"Der König der Romantik hat das Zepter niedergelegt und ist in jene geheimnisvolle Welt zurückgekehrt, die er ein Menschenleben hindurch zu entschleiern durchsuchte."
Mit diesen Zeilen gedachte Friedrich Hebbel einst dem am 28. April 1853 in Berlin verstorbenen Schriftsteller und Übersetzter Johann Ludwig Tieck.2 Doch seine Worte erinnern darüber hinaus auch an die Programmatik einer Epoche deutscher Literaturgeschichte, die durch ihre Ausrichtung auf das Mystische und Wunderbare, verbunden mit Versuchen die unbekannten Tiefen der menschlichen Gefühlspalette zu durchdringen, dichterische Orte des Rückzuges aus der Realität hervorbrachte. Die Vorstellungskraft des Individuums und die Räume, die es sich in seinen Gedanken, im Traum oder Wahn zu erschaffen vermag, rückte genauso in den Fokus wie die Frage, welche Folgen sich daraus ergeben, wenn diese Imaginationsleistung außer Kontrolle gerät, überhand nimmt und das Verhältnis des Menschen zu sich selbst und seiner Umwelt beeinflusst.
Die Tieckschen Märchenerzählungen Der blonde Eckbert und Liebeszauber eignen sich hervorragend dazu, aufzuzeigen welchen Eindruck der Romancier von dem Wirken des
Geistes, den Symptomen einer erkrankten Psyche und den Konsequenzen für die Betroffenen hatte. Die Untersuchung jener inhaltlichen Aspekte wird auf den nachfolgenden Seiten ergänzt durch die Berücksichtung der narrativen Gestaltung, denn es ist dieses besondere Zusammenspiel beider Faktoren, das Ludwig Tiecks Umgang mit der Thematik des Wahnsinns auszeichnet und auch als Teil einer Epoche, die den Blick prinzipiell intensiv nach Innen gerichtet hatte, immer noch einzigartig macht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Ludwig Tieck und der Wahnsinn im Märchen
- 2. Der blonde Eckbert
- 3. Liebeszauber
- 4. Wahnsinn und Tod
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Wahnsinn in Ludwig Tiecks Märchenerzählungen „Der blonde Eckbert“ und „Liebeszauber“. Sie analysiert die literarischen Mittel, die Tieck verwendet, um die Symptome und Auswirkungen von Geisteskrankheit darzustellen, und setzt diese in den Kontext der romantischen Ästhetik und der zeitgenössischen Debatten über die menschliche Psyche.
- Die Rolle des Wahnsinns in der romantischen Literatur
- Die Bedeutung des Phantastischen und des Mythischen in Tiecks Werken
- Die Grenzen zwischen Realität und Scheinwelt in den Erzählungen
- Die Auswirkungen von Geisteskrankheit auf die Beziehungen zwischen den Figuren
- Die Frage nach der Verantwortung des Individuums für seinen eigenen Wahnsinn
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Ludwig Tieck und seine Werke im Kontext der romantischen Epoche vor und führt in die Thematik des Wahnsinns in seinen Märchenerzählungen ein. Kapitel 1 beleuchtet Tiecks Faszination für die menschliche Psyche und seine Auseinandersetzung mit den zeitgenössischen Debatten über Geisteskrankheit. Kapitel 2 analysiert „Der blonde Eckbert“ und konzentriert sich auf die Darstellung von Wahnsinn und dessen Folgen für die Protagonistin Bertha.
Schlüsselwörter
Wahnsinn, Romantik, Ludwig Tieck, Der blonde Eckbert, Liebeszauber, Phantastisches, Mythisches, menschliche Psyche, Geisteskrankheit, Scheinwelt, Realität, Verantwortung.
- Citation du texte
- Anonym (Auteur), 2013, Wahnsinn in Ludwig Tiecks "Der blonde Eckbert" und "Liebeszauber", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295030