Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose“ ist das, was man einen Welterfolg nennt. Das 1980 erschienene „Il nome della rosa“ wurde in die Sprachen der Welt übersetzt und millionenfach verkauft. Natürlich wurde das in der Tradition des historischen Kriminalromans daher kommende Werk kommerziell erfolgreich verfilmt, ein Hörbuch existiert und neuerdings auch ein Brettspiel. Gibt man den Titel bei Google ein, so verzeichnet die Suchmachine in der digitalen Welt 814 Millionen Treffer.
Wie viele dieser Treffer zu einem vertieften Verständnis des äußerst vielschichtigen Romans führen, darüber gibt Google keine Auskunft. Es verstärkt sich eher der Eindruck, den vermutlich jeder hat, der sich die verschiedenen Bedeutungsschichten des Romans erschließen möchte: Durch die Fülle des Textes, unterschiedliche Erzählebenen, zahlreiche Anspielungen und Zitate oder die Mischung historischer und fiktionaler Figuren zum Beispiel ergeben sich solch vielfältige Deutungsmöglichkeiten, dass man sich schnell fühlt, als säße man vor einem riesigen Puzzle, das aus Tausenden von Teilen besteht und dessen fertiges Gesamtbild man noch nicht einmal erahnen kann.
Das Bild vom „Puzzle“ würde sicherlich auch Eco gefallen. Der Schriftsteller selbst sagt, dass nichts in seinem Werk von ihm sei, der ganze Roman bestehe aus einem Puzzle von Zitaten, von denen nicht einmal er selbst noch sagen könne, woher sie genau stammten und wo genau das eine aufhöre und das andere anfange. Natürlich kokettiert der Schriftsteller, Philosoph und Semiotiker hier mit seiner Rolle und seiner angeblichen Unwissenheit. Gleichzeitig aber spricht Eco das Phänomen der Intertextualität an und lädt ein, das Puzzle in Augenschein zu nehmen. Und sofort gerät der interessierte Leser - und im Übrigen auch die Verfasserin dieser Arbeit - in eine Position, die der des jungen Adsons nicht unähnlich ist. Eine neue Welt öffnet sich mit ihren neuen Fragen: Ist es möglich, die einzelnen Anspielungen, Zitate und Anlehnungen aufzuweisen? Tragen diese Erkenntnisse dann zum vertieften Verständnis des Romans bei? Wird man beispielsweise durch eine Untersuchung des Hohelieds des Alten Testaments den Roman besser oder neu verstehen können?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Intertextualität
- Von den Anfängen der Intertextualität bis heute (nach Pfister)
- Neuere Strömungen der Intertextualität
- Intertextualität in Umberto Ecos „Der Name der Rose“
- Text und Prätext
- Der Text: Der Name der Rose, „Dritter Tag, nach Komplet“
- Der Prätext: Das Hohelied
- Interpretation: Intertextualität im Kapitel „3.Tag, nach Komplet" die Liebesszene am Beispiel des Hohelieds
- Bibliografie
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Intertextualität im Roman „Der Name der Rose“ von Umberto Eco. Ziel ist es, die Bedeutung des Hohelieds als Prätext für die Liebesszene im Kapitel „Dritter Tag, nach Komplet“ zu analysieren und die Auswirkungen dieser Intertextualität auf die Interpretation des Romans zu untersuchen.
- Intertextualität als literarisches Phänomen
- Die Rolle des Hohelieds im Roman
- Die Bedeutung der Liebesszene im Kontext des Romans
- Die Auswirkungen der Intertextualität auf die Interpretation des Romans
- Die Bedeutung der Intertextualität für die Rezeption des Romans
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Intertextualität ein und stellt den Roman „Der Name der Rose“ von Umberto Eco vor. Sie beleuchtet die Vielschichtigkeit des Romans und die Herausforderungen, die sich bei der Interpretation des Werkes ergeben.
Das Kapitel „Intertextualität“ beschäftigt sich mit der historischen Entwicklung des Begriffs und den verschiedenen Theorien, die sich mit dem Phänomen der Intertextualität auseinandersetzen. Es werden die Ansätze von Michail Bachtin, Julia Kristeva und Gérard Genette vorgestellt und kritisch beleuchtet.
Das Kapitel „Text und Prätext“ analysiert die Beziehung zwischen dem Roman „Der Name der Rose“ und dem Hohelied. Es werden die wichtigsten Merkmale des Hohelieds und seine Relevanz für die Interpretation der Liebesszene im Kapitel „Dritter Tag, nach Komplet“ dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Intertextualität, Umberto Eco, Der Name der Rose, Hohelied, Liebesszene, Prätext, Interpretation, Literaturwissenschaft, Semiotik, Romananalyse.
- Quote paper
- Lisa Husson (Author), 2010, Intertextualität in Umberto Ecos Roman "Der Name der Rose" am Beispiel des Hohelieds, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294876