Praktikumsbericht über das Verwaltungspraktikum beim ASD (Allgemeiner Sozialer Dienst)


Praktikumsbericht / -arbeit, 2009

20 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Beschreibung der Praxisstelle
1.1 Der Allgemeine Soziale Dienst
1.2 Aufgaben und Funktion
1.3 Zielgruppen
1.4 Mitarbeiter und Räumlichkeiten

2 Reflexion des Praktikumverlaufes
2.1 Einführung
2.2 Aufgabenbereiche
2.3 Reflexion meines Lernprozesses
2.4 Stellungnahme zum Beruf

3 Theoriegeleitete Auseinandersetzung mit dem Schutzauftrag der Jugendhilfe bei Kindeswohlgefährdung
3.1 Versuch einer Begriffsklärung
3.2 kritische Reflexion
3.3 Bedeutung für die Soziale Arbeit

Literaturverzeichnis

1 Beschreibung der Praxisstelle

1.1 Der Allgemeine Soziale Dienst

ÄInnerhalb des Jugendamtes ist der ASD ein allzuständiger, zielgruppen-, generationenund gesetzesübergreifender Basisdienst, der zentrale soziale Dienst einer Kommune. Er sichert die psychosoziale Grundversorgung im Landkreis bzw. in der kreisfreien Stadt. Als einziger Dienst der keinen Hilfesuchenden abweisen kann, bildet er letztlich ein Netz unter dem sozialen Netz.“ (von Balluseck, 1999, S. 49)

Der Allgemeine Soziale Dienst, im Folgenden als ASD bezeichnet, ist eine sozialstaatlich gebotene soziale Dienstleistung von Kommunen im Bereich der öffentlichen Fürsorge im Sinne von Art. 74 Nr. 7 GG. Die Arbeit wird in den Räumen des ASD Süd in Bornaische-Str. 27 in 04277 Leipzig durchgeführt. Es gibt 5 Sprechtage in der Woche aber es wird auch mobil und stadtweit gearbeitet durch Hausbesuche, Einsätze, Gespräche mit Kooperationspartnern und Hilfeplangesprächen. Der ASD hat sich zum Ziel gesetzt, die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu erhal- ten und zu fördern, Hilfebedürftige zur Selbstverantwortung und Selbsthilfe zu aktivie- ren, soziale Netzwerke und Beziehungen zu fördern und zu unterstützen sowie Armut zu verhindern und zu bekämpfen.

Es gibt bis heute weder ein bundesweit gültiges Profil noch ein eigenes spezielles Gesetz für die ASD. Der fachlich-rechtliche Arbeitsbereich des ASD liegt thematisch im Schnittpunkt von Kinder-, Jugend- und Familienhilfe, Sozial- und Gesundheitshilfe. Wichtige rechtliche Grundlagen für die Arbeit im ASD stellen SGB I bis SGB XII, das BGB und Landesgesetze dar.

1.2. Aufgaben und Funktion

Die Aufgaben des ASD haben einen Querschnittscharakter. Dies ermöglicht ihm, auf vielfältige und komplexe Probleme und ihre Bedingungen einzugehen. Die psychosoziale Grundversorgung soll ausgehend von ganzheitlicher fallbezogener Sozialarbeit durch kurzfristige Beratung, Betreuung, Begleitung, Unterstützung und Krisenintervention mittels Gewährung persönlicher Hilfe und Vorbereitung, Koordination und Durchführung der im Einzelfall erforderlichen und geeigneten weitergehenden Unterstützung in sozialen Problemlagen gewährleistet werden. Problemfelder, gegen die ASD-Mitarbeiter in ihrer Tätigkeit vorgehen, existieren beispielsweise in folgenden Bereichen: Förderung der Erziehung in der Familie, Familienkonflikte, Gewalt in der Familie und/oder an Minderjährigen, Suchtprobleme, Schuldenprobleme, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Alter oder Behinderung sowie drohende Obdachlosigkeit von Familien und Alleinstehenden.

1.3 Zielgruppen

Zur Zielgruppe gehören prinzipiell alle Menschen, die sozialarbeiterische Hilfe benöti- gen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Nationalität, Konfession und Einkommen.

Der Allgemeine Soziale Dienst berät und betreut somit folgende Klientel: Familien in unterschiedlicher Zusammensetzung, Lebensgemeinschaften mit und ohne Kinder, Einzelpersonen, Kinder, Jugendliche und junge Volljährige, sonstige Erziehungspersonen, Alleinstehende, Senioren, Obdachlose, von Obdachlosigkeit Bedrohte, psychisch und/oder körperlich Kranke, Suchtkranke, Behinderte, Aussiedler, Umsiedler, ausländische Mitbürger, Arbeitslose sowie Verschuldete.

Daraus ergibt sich, dass die Sozialarbeiter des ASD nicht nur mit den verschiedenar- tigsten Problemen, sondern auch mit sehr unterschiedlicher Klientel konfrontiert werden.

1.4 Mitarbeiter und Räumlichkeiten

In der kreisfreien Stadt Leipzig ist der ASD im Jugendamt organisiert. Das Jugendamt ist eine zweigliedrige Behörde: Sie besteht aus dem Jugendhilfeausschuss und aus der Verwaltung des Jugendamts. Die Jugendamtsleitung ist der politischen Leitung in der Kommune unterstellt und ihr rechenschaftspflichtig. Unterhalb dieser Leitungsebenen sind die Jugendämter in einzelne Fachabteilungen gegliedert. Der ASD ist dezentral organisiert, d.h. jeder Sozialarbeiter ist innerhalb des Sozialbezirkes für bestimmte Straßen allein zuständig. Die Zuständigkeit für den Einzelfall ergibt sich somit aus dem Wohnort des Hilfesuchenden. Vorteile dieser Organisation sind, dass die Sozialarbeiter die Lebensverhältnisse, Bedürfnisse und vorherrschenden Problemlagen der Bürger vor Ort kennen und durch die ausgeprägte „Geh-Struktur“, also das absolvieren von Hausbesuchen, auch Hilfebedürftige erreicht werden, die ihre Notlage verheimlichen oder keinen Dienst selbstständig erreichen können. (vgl. www.familienhandbuch.de/cmain/f_Programme/a_Angebote_und_Hilfen/s_82.html) Die Teambesetzung des ASD Süd ist wie folgt aufgeteilt: Sozialbezirksleiterin Frau Heumann (Dipl.-Sozialpädagogin/-arbeiterin), Stellvertretende Sozialbezirksleiterin Frau Merfert (Dipl.-Sozialpädagogin/-arbeiterin) und die Sekretärin Frau Köppe. Angestellte des ASD Leipzig arbeiten in Gleitzeit. Daneben sind zehn weitere fallzuständige Sozialpädagogen/-arbeiter beim ASD Süd tätig. Mein Anleiter ist Herr Stiboy, der seit acht Jahren als Dipl. Sozialpädagoge/- arbeiter beim ASD Süd angestellt ist.

Die einzelnen Sozialarbeiter sind jeweils zu Teams zusammengestellt, um im Hilfeprozess Fachteams (A-, B-, C-Teams) und Vertretungen im Krankheitsfall abhalten zu können. Team A besteht aus dem zuständigen Sozialarbeiter, dessen Vertreter und bei Bedarf einem weiteren Sozialarbeiter aus dem Sozialbezirk. Es tritt zusammen, wenn es einen Bedarf an Reflexion oder an kollegialer Beratung gibt. Das B-Team setzt sich zusammen aus dem zuständigen Sozialarbeiter, dessen Vertreter , einem weiteren Sozialarbeiter aus dem Sozialbezirk und dem Sozialbezirksleiter. Team B erfolgt bei Hilfebeginn aller kostenpflichtigen Leistungen nach dem SGB VII und im weiteren Verlauf von ambulanten und teilstationären Hilfen halbjährlich. Die Zusammensetzung des C-Teams besteht aus dem zuständigen Sozialarbeiter, dessen Vertreter , einem weiteren Sozialarbeiter aus dem Sozialbezirk, dem Sozialbezirksleiter/Sachgebietsleiter und einem Co-Leiter (anderer Sozialbezirks- oder Sachgebietsleiter). Team C findet bei Fallkonstruktionen, die einem besonderen Steuerungsbedarf unterliegen (z.B. Unterbringung außerhalb von Leipzig).

Außer mir ist kein weiterer Praktikant im ASD Süd eingestellt.

Auch die Betreuungsbehörde und das Sozialamt sind im gleichen Haus untergebracht. Jede Fachkraft hat einen eigenen Arbeitsraum. Außerdem liegt der ASD Süd in verkehrsgünstiger Lage und besitzt eine zeitgemäße technische Ausstattung für Verwaltung und Dokumentation.

2 Reflexion des Praktikumsverlaufs

2.1 Einführung

Als ich mich entschloss mein verwaltungspraktisches Praxissemester im ASD zu absolvieren, fiel mir auf, dass bei den Informationen, die der ASD der Öffentlichkeit mitteilt, wenige Darstellungen über die momentane Lage existieren. Dagegen sind viele Publikationen vorhanden, wie der ASD sein soll. In der Gesellschaft ist das Image des ASD nebulös oder negativ. Der „Ottonormalbürger“, der nicht durch Beruf oder Privatleben in das Sozialwesen involviert ist, kennt den ASD normalerweise nicht, jedoch das Sozialamt oder das Jugendamt. Insofern erklärt sich die Reaktion, falls der kommunale Sozialdienst negative Presse erhalten sollte, das Jugendamt wegen Pfusch oder Unfähigkeit zu beschimpfen. (vgl. Greese, 1993, S. 120)

Dennoch wählte ich diese Praktikumsstelle bewusst, um mir ein eigenes Bild zu verschaffen. Ich erachtete es als wichtig den ASD, der auf kommunaler Ebene die Grundlage des Sozialsystems bildet, kennen zu lernen. Indem der ASD für alle Bürger, für alle ihre individuellen, interpersonalen und materiellen Schwierigkeiten zuständig ist, erhoffte ich mir als Praktikantin einen ganzheitlichen Blick auf die sozialen Problembereiche meiner zukünftigen Klienten.

2.2 Aufgabenbereiche

ÄDer ASD hat die Aufgabe und Funktion, soziale Probleme und Problemlagen zu identifizieren, zu lokalisieren und zu diagnostizieren, sie bedürfnisgerecht anzugehen und problemlösenden Maßnahmen zuzuführen.“ (Bassarak, 1992a, S. 10)

In der Phase des Informierens, der Orientierung und der Einarbeitung lernte ich die spezifische Aufgabe des ASD im System sozialer und gesellschaftlicher Bezüge kennen, d.h. ich erhielt Einsicht in Organisation, Struktur und Arbeitsweise. Dies machte sich deutlich an den Einblicken in die verwaltungspraktischen Rahmenbedingungen. Durch das Verfassen einer Hausarbeit zum Thema ASD war mir zwar in Umrissen bewusst um was es sich in der Praxis handeln könnte, dennoch stellte der ASD eine große Unbekannte für mich dar. Zunächst informierte mich mein Anleiter über Struktur und Aufgaben des ASD. Ich erhielt Einblick in sämtliche Dienstanweisungen, die genaue Verfahrensregeln induzierten. Dadurch erhielt ich einen Überblick von der Verwaltung des ASD. Praktische Zusammenhänge zur z.B. Aktenführung erklärte mir mein Anleiter geduldig. Ich hospitierte bei allen Arbeitsvorgängen meines Anleiters. Diese Bereiche betrafen sowohl eigenständige Betreuungsarbeit (Krisenintervention, Kindeswohlprüfung, Inobhutnahme, Hilfeplangespräche, sozialpädagogische Beratung, Entscheidung über Art, Umfang und Dauer der Hilfe,) als auch das Mitwirken in Verfahren vor dem Familiengericht zur Wahrnahme des elterlichen Sorgerechts, Trennung, Scheidung oder Umgang. Auch bei Organisations- und Verwaltungstätigkeiten (eigenverantwortliche Aktenführung, Dokumentation unter Beachtung des Datenschutzes, Erlass von Bescheiden über Leistungen der Jugendhilfe) erhielt ich Einblick.

Nachdem ich alle Arbeitsbereiche kennen lernen konnte, übernahm ich seit Oktober selbstständig folgende Aufgaben: ein Lektürestudium in relevanten Gesetzestexten und Dienstanweisungen, um die im Studium erworbenen wissenschaftlichen und methodischen Erkenntnisse um relevantes Fachwissen durch Selbststudium zu erweitern und zu vertiefen. Diese Aufgabe machte mich höchst zufrieden, da ich doch einen Mangel an Fachwissen verspürte. Trotz dieser Vertiefung war es unmöglich dem Wissen der Arbeitskollegen in Bezug auf die praktische Anwendung der Paragraphen nahe zu kommen. Ebenso begann ich Akten zu archivieren und aktuelle Akten auf Korrektheit zu überprüfen. Neue Akten legte ich selbstständig an, um meine verwaltungspraktische Handlungskompetenz durch selbstständiges Arbeiten zu erweitern. Dies umfasste das Erstellen eines Aktenvorblattes, einer Hilfeübersicht, einem Inhaltsverzeichnis, einem Fallstart, einer Sozialanamnese mit Genogramm und eines Fachteamprotokolls mit Beschreibung der Situation und dem Vorschlag zur geeigneten und notwendigen Hilfe.

Diese Aufgabe erschien mir nach der Fülle der Informationen und Vorschriften recht komplex, allerdings entwickelte ich bald ein etwas routiniertes und strukturierteres Vorgehen in diesem Bereich. Entgegen meiner Erwartungen bereitete mir die Aktenführung Freude. Die prägnanten Anweisungen gaben mir Sicherheit und Orientierung.

Seit Beginn des Praktikums führte ich selbstständig jedwede Protokolle bei Beratungen, bei Hilfeplangesprächen und Telefonaten. Ich führte außerdem eine Arbeitszeitkarte. Ab Oktober führte ich vereinzelt Gespräche mit Klienten. Mein Anleiter setzte Vertauen in mich, was meinem fachlichen Selbstbewusstsein gut bekam. Ich spürte eine Veränderung meines Umgangs mit Klienten. Ich verhielt mich selbstverständlicher und reifer ihnen gegenüber. Dies könnte auch dem Umstand geschuldet sein, dass ich nun vermehrt mit Erwachsenen, insbesondere mit Eltern arbeitete. Anders als in der Drogenberatung, wo es neben Information und Orientierung auch um Deutung und Klärung wie auch um Handlung ging, war es im ASD oft „nur“ Thema bei Beratungen zu informieren und eine Orientierung zu geben. Anders war dies im Hilfeprozess, bei dem es um Handlung und Veränderung ging. Seit Dezember erhielt ich eigene „Fälle“, die absehbar und durch persönliche Hilfe gekennzeichnet waren. Ich muss gestehen, dass ich anfangs doch mit meiner Unsicherheit und Aufregung kämpfen musste. Ich bekam die Möglichkeit selbständig Beratungsgespräche bei kurzfristigen Problemen zu führen. Themen waren dabei ein Antrag auf Zustimmung zum Umzug mit Bitte um Stellungnahme seitens der ARGE, Beratung in Bezug auf Mietschulden und Tagesbetreuung von Kindern wie auch Schulverweigerung. Diese „Fälle“ bearbeitete ich selbstständig und von Beginn an. Ein weiterer durchaus positiver Unterschied zur vorherigen Praxisstelle war das Siezen der Klienten und als Frau Widera vorgestellt zu werden. Dies schaffte die nötige Distanz aufgrund meines jungen Alters. Des Weiteren spürte ich den Einfluss des Wortes Jugendamt auf die Klienten. Sie agierten am Anfang des Hilfeprozesses respektvoller. Ich fühlte mich meist sehr angenommen von den Klienten und bekam mehrmalig positive Rückmeldungen von meinem Anleiter und den Klienten selbst. Ich überwand langsam meine Unsicherheit und wurde authentischer. Die persönliche Hilfe machte mich äußerst zufrieden. Ich agierte in den Gesprächen mit Klienten und Kooperationspartner als Jugendamtsmitarbeiterin und fühlte mich in dieser Rolle wohl.

Meine Aufgaben im Gesamten stellten sich im Verlauf des Praktikums wie folgt dar: ich nahm Verbindung mit Klienten und Einrichtungen oder Kooperationspartnern auf, informierte mich, beriet bei wirtschaftlichen und persönlichen Problemen, informierte über mögliche Hilfen und Rechtsansprüche, nahm Anträge an/auf, vermittelte Sozialleistungen, begleitete, erstellte Stellungnahmen und Sozialberichte über sozialpädagogische Sachverhalte zum Beispiel für andere Ämter und Gerichte, diagnostizierte, plante, vermittelte und dokumentierte.

Speziell im Hilfeprozess ist es Aufgabe des ASD die Erforderlichkeit und Geeignetheit von Hilfen festzustellen, Ressourcen, einschließlich ihrer Mitwirkungsmöglichkeiten und -pflichten der Beteiligten zu aktivieren, zu betreuen, beraten und vermitteln von erforderlichen und geeigneten Hilfsangeboten, Ziele und Verantwortlichkeiten zu vereinbaren, die Beteiligten in den Hilfeprozess einzubeziehen, den Hilfeplan fortzuschreiben und die Hilfe einzustellen und im Nachgang zu betreuen. Der gesamte Hilfeprozess muss dokumentiert werden.

Alle meine Tätigkeiten und Hospitationen werteten mein Anleiter und ich gemeinsam und ausführlich aus. Er gab mir sowohl Lob und Anerkennung als auch konstruktive Kritik, ,mit der ich gut umgehen konnte. Ich hielt bei Anmerkungen kurz inne, reflektierte und nahm es als Chance zur Verbesserung an. Diese Entwicklung machte mich ausgeglichener.

Ich war bei allen Tätigkeiten gut involviert und konnte immer Fragen stellen. Erstaunt stellte ich fest, dass es zu jeder praktischen Tätigkeit im ASD eine Dienstanweisung gab und dazugehörige Schriftstücke (Formulare, Prüfbogen). Es war für mich nicht vorstellbar gewesen in der praktischen Tätigkeit mit soviel Verwaltung konfrontiert zu sein. Allmählich verstand ich jedoch die Bedeutung dieses Zustandes, wenn es einerseits um Aktenübergaben ging, andrerseits bei Fragen des richtigen Handelns und dessen Überprüfung anhand der Akte.

Ich spürte zunehmend, auch dank des ersten Praktikums eine zunehmende Sicherheit in und Identifikation mit der Berufsrolle. Nach und nach konnte ich die verwaltungspraktischen Verfahren begründet anwenden. Ich war froh mich für den ASD entschieden zu haben, denn es erschien mir so, dass in keinem anderen Arbeitsfeld die Verbindung und gegenseitige Abhängigkeit von Methodik und Verwaltung so deutlich und begründbar untrennbar ist.

Die Vernetzung und Kooperation lernte ich kennen, indem ich Hilfeplangespräche in den verschiedenen Einrichtungen mit erlebte und bei neuen Fällen durch das Erhalten der notwendigen Informationen bei/von z. B der ARGE, Psychotherapeuten und Schulen.

2.3 Reflexion meines Lernprozesses

Zu Beginn des Praktikums hatte ich das Ziel die Arbeitsprozesse des ASD zu begreifen und selbstständig arbeiten zu können. Es ist jedoch wie in der Theorie ein sehr komplexes Arbeitsfeld, in dem wohl auch nach Jahren der Berufserfahrung neue Probleme und Falltypen auftauchen können. Ich denke in den Grundzügen die Arbeit und Verwaltung verstanden zu haben. Anfangs beging ich den Fehler mir zuviel zuzutrauen und beging somit Flüchtigkeitsfehler. Nachdem ich diese Tatsache verstanden hatte, arbeitete ich genauer. Meine Erwartungen an das neue Praktikum waren sehr ambivalent. Einerseits freute ich mich auf ein neues Praxisfeld und neue Arbeitskollegen. Andrerseits hatte ich Angst davor, dass ich nicht gut integriert werden könnte oder die Klienten mich nicht akzeptieren. Ich wurde herzlich und freundlich empfangen und aufgenommen. Alle traten mir mit Respekt entgegen und ich positionierte mich in den ersten Tagen auf die Rolle der Beobachterin. Das Verhältnis mit den Sozialarbeitern entwickelte sich gut. Das Team hatte eine sehr gute Atmosphäre und ich erlebte weder Konflikte noch Unbehagen. Ich hatte eine gute, aber zugleich berufliche Beziehung zu den ASD-Mitarbeitern aufbauen können. Somit hatte ich meine Bedenken, vielleicht nicht teamfähig zu sein, überwunden und stellte fest, dass es doch immer auch von den Teammitgliedern abhängt wie teamfähig man agiert. Dieses Team hielt zweifelsohne zusammen, arbeitete professionell und trotzdem gab es eine Beziehung zwischen den Teammitgliedern.

Ich hatte mir unter dem Verwaltungspraktikum verstaubte Akten und theoretisches Arbeiten vorgestellt, glücklicherweise entsprach dies nicht der Realität. Ich begann zu begreifen das die Verwaltung das Fundament der ASD-Arbeit darstellt aber die Arbeit am Menschen kam nicht zu kurz. Außerdem bereitete es mir Freude meine natürliche Neugier und Faszination für Menschen durch das Erstellen von Sozialanamnesen auszuleben. Das hatte ich mir unter Sozialer Arbeit vor Beginn meines Studiums vorgestellt. Das bisherige Studium stellte sich nun völlig logisch und praxisnah dar. Ich stellte erstaunt fest, dass die Fälle, die in Vorlesungen behandelt worden waren, die ich als zu klischeehaft (Multiproblemfamilien) empfand, in der Realität genau wie beschrieben oder noch extremer existierten.

Im Zuge der Reflexion meines beruflichen Handelns ist es neben der Aufzählung meiner Erwartungen und Ängste vor Antritt des Praktikums ebenfalls angebracht mich mit meinem direktem Arbeitsprozess auseinanderzusetzen.

Meine positiven Erfahrungen zeigten sich in der selbstständigen Aktenführung und des Agierens im Hilfeprozess, in dem ich zunehmend an Sicherheit gewann.

Des Weiterem erlebte ich es als positiv im Team meine Meinung vortragen zu können und meine Kollegen bestätigten mir mehrfach meine fachlich korrekte Einschätzung zu Klienten und meinen Vorstellungen zu der geeigneten und notwendigen Hilfe sowie der Problemanalyse und dem weiteren Vorgehen. In Bezug auf meine praktische Tätigkeit habe ich aber auch Erinnerungen, die ich mit negativen Gefühlen assoziiere. Solch eine Erfahrung machte ich als ich einer psychisch kranken Mutter, deren Sohn in einer betreuten WG untergebracht ist, einen neuen Termin für das Hilfeplangespräch mitteilen sollte. Der alte Termin war von ihr wegen Krankheit abgesagt worden. Ich fragte sie also wie es ihr gesundheitlich geht und, da sie ja krank gewesen war. Als ich den neuen Satz beginnen wollte, sagte ich als Einleitung „Sozusagen“. Die Mutter unterbrach mich barsch und teilte mir sehr aggressiv mit, dass sie meine Worte wie folgt verstanden habe: ich bzw. mein Anleiter unterstellten ihr nur simuliert zu haben. Ich entschuldigte mich für das Missverständnis und da sie die Entschuldigung annahm, war ich der Annahme dieses Problem sei geklärt. Beim Hilfeplan jedoch gab sie uns nur widerwillig die Hand und wurde mitten im Gespräch sehr aggressiv uns gegenüber. Ich hatte sowohl bei dem Telefonat als auch beim Gespräch ein sehr ungutes Gefühl. Mein Anleiter und ich werteten die Situation aus. Ich achtete von diesem Ereignis an, noch genauer auf meine Wortwahl und Intonation.

In Bezug auf die Beratung stellte ich weiterhin fest, dass sich meine methodischen Kenntnisse nur langsam entwickelten, da ich erst lange nach einem Gespräch in der Lage war zu reflektieren was der Klient mit bestimmten Äußerungen gemeint hat, warum meine Vorgehensweise nichts bewirkte und was hätte etwas bewirken können. Obwohl ich mein Vorhaben aus dem ersten Praxissemester, die Arbeit mit Klienten besser vorzubereiten und zielgerichteter zu planen, umsetzen konnte und auch zunehmend Sicherheit in den Gesprächen gewann.

Ich musste mich im Laufe des Praktikums immer wieder selbst überprüfen. Oftmals tat ich den zweiten vor dem ersten Schritt. Ich erklärte mir dies durch die Fülle der Informationen, der vielen verschiedenen Fälle und deren komplexe Entwicklungen. Erleichternd fühlte es sich für mich an die praktische Ausführung der Gesetze für die Jugendhilfe. Mir fehlte bis zu diesem Zeitpunkt der praktische Bezug zu den juristischen Texten.

Kritische Anmerkungen durch meine Kollegen kamen sehr selten vor. Ich agierte mehrfach zu schnell und zu ungenau.

Mir fiel es inzwischen leichter in meiner Rolle als Sozialarbeiterin beim ASD professionell zu handeln.

Ich denke mich durch das erste Praxissemester gut entwickelt zu haben und konnte gestärkter in das neue Praktikum einsteigen, indem ich die Chance wahrnahm begangene Fehler nicht zu wiederholen.

Meinen Anleiter Herr Stiboy möchte ich ebenfalls bewerten. Ich empfand die Anleitung als sehr wichtig, professionell und gut verständlich. Die wöchentlichen Auswertungsgespräche fanden immer statt. Kritik wurde konstruktiv, wertschätzend und humorvoll angebracht und konnte darum auch sehr gut von mir angenommen werden. Ich konnte immer offen sprechen und all meine Fragen stellen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Praktikumsbericht über das Verwaltungspraktikum beim ASD (Allgemeiner Sozialer Dienst)
Hochschule
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig  (Fachbereich Sozialwesen)
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
20
Katalognummer
V294352
ISBN (eBook)
9783656921110
ISBN (Buch)
9783656921127
Dateigröße
627 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Verwaltungspraktikum, Soziale Arbeit, ASD, Jugendamt, Allgemeiner Sozialer Dienst, Praktikumsbericht, Selbstreflexion
Arbeit zitieren
Maria Widera (Autor:in), 2009, Praktikumsbericht über das Verwaltungspraktikum beim ASD (Allgemeiner Sozialer Dienst), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294352

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