sehr oft. Bei einer falschen Antwort sagt sie meist nur „nein“, bei einer richtigen entweder gar nichts, „ja“ oder „prima“.

Hin und wieder zeigt sie den Schülern jedoch sehr schön, dass sie sie sehr mag, auch wenn sie oft so streng ist. Zu einer Schülerin, die lange Zeit krank war sagte sie: „Mäuschen du musst dir das alles zuhause noch mal genau anschauen. Wenn du noch Fragen hast melde dich, ich erkläre es dir“. Sie kann die Schüler in bestimmten Situationen auch sehr aufmuntern, was jedoch nicht so oft vorkommt „Meine Lieben, lernt fleißig zuhause, ich wünsche euch gute Noten“. Zur Auflockerung nach langen Phasen des strengen Unterrichts wird auch schon mal gebastelt oder gemalt, was dann der Fensterdekoration dient.

Wenn man den Unterricht bei Frau R. miterlebt, merkt man, dass ihre strenge Art und der Drang nach Disziplin durchaus zum schnellen Fortschreiten des Unterrichtes beitragen. Die Schüler unterhalten sich durchaus weniger mit ihrem Nachbarn und der Geräuschpegel ist viel niedriger als in anderen Klassen. Auch sind einige der Schüler sehr schnell beim Lösen von Aufgaben, jedoch kommen auch viele nicht mit den anderen mit. Ich könnte mit vorstellen, dass es auf Dauer für ein Kind sehr deprimierend ist, wenn es immer nicht mitkommt und die Aufgaben schon verglichen werden bevor es fertig ist. Natürlich kommt es immer mal wieder vor, dass man als Lehrer nicht auf alle Schüler warten kann, jedoch ist dieser Anteil meiner Meinung nach hier manchmal zu groß.

Auch die manchmal doch verletzenden Bemerkungen Rath finde ich nicht so passend. Gerade jüngere Schüler kann man sicher damit sehr verletzten, wenn der Lehrer ihre schlechte Note vor der Klasse breit tritt.

Was ich am Verhalten von Frau R. sehr positiv finde, sind die aufmunternden Bemerkungen und die Motivation, die sie den Schülern entgegenbringt. So zeigt sie den Schülern auch einmal, dass sie sie mag und ihr etwas daran liegt, dass sie gute Noten haben.

2.1.6. Beobachtungsschwerpunkt: Schülerverhalten der 8G

Im Fach Mathematik habe ich drei Stunden lang das Verhalten der Schüler der 8G beobachtet. Den ersten Eindruck, den diese Klasse auf mich machte, möchte ich einmal kurz mit „besserwisserisch“ beschreiben. Die Schüler wollen immer alles sofort können und geben oft voreilige Antworten ohne nachzudenken. Manche prahlen mit ihrem Wissen, wenn sie etwas richtig sagen. Im Gegensatz dazu lassen sie sich oft sehr schnell entmutigen, wenn sie etwas nicht sofort verstehen. In einem solchen Fall geben sie dem Lehrer die Schuld.

[...]

Ende der Leseprobe aus 87 Seiten

Details

Titel
Wahlfachpraktikum Mathematik - mit Unterrichtsplanung
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen
Note
bestanden
Autor
Jahr
2004
Seiten
87
Katalognummer
V29431
ISBN (eBook)
9783638309387
Dateigröße
898 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wahlfachpraktikum, Mathematik, Unterrichtsplanung
Arbeit zitieren
Marlis-Sabine Richardt (Autor:in), 2004, Wahlfachpraktikum Mathematik - mit Unterrichtsplanung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29431

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