Graf Julius Andrássy und seine bosnische Politik


Tesis, 2006

117 Páginas, Calificación: 2


Extracto


INHALTSVERZEICHNIS

Danksagung

Einleitung

1. DAS LEBEN ANDRÁSSYS
1.1. Von der Kindheit bis zum Beginn der diplomatischen Karriere
1.2. Andrássy als ungarischer Botschafter in Istanbul
1.3. Der österreichisch- ungarische Ausgleich und Andrássy als ungarischer Ministerpräsident
1.4. Vom ersten Ministerpräsidenten Ungarns zum Außenminister der Doppelmonarchie (1867-1871)
1.5. Andrássy als Außenminister der Doppelmonarchie (1871-1879)..
1.5.1. Seine Politik von 1871 bis 1875

2. DIE BOSNISCHE POLITIK ANDRÁSSYS
2.1. Bosnien und die Herzegowina im 19. Jahrhundert
2.2. Die bosnisch-herzegowinische Politik der Doppelmonarchie
2.3. Die bosnische Politik Andrássys
2.3.1. Andrássys Politik von der Reformnote bis zum Berliner Kongress

3. DER BERLINER KONGRESS
3.1. Die Rückkehr Andrássys nach Wien nach dem Berliner Kongress

4. DIE OKKUPATION VON BOSNIEN UND DER HERZEGOWINA

5. DER RÜCKTRITT ANDRÁSSYS UND SEIN TOD

6. ZUSAMMENFASSUNG

7. LITERATUR.

8. ANHANG

DANKSAGUNG:

Ich möchte bei allen bedanken, die zum Entstehen meiner Diplomarbeit beigetragen haben:

Ganz besonders bei meinem Betreuer, Herrn Prof. Dr. Karl VOCELKA, der mich seit Beginn meines Studiums in Wien immer beraten und unterstützt hat.

Herzlichen Dank auch an den Studienverein Wakt (Wien Ausbildung, Kultur und Toleranz) und die Initiativgruppe für die Völkerverständigung und deren Mitglieder, die mich sowohl moralisch als auch finanziell unterstützt haben.

Der größte Dank gilt meiner Familie, vor allem meinen Eltern, Herrn Ömer Demiröz und Frau Serife Demiröz, die es mir ermöglicht haben, dieses Studium zu beginnen und zu Ende zu führen.

Ich möchte mich auch noch bei meinen Freundinnen bedanken, die mir immer mit Rat und Tat zur Seite standen.

EINLEITUNG

Diese Diplomarbeit behandelt die Biographie von Graf Julius Andrássy (dem Älteren) und seine bosnische Politik. In meiner Diplomarbeit möchte ich feststellen, ob Bosnien und die Herzegowina durch Krieg oder Diplomatie von Österreich-Ungarn erworben wurden. Während der Arbeit an diesem Thema ist mir ein Name besonders aufgefallen: Graf Julius Andrássy. Wenn ich das Leben Andrássys an mir vorbeiziehen lasse, sehe ich ihn als „den Schlüssel der Beziehungen Österreich-Ungarns zu den angrenzenden türkischen Provinzen seit 1875“. Ich habe daher beschlossen, meine Diplomarbeit über Andrássy zu schreiben. Wertheimer stellte ihn in seinem Werk „Graf Julius Andrássy“ mit diesen Worten vor: „Graf Julius Andrássy, einer der größten Staatsmänner Ungarns und einer der bedeutendsten Europas. Seine Geschichte war die Geschichte Europas“.[1] Er versuchte immer den Vorteil Ungarns in jeder Weise zu wahren und gilt deswegen bis heute als einer der größten Staatsmänner dieses Landes. Auf meiner Reise nach Budapest habe ich gesehen, dass die Ungarn noch heute Hotels, Restaurants und Strassen nach ihm benennen und ihn durch zahlreiche Denkmäler ehren.

Eigentlich sind nicht nur die Ungarn, sondern auch die Österreicher stolz auf diesen Mann, da er einen lang gehegte Wünsch der österreichischen Staatsmänner und Militärs durch seine diplomatische Klugheit verwirklichen konnte. Er war wirklich ein herausragender Politiker, der vom zum Tode verurteilten Revolutionär zum Außenminister der Habsburger Monarchie aufstieg.

Diese Arbeit gliedert sich insgesamt in fünf Abschnitte: Im ersten Teil wird versucht, einen Überblick über das Leben von Andrássy von seiner Kindheit bis zum Beginn seiner diplomatischen Karriere und seinem Aufstieg zum Außenminister der Doppelmonarchie zu geben. Ich versuche in diesem Abschnitt auch die Geschehnisse in Ungarn, in Österreich und im Osmanischen Reich während der Jahre von 1848 bis 1875 darzustellen.

Im zweiten Teil wird das Streben Österreich-Ungarns im 19. Jahrhundert, die Verwaltung Bosniens und Herzegowina zu übernehmen und dessen Hintergründe sowie die dortige Situation und die bosnische Politik Andrássys dargestellt. Diese Politik Andrássys beginnt mit seiner Reformnote und umfasst den Zeitraum bis zum Berliner Kongress. Sie wurde von zahlreichen Historikern und Staatsmännern untersucht und diskutiert.

Im dritten Teil wird ein kurzer Überblick über den Berliner Kongress und den Versuch Andrássys, die beiden türkischen Provinzen zu okkupieren, gegeben.

Im vierten Teil werden die Okkupation der beiden türkischen Provinzen, der Widerstand der dortigen Bevölkerung gegen die österreichischen Truppen und die Darstellung der Okkupation in der Wiener Presse sowie die Politik gegen Andrássy behandelt.

Im fünften Teil versuche ich, den Rücktritt Andrássy 1879 von seinem Amt und dessen Hintergründe darzustellen sowie sein weiteres Leben bis zu seinem Tod im Jahre 1890.

Leider ist die Literatur über Andrássy nicht sehr umfangreich. Ich habe als Hauptquellen für diese Arbeit das dreibändige Werk von Wertheimer, die Werke von Simányi, Schmidt, Diószegi und das zweibändige Werk von Sosnosky verwendet, in denen auch detaillierte Auszüge aus Tageszeitungen zu finden sind, die bei dieser Arbeit sehr hilfreich waren.

1. DAS LEBEN ANDRÁSSYS

1.1. Von der Kindheit bis zum Beginn der diplomatischen Karriere

Am 3. März 1823 wurde Julius (Gyula) Graf Andrássy in der Stadt Kassa / Kaschau im ungarischen Oberland geboren.[2] Die Herkunft Andrássys war aus altem, aber reformiertem magyarischem Magnatenadel. Die Familie führte ihre Herkunft auf einen Helden namens András zurück. András war einer der Führer der aus Scythien nach Ungarn eingewanderten Magyaren. Aber historische Hinweise legen nahe, dass die Andrássys ein Szeklergeschlecht waren. Die Szekler sind ein Hunnenstamm, dessen sagenumwobener Fürst, Csaba, ein Sohn Attilas gewesen sein soll.[3] Aufgrund dieser Abstammung nahmen die Andrássys das erste széklersche Adelsprädikat „Csik- Szent- Király“ an.[4]

Wegen Aufstandes des Gáspár Békés musste Peter András aus Siebenbürgen nach Ungarn flüchten. Er erhielt als Entschädigung für den Verlust seiner Güter in Siebenbürgen die Burg Krasznahorka und begründete hier seinen Familiensitz. Das zweite Prädikat seiner Familie wurde vom Namen der Burg „Krasznahorka“ abgeleitet.[5] Die Familie hatte sich dort in zwei Zweige geteilt, der erste und ältere waren die Betlérer, der zweite und jüngere die Monoker.[6] In den Grafenstand wurde der Urgroßvater von Julius Andrássy, ein General unter Maria Theresia, erhoben. Der Vater von Graf Julius Andrássy, Karl III., war nicht reich, aber er hatte einige herausragende Eigenschaften. Er war ein hervorragender Reiter und Tänzer, sprach mehrere Sprachen und hatte eine gute Ausbildung. Graf Karl III. heiratete die hochadelige Gräfin Etelka Szapáry, deren Familie sehr reich war. Graf Karl arbeitete in der Reformbewegung mit Lajos Kossuth zusammen und war im „Schutzbund“, zum Schutze der heimischen Industrie tätig. Außerdem war er schließlich Mitglied der Opposition.[7] Der Anlass zur Gründung des „Schutzbundes“ durch Kossuth waren die Pläne der Regierung Metternichs betreffend Ungarn. Sie wollten Ungarn als Absatzmarkt für die österreichischen und böhmischen Industrieprodukte erhalten. Graf Karl III. starb im Jahre 1845 in Brüssel. Nach dem Tod Graf Karls III. erwarb Gräfin Etelka ihren Lebensunterhalt selbst aus dem Ertrag ihrer umfangreichen Besitzungen.

Nach dem Tod seines Vaters fand Julius einen väterlichen Freund in István Graf Széchenyi (*1791 in Wien; † 1860 in Döbling), der der erste große ungarische Staatsreformator und Unternehmer war. Nach der Aussage Andrássys überzeugte ihn vor allem Széchenyi von der Notwendigkeit der Zusammengehörigkeit Österreich-Ungarns.[8] Er versuchte Andrássy sein Programm einer Modernisierung Ungarns zu vermitteln. Für sehr wichtig hielt er die wirtschaftliche Modernisierung. Er vertrat die Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz und die Errichtung einer unabhängigen Regierung in Pest. Bemerkenswert ist, dass Andrássy nicht unter dem politischen Einfluss von Széchenyi stand, sondern dem von Lajos Kossuth.[9]

Kossuth wurde als Sohn einer verarmten adligen Familie am 19. September 1802 in Monok im Komitat Zemplen geboren. Sein Vater hatte dort eine Stellung als Rechtsberater der reichen Grundbesitzerfamilie der Grafen Andrássy inne.[10] Seine Familie bewohnte ein der Familie Andrássy gehörendes geräumiges Herrenhaus. Er studierte Jura und wurde nach Abschluß seiner Studien Rechtsberater der Familie Andrássy. Aber Gräfin Etelka mochte ihren Anwalt nicht. Nach seinem zweiten Landtagsmandat wurde er 1837 im Auftrag Metternichs verhaftet. Er wurde wegen Hochverrats zur Festungshaft verurteilt und blieb fünf Jahre, nach anderen Angaben drei Jahre, im Gefängnis. Der Grund dafür war die Veröffentlichung seiner Beobachtungen zur politischen Situation. Nach seiner Entlassung aus der Haft wurde er Chefredakteur der ungarischen Zeitung „Pesti Hirláp“. Er veröffentlichte seinen Standpunkt, dass das Ungarische bei allen Behörden Amtssprachen werden sollte, 1842 in Pesti Hirlap. Noch während Kossuth Chefredakteur bei Pesti Hirlap war, machte er sich an die Gründung von Gewerbe- und Handelsvereinen.[11]

Graf Julius ging zu Sátoralja-Újhelyer und Totis in die Schule. Hier lebte er für teueres Geld als so genannter „Convictor“ in Kost und Quartier bei den Piaristen, die den Gymnasialunterricht leiteten.[12] Er studierte an der Pester Universität Jus und unternahm Studienreisen nach England, Frankreich und Spanien, wo er französische und englische Sprachkenntnisse erwarb. Auf diesen Reisen erweiterte er seine Kenntnisse über die Welt und die Menschen. Als er 21 Jahre alt war, kehrte er in seine Heimat zurück. Nach der Rückkehr führte er ein wildes Kavaliersleben, in dem der exzessiv betriebene Reitsport, wilde Trinkgelage, das Tanzvergnügen und diverse Liebschaften der einzige Daseinszweck zu sein schien.[13] Nach kurzer Zeit musste er aber ein politisches Leben beginnen, da seine Familie von ihm eine steile und schnelle Karriere erwartete. Er hielt seine erste Rede im Komitat Zemplén (1844) wo er auf dem Landtag sagte: „Wenn es um die Wohlfahrt geht, darf man nicht provinziellen Gesichtspunkten huldigen, denn so mag man zwar ein guter Zempliner sein, aber niemals ein guter Patriot.“[14] Mit dieser Rede hatte Andrássy seinen ersten Schritt in das politische Leben getan.

Am 6. September 1845 legte Andrássy in seinem Heimatskomitat Zemplen den Eid als Tablabiro- Comitatsgerichtsbeisitzer ab. Er wurde „Kossuths junger Mann“ genannt, da er dessen Ideen im Zempliner und im benachbarten Komitat vertrat. Kossuth wollte die Trennung Ungarns von Österreich und Ungarns Aufstiegs zur beherrschenden Nation auf dem Balkan. Kossuth veröffentlichte in Pesti Hirlap mehrere Artikel, in denen er gegen die „Versklavung Ungarns“ durch den Wiener Absolutismus schrieb und scharfe Angriff gegen jene Magnaten richtete, die er als „Kollaborateure“ bezeichnete, da sie auf einen Ausgleich mit dem Kaiser setzten.[15] Unter dem Einfluss dieser Artikel wurden viele Ungarn Anhänger der Opposition.

Als einer der Führer des 1846 gegründeten Agitationsvereins „Szegén legények“[16] (Arme Burschen) sorgte Andrássy zudem dafür, dass Kossuths Ideen weite Verbreitung fanden.[17] Bei der Formulierung dieses Programms spielte Kossuth neben Ferenc Deák die wichtigste Rolle. Nach der Gründung der Oppositionspartei wurde Graf Lajos Batthyány zum Führer der entstehenden Oppositionspartei gewählt. Am Landtag 1847- 48 nahm Kossuth als Abgeordneter des Komitats Pest teil. Die Opposition führte an der Unteren Tafel unter der Leitung von Kossuth, an der Oberen Tafel unter der Leitung Batthyánys ihren Kampf zur Durchsetzung der Reformen fort. Andrássy wurde am 14. Oktober 1847 im Komitat Zemplén zum Reichstagsdelegierten gewählt. Bald wurde er zu einer führenden Persönlichkeit der Opposition. In der Folge kam es sogar zur Konfrontation mit seinem väterlichen Freund István Széchenyi.[18] Andrássy hatte liberale Vorstellungen und setzte sich für mehr Rechte der Städte ein. Er sagte auf einer Reichstagsitzung im November 1847: „Die konstitutionelle Entwicklung Ungarns kann Österreich nicht schaden, im Gegenteil, in wirren Zeiten kann die Dynastie am ehesten auf Ungarn zählen, das es außer seinen Grenzen auch noch etwas anderes zu verteidigen hat: seine Freiheit“.[19] Im Zemplener Komitat teilte er die Räte der Krone der in drei Klassen: in solche, die raten könnten, aber nicht darum gebeten werden; solche, von denen kein Rat verlangt wird und ihn auch nicht zu geben vermöchten, und schließlich in solche, die nur böse Ratschläge erteilen, und deren Vorgehen von Andrássy mit Humor und beißendem Witz gegeißelt wurde.[20] Diese Rede machte einen starken Eindruck auf die Männer im Zempliner Komitat. Mit dieser Rede Andrássys wurde der Gegensatz zwischen Wien und Pest noch einmal angefeuert. Er sagte in dieser Sitzung: „Wenn wir die Politik prüfen, die die Regierung gegenüber Ungarn befolgt, so begegnen wir immer und überall derselben in Österreich herrschenden Politik - der Politik des Absolutismus. Sie wollen nicht die Wahrheit einsehen, dass eine konstitutionelle Nation nur auf verfassungsmäßigem Wege zu regieren ist, dass Ungarns konstitutionelle Entwicklung Österreich nicht nur nicht schaden, sondern dass in gefährlichen Zeiten die Dynastie auf Ungarn am meisten schon aus dem Grunde rechnen kann, weil nur dieses allein außer seiner Grenze auch noch etwas anderes zu verteidigen hat: seine Freiheit. Wie ein roter Faden geht jedoch durch alle Handlungen der Regierung das Bestreben, die Gesetzgebung zu umgehen.“[21]

Am 3. März forderte Lajos Kossuth in einer leidenschaftlichen Rede vor dem ungarischen Reichstag in Pressburg eine Repräsentativverfassung für die Monarchie und eine eigene Regierung für Ungarn. Und zwei Tage später versammelten sich in Heidelberg 51 Vertreter liberaler und demokratischer Richtungen aus Süd- und Südwestdeutschland und berieten Maßnahmen zur deutschen Einheit und verfassungsmäßigen Freiheit.[22] Die sieg- reiche Februarrevolution in Paris hatte ein Bespiel gegeben. Kossuth verglich die Slawen, Rumänen und Deutschen in Ungarn mit den Bretonen in Frankreich, den Walisern und Iren in Großbritannien und Kaschuben in Preußen: Mochten diese Völker ihre eigenen Bräuche und ihre Sprache ruhig pflegen, wenn sie nur akzeptieren, dass es unter der Heiligen Krone nur eine Nation geben könne, nämlich die ungarische.[23] Im ungarischen Aufstand forderte Kossuth das Tragen und die Verteilung der öffentlichen Lasten, politische Gleichberechtigung, eine Volksvertretung und die Schaffung einer unabhängigen Regierung in Ungarn. Das drohende Beispiel eines Sturzes der ganzen Dynastie vor Augen sah sich der Hof zum Nachgeben gezwungen.[24] Kaiser Ferdinand versprach, die Märzforderungen zu erfüllen und Metternich abzusetzen, da dieser das absolutistische System beibehalten wollte.

Nach dem ungarischen Aufstand, am 10. April, ernannte König Ferdinand V. eine von Graf Lajos Batthyány geführte ungarische Regierung und am 11. April bestätigte er die vom Landtag in Pressburg verabschiedeten Gesetzesartikel. Diese verfügten die Bildung einer unabhängigen verantwortlichen Regierung, Aufhebung der Leibeigenschaft, Einführung der öffentlichen Lasten, Gleichheit vor dem Gesetz sowie die Schaffung der Legislative als tatsächliche Volksvertretung. Kossuth wurde zum Finanzminister und Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses, Széchényi zum Minister für Verkehrswesen ernannt. Sein erstes Projekt war der Bau einer Brücke, die Kettenbrücke genannt wurde. Andrássy hatte sich nicht an der Regierung beteiligt, da er erst 25 Jahre alt war. Aber Kossuth gab ihm im April 1848 eine Stelle als Freiwilliger im Obergespan des Zempliner Komitats, dem Rechtsprechung, Verwaltung und Heerführung unterstanden[25]. Andrássy betonte seine Gedanken in einer Rede im Zemplener Komitat: „In meinem Berufe werde den Weg gehen, auf welchem ich gleichmäßig ein treuer Diener des Königs und der Verfassung sein werde; denn nach meiner innigsten Überzeugung können nur diese zwei Faktoren zusammen eine freie Nation glücklich machen“.[26] Andrássy schwor in seiner Rede dem König treu zu sein, obwohl er vorher für die Unabhängigkeit der Ungarn von Wien gekämpft hatte. Vielleicht war es eine politische Taktik um sein Ziel zu erreichen. Diese Königstreue Andrássys verursachte in ganz Ungarn einen Konflikt mit den höchsten Stellen im Staate. Durch die Aprilgesetze wurde Ungarn aus einem Feudalstaat in einen bürgerlichen Staat umgewandelt. Kossuth spielte während der legislativen Tätigkeit im April eine wichtige Rolle.

Die Unabhängigkeitsgedanken der Magyaren brachten die anderen Völker der Stephanskrone, Serben, Rumänen und Kroaten, in Bewegung, die, wie Magyaren, ihre Unabhängigkeit haben wollten. Die Völker, die entlang der Save und Donau wohnten, hatten nur einen einzigen Slogan: „Für alle Völker die Gleichberechtigung“.[27] Besonders die Kroaten und Slowenen sagten zu den Magyaren: „Wir können nicht unter dem Joch der asiatischen Schar stehen.“[28] Serbien wollte die Autonomie und die Tschechen wollten die Gleichstellung der tschechischen Sprache mit Deutsch. In Böhmen wurde eine slawische Konferenz abgehalten. Die größten Gegner der Magyaren waren die Kroaten und ihr Führer Baron Joseph Jellácic. Er wollte alle Südslawen vereinigen. Jellácic besetzte Fiume und einen kleinen Teil Dalmatiens. Am 19. April erklärte er Kroatien für unabhängig von Ungarn und zugleich seine unbedingte Loyalität zum Kaiser in Wien.

Die geographische Lage von Kroatien war für Wien sehr wichtig. Die Wiener Regierung schwankte in ihrer Haltung zu Kroatien und Ungarn und der Kaiser lehnte eine Trennung Kroatiens von Ungarn zunächst ab. Jellacic wurde am 19. Juni aus seinen Funktionen entlassen. Der Hof, insbesondere die Mutter des späteren Kaisers Franz Joseph, die Erzherzogin Sophie, hielt den Kontakt zu ihm. Im Juli traf Jellácic mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Batthyány zusammen. Der Wiener Hof war in den Inhalt der Gespräche, die ergebnislos verliefen, vollständig eingeweiht. Im September ernannte ihn Kaiser Ferdinand erneut zum Militär- und Zivilgouverneur von Kroatien.

Nach der Ermordung von Lamberg, dem ungarischen Oberbefehlshaber, und dem Rücktritt Batthyánys wählte der Landtag Kossuth zum Präsidenten des Landesverteidigungsausschusses. Seit Oktober 1848 war Kossuth der politische Führer Ungarns. Er baute ein ungarisches Freiwilligenheer ("Honvéd") gegen die Aufstände der nichtmagyarischen Volksgruppen auf und rief alle Freien in Europa zur Hilfe auf. Besonders Polen eilte den Magyaren zur Hilfe. Am 29. Oktober 1848 schlug Jellácic die Ungarn bei Schwechat und trug so wesentlich zur Niederlage der Wiener Oktoberrevolution bei. Seine Truppen zeichneten sich bei der Einnahme Wiens durch besondere Grausamkeit aus.

Der nach Olmütz abgewanderte österreichische Hof wurde sowohl von Alfred Fürst Windischgrätz als auch von dessen Schwager, Felix Fürst Schwarzenberg und nicht zuletzt von der Erzherzogin Sophie dazu bewogen, umgehend den notwendig erscheinenden Thronwechsel vorzunehmen.[29] Am 2. Dezember 1848 wurde Franz Joseph inthronisiert. Aber die Ungarn erkannten diesen Thronwechsel nicht an. Kossuth beschloss die Ausrufung der Unabhängigkeit Ungarns und die Entthronung des Hauses Habsburg. Am 15. Dezember marschierte General Fürst Windischgrätz mit 44 000 Mann gegen Pest. Kossuth und die Mitglieder der ungarischen Regierung flüchteten im 5. Jänner 1849 von Pest nach Debreczin.

Am 14. April 1849 beschloss das Parlament auf Kossuths Antrag hin die Unabhängigkeit Ungarns und auch die Entthronung des Hauses Habsburg. Kossuth wurde zum regierenden Präsidenten gewählt. Kossuth versuchte internationale diplomatische Beziehungen aufzubauen, um die Anerkennung der Unabhängigkeit Ungarns durch die europäischen Mächte zu erlangen. Im Mai 1849 schlug Kossuth dem Ministerrat vor, Andrássy bei der Hohen Pforte zu akkreditieren. Andrássy Aufgabe war es als Gegengewicht zur russischen Invasion die Hilfe der Türkei zu erlangen, die aus politischen Motiven den bedrängten Ungarn warme Sympathien entgegenbrachte.[30]

1.2. Andrássy als ungarischer Botschafter in Istanbul

Kossuth erklärte Andrássy seine Aufgabe und schickte ihn am 22. Mai 1849 nach Istanbul. Seine Aufgabe bezog sich auch darauf, dass er sowohl in Serbien als auch bei der britischen Botschaft für das ungarische Anliegen werben sollte. Andrássy war nicht der erste Ungar, den Kossuth als Vermittler nach Istanbul sandte.[31] Zuvor sandte er Fedor Graf Karacsay im Juli 1848 und Baron Splényi Ende März oder Anfangs April 1849 nach Istanbul. Für Andrássy war diese Entscheidung Kossuths sehr bedeutungsvoll für sein ganzes Leben - der Beginn seiner diplomatischen Karriere.

Als Andrássy am 22. Mai 1849 Pest verließ, befanden sich in seiner Begleitung als sein Sekretär Ladislaus Kiss und sein treuer Diener Felix.[32] Kiss war für Andrássy wichtig, da er schon einmal in der türkischen Hauptstadt war und türkische Sprachkenntnisse hatte. In Debreczin traf Andrássy noch einmal mit Kossuth zusammen und Graf Kasimir Batthyány schrieb seine Beglaubigung. Graf Kasimir war der ungarische Minister des Äußeren. Als finanzielle Hilfe erhielt Andrássy von Finanzminister Duschek 3000 Dukaten.

Andrássy erreichte Anfang Juni 1849 Pancsova, von wo er sich nach Belgrad begab. Er traf dort polnische Emigranten, die sich als ungarische Emissäre ausgaben und ohne jegliche Beglaubigung mit der serbischen Regierung und dem Pascha von Belgrad, Hussein Pascha, verhandelten.[33] Er, der die Mission hatte, Serbien, gleich dem Osmanenreich, für die ungarische Sache zu gewinnen, wollte die gesamte Leitung der politischen Angelegenheiten im Osten ausschließlich in seinen Händen konzentrieren.[34] Andrássy traf mit dem serbischen Außenminister Ilja Garaschánin im Haus des französischen Konsuls zusammen. Andrássy betonte Garaschánin gegenüber, dass beide Länder die gleichen Interessen und einen gemeinsamen Feind (Österreich) hätten. Andrássy schrieb an Graf Kasimir Batthyány „Ich habe Garaschánin versichert, dass Ungarn, gemäß den von ihm laut verkündeten Prinzipien der Freiheit, bereit sei, all das zu versprechen, was ihm mittels der Waffen nicht abgetrotzt werden könnte und nicht über das Maß dessen hinausgehe, was zur freien Entwicklung des serbischen Volkes nötig ist, ohne eine Zerstücklung des ungarischen Staates nach sich zu ziehen“.[35] Bei diesen Verhandlungen schlossen Ungarn und Serbien eine Allianz gegen Österreich. Damit hatte Andrássy einen diplomatischen Erfolg errungen.

Der Gouverneur von Belgrad, Hussein Pascha, half Andrássy und seinen Begleitern, bat diesen jedoch seine Mission vorläufig geheim zu halten, da das Osmanische Reich noch nicht in der Lage wäre, sich vor aller Welt für Ungarn einzusetzen. Der Pascha stellte ihm Pässe auf die Namen dänischer Kaufleute lautend zur Verfügung.[36] Für diese Hilfe Hussein Paschas versprach Andrássy diesem eine Sendung Tokajer Weines, ein medizinisches Getränk gegen Cholera, zu senden. Diese Aussicht erfüllte Hussein Pascha mit großer Freude.

Andrássy wollte die Position Österreichs bei den Südslawen schwächen und machte daher den Kroaten den Vorschlag, eine Proklamation zu erlassen, in der sie ihre Freiheiten und Rechte erklärten. Damit wollte Andrássy die Kroaten und Serben abtrünnig machen.

Am 12. Juni reiste Andrássy mit dem Schiff ab. Sein Ziel war zunächst Orsova, das an der Grenze lag und sich in den Händen ungarischer Truppen befand. Auf Andrássys Bitte stellte ihm der türkische Kommandant einer nahe gelegenen Inselfestung ein Boot mit fünf Mann Besatzung zur Verfügung, das ihn zunächst nach Widdin und von dort nach Rustschuk brachte. Von dort erreichten er und seine Begleitung in einem dreitägigen Ritt durch Bulgarien Varna am Schwarzen Meer, wo sie sich in einer Hafenspelunke endlich ausruhen konnten.[37] Andrássys Sekretär beschrieb in seinem Tagebuch die Hilfe der Türken, die er „unsere Freunde, die Türken“ nannte.[38] Während der Passkontrolle in Widdin waren Andrássy und seine Begleiter besorgt, da nur der Österreichische Lloyd die Seeverbindung zwischen Varna und Istanbul aufrechterhielt. Diesem wollten sie sich aber begreiflicherweise nicht anvertrauen. Andrássy sprach mit den Beamten aber in gutem Deutsch, so dass sie schließlich ohne Schwierigkeiten die Grenze überschreiten konnten.

Diese Reise Andrássys dauerte acht Tage, aber seit sie Debreczin verlassen hatten waren bereits 14 Tage vergangen. Sie hatten keine Nachricht aus ihrer Heimat. Ende Juni kamen Andrássy und seine Begleitung in der türkischen Hauptstadt an. In Istanbul traf Andrássy seinen Vorgänger Ludwig Baron Splényi. Nach der Ankunft Andrássys in Istanbul wurde Splényi seines Amtes enthoben. Er verließ am 25. Juni 1849 Istanbul und begab sich nach Frankreich.

Nachdem Andrássy Ungarn verlassen hatte, veränderte sich die Lage seines Vaterlandes. Die russische Armee war unter der Führung des Fürsten Paskjewitsch in Ungarn eingedrungen. Die Russen hatten den Österreichern aus zwei Gründen geholfen; erstens weil sie selbst Interessen am Balkan hatten und zweitens, um einem Ersuchen Franz Josephs zu entsprechen, der sie um Hilfe gegen die Ungarn bat. Außerdem hatten die Russen vor, die Rolle des „Gendarmen Europas“ zu spielen. Die Russen siegten und General Paskjewitch schrieb an den Zaren: „Die Ungarn liegen zu Füßen Eurer Majestät“[39]. Der Führer der Honvéd-Armee, Ludwig Kossuth, war mit seinen 4000 Anhängern und 800 Polen nach Widdin und Sumen, die zum Osmanischen Reich gehörten, geflohen.[40]

Der Ausbruch des Krieges zwischen Ungarn und Österreich war nicht der einzige Grund der Reise Andrássys nach Istanbul, sondern auch der nationale Aufruhr in Ungarn unter Kossuth. Am Wiener Ballhausplatz wurde rasch bekannt, dass Andrássy nach Istanbul gefahren war. Fürst Felix Schwarzenberg hatte einen Bericht über das Eintreffen Andrássys in Istanbul geschrieben, wonach dieser „vor einigen Tagen aus Galatz kommend unter dem Namen eines Herrn Konrad in Begleitung von vier Personen in der osmanischen Hauptstadt eingelangt war.“[41]

In Istanbul konnte Andrássy seine Mission nicht erfüllen, da er nicht einmal im Geheimen von den maßgeblichen Politikern empfangen wurde. So sehr war die türkische Regierung darauf bedacht, auf keinem Fall mit den westlichen Mächten in Konflikt zu geraten. In dieser Zeit, am 3. September 1849, schrieb Andrássy an Kossuth seine Gedanken über die Türken: “Die Türken sind ganz verzweifelt über das Geschehene. Erst jetzt, leider zu spät, sehen sie ein, welche Gelegenheit sie verabsäumt haben, obgleich ich sie jeden Tag darauf aufmerksam machte.“[42] Obwohl er in dieser Hinsicht in Istanbul keinen Erfolg hatte, gab es noch eine weitere Aufgabe. Nämlich von der Pforte einen ausgiebigen Schutz für Kossuth und die mit ihm auf türkisches Gebiet übergetretenen Ungarn und jene Polen zu erwirken, die im ungarischen Heere gefochten hatten.[43] Andrássy erhielt in Istanbul von Sultan Abdülmecid persönlich die feierliche Zusicherung eines sicheren Aufenthalts und der Gewährung muslimischer Gastfreundschaft. Russland und Österreich forderten die Herausgabe der ungarischen Flüchtlinge.

Nach dem ungarischen Aufstand gratulierte einerseits Sultan Abdülmecid am 14. September 1849 dem jungen Franz Joseph zur „Unterdrückung“ der Unruhen und beschwört die alten freundschaftlichen Beziehungen[44], andererseits hatte er eine Antwort an die österreichischen Behörden geschickt, dass das muslimische Gastrecht heilig und unverletzlich sei, und der Sultan daher die Flüchtlinge nicht ausliefern könne.[45] Nach der Zurückweisung der Forderung, die auch von England und Frankreich unterstützt wurde, drohte der Konflikt in einen kontinentalen Krieg überzugehen. Schließlich lenkten Russland und Österreich aber ein. Auf einem britischen Kriegsschiff wurden Kossuth und seine Begleitung nach England transferiert.

Im Jahre 1849 verließ Andrássy in Begleitung mehrerer Emigranten die türkische Hauptstadt und gelangte über Marseille Anfang 1850 nach London.[46]

1.3. Der österreichisch-ungarische Ausgleich und Andrássy als ungarischer Ministerpräsident

Andrássy übersiedelte nach einem kurzen Aufenthalt in London im Frühjahr 1850 nach Paris, das zum Zentrum für die ungarischen Emigranten geworden war. Andrássy begegnete dort dem Honvédgeneral Klapka, dem geflohenen ungarischen Minister des Aeußern, Graf Kasimir Batthyány, Szemere, Graf Paul Esterházy, Paul Almássy und vielen anderen, die jetzt fern vom besiegten Vaterlande im modernen Babel das Schicksal der Heimat betrauerten und beweinten.[47] Die finanzielle Quelle Andrássys in Paris war seine Mutter. Sie schickte ihm über verschiedene Kanäle genug Geld, so dass er, ausgestattet mit Equipage und Reitpferden, ein seinem Stande angemessenes Leben führen konnte. Die Pariser Damen nannten ihn „Le beau pendu de 1848“, „Den schönen Gehenkten von 1848“[48].

Nach dem ungarisch-österreichischen Krieg wurden in Ungarn 36 Rebellen zum Tode verurteilt. In dieser Liste standen die Namen Andrássys, Kossuths und anderer berühmter ungarischer Rebellen. Als Schuld wurde Andrássy die „durch Zeugen erwiesene“ Tatsache angerechnet, sich in der Eigenschaft eines Nationalgardemajors an der Schlacht von Schwechat (30 Oktober 1848) beteiligt und das Amt eines Obergespans des Zempléner Komitates „in revolutionärer Richtung bis Ende 1849“ verwaltet zu haben.[49] Das österreichische Kriegsgericht beschuldigte Andrássy außerdem, versucht zu haben, die serbische Regierung gegen Österreich feindselig zu stimmen, überhaupt die kühnsten und hinterlistigsten Vorschläge zur Unterjochung der Serben und Kroaten entworfen und in Istanbul alle möglichen Mittel zugunsten der Rebellen gegen Österreich angewendet zu haben.[50] Am 25. September 1851 veröffentlichte die Wiener Zeitung diese bösen Nachrichten über Andrássy. Als er die Zeitung in die Hand nahm, sagte er; „Mein Todesurteil ist so gut motiviert, dass ich mir einst kein schöneres Epitaph auf meinem Grabstein wünschen kann“.[51] Da das Todesurteil an Andrássy selbst nicht vollzogen werden konnte, wurde er am 22. September 1851 in effigie gehenkt.

Nach seinem Aufenthalt im osmanischen Reich reiste Kossuth nach England und Amerika und bemühte sich, Sympathien für Ungarn zu erwecken. Mit seinen Reden wollte er die englische und amerikanische Regierung dazu bewegen, dass Eingreifen fremder Staaten, besonders Russlands, gegen Ungarn zu verhindern. Von London aus entsandte Kossuth seine Agenten nach Ungarn, um dort die Revolution von neuem zu entfachen. Im Herbst 1850 reiste auch Andrássy nach London. Kossuth wollte unbedingt die Unabhängigkeit Ungarns von Österreich. Auch Andrássys Politik war die Unabhängigkeit Ungarns, aber eben im Rahmen einer Zusammenarbeit mit der Monarchie. Andrássy wollte Österreich-Ungarn aus der russischen Abhängigkeit lösen. Andrássy veröffentlichte in seinem Werk „Eclectiv Review“ seine politischen Gedanken; „Gebt den Ungarn ihre historische Unabhängigkeit, gebt ihnen ihr Land zurück, und sie werden wieder mit Treue (zur Dynastie) erfüllt werden. Und dies liegt im Interesse sowohl Europas als auch Österreichs und Ungarns, denn die Existenz Österreichs kann nur ein Gewinn für die anderen Mächte als Gegengewicht gegen Russland sein. Aber solange dessen Regierungssystem auf der Unterdrückung der Unabhängigkeit Ungarns beruht, wird es eine derartige Stellung nie einnehmen.“[52] In seinem Artikel „The Present Policy of Austria“ wandte er sich eindeutig von den revolutionären Theorien eines Ludwig Kossuth ab und stimmte mit den Engländern darin überein, dass „ein starkes Österreich in seiner Gesamtheit als Vielvölkerstaat“[53], wobei den Ungarn eine besonders wichtige Position zukam, für ein europäisches Gleichgewicht unerlässlich wäre.

Im Sommer 1853 begann wegen der „Orientalischen Frage“ der Krimkrieg zwischen Russland und dem Osmanische Reich. Ein weiterer Grund des Krieges war die Absicht Russlands, als Schutzmacht für die christlichen osmanischen Untertanen am Balkan anerkannt zu werden. Österreich war mit dem wachsenden Einfluss Russlands am Balkan unzufrieden. Es musste entweder die Waffenbrüderschaft von 1849 mit dem Zaren erneuern oder an der Seite der Westmächte den russischen Expansionismus in den Schranken weisen. Wien bot sich noch als Vermittler an und richtete Ende Juli gemeinsam mit den drei anderen Großmächten eine Note an die russische und türkische Hauptstadt, den orthodoxen Christen größere Zugeständnisse zu machen als den Angehörigen anderer Konfessionen und erklärte den Russen im Oktober 1853 den Krieg.[54] Am 12. März 1854 schlossen Frankreich und Großbritannien ein Bündnis mit dem Osmanischen Reich und erklären am 28. März Russland den Krieg.

Während des Krimkrieges war die Situation Österreichs nicht glücklich. Österreich spielte eine große Rolle auf dem Kontinent. Vor dem Krimkrieg, im April 1852, hatte Kaiser Franz Joseph Ferdinand Graf Buol- Schauenstein, einen Karrierediplomaten, zu seinem Außenminister ernannt. Die wichtigste Aktion der Donaumonarchie im Krieg war die von Buol- Schauenstein am 3. Juni 1854 geforderte Räumung der Donaufürstentümer Moldau und Wallachei durch die russischen Truppen und ihre Besetzung durch die österreichische Einheiten.[55] Die unentschiedene Haltung im Krimkrieg wirkte sich ungünstig auf die österreichisch-russischen Beziehungen aus. Obwohl die Monarchie ihre Neutralität erklärt hatte, nahm ihr Außenminister am Friedenswerk von 1856 teil, um die Position Österreichs zu sichern. Im März 1855 war der russische Zar Nikolaus gestorben, sein Nachfolger wurde Alexander II. Der Krimkrieg wurde mit dem Pariser Frieden beendet: Das Osmanische Reich musste eine liberale Regierungsform einführen, Rumänien wurde ein unabhängiges Fürstentum und Russland durfte keine Kriegsflotte im Schwarzen Meer unterhalten.[56] Während des Krimkrieges kamen eine halbe Millionen Menschen um. Der österreichische Kaiser sicherte für die Dauer des Krieges die Souveränitätsrechte, ein Vertrag der Osmanen mit Wien, über diese beiden Fürstentümer zu, und am 3. April 1856 gab der Außenminister Fuad Pasa die Zusage, dass man nur mit Österreich direkt über die Moldau und die Wallachei beraten und beschließen wolle[57].

Nach dem Krimkrieg kommentierte Andrássy die Situation mit diesen Worten: „Das neue Österreich gleicht einer Pyramide, die man auf die Spitze gestellt hat; darf es da Wunder nehmen, wenn sie nicht aufrecht stehen kann?“[58]

Nach dem Pariser Frieden musste das osmanische Reich und Österreich gegenseitig beschränkte Beziehungen, weil sich die beiden Staaten ihr innerer politischer Zustand (Österreich mit Liberalismus und das osmanische Reich mit Hatt- i Hümayun) beschäftigen musste. Die äußeren Schwierigkeiten der beiden Großreiche waren die nationalen Bewegungen auf dem Balkan.

Am 27. Januar 1856 verheiratete sich Andrássy mit Fräulein Katinka Kendeffy. Sie entstammte einem der ältesten siebenbürgischen aristokratischen Geschlechter, das die ungarische Sprache und Sitte mit inniger Begeisterung hütete und pflegte.[59] Katinka war die Tochter des Grafen Adam und der Gräfin Borbola Kendeffy. Das junge Paar dachte an eine Rückkehr in die Heimat, da es nicht für alle Zeiten in Paris bleiben wollte und Andrássys Mutter es nicht weiterhin finanziell unterstützen konnte. Andrássy dachte, dass er außerhalb der Monarchie keine Aufgabe, kein Betätigungsfeld finden könne.

Da bekannt war, dass sich Andrássy aus dem Dunstkreis des in Emigration befindlichen Kossuths gelöst hatte, versuchte seine Mutter über den Generalgouverneur Erzherzog Albrecht eine Begnadigung ihres Sohnes zu erreichen. Darauf hin wies der Erzherzog am 28. Januar 1857 den Innenminister Bach an, Andrássy in die Liste jener Emigranten aufzunehmen, die aufgrund einer kaiserlichen Resolution vom 19 Oktober 1856 milder beurteilt werden sollten. Der Bruder Andrássys, Graf Aladár, wandte sich am 24. Juni 1857 mit einer schriftlichen Vorstellung direkt an den Kaiser, und bereits am 27. Juni erging an Bach das folgende Reskript: „Aus Gnade bewillige ich dem wegen Hochverrates verurteilten Graf Julius Andrássy über das hier mitfolgende Gesuch seines Bruders Aladár unter den vorgeschriebenen Bedingnissen und Förmlichkeiten die straffreie Rückkehr in die österreichischen Staaten sowie die Rückgabe seines in Verfall gesprochenen Vermögens.“[60] Alles Weitere wurde auf diplomatischem Wege vereinbart bzw. eingeleitet. Außenminister Buol- Schauenstein wies den Pariser Botschafter Hübner an, Andrássy die Begnadigung mitzuteilen.

Am 19. Juli 1857 unterschrieb der „Insurrektionsflüchtling“- so wurde Andrássy in den amtlichen Schriftstücken genannt - vor dem Botschafter den Loyalitätrevers: „Nachdem Seine Kaiserlich Königliche Apostolische Majestät unser allgnädigster Kaiser Franz Joseph mir die straffreie Rückkehr in die kaiserliche Staaten und zugleich die Nachsicht der kriegsrechtlich verhängten Konfiskation meines Vermögens huldreichst zu bewilligen geruht haben, verspreche ich mit gegenwärtigem Revers an Eides statt, als getreuer Untertan Seiner Kaiserlich Königlichen Apostolischen Majestät Franz Josef, Kaiser von Österreich, und seinen rechtmäßigen Nachfolgern, fortan den in Österreich bestehenden Gesetzen Folge zu leisten und überhaupt durch loyale Erfüllung aller meiner Pflichten mich der mir erteilten Allerhöchsten Gnade würdig zu bezeigen.“[61] Nach dieser Begnadigung kehrte Andrássy jedoch nicht sofort seine Heimat zurück, da die Gräfin Katinka kurz davor, am 10. Juli, einen Sohn zur Welt gebracht hatte. Die Rückkehr nach Ungarn fand daher erst Anfang September 1857 statt.

Als Andrássy in Ungarn eintraf, sah er, dass inzwischen die deutsche Sprache im ganzen Lande als einzige Amts- und Unterrichtssprache eingeführt worden war, was nicht nur die magyarische Bevölkerung betraf. Man wollte den Gebrauch des Magyarischen in der Gesetzgebung, bei der Durchführung der Anordnungen, im amtlichen Verkehr und besonders in den gebildeten Kreisen ausmerzen, den heranwachsenden Generationen seine Kenntnis vorenthalten, so dass es in ein, zwei Jahrzehnten erlösche.[62] In Ungarn wurde in der Literatur und Musik alles verboten, was an die tausendjährige Geschichte Ungarns erinnern mochte. Das Volk leistete passiven Widerstand, meist im wirtschaftlichen Bereich. Z. B. kein Ackerbau, keine Viehzucht, keine Steuer. Bei der Rückkehr Andrássys nach Ungarn war Franz Deák sein Mitarbeiter.

In Österreich waren die Menschen über die Politik des Innenministers Bach und seiner Gefolgschaft unglücklich. Es ist wurde sichtbar, dass diese Politik nicht nur in Ungarn, sondern in Österreich Unruhe verursachte.

Die italienische Einigungsbewegung opponiert gegen die habsburgische Herrschaft in Norditalien. Am 3. Mai 1859 schloss Russland mit Frankreich ein Geheimabkommen, in dem es sich im Falle eines französisch- österreichischen Krieges zur Neutralität verpflichtete. Am 27. April überschritten österreichische Armeen den Ticino und griffen die Piemontesen an. Am 2. Mai erklärte Frankreich Österreich den Krieg. Am 12. Mai entließ Franz Joseph Buol- Schauenstein und ernannte den Diplomaten Graf Rechberg zu dessen Nachfolger. Danach wurde Frieden geschlossen.

In Wien war man überzeugt, dass Kossuth vom französischen Kaiser drei Millionen erhalten und bereits die englische Hauptstadt verlassen habe, um sich vorerst nach Genua zu begeben, um dann über Fiume oder die Donaufürstentümer in Ungarn einzubrechen.[63] Die Bewegungen von Kossuth waren für Wien sehr wichtig, weil die Monarchie befürchtete, dass es in Ungarn wieder zu einem offenen Aufstand unter dessen Führung kommen würde.

Nach der Niederlage wuchs der innenpolitische Druck. Angesichts des drohenden Staatsbankrotts und der Unmöglichkeit, ohne Systemwechsel neue Kreditquellen zu erschließen, blieb gar keine andere Wahl, als die Exponenten des Neoabsolutismus zu entlassen. In Ungarn wurde noch ein Rettungsversuch unternommen, der sich wie das Geläut eines Sterbeglöckleins für den Zentralismus ausnahm. Wie sah das aus? Verstärkung des Reichstages, Wiederherstellung der ungarischen Verfassung, Wahl von Vertretern Ungarns als Mitglieder. Das war die Form eines Einheitsstaates. Erzherzog Albrecht wurde 1860 „vorläufig“ seines Postens als Gouverneur von Ungarn enthoben, da er dort erfolglos geblieben war.[64]

Im Frühjahr 1860 proklamierte der Kaiser die Einberufung eines so genannten verstärkten Reichsrates, der nach seiner Vorstellung „ein starkes, um die gesamte Monarchie geschlungenes Band“ sein sollte.[65] Am 20. Oktober 1860 wurde das Oktoberdiplom, ein österreichisches Verfassungsgesetz, verkündet. Man hoffte, Ungarn mit der Idee eines Gesamtstaates versöhnen konnte. Das Oktoberdiplom wurde im ungarischen Reichstag diskutiert und die Mehrheit des Landes wußte, worum es dabei ging. Es beinhaltete die Grundzüge einer neuen Verfassung, in der die Staatsform einer konstitutionellen Monarchie festgelegt wurde. Es wurde ein Reichsrat mit 100 Mitgliedern geschaffen, der in finanz- und wirtschaftspolitischen Fragen beratende Funktion, in legislativer Hinsicht aber nur eine geringe Bedeutung haben sollte. Die Außen- und die Kriegspolitik blieb weiterhin in der alleinigen Entscheidungskompetenz des Kaisers. Das Oktoberdiplom war ein Kompromiss zwischen den zentralistischen Tendenzen der deutschsprachigen Bevölkerung und den föderalistischen Bestrebungen der übrigen Nationalitäten. Die einzelnen Landtage sollten weitgehende Autonomie gegenüber dem Reichsrat erhalten. Der Kompromiss konnte weder die Deutschliberalen noch die Magyaren, die auf ihre Einbeziehung in den gemeinsamen Reichsrat mit Steuerverweigerung reagierten, zufrieden stellen.[66] Ungarn verpflichtete sich, eine bestimmte Anzahl von Delegierten in den zentralen Reichsrat zu entsenden und damit die Kröte des Einheitsstaates zu schlucken. Die Ungarn wollte keine geschenkte Verfassung empfangen. Sie dachten, dass das Oktober-Diplom nur notdürftig mit einigen aus den 1848er Gesetzen herausgerissenen Fetzen bekleidet war.

Andrássy äußerte sich über das Oktoberdiplom „Man macht uns zum Vorwurf, an der alten Verfassung zu hängen. Diese hat vor einer neueren den Vorteil, dass die Menschen auf sie mit einem Gefühl der Inbrunst blicken, es als ihre Pflicht betrachten, sie mit allen Opfern zu verteidigen. Unter dem Schutze einer solchen Verfassung ist der König, wenn sie von höchster (königlicher) Stelle aus in Ehren gehalten wird, gegen plötzliche unerwartete Umgestaltungen und die Nation gegen jeden Versuch einer Unterdrückung der Freiheit gesichert.“[67] Er sagte, dass „die neue Verfassung besser sein kann, aber indem das Geschlecht, welche sie schuf oder der Souverän, der sie erließ, sich der Verhältnisse erinnern, unter denen sie zustande kam, können sie sich leicht veranlasst fühlen, je nach Lage der Umstände eine noch bessere oder noch schlechtere neue an die Stelle der früheren Konstitution zu setzen. Die Geschichte beweist, dass Fürsten und Völker sich leichter an dem vergreifen, was sie selbst gegeben oder geschaffen haben, wie an dem, was sie von ihren Ahnen ererbt haben. Die Theorie allerdings lehrt was anderes.“[68] Andrássy wusste, dass diese Verfassung für die ungarische Völker nicht Freiheit bringen konnte, weil sie nicht den Bedürfnissen entsprach. Vor der Festschreibung einer Verfassung in einem Land musste man natürlich die Geschichte der Völker kennen und was sie genau brauchten. Nachdem Andrássy seine Gedanken über das Oktoberdiplom geäußert hatte, protestierte er dagegen und lehnte die ihm angetragene Würde eines Obergespans ab. Mit dieser Verfassung waren weder die Liberalen noch die Ungarn zufrieden, deswegen überlebte das Oktoberdiplom auch nur vier Monate.

Am 26. Dezember 1860 empfing der Kaiser Deák und Eötvös, um die Ergebnisse dieser Verfassung zu sprechen. Die Ungarn wollten die unverletzte Wiederherstellung der Gesetze von 1848 als Vorbedingung für einen Ausgleich. Andrássy trat öffentlich für das Gesetzeswerk von 1848 ein: „Das Verlassen des Bodens der 1848er Gesetze, auf den uns Vergangenheit und Zukunft weisen, ist eine moralische Unmöglichkeit.“[69] Es ist klar, dass die neue Verfassung für Ungarn die moralische Unmöglichkeit war. Das Oktoberdiplom wurde daher durch das Februarpatent abgelöst.

Nach dem Misserfolg der Verfassung musste der Kaiser Erzherzog Rainer das Amt des Ministerpräsidenten und im Dezember 1860 dem Liberalen Anton Ritter von Schmerling - 1848/49 Österreichs Vertreter in der Frankfurter Nationalversammlung - das Amt des Staatsministers übertragen. Schmerling hatte das Februarpatent ausgearbeitet. Es wurde von Kaiser Franz Joseph am 26. Februar 1861 für die gesamte Monarchie erlassen. Im Februarpatent wurde die Gesetzgebung zwischen dem Kaiser und den beiden Kammern des Reichsrates - dem adligen Herrenhaus und dem Abgeordnetenhaus - geregelt. Das Abgeordnetenhaus des Reichsrates sollte durch die Landtage gewählt werden. Diese Verfassung galt als Meilenstein des Ausgleiches von 1867. Die Wahlen zum ungarischen Reichstag, bei denen Andrássy am 26. März 1861 einstimmig vom Zemplener Komitat als Abgeordneter nominiert worden war, machten schnell deutlich, dass die Nation das Februarpatent als „Maske der Freiheit“ durchschaute.[70] Andrássy sah alle Schwierigkeiten, die seiner auf dem Reichstage harrten. Er sagte in seiner Rede; „Der zum Erfolge führende Grat ist so schmal und gefahrvoll wie die Schneide des Messers, auf der dem Koran die Anhänger Mohammeds ins Paradies gelangen lässt.“[71] Er verglich die politische Lage des Landes mit der Gefahr des Gehens auf der Schneide eines Rasiermessers.

Deák und Andrássy unterstützten die Krönung Franz Josephs, dem Nachfolger Kaiser Ferdinands, als rechtmäßigen Herrscher von Ungarn, da der Abfall des Landes von Österreich ein „Tod ohne Auferstehung“ wäre, wie Deák sinnfällig bemerkte.[72] Die Anhänger von Kossuth, unter der Führung Koloman Tiszas, waren dagegen. Andrássy erkannte in diesem Zusammenhang zum ersten Mal die Grundmuster seiner außenpolitischen Überzeugungen. Ein heftiger Streit teilte das ungarische Haus in zwei Teile: In die Adreßpartei unter der Führung von Franz Deák, und die Beschlußpartei unter der Führung Koloman Tiszas. Andrássy war Mitglied der Adreßpartei. Die Trennungslinie zwischen den beiden Parteien war, ob die „1848er Plattform“ auf dem Weg mit oder ohne Wien angestrebt werden sollte. In der Sitzung vom 5. Juni 1861 hatte sich die Adreßpartei für den Weg mit Wien entschieden. Die Aufgabe Andrássys bei Deák war, eine Brücke zwischen Krone und Nation zu bilden. Im Jahre 1861, als Österreich noch vehement seine Position in Italien und Deutschland verteidigte, fielen die berühmten Worte Andrássys, dass „der Doppelaar nicht in Rom, in der Toscana, in Hessen und Holstein flattern wird, wohin ihn die kaiserliche Regierung vielleicht zum Ruhme der Armee, aber nicht im Interesse der Wohlfahrt des Volkes sandte, sondern am Balkan müsse die „Standarte der Freiheit gegen die Autokratie des russischen Zaren“ aufgepflanzt werden.[73] Er glaubte, dass eine defensive Stellung Österreichs im europäischen Interesse sei.

Nach der Auflösung des ungarischen Reichstages in Pest durch Schmerling kommentierte Andrássy: „Herr Schmerling, der Vertreter des großdeutschen Zentralismus Wiens, hat nicht nur einen politischen, sondern auch einen arithmetischen Fehler begangen; er hat die Monarchie auf eine Basis gestellt, bei der sechs Millionen gegen dreißig Millionen stehen. Er stellte die Pyramide auf den Kopf.“[74] Andrássy Analyse fand keine Anhänger, aber das Februarpatent wurde von den Ungarn, Italienern und Tschechen boykottiert. Schmerling ist in seinem „Theater“ mit der deutschen Verfassungspartei allein. Er versuchte 1863 in Frankfurt am Main mit einer Reform des deutschen Bundes die alte Vormachtstellung Österreichs wiederherzustellen und Preußen auf den zweiten Platz zu verweisen.[75] Schmerling wurde am 27. Juni 1865 entlassen und sein Februarpatent sistiert. Unter seinem Nachfolger Belcredi trat am 29. Juli zum ersten Mal der Ministerrat zusammen.

Franz Deák, der „Weise der Nation“, das „Gewissen Ungarns“, im Revolutionsjahr Justizminister unter dem Batthyány, veröffentlichte die Forderungen Ungarns in seinem berühmten Osterartikel, der einen Markstein auf der Suche nach dem Ausgleich darstellt, am 16. April 1865 in der Tageszeitung „Pesti Napló“. Dieser Artikel war über die Anerkennung der Aprilverfassung von 1848 und die Krönung Franz Josephs in Pest. Franz Joseph selbst wünschte auch den Ausgleich. Er besuchte am 6. Juni 1865 die ungarische Hauptstadt. Seine Rede im großen Empfangssaal der Königsburg zu Buda in ungarischer Sprache, aber mit fremdem Akzent, wurde mit Eljen- Rufen sieben Mal brausend unterbrochen.

Während des Reichstages vom 11. Dezember 1865 war Andrássy als neuer Vizepräsident des Reichstages anwesend. Er sprach in seiner Dankrede, dass Österreich unbedingt die ungarischen Interessen und den Ausgleich erkennen sollte und beschrieb Ungarns Völker sogar als die andere Hälfte der Monarchie. Am 14. Dezember 1865 wurde der ungarische Reichstag einberufen und Franz Joseph traf zu dessen Eröffnung allein im Thronsaal der Budaer Königsburg ein. Der Kaiser hielt eine Rede, die einen negativen Eindruck bei den Magyaren hinterließ. Franz Joseph ging es um die Einheit der Monarchie und er hielt die Aprilverfassung nicht für besonders gut. Andrássy war nach dieser Rede sehr enttäuscht. Er sagte; „Man könne doch von den Ungarn nicht verlangen, dass sie Selbstmord begehen, um eines schönen Tages als Österreicher aufzuerstehen.“[76] Nach diesem Besuch des Kaisers in Ungarn wurden die antiungarischen Kräfte bei Hofe wieder stärker. Andrássy hingegen versuchte die Kaiserin für die ungarische Sache zu gewinnen.

[...]


[1] Wertheimer, Graf Julius Andrássy, Bd.I., S. Vorwort XIX.

[2] Simányi, Julius Graf Andrássy. Baumeister der Doppelmonarchie Mitstreiter Bismarcks, S. 20ff.

[3] Simányi, S. 21

[4] Wertheimer, Graf Julius Andrássy. Sein Leben und seine Zeit, Bd. I., S. 2; Simányi, S. 21; Schmidt, Graf Julius Andrássy. Vom Revolutionär zum Außenminister, S. 11

[5] Wertheimer, Bd. I., S.2

[6] Wertheimer, ebenda

[7] Simányi, S. 25

[8] Simányi, S. 25

[9] Er gilt bis heute als ungarischer Nationalheld.

[10] Deák, Die Rechtmäßige Revolution. Lajos Kossuth und die Ungarn 1848-49, S. 24.

[11] Deák, S. 51.

[12] Wertheimer, Bd. I., S. 7

[13] Schmidt, S. 11

[14] Simányi, S, 27

[15] Schmidt, S. 13

[16] Diese Partei wurde durch Gabriel Kazinczy gegründet und ihr Ziel war die Verbreitung der oppositionellen Grundsätze in den benachbarten Komitaten.

[17] Schmidt , s.13

[18] Simányi, s.29

[19] Simányi, s.29

[20] Wertheimer, Bd.I., s.11

[21] Wertheimer, Bd.I, s.12

[22] Buchmann, Kaisertum und Doppelmonarchie, S. 74

[23] Deák, S. 51.

[24] Schmidt (1995), S. 13

[25] Wertheimer, Bd.I., S. 15

[26] ebenda.

[27] Weber, Histoire Contemporaine, 1830-1872, Tome II., S. 183

[28] Ebd, S. 186.

[29] Hamann, Die Habsburger, S. 138 ff.

[30] Wertheimer, Bd. I, S. 20

[31] Wertheimer, ebenda.

[32] Wertheimer, ebenda.

[33] Simányi (1990), S. 40

[34] Wertheimer, S. 23.

[35] Wertheimer, S. 24

[36] Simányi, S. 40; Wertheimer, Bd. I., S. 24

[37] Simányi, S. 41

[38] Wertheimer, Bd. I, S. 28

[39] Weber(1875), S. 207

[40] Buchmann, Österreich und das osmanische Reich, s.208; Vocelka, Karl: Die Beurteilung der Tanzimatzeit in Österreich, in: MIÖG 100(1992), s.417 f.

[41] Neue Freie Presse, 21., 22. und 26. Februar 1890.

[42] Neues Wiener Tagblatt, 3. April 1904.

[43] Wertheimer, Bd.1, S. 38

[44] HHSTA PA XII /39 (14. September 1849); Vocelka, Die Beurteilung der Tanzimatzeit in Österreich, in:MIÖG 100(1992), s.417; Vocelka, Das osmanische Reich und die Habsburgermonarchie 1848 – 1918, in: Die Habsburgmonarchie im System der internationalen Beziehungen, Bd.II., Wien 1993, s.250

[45] Grössing, Sigrid - Maria: Kaiserin Elisabeth und ihre Männer, S. 146

[46] Simányi, S. 44

[47] Wertheimer, I. Bd, S. 51

[48] Simányi, S. 48

[49] Wertheimer, Bd. I, S. 55

[50] Ebenda, S. 56

[51] Wertheimer, Bd. I, S. 57

[52] Wertheimer, Bd. I, S. 61

[53] Grössing, S. 149

[54] Buchmann, Österreich und das osmanische Reich, s.216

[55] Anderson, Eastern Questions, s.133; Vocelka, Das osmanische Reich und die Habsburgermonarchie 1848 – 1918, in: Die Habsburgmonarchie im System der internationalen Beziehungen, Bd.II., Wien 1993, s.254

[56] Buchmann, Österreich und das osmanische Reich, s.217;

[57] HHSTA PA XII/4 (3 April 1856); Vocelka, Karl: Die Beurteilung der Tanzimatzeit in Österreich, in: MIÖG 100(1992), s.422.

[58] Schmidt, S. 24

[59] Wertheimer, Bd. 1, S. 68 f.

[60] Wertheimer, Bd. I., S.75; Simányi, s.57

[61] Wertheimer, Bd. 1, S. 76

[62] Simányi, S. 60

[63] Wertheimer, I. Bd. S.104.

[64] Wertheimer, Bd. I, S.120

[65] Schmidt, S. 27

[66] Buchmann, Österreich und das osmanische Reich, s.218

[67] Wertheimer, Bd. I., S. 130 f; Simányi, S.79

[68] Wertheimer, Bd. I, S.130

[69] Simányi, S. 79

[70] Schmidt, S. 28

[71] Wertheimer, Bd. I, S. 149

[72] Schmidt, S. 29

[73] Hamann, S. 215; Schmidt, S. 30

[74] Schmidt, S. 31; Wertheimer, Bd. I., S. 163

[75] Simányi, S. 83

[76] Schmidt, S. 35

Final del extracto de 117 páginas

Detalles

Título
Graf Julius Andrássy und seine bosnische Politik
Universidad
University of Vienna  (Geschichte)
Calificación
2
Autor
Año
2006
Páginas
117
No. de catálogo
V294526
ISBN (Ebook)
9783656923220
ISBN (Libro)
9783656923237
Tamaño de fichero
2054 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Andrassy, Türkei, Bosnien, Österreich, Aussenpolitik
Citar trabajo
Gülşen İstek (Autor), 2006, Graf Julius Andrássy und seine bosnische Politik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294526

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