Analyse von "Das erschöpfte Selbst: Depression und Gesellschaft in der Gegenwart" von Alain Ehrenberg


Term Paper, 2013

16 Pages, Grade: 2,7


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Diskussion

3. Zusammenfassung und Fazit

4. Quellen

1. Einleitung

Nahezu jeder hat Jemanden in seinem Bekanntenkreis, der Antidepressiva als Medikament einnimmt. Es zu bekommen ist nicht schwer, jeder Hausarzt darf es verschreiben, und zwar scheinbar auf Gutdünken. Es war das mit Abstand am häufigsten verschriebene Psychopharmakon im Jahr 2009 mit über einer Milliarde verschrieben DDD (=definierte Tagesdosis), und das allein in Deutschland. Zwar haben Hausärzte (die ja per se durch ihre Ausbildung keinerlei Kenntnisse über die Psychiatrie haben) eine vorgegebene Checkliste, um zu erkennen, wann ein Patient depressiv ist und mit Medikamenten behandelt werden muss, und wann nicht. Eine von den Betriebskrankenkassen im Jahr 2009 durchgeführte Erhebung ergab jedoch, dass die Häufigkeit, mit der Psychopharmaka in Deutschland verschrieben werden, sich verdreifacht hat. Dies bedeutet, dass entweder das seelische Leiden der Depression in den letzten Jahren explosionsartig angestiegen ist, oder das die Krankheit zu oft diagnostiziert wird, oder beides. Alain Ehrenberg, ein französischer Soziologe, beschäftigt sich mit der erst genannten Vermutung und der Frage, wie es dazu kommen kann. Dazu hält er zunächst den Forschungsstand dazu fest, warum die Zahl von Krankheiten des Geistes ansteigt: Es gibt vier Gründe:

1. die immer höher werdende Lebenserwartung der Menschen
2. Veränderung des psychosozialen Umfelds
3. Krankheiten, die Depressionen verursachen (z.B. Herz-Gefäß-Krankheiten)
4. Medikamente, die Depressionen verursachen (z.B. Blutdruck-senkende Mittel) (S. 145)

Alle der vier genannten Gründe sind quantitativ und qualitativ relativ gut belegbar (beispielsweise die Nebenwirkungen verschiedener Medikamente), bis auf die Nr.2: 'Veränderungen des psychosozialen Umfelds'. Mit der Frage, was es mit diesen Veränderungen genau auf sich hat, beschäftigt sich Ehrenberg und stellt vereinfacht zusammengefasst folgende These auf:

„Die Epidemiologie lehrt, dass sich die Depression in unserer Gesellschaft als eine Krankheit der Veränderung und nicht der ökonomischen und sozialen Misere ausgebreitet hat.“ (S.144)

Er behauptet also, die immer mehr steigende Zahl an Depressiven sei dadurch zu erklären, dass sich die westliche Welt, in der wir leben, heutzutage zu schnell verändert, den Menschen damit überfordert und ihn so krank macht. Und eben nicht, wie man vermuten könnte, die ansteigende Armut innerhalb der Bevölkerung oder die soziale Schere, die immer weiter auseinander geht und so die Kluft zwischen Arm und Reich immer unüberwindbarer macht, ist der wahre Grund.

Ich stimme dem Autor in dieser Hinsicht als mögliche Ursache zu, bin aber der Meinung, dass dies keinesfalls der einzige Grund für die explosionsartig gestiegene Depressionszahl sein kann und werde weitere Faktoren versuchen, herauszuarbeiten und zu präsentieren, um dann am Ende meine Ergebnisse noch einmal zusammen zu fassen.

2. Diskussion

Um diese Behauptung von Ehrenberg in Augenschein nehmen zu können, müssen wir erst mal eine sprachliche Grundlage dazu schaffen, und definieren, was wir meinen, wenn wir von Depression sprechen. So ist sicher gestellt, dass es bei der Diskussion um die Depression jeder Leser dieselbe Voraussetzungen zum Verständnis und zur Diskussion hat.

Wikipedia spricht bei der Depression von einer „psychischen Störung mit Zuständen psychischer Niedergeschlagenheit als Leitsymptom“ und listet außerdem Symptome wie Sinneseinengungen, Gefühllosigkeit oder Empfindungen der Sinnlosigkeit des eigenen Lebens auf. Laut internationalem Standard ICD-10, der auch von deutschen Krankenkassen zur Einordnung und Abrechnung von Krankheiten benutzt wird, gibt es folgende Symptome:

Hauptsymptome:

- Depressive Stimmung (keine Trauer)
- Interessenverlust, Freudlosigkeit
- Antriebsmangel, erhöhte Ermüdbarkeit

Häufige Zusatzsymptome:

- Störungen der Konzentration, der Aufmerksamkeit und des Denkvermögens
- vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
- negative und pessimistische Zukunftsvorstellungen
- Selbstmordgedanken oder -handlungen
- Schlafstörungen
- verminderter Appetit

Der Autor von „Das erschöpfte Selbst“ selbst definiert die Depression wie folgt:

Die vitale depressive Störung ist bestimmt durch das Gefühl der Erschöpfung, der Lethargie, der Abkapselung, der Bedrückung und Gehemmtheit, die von einer Verlangsamung des Denkens, des Handelns und des Entscheidens begleitet wird.“ (S.109)

[...]

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Details

Title
Analyse von "Das erschöpfte Selbst: Depression und Gesellschaft in der Gegenwart" von Alain Ehrenberg
College
University of Dortmund  (Geisteswissenschaften)
Course
Freiheit, Gesellschaft, Gerechtigkeit
Grade
2,7
Author
Year
2013
Pages
16
Catalog Number
V295397
ISBN (eBook)
9783656931904
ISBN (Book)
9783656931911
File size
429 KB
Language
German
Keywords
Depression, Alain Ehrenberg, Das erschöpfte Selbst
Quote paper
Stephanie Kupke (Author), 2013, Analyse von "Das erschöpfte Selbst: Depression und Gesellschaft in der Gegenwart" von Alain Ehrenberg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295397

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