Von der Konfirmation zur Jugendweihe. Die freireligiöse Bewegung in ihrer anfänglichen Entwicklung


Hausarbeit, 2013

12 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Historischer Kontext der Konfirmation

3 Freireligiöse Jugendweihebewegung
3.1 Entstehung und Inhalte
3.2 Jugendweiheentwicklung
3.3 Humanistische Werte der Jugendweihe
3.4 Proletarische Jugendweihe und ihre weitere Entwicklung

4 Fazit

5 Literaturverzeichnis

6 Anhang

1 Einleitung

Reife- und Weihefeiern von Jugendlichen gehen auf uralte Traditionen der Menschheit zurück. Bereits Urvölker in Afrika und Australien feierten und feiern z.T. auch heute noch den Übergang vom Knaben zum Mann, beispielsweise durch waghalsige Mutproben und Abhärtungsaufgaben.

Die Segnung bei einer Konfirmation markiert den Übertritt ins kirchliche Erwachsenenalter. Mit dieser bestätigt ein Konfirmand nach dem heutigen Verständnis die Taufe, hat von da an ein Wahlrecht für den Kirchenvorstand, kann am Abendmahl teilnehmen und selber Taufpate werden.

Die Jugendweihe, als ein Übergang von der Kindheit zum Erwachsenenalter, ist heutzutage ein weit verbreitetes Fest in Deutschland. Die „bundesweite“ Jugendweihe gibt es schon seit über 160 Jahren. Heutige Jugendweiheanbieter behandeln persönliche Themen wie Partnerschaft, Liebe, Sexualität, Bedeutung von Drogen und Ernährung sowie gesellschaftliche Themen wie beispielsweise Frieden, Umwelt und Solidarität.

In meinen schriftlichen Ausführungen möchte ich auf das Thema: „Von der Konfirmation zur Jugendweihe- die freireligiöse Jugendweihebewegung in ihrer anfänglichen Entwicklung“ eingehen. Hierfür betrachte ich zuerst kurz den historischen Kontext der Konfirmation. In einem nächsten Punkt wird die Entstehung der freireligiösen Bewegung sowie ihre Absichten und Inhalte erläutert. Des Weiteren ist es wichtig zu beleuchten, wie die Jugendweihe begründet wurde und sich im Laufe der Jahre entwickelte. Dafür gilt es auf die humanistischen Werte der Jugendweihe einzugehen, um anschließend die Entwicklung der Jugendweihe bis heute zu thematisieren.

2 Historischer Kontext der Konfirmation

Die Konfirmation verdankt ihre Existenz der Taufe. In der frühen Kirche legte der Priester nach der Taufe dem Täufling noch die Hand auf und salbte ihn. Im Laufe der Zeit wurden daraus zwei Handlungen. Die Taufe galt als Akt der inneren Reinigung, die Salbung als Akt der Mitteilung des Heiligen Geistes. Man ging davon aus, dass die Salbung die Taufe bestärkt. „Stark“ oder „fest“ heißt lateinisch „firm“. Deshalb nannte man dieses zweite Sakrament Firmung. Die Firmung wird in der römisch-katholischen Kirche erst nach der Erstkommunion gespendet und kann nur vom Bischof vollzogen werden.

In der Reformationszeit wurde Kritik an der Firmung geübt. Martin Luther sah lediglich die Taufe und das Abendmahl als Sakrament an, da nur diese biblisch begründet sind. Luther ersetzte die Firmung durch eine „confirmatio“, eine Konfirmation. Sie war jetzt aber kein Sakrament mehr, sondern diente der Bildung. Denn Luther wollte sicher stellen, dass die Christen, die ja in aller Regel als Kinder getauft wurden, nachträglich sagen können, was die Taufe bedeutet. Die Konfirmation ist also kein Sakrament mehr, sondern dient dem Verständnis der beiden Sakramente Taufe und Abendmahl. An einer besonderen Feier hatte Luther kein Interesse; eine Fürbitte mit Handauflegung war für ihn genug.

Die Konfirmation geht auf den Reformator Martin Bucer zurück. Um jungen Gemeindegliedern doch noch die Möglichkeit zu geben, den eigenen Glauben besser kennen zu lernen und sich die nötigen Kenntnisse anzueignen, entwickelte sich bereits während der Reformation eine Art Katechismus-Unterricht als Vorbereitung auf das erste Abendmahl. Diese Form des Unterrichtes griff der Reformator Bucer auf. Er forderte eine Konfirmation der jungen Gemeindemitgliedern (vgl.1 ) Eine von Bucer entworfene Konfirmationsordnung kam erstmals 1538 in Hessen zur Anwendung ("Ziegenhainer Zucht- und Ältestenordnung").Die evangelische Konfirmation setzte sich erst im 18. Jahrhundert flächendeckend durch, als in der Zeit des Pietismus die persönliche Frömmigkeit des Gläubigen sehr betont wurde.

3 Freireligiöse Jugendweihebewegung

3.1 Entstehung und Inhalte

Am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts hielten die neuzeitliche Wissenschaft und Technik und die damit einhergehende europäische Aufklärung ihren Siegeszug. Hartmut Griese schreibt in seinen Ausführungen, dass die aufklärerischen Inhalte, wie beispielsweise sein Leben im Einklang mit der Vernunft und zum Wohle der Menschheit selbstbestimmt zu gestalten, ein tiefer Einschnitt in das gesellschaftliche Geistesleben waren. Die Dominanz der Kirche wurde zunehmend in Frage gestellt. (vgl.2 )

Die freireligiösen Bewegungen waren eine Folge dieses aufklärerischen Umschwungs. Sie entstanden unter der Führung des Katholischen Priesters Ronge. Er hatte diese „[…] Bewegung durch sein offenes Sendeschreiben von […] 1844, indem er gegen die Ausstellung der Tuni[k]a Christi […] protestierte, ins Leben gerufen.“3 Ronge schrieb diesen offenen Brief an den Bischof von Trier, Wilhelm Arnoldi und prangerte dabei die Ausstellung dieser Reliquie als ein Götzenfest an. Der Brief wurde vervielfacht und verbreitet. Infolgedessen gründeten kritische Geistige der evangelischen, aber auch der katholischen Kirche, „freie Gemeinden“. Die Bewegung der Freireligiösen breitete sich in ganz Deutschland aus. Des Weiteren schlossen sich nach Aussagen u. A. von Thomas Gandow alle 70 Gemeinden der protestantischen „Lichtfreunde“ sowie viele Anhänger der „Deutschkatholiken“ an. (vgl.4 )

Die Freireligiösen machten auf das Missverhältnis zwischen der Kirche als Institution und der Religion aufmerksam. Sie vertraten den Grundsatz von der völligen geistigen Freiheit statt Bindung an Dogmen; weltanschauliche Toleranz sowie Selbstbestimmung in Glaubenssachen. Diese Bewegung lehnte den Machtanspruch der Kirchen sowie deren Prunk und Reichtum ab. Sie billigten dem Einzelnen und der Natur höchste Autorität und traten für Gleichberechtigung, Lehrfreiheit und gegen staatliche Übergriffe ein. Außerdem wählten diese Gemeinden ihre Prediger selbst und bestanden auf ein Wahlrecht für Frauen (vgl.5 )

3.2 Jugendweiheentwicklung

„Die Geschichte der Jugendweihe in der freireligiösen Bewegung zeigt anfänglich ihre Wurzeln in der katholischen, bzw. evangelischen Kirche und trägt unverkennbar die Züge der Konfirmationsauffassung.“6 Die Jugendweihe entstand als Antwort auf die kirchliche Konfirmation. Die Jugendweihe sollte als „[…] eine veredelte, rein geistige Weihe aufgefasst werden.“7 Mit diesem Fest weiht man die Heranwachsenden zu mündigen und stimmberechtigten Mitgliedern der Gesellschaft.

Es war üblich, dass Jugendliche konfirmiert wurden oder an der Kommunion teilnahmen. Erst diese religiösen Zeremonien erklärten sie zu vollwertigen Mitgliedern der Gesellschaft. Damals gab es nur wenige Familien, die sich trauten, den von Kirche und Obrigkeit aufgezwungenen Glauben in Zweifel zu ziehen oder gar abzulehnen.

Eduard Baltzer aus Nordhausen war der Erste, der „[…] 1852 […]“8 eine außerkirchliche Feier für Jugendliche veranstaltete. Er war Christ und Sprecher der neugegründeten Freien Gemeinde. (vgl.9 ) Baltzer gilt seither als Gründungsvater und nannte das Fest: „Jugendweihe“. Der Begriff setzte sich jedoch erst am Ende des 19. Jahrhunderts durch. (vgl.10 ) Die Jugendlichen sollten frei aufwachsen, aber dennoch formal und inhaltlich entwickelt werden; sie sollten sich im Unterricht weiterentwickeln. Besonderen Wert legte man auf die Wertevermittlung. Ziel war und ist es heute noch, die jungen Menschen mittels des Unterrichts als Vorbereitungskurs sowie Sport und Spiel auf das Leben vorzubereiten.

„Ab 1889 wurden in Berlin und ab 1890 in Hamburg und Erfurt die ersten weltlichen Schulentlassungsfeiern durchgeführt.“11 In Berlin nahmen 1889 gerade einmal 37 Kinder an der Jugendweihe teil. Danach wurden es immer mehr, „[…] 1912 waren es schon 1800.“12 Die Feiern wurden im Frühling jeden Jahres für 14- Jährige veranstaltet und fanden oftmals in den jeweiligen Schulen mit Festrednern statt. Zu dieser bekam man, wie auch heute noch, eine Urkunde und ein Geschenkbuch. Von besonderer Wichtigkeit war das damalige Glaubensbekenntnis. Jeder Jugendweiheteilnehmer bekannte sich damit öffentlich zur „freien Religion.“

Die Jugendweihebewegung breitete sich trotz Gegner und Bespitzelungen immer weiter aus. Ihre Blütezeit erlebte die Jugendweihe in der Weimarer Republik. Durch diese wurde eine Religionsfreiheit garantiert und die Zahl der Jugendweiheteilnehmer stieg.

Aufgrund steigender Nachfrage gab es auch zunehmend mehr Jugendweiheanbieter. In den Gebieten, in denen es keine Anbieter gab, wurden sog. Schulentlassungsfeiern durchgeführt, so z.B. auch in Erfurt. (vgl.13 )

[...]


1 Hareide: Die Konfirmation in der Reformationszeit, S.296.

2 Griese: Übergangsrituale im Jugendalter. S.50.

3 Meier: Jugendweihe- Jugendfeier. S.96.

4 Gandow: Jugendweihe. S.11.

5 Hallberg: Die Jugendweihe. S.76ff.

6 ebd., S.75.

7 Hallberg: Die Jugendweihe, S.78.

8 Griese: Übergangsrituale im Jugendalter. S.141.

9 ebd.

10 ebd.

11 Jugendweihe Deutschland e.V.: Der große Jugendweihe Almanach. S.11f.

12 ebd.

13 ebd., S.144.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Von der Konfirmation zur Jugendweihe. Die freireligiöse Bewegung in ihrer anfänglichen Entwicklung
Hochschule
Universität Erfurt  (Martin- Luther- Institut)
Veranstaltung
Vertiefung systematische Theologie
Note
1,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
12
Katalognummer
V294671
ISBN (eBook)
9783656924647
ISBN (Buch)
9783656924654
Dateigröße
607 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Jugendweihe, Konfirmation, freireligiös, humanistische Werte, proletarische Jugendweihe
Arbeit zitieren
Trine Wenzel (Autor:in), 2013, Von der Konfirmation zur Jugendweihe. Die freireligiöse Bewegung in ihrer anfänglichen Entwicklung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294671

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