[...] Oft muss der Fernseher zur Unterhaltung herhalten
und viele Kinder wissen gar nicht mehr, dass es doch draußen in der Natur am
allermeisten zu entdecken gibt. Kurzum der Waldkindergarten war für mich ein
beeindruckendes Erlebnis und ich setzte mich auch weiterhin damit
auseinander.
Waldkindergärten gibt es in Deutschland noch nicht sehr lang und der Ort
Berglen im Rems-Murr-Kreis war im Jahr 1994 einer der ersten in Deutschland,
der, wie so oft aufgrund einer Eltern-Initiative, einen solchen einrichtete. Der
Rems-Murr-Kreis weist mit 9 derartigen Einrichtungen und einer integrierten
Waldgruppe eine verhältnismäßig hohe Dichte von Waldkindergärten auf, was
sich für meine Befragung in dieser Diplomarbeit als sehr nützlich erweist. Der
Kontakt mit den Erzieherinnen der Waldkindergärten kam bereits durch den
„Arbeitskreis Waldkindergärten“ zustande, der von meinen beiden Anleiterinnen
in der Fachberatung moderiert wird, und ca. alle 6 Wochen zusammenkommt.
Ich halte den Waldkindergarten für ein positives und sehr interessantes, noch
recht neues Phänomen, und möchte mit meiner Diplomarbeit die Sichtweise der
Erzieherinnen zu dessen Stärken und Schwächen kennen lernen und
analysieren.
In Kapitel 2 gehe ich zunächst auf die Geschichte des Waldkindergartens ein.
Dann werde ich, als Vorbereitung auf das eigentliche Thema, mich mit den
gesellschaftlichen Veränderungen der Kindheitsphase und den Bedürfnissen
von Kindern beschäftigen, um mich dann mit verschiedenen Thematiken,
Stärken und auch Schwächen des Konzeptes Waldkindergarten auseinander zu
setzen. In das zweite Kapitel fallen außerdem die Interpretation bereits
bestehenden Untersuchungen mit Erzieherinnen und die Beschäftigung mit
internationalen Entwicklungen. Zuletzt berichte ich über die Situation der 9
Waldkindergärten und der integrierten Waldgruppe im Rems-Murr-Kreis, meine
Untersuchungsgruppe.
In Kapitel 3 nenne ich die Hypothesen als Ausgang für die Untersuchung, die
sich aus dem theoretischen Teil entwickelt haben. Kapitel 4 und 5 beschreiben
die Entwicklung des Untersuchungsinstrumentes und die Durchführung der
Untersuchung selbst. In Kapitel 6 werden die Untersuchungsergebnisse in
Bezug auf die Hypothesen ausgewertet und interpretiert, das Kapitel 7
beschäftigt sich mit Folgerungen, sowie Anregungen für die Zukunft.
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
1. Einleitung
2. Der Waldkindergarten – ein neues Konzept der Vorschulpädagogik
2.1 Geschichte des Waldkindergartens
2.1.1 Entstehung
2.1.2 Formen des Waldkindergartens
2.2 Was bietet der Waldkindergarten?
2.2.1 Kindheit im Wandel
2.2.2 Grundbedürfnisse der Kinder
2.2.3 Was und wie fördert der Waldkindergarten?
2.2.4 Elternarbeit/ Struktur der Eltern
2.2.5 Vorbereitung auf die Grundschule
2.2.6 Bedenken gegen den Waldkindergarten
2.3 Vorhandene Untersuchungen
2.4 Internationale Entwicklungen
2.5 Entstehung und Situation der Waldkindergärten im Rems-Murr-Kreis
3. Hypothesen
4. Untersuchung
4.1 Untersuchungsgruppe und Zeitrahmen
4.2 Auswahl des Untersuchungsinstruments
4.3 Konstruktion des Untersuchungsinstruments
4.3.1 Die Konstruktion eines Fragebogens - Allgemeine Anforderungen
4.3.2 Entwickeln von Fragen und deren Reihenfolge
4.3.3 Pretest
5. Durchführung der Untersuchung
6. Auswertung und Interpretation
6.1 Allgemeine Hinweise
6.2 Ergebnisse der Befragung
6.2.1 Allgemeine Angaben
6.2.2 Bedenken und Kritik gegen Waldkindergärten
6.2.3 Feste und zusätzliche Angebote
6.2.4 Gesundheit
6.2.5 Förderung der Feinmotorik
6.2.6 Geschlechtsspezifische Merkmale
6.2.7 Soziales Verhalten
6.2.8 Bezug zu vorgefertigtem Spielzeug
6.2.9 Beziehung zur Natur
6.2.10 Sprache
6.2.11 Engagement der Eltern
6.2.12 Rückmeldungen aus der Grundschule
6.2.13 Empfindlichkeit von jüngeren Kindern
7. Folgerungen
8. Literaturverzeichnis
9. Anlagen
Stellen wir uns vor,
wir müssten einige Kilometer über eine
schnurgerade, ebene, hindernisfreie Betonbahn gehen.
Am Ende der Strecke werden wir ermattet sein.
Wie anders wird es uns bei einer Wanderung
durch den Wald ergehen!
Da sind verschlungene Pfade. Es geht über
Stock und Stein, Wurzeln, Moos, dichtes Gebüsch, Rinnsale.
Das Licht ist dämmerig.
Du musst ganz Auge, ganz Ohr sein. Ganz Nase.
Es duftet nach Waldkräutern und Waldboden.
Seltsame Geräusche von überall her. Vogelstimmen.
Am Ende des Weges sind wir erfrischt, fast neu geboren.
Was war geschehen?
Im Wald war ich mit Körper, Seele und
allen Sinnen voll beansprucht.
Überall kleine mit Hindernissen verbundene Wagnisse.
Auf der risikolosen Betonbahn forderte mich nichts heraus.
Ich hatte nichts zu bestehen.
Ich war sozusagen überflüssig.
Das ist es, was uns kaputt macht:
Die Unterschlagung unserer Fähigkeiten.
Wo kein Wagnis, da kein Gewinn,
wo kein Spiel, da kein Leben.
(Hugo Kükelhaus, 1900-1984)[1]
1. Einleitung
In meiner ersten Praxisphase bei der Fachberatung für Kindertageseinrichtungen im Kreisjugendamt Rems-Murr lernte ich durch Hospitationen in den jeweiligen Einrichtungen spezielle Konzeptionen von Kindertageseinrichtungen kennen, darunter auch den Waldkindergarten.
Ich verbrachte eine Woche im Waldkindergarten in Weinstadt und beobachtete die Kinder beim Spielen mit Stöcken, Schlamm, umgestürzten Bäumen und vielem mehr. Es erstaunte und erfreute mich, welche Fantasie die Kleinen dabei entwickelten, da ich es heutzutage gar nicht mehr für selbstverständlich halte, dass Kinder sich selbst beschäftigen können - und das auch noch völlig ohne vorgefertigtes Spielzeug. Oft muss der Fernseher zur Unterhaltung herhalten und viele Kinder wissen gar nicht mehr, dass es doch draußen in der Natur am allermeisten zu entdecken gibt. Kurzum der Waldkindergarten war für mich ein beeindruckendes Erlebnis und ich setzte mich auch weiterhin damit auseinander.
Waldkindergärten gibt es in Deutschland noch nicht sehr lang und der Ort Berglen im Rems-Murr-Kreis war im Jahr 1994 einer der ersten in Deutschland, der, wie so oft aufgrund einer Eltern-Initiative, einen solchen einrichtete. Der Rems-Murr-Kreis weist mit 9 derartigen Einrichtungen und einer integrierten Waldgruppe eine verhältnismäßig hohe Dichte von Waldkindergärten auf, was sich für meine Befragung in dieser Diplomarbeit als sehr nützlich erweist. Der Kontakt mit den Erzieherinnen der Waldkindergärten kam bereits durch den „Arbeitskreis Waldkindergärten“ zustande, der von meinen beiden Anleiterinnen in der Fachberatung moderiert wird, und ca. alle 6 Wochen zusammenkommt.
Ich halte den Waldkindergarten für ein positives und sehr interessantes, noch recht neues Phänomen, und möchte mit meiner Diplomarbeit die Sichtweise der Erzieherinnen zu dessen Stärken und Schwächen kennen lernen und analysieren.
In Kapitel 2 gehe ich zunächst auf die Geschichte des Waldkindergartens ein. Dann werde ich, als Vorbereitung auf das eigentliche Thema, mich mit den gesellschaftlichen Veränderungen der Kindheitsphase und den Bedürfnissen von Kindern beschäftigen, um mich dann mit verschiedenen Thematiken, Stärken und auch Schwächen des Konzeptes Waldkindergarten auseinander zu setzen. In das zweite Kapitel fallen außerdem die Interpretation bereits bestehenden Untersuchungen mit Erzieherinnen und die Beschäftigung mit internationalen Entwicklungen. Zuletzt berichte ich über die Situation der 9 Waldkindergärten und der integrierten Waldgruppe im Rems-Murr-Kreis, meine Untersuchungsgruppe.
In Kapitel 3 nenne ich die Hypothesen als Ausgang für die Untersuchung, die sich aus dem theoretischen Teil entwickelt haben. Kapitel 4 und 5 beschreiben die Entwicklung des Untersuchungsinstrumentes und die Durchführung der Untersuchung selbst. In Kapitel 6 werden die Untersuchungsergebnisse in Bezug auf die Hypothesen ausgewertet und interpretiert, das Kapitel 7 beschäftigt sich mit Folgerungen, sowie Anregungen für die Zukunft.
2. Der Waldkindergarten – ein neues Konzept der Vorschulpädagogik
Zum Verständnis: Während ich dieses Kapitel verfasste, entwickelte ich aus der Thematik Hypothesen, die sich auf die Waldkindergärten im Rems-Murr-Kreis beziehen, und der nachfolgenden Untersuchung zugrunde liegen. Die Thesen sind jeweils sofort im Text aufgeführt.
2.1 Die Geschichte des Waldkindergartens
In diesem Kapitel werde ich zunächst den Ursprung des Waldkindergartens und den Weg nach Deutschland beschreiben, und dann die verschiedenen Formen, die sich entwickelt haben, nennen.
2.1.1 Entstehung
Die Idee des Waldkindergartens (auf Dänisch: skovbornehave[2] ) kommt ursprünglich aus Dänemark.
Vor ca. 50 Jahren gründete Ella Flatau in Sollerod die erste Einrichtung dieser Art. Es fing es damit an, dass sie mit ihren eigenen Kindern täglich in den Wald ging, damit diese dort spielen und die Natur beobachten konnten. Einige Nachbarn wurden darauf aufmerksam und wollten, dass Frau Flatau auch ihre Kinder mitnehmen sollte, was sie auch tat. Das Interesse wuchs und so gründeten die Eltern gemeinsam eine Initiative und schließlich den ersten Waldkindergarten. Heute gibt es in Dänemark über 60 Wald- und Naturkindergärten.[3]
In der Bundesrepublik Deutschland gründete Ursula Sube 1968 in Wiesbaden den ersten privaten Waldkindergarten – allerdings ohne das Konzept aus Dänemark überhaupt zu kennen.[4]
Eigentlich war Ursula Sube Schauspielerin. Ein Nachbar bat sie seine Kinder vormittags gegen Bezahlung zu betreuen, da er keinen Kindergartenplatz mehr für sie bekommen hatte. Ein Wald lag sehr nahe und es entstand die Idee dort hinzugehen. Nach und nach stieg, wie zuvor in Dänemark, das Interesse auch bei anderen Eltern, so dass die Zahl der Kinder bis auf über 25 anstieg. Frau Sube nahm Kontakt mit dem Jugendamt auf, um den Waldkindergarten genehmigen zu lassen. Dort konnte man dem Projekt weder zustimmen noch es ablehnen, so dass er als Ausnahme hingenommen wurde. Es wurde kein weiteres Aufheben darum gemacht, da nicht gewollt war, dass der Waldkindergarten publik wurde. Daraus ist zu schließen, dass es in der BRD lange keine Nachfolger gab.
Ende der achtziger Jahre nahm eine neue Referentin im Jugendamt abermals Kontakt zu Ursula Sube auf, da sie die Verhältnisse des Waldkindergartens ein für alle Mal klären wollte. Sie kam in den Wald, um sich das Ganze persönlich anzuschauen und war begeistert von diesem Konzept. Der Waldkindergarten erhielt die Betriebserlaubnis, musste aber von da an auch bestimmte Rahmenbedingungen einhalten, z.B. dass die Betreuerinnen ein Handy für Notfälle dabeihaben und die Gruppenstärke 15 Kinder nicht übersteigt.[5]
1993 gründeten Petra Jäger und Kerstin Jebsen den Waldkindergarten in Flensburg, der erste nach den Vorbildern in Dänemark. Sie lasen in einer Zeitschrift von diesem Konzept, hospitierten in Dänemark und gründeten schließlich mit weiteren Erzieherinnen einen Verein, der als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt wurde. Dies war der Durchbruch für den Waldkindergarten in Deutschland.[6]
Ein Jahr später folgten weitere Einrichtungen in Lübeck und zeitgleich in Berglen im Rems-Murr-Kreis in Baden-Württemberg.
Die Eltern oder Erzieherinnen, die in den jeweiligen Bundesländern Vorreiter der Idee waren, mussten sich teilweise gegen Widerstände durchsetzen, denn nicht überall konnte die Behörden gleich überzeugt werden. Teilweise waren die Waldkindergärten auch zuerst nur billige Alternativen zum Regelkindergarten oder Notnagel um dem Anspruch auf einen Kindergartenplatz gerecht zu werden. Auch ist es heute noch so, dass Waldkindergärten in manchen Bundesländern, wie Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, gefördert werden und als gleichwertig zum Regelkindergarten anerkannt sind, aber in anderen Gebieten Deutschlands, z.B. Bayern und in den neuen Bundesländern, von den Behörden eher ungern gesehen, und mit zusätzlichen Auflagen, wie einem Ausweichraum, geduldet werden.
Das heißt aber noch lange nicht, dass sich Menschen, die die Idee haben einen Waldkindergarten zu gründen, sich allzu leicht davon abbringen lassen würden.[7]
Hypothese 1: Gegen einige Waldkindergärten in Deutschland wurden am Anfang Bedenken und Kritik geäußert.
Bei den Waldkindergärten im Rems-Murr-Kreis gab es aus Sicht der Walderzieherinnen am Anfang auch solche Probleme.
1996 wurde der „Bundesarbeitskreis der Naturkindergärten in Deutschland“ gegründet. Er lädt einmal im Jahr zu einem Treffen ein, leistet Öffentlichkeitsarbeit, führt Fortbildungen durch, hilft Kontakte zu knüpfen und gibt Informationen weiter.[8]
Heute gibt es laut einer Liste des Bundesverbandes der Wald- und Naturkindergärten über 300 Waldkindergärten in Deutschland. Die Liste umfasst nicht alle Waldkindergärten, sondern nur diejenigen, die im Kontakt mit dem Bundesverband stehen. Laut dieser Liste haben nicht alle Bundesländer Waldkindergärten. In den neuen Bundesländern ist dieses neue Konzept noch nicht sehr weit verbreitet, Thüringen z.B. hat nur einen Waldkindergarten.
Baden-Württemberg weist mit ca. 75 Waldkindergärten die höchste Anzahl auf.[9]
2.1.2 Formen des Waldkindergartens
Es gibt mehrere Formen von Waldkindergärten. Grundsätzlich kann man zwischen zwei Hauptformen unterscheiden.
1. Der reine Waldkindergarten
Darunter versteht man einen Waldkindergarten, in dem die Kinder jeden Tag im Wald verbringen. Diese Form entsteht oft aus Elterinitiativen. Als Notunterkunft bei schlechtem Wetter dient meist ein Bauwagen. Der reine Waldkindergarten hat meistens vormittags zwischen 4 und 6 Stunden geöffnet.[10]
2. Der integrierte Waldkindergarten
Diese Wald- oder Wandergruppen benutzen die Infrastrukturen eines Regelkindergartens mit. Sie gehen auch meistens täglich in den Wald, einzelne Kinder können aber, wenn sie wollen, spontan einen Tag im Gebäude bleiben.[11]
Der integrierte Waldkindergarten kann als einzelne Gruppe entstehen, um die der Regelkindergarten erweitert wird, z.B. aus Platzmangel oder um zusätzliche Kindergartenplätze bieten zu können.[12]
Die in Dänemark sehr verbreitete Form ist die der Kooperation zwischen einem Waldkindergarten und einer festen Einrichtung. Die ursprünglich reinen Waldkindergärten schlossen sich dort vermehrt mit Regelkindergärten zusammen, was für beide Vorteile bringt. So können einerseits Kinder aus der festen Einrichtung mit in den Wald gehen, andererseits kann aber auch der Waldkindergarten die Infrastruktur der Kooperationseinrichtung nutzen. Außerdem ist es möglich, dass die Waldkinder eine zusätzliche Betreuung für den Nachmittag im Gebäude erhalten, was vielen Eltern sehr entgegen kommt.[13] Natürlich ist hier die Versuchung groß bei schlechtem Wetter einfach im Haus zu bleiben.
Zusätzlich gibt es noch andere Formen und Mischformen von Kinderbetreuung im Wald:
Einige Kindergärtem bieten Waldtage oder zeitlich befristete Projekte im Wald an.[14] Man kann dies als einen guten Ansatz für Naturerfahrung sehen. Der Waldtag kann von Zeit zu Zeit oder regelmäßig jede Woche stattfinden und bietet sich als Gelegenheit für die Kinder, die Natur zu erforschen. Projekte beschränken sich ebenfalls auf einen gewissen Zeitraum, z.B. mehrere Wochen, in denen die Erzieherinnen täglich mit den Kindern in den Wald gehen, und nach diesem Zeitraum wieder in die feste Einrichtung. Dort wird das Erlebte reflektiert.
Außerdem gibt es auch Strandkindergärten, die vereinzelt dort gegründet wurden, wo es keinen Wald gibt, und wenige Farmkindergärten, z.B. in Bremen, die viel mit Tieren arbeiten und deren Konzept sich an das des Waldkindergartens anlehnt.[15]
Der Begriff „Naturkindergärten“ konnte mit Hilfe der verwendeten Literatur nicht klar definiert werden. Einmal wird der Begriff gleichwertig zum Waldkindergarten verwendet. So in Bickel 2001 auf Seite 16. In einem Artikel von Roland Gorges in der Zeitschrift „Unsere Jugend“ heißt es: „Anstatt „Waldkindergarten“ findet sich auch häufig die Bezeichnung „Naturkindergarten“, insbesondere dort, wo kein Wald vorhanden ist, die Kinder sich aber dennoch in der freien Natur, z.B. am Strand, aufhalten.“[16] Hier ist das Wort als Überbegriff für alle Kindergärten, die sich vollständig in der Natur aufhalten, verwendet.
Im Gegensatz dazu, werden Naturkindergärten in einem Buch von Schede als eigenes Modell gesehen. Der Leitgedanke der Naturkindergärten sei dem des Waldkindergartens gegensätzlich, da der Naturkindergarten nicht in die Natur hinausgehen möchte, sondern sich die Natur in den Kindergarten holen will. Dies geschieht durch ökologische Gestaltung des Außengeländes, durch anlegen von Biotopen oder Tierhaltung. Sie stammen aus einer Zeit vor der großen Waldbewegung: aus der Ökologiebewegung der Siebziger Jahre. Auch heißt es in diesem Werk, dass sich manche Waldkindergärten auch Naturkindergärten nennen, und daher eine Unterscheidung anhand der Bezeichnung nicht immer möglich ist.[17]
Laut einer Befragung in Bickel 2001 sind 73,6% der Waldkindergärten in Deutschland reine Waldkindergärten, 15,1% Kindergärten mit fester Waldgruppe, also integrierte Waldkindergärten, und 11,3% Sonstige, also Mischformen.[18]
2.2 Was bietet der Waldkindergarten?
Um die Bedeutung des Waldkindergartens richtig beurteilen zu können, bedarf es zuerst der Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Veränderungen, die sich auf die heutige Kindheit auswirken, sowie mit den Grundbedürfnissen der Kinder. Anschließend folgt die Beschäftigung mit einzelnen Themenbereichen, Stärken, aber auch Schwächen des Waldkindergartens.
2.2.1 Kindheit im Wandel
Um das Konzept des Waldkindergartens besser zu verstehen, ist es notwendig einen Blick auf die veränderte Kindheit zu werfen. Der Waldkindergarten entstand ja als Reaktion auf heutige Lebensbedingungen von Kindern und deren Folgen.
Natürlich kann man diese Aufführungen nicht allgemein auf alle Kinder beziehen, sie beschreiben nur tendenzielle Entwicklungen unserer Gesellschaft.
Die heutige Kindheit hat sich im Gegensatz zu früher sehr verändert.
Auf der einen Seite hat sich die Situation in materieller Hinsicht und in Bezug auf die Lebensqualität stark verbessert. Kindheit ist heute relativ auf eine bestimmte Lebensspanne festgelegt. Kindern wird eine Art Schonraum zugestanden. Auf der anderen Seite bewirkt dieser Schutz, dass Kindern immer mehr Freiheiten genommen werden.[19] Sie werden stärker überwacht, ihre Freizeit oft genau geplant und durchstrukturiert. Der Lebensraum der Kinder wurde dadurch stark eingeengt. Die Verkehrsdichte nahm zu, für Kinder gibt es weniger Platz auf der Straße.
Begriffe wie „Medienkindheit“, „verinselte Kindheit“ und „Konsumkindheit“ beschreiben die Probleme.[20]
Die Familie, wie sie früher war – Vater, Mutter, Kind(er) und Großeltern unter einem Dach– hat sich stark verändert. Heute leben viele Kinder mit nur einem Elternteil oder mit getrennten Eltern zusammen oder in Patchwork-Familien. Die Großeltern wohnen in den seltensten Fällen im selben Haus. Die Beziehung der Eltern ist nicht mehr sicher und verlässlich. Bezugspersonen können ständig wechseln. Auch in der Erziehung bestehen Unsicherheiten. Eltern stehen sehr unter Druck ihre Kinder richtig zu erziehen, gleichzeitig besteht eine Vielfalt an Erziehungsansätzen, die verwirrend sein kann. Diese Unbeständigkeit, das Gefühl, dass nichts verlässlich ist, verunsichert wiederum auch die Kinder. Pluralisierung und Individualisierung eröffnen Möglichkeiten, führen aber meistens auch zu Verunsicherung.
Kinder bekommen keine einheitlichen Werte mehr vermittelt. Sie suchen nach Orientierung und nach Halt.[21]
Insgesamt ist eine Vereinzelung von Kindern festzustellen[22], weil die Kinderzahlen zurückgehen. Viele Kinder haben keine Geschwister und auch kaum die Möglichkeit Kontakt zu Kindern in der Nachbarschaft aufzunehmen. Früher spielten die Kinder auf der Straße in großen Gruppen, bei denen Kleine und Große dabei waren. Heute verabreden sich Kinder oft nur noch zu zweit. Kinder haben weniger Gelegenheiten sich mit anderen Kindern auseinander zu setzen und zu lernen, selbstständig Konflikte zu lösen.
Von Erwachsenen wird dies durch vorschnelles Eingreifen oft verhindert.[23]
Kindliche Lebensräume, also die Orte, an denen Kinder sich aufhalten, sind weniger geworden und sind weiter voneinander entfernt, da die Kinder von öffentlichen Plätzen verdrängt werden. Diese Entwicklung nennt man Verinselung.[24] Durch die hohe Verkehrsdichte, fällt der Straßenraum als Spielfläche weg. Kinder bekommen bestimmte Orte zugewiesen. So werden sie von einem Ort zum nächsten gebracht – meistens wieder mit dem Auto. Solche zugewiesenen Orte sind z.B. zu Hause, der Kindergarten/die Schule, die Sportverein, die Musikschule, der Freund/die Freundin im nächsten Ort usw. Dort steht das Kind ständig unter Beobachtung und kann kaum selbst bestimmen, was es tun möchte.
Lernprozesse, die durch selbstbestimmtes Erkunden der Umgebung zustande kämen, fehlen vielen Kindern heute.[25]
Durch die vielen verschiedenen festen Aktivitäten, fehlt oft die Zeit zur eigenen Freizeitgestaltung. Viele Kinder erleben ihren Tag wie ein Zusammensetzen aus vielen Terminen, die in verschiedenen Welten stattfinden.[26]
Das Leben von Kindern wurde hauptsächlich nach Innen verlegt. Begegnungen mit der Natur kommen viel zu kurz, dadurch verlieren Menschen den Bezug zu ihr. Und wenn man keinen Bezug zu etwas hat, lässt man zu, dass es zerstört wird – oder zerstört es sogar selbst.[27] Die Begegnung mit Dreck, Regen, kalter Luft wird vermieden. Diese Vermeidungshaltung wird den Kindern schon von klein auf anerzogen.[28]
Durch unsere hoch-technologisierte Welt stehen Kinder ständig unter dem Einfluss von elektronischen Medien. Es entsteht eine Reizüberflutung. Sinnlich erfassen die Kinder fast nur noch einseitig mit Augen und Ohren und durch Sekundärerfahrungen statt selbst anzufassen und alle Sinne zu betätigen. Die Inhalte, mit denen Kinder z.B. durch das Fernsehen täglich überschüttet werden, sind zu einem großen Teil nicht ihrem Entwicklungsstand entsprechend[29] und verwirren. Ein weiterer Nebeneffekt sind Kinder, die durch zu wenig Bewegung übergewichtig und träge werden. Solche Kinder können ihren Körper nicht richtig beherrschen und einschätzen und sind eher durch Unfälle gefährdet.
In unserer Gesellschaft wird Kommunikation im alltäglichen Leben weniger. Durch die Rationalisierung [30] trifft das Kind in seiner Umwelt immer weniger Menschen an, stattdessen Maschinen, die nicht mit ihm sprechen. Seine Erkundungsversuche erschweren sich noch zusätzlich. Sinnzusammenhänge sind nicht mehr so leicht zu erkennen, wenn sie im Inneren einer High-Tech-Maschine verborgen sind.[31]
Unsere konsumorientierte Gesellschaft fördert die „Wegwerfmentalität“[32] . Wenn ein Teil kaputtgeht, wird es nicht repariert, sondern einfach ein neues gekauft. Das Kind hat kaum Gelegenheit sich länger mit etwas zu beschäftigen und auszuprobieren.
Oft werden Kinder, die nach emotionaler Aufmerksamkeit hungern mit, materiellen Dingen wie Süßigkeiten, Geld und Fernsehen abgespeist.[33]
Früher wurden Kinder zur Existenzsicherung und als Altersvorsorge in die Welt gesetzt. Heute ist dies nicht mehr nötig. Kinder bekommt man heute aus emotionalen Gründen. D.h. Kindheit ist heute privatisiert [34], sich um Kinder zu kümmern wird daher auch eher als private, denn als gesellschaftliche Aufgabe gesehen. Der Nutzen des Kindes besteht für die Mutter darin, eine Aufgabe zu haben, und damit eine Identität, eine Rolle innezuhaben.
Unsere ungesunde Umwelt, hierzu gehören die Luftverschmutzung, Lärm und Reizüberflutung, verursachen körperlichen und psychischen Stress, und beeinträchtigen die Gesundheit der Kinder. Ein Zeichen der Zeit ist die ansteigende Zahl der Allergien schon im Kindesalter.[35] Dazu kommt Leistungsdruck.
Einige der heutigen Krankheiten muss man wohl „als Anpassungsstörungen auf überfordernde Lebensbedingungen deuten“[36].
Viele Eltern haben panische Angst davor, ihr Kind könnte Opfer eines Gewaltverbrechens werden. In den Medien lesen und hören sie ständig darüber. Tatsächlich gibt es diese Gefahr. Aber es kann nicht richtig sein, dass Kinder überbehütet werden, um sie zu schützen. Die Mehrzahl der Gewaltanwendungen findet außerdem im engeren Familien- oder Bekanntenkreis statt.[37]
Hierzu gibt es eine sehr passende und satirische Darstellung in einer Folge der Zeichentrickserie „South Park“: Die Eltern von South Park sehen im Fernsehen, dass ein Gewaltverbrecher kleine Kinder umbringt und behalten deshalb alle ihre Kinder zu Hause, um sie zu schützen. Daraufhin sendet das Fernsehen die Meldung, dass die meisten Gewaltverbrechen im eigenen Zuhause geschehen. Die Eltern kommen zu dem Schluss, dass sie ihre Kinder zu deren Schutz wegschicken müssen, da sie durch sie selbst gefährdet sind. Die Kinder werden als Gruppe und unter Tränen („Es ist das Beste für euch!“) weggeschickt und schließen sich einer Gruppe kriegerischer Mongolen an, werden von diesen aufgezogen und greifen schließlich ihre eigene Heimatstadt an. Da erst merken die Eltern, was sie getan haben und wollen ihre Kinder zurück. Hier wird in überspitzter Weise auch der große Einfluss des Fernsehens auf die Gesellschaft dargestellt.
2.2.2 Grundbedürfnisse der Kinder
Wenn ein Kind auf die Welt kommt, ist es zunächst einmal vollständig auf andere Menschen, in der Regel seine Eltern, angewiesen und von ihnen abhängig. Es kann nicht überleben, ohne dass ihm jemand zu essen/zu trinken gibt und ihm Liebe und Wärme schenkt. In der Tat sind dies zunächst einmal die Grundbedürfnisse des Kindes, wenn es aber mit dem Älterwerden immer mehr in der Lage ist, seine Umwelt selbst zu erkunden und dabei selbstständiger wird, erweitert sich der Aktionsradius und die Bedürfnisse.
Die wichtigsten Aspekte sind dabei:
- Bewegung
- soziale Bindungen/Gemeinschaft, und somit Geborgenheit und Sicherheit, und auch Anerkennung
- Entdecken, Abenteuerlust, Spannung, die Welt begreifen lernen
- Stille/ friedlich für sich alleine sein
- Spielen
- Erziehung
- Ganzheitliche Bildung/Lernen
- schöpferische Gestaltung, d.h. selbst Urheber sein
- Natur zu erleben und mit ihr verbunden zu sein
- und im Zusammenhang mit all dem: das Bedürfnis nach Raum und Zeit, um im eigenen Rhythmus zu erfahren und zu erleben.
In der Literatur zum Waldkindergarten wird Bewegung oft als sehr zentrales Bedürfnis der Kinder genannt. Sie ist Voraussetzung für die Entwicklung vieler Fähigkeiten. Wie wir im vorigen Kapitel sehen konnten, bleibt Kindern in der heutigen Gesellschaft kaum noch Platz, um sich zu bewegen.
Eltern konzentrieren sich heute eher auf die Förderung der Intelligenz ihrer Sprösslinge und vergessen dabei, dass die Entwicklung des Intellektes auch mit der Motorik zusammenhängt. Kinder erfahren die Welt nicht einfach über Denkvorgänge – sie müssen sie im wahrsten Sinne des Wortes be“greifen“.[38] Alle Sinne werden dabei beansprucht: Fühlen, Riechen, Schmecken nicht nur Hören und Sehen wie am Fernseher oder Computer. Am Bildschirm bekommen die Kinder nur Sekundärerlebnisse, es fehlt ihnen die direkte Auseinandersetzung.
Laut Piaget liegt in der Bewegung auch die „Sprachwurzel“ und die Basis für das formale Denken.[39]
Zum Teil ist unsere Intelligenz bereits in den Genen festgelegt, der Rest entwickelt sich aber noch v.a. in der Zeit von der Geburt bis ins Schulalter. Dabei beeinflusst unsere Umgebung diesen Vorgang, d.h., je nachdem, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, entwickelt sich das Gehirn so, dass wir gut mit der Umwelt zurechtkommen, in die wir hinein geboren werden.[40] Allen Kindern ist ein natürlicher Bewegungsdrang angeboren, aber durch mangelnde Anreize aus der Umwelt kann dieser verkümmern.
Natürlich ist ausreichende Bewegung auch Voraussetzung für eine gesunde körperliche Entwicklung. Die Organe werden genügend ausgebildet und leistungsfähig, v. a. ist dies wichtig für das Herz, aber auch Kreislauf und Atmung werden gestärkt.[41] Außerdem werden der Gleichgewichtssinn gefördert und die Muskeln gestärkt, sowie Haltungsschwäche und Übergewicht, die heute weit verbreitet sind, vorgebeugt.[42]
Kinder, die sich in ihrem Körper wohl fühlen, weil sie Gelegenheit hatten, ihn auszutesten und seine Grenzen kennen zu lernen, entwickeln ein gesundes Selbstvertrauen und –bewusstsein. Da sie sich ihrer selbst sicher fühlen, gehen sie offen und positiv eingestellt in die Welt. Das erleichtert die Kommunikation, v. a. mit Gleichaltrigen, sehr.
„Im Vorschulalter vollzieht sich die Kommunikation zwischen Kindern im wesentlichen über Bewegungshandlungen.“[43] Das heißt aber wiederum auch, dass Kinder, die ihren Körper nicht altersgemäß kontrollieren können, schnell zu Außenseitern werden.
In der Bewegung drückt das Kind auch Empfindungen und Gefühle aus. Während es spielt - und hier ist die Bewegung schon inbegriffen - setzt es sich mit Dingen auseinander, die es belasten oder auch erfreuen.[44] Ohne Bewegung wird dem Kind ein wichtiges Instrument der Verarbeitung genommen. Es muss sich anders Luft verschaffen, was negative Auswirkungen haben kann z.B. aggressive Verhaltensweisen.
Jedes Kind hat das Bedürfnis nach sozialen Bindungen und Gemeinschaft.
Schon Friedrich II. musste feststellen, dass Kinder ohne Liebe und Zuwendung nicht überleben, als er herausfinden wollte, ob Kinder eine eigene Sprache sprechen, wenn niemals mit ihnen gesprochen wird, und dabei den die Kinder betreuenden Ammen untersagte, diesen mehr als die nötige Pflege und Fütterung entgegenzubringen.
Von einer guten Mutter erfährt das Kind am Anfang bedingungslose Liebe, das Gefühl, als Person gewollt zu sein, allein durch seine Existenz.
Das Kind entwickelt dadurch ein gewisses Urvertrauen. Mit der Sicherheit, zu Hause immer wieder Geborgenheit zu finden, entdeckt das Kind langsam seine Umwelt.[45] Mit der Zeit wird das Kind auch nach seinem Verhalten beurteilt, trotzdem sollte es weiterhin das Gefühl haben, unabhängig von diesem, geliebt zu werden. Es lernt durch Belohnung und Bestrafung, welches Verhalten erwünscht ist und welches nicht. V. a. außerhalb der Familie wirkt sich erwünschtes oder nicht erwünschtes Verhalten darauf aus, ob das Kind von Anderen akzeptiert wird oder nicht. Daher muss es in der Auseinandersetzung mit Anderen lernen, mit diesen richtig umzugehen und Konflikte zu lösen. Die Anerkennung durch Andere bei erwünschtem Verhalten verschafft ihm Erfolgserlebnisse. Geborgenheit und Sicherheit zu erfahren, zu wissen, wo es hingehört, ist für das Kind sehr wichtig. Regeln und Grenzen, die es immer wieder austestet und die gleichzeitig verlässlich, aber auch veränderbar sein sollen, geben ihm Sicherheit, da es dann weiß, wie es sich verhalten soll, um angenommen zu werden.
Kinder wollen ständig entdecken, neue Erfahrungen sammeln, Abenteuer erleben. Die Welt ist riesengroß und spannend. Es gibt so viel Neues jeden Tag zu sehen und zu begreifen. Das Kind ist dabei immer Akteur, handelt selbst und lernt sich dabei selbst kennen.
Heute bleiben Kindern kaum noch Möglichkeiten, echte Abenteuer selbst zu erfinden und selbst zu erleben. Sie werden oft in Grenzen verwiesen, und verbringen zu viel Zeit in Gebäuden und vor dem Fernseher.[46] Zu begreifen wie die Welt funktioniert wird für Kinder immer schwerer. Vieles, was einst von Menschen getan wurde, erledigen jetzt Maschinen. Herstellungshandlungen werden den Blicken der Kinder entzogen. Die Verbundenheit des Menschen mit der Natur bleibt vielen Kindern, da sie z.B. in der Großstadt leben, völlig verborgen.[47]
Neben all der Gemeinschaftserfahrungen und der vielen Abenteuer brauchen Kinder von Zeit zu Zeit auch einen Ort, wo sie friedlich für sich selbst sein und die Stille genießen können. Stundenlang kann man Kinder heimlich dabei beobachten, wie sie in sich selbst versunken dasitzen, und sich mit etwas beschäftigen oder sich in ihrer eigenen Fantasiewelt befinden. Dieses Für-Sich-Sein fördert die Reflexionsfähigkeit[48], das Kind wird unabhängig von Anderen, kann sich selbst beschäftigen. Kinder finden heute kaum noch Orte, an denen sie für sich selbst sein können, geschweige denn Ruhe. Die Welt ist zu hektisch, stressig und laut. In der Natur könnten sie Stille finden.
Jedes Kind möchte spielen. Hier kann es ausprobieren, Situationen nachstellen und verarbeiten, neue Rollen annehmen usw.
Im Spiel zeigen sich Modelle, die einen wichtigen Einfluss auf die Sozialisation haben.[49] Kinder lernen zu vertrauen, Verhalten Anderer richtig zu deuten, Verantwortung zu tragen und zu teilen. Spielen mit Anderen vermittelt ein Zugehörigkeitsgefühl, auch durch den Körperkontakt. Ferner müssen Kinder lernen sich beherrschen zu können, um Andere nicht zu verletzen.[50] Kinder lernen im Kindergartenalter noch sehr spielerisch. In der richtigen Form macht ihnen das Lernen also keine Mühe, sondern Spaß.
Wer verspielt ist, und es auch als Erwachsener teilweise bleibt, ist auch kreativ, entwickelt ständig neue Ideen und probiert sie dann aus.[51] Das Spiel ist außerdem eine Kompensationsmöglichkeit für Kinder, die doch in der realen Welt ständig an ihre Grenzen kommen, weil sie eingeschränkt werden, Dinge lernen müssen, die von Erwachsenen vorgeschrieben sind. Im Spiel finden sie einen Ausgleich zu diesen Frustrationen und bekommen wieder neue Kraft, auch die reale Welt zu verändern.[52]
„Jeder junge Mensch hat das Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.“ (§1 KJHG).
Den Begriff Erziehung zu definieren gestaltet sich als sehr schwierig, da jeder wohl etwas Anderes darunter versteht. Die vorherrschende Meinung in der Sozialpädagogik ist aber, dass Erziehung partnerschaftlich und unterstützend sein sollte. Das Kind soll weder zu sehr behütet oder zu oft bestraft werden noch keinerlei Grenzen erleben.
Wie schon bemerkt, lernen Kinder gerne. Sie haben einen natürlichen Wissensdurst, der sie alles erforschen lässt. Ganzheitliche Bildung ist also auch eines ihrer Bedürfnisse. Kinder lernen durch Beobachten, Ausprobieren und Erleben. Am besten prägen sich eigene Erlebnisse ein, die mit allen Sinnen erlebt wurden, also Primärerlebnisse. Kinder suchen sich automatisch diejenigen Reize aus ihrer Umwelt aus, die ihnen am meisten zusagen, so bilden sich besondere Stärken in bestimmten Bereichen heraus. „Daher sollten Eltern nicht nur abwechslungsreiche Bewegungsmöglichkeiten bewusst in die alltägliche Lebenswelt ihrer Kinder integrieren, sondern ihnen auch Anreize verschaffen, welche die Aktivität und die Phantasie der Kinder anregen.“[53] Zur Bildung gehört auch das soziale Lernen, das Wissen wie man sich seinen Mitmenschen gegenüber verhalten soll.
Der Mensch möchte von Natur aus schöpferisch tätig sein. Er zieht daraus Sinn für sein Leben, da er es bewusst gestalten oder verändern kann und es nicht nur an ihm vorüberzieht. Auch kann er Urheber von etwas ganz Eigenem sein. Das stärkt das Selbstbewusstsein.[54] Kinder bauen gerne ihre eigene Welt aus Legosteinen, Kreationen aus Bastelmaterial oder im Wald aus Naturmaterialien. Ständig werden neue Dinge hergestellt und dann voller Stolz präsentiert. Hier zeigt sich auch wieder das Bedürfnis nach Anerkennung. Aber die Kinder können auch ohne Bestätigung von außen Freude an ihren Kreationen haben.
Heute wird das Kind statt als Hersteller als Benutzer eingestuft, indem ihm bereits fertiges Spielzeug vorgesetzt wird. Es fehlt ein bedeutender Zwischenschritt, der oft wichtiger ist als das eigentliche Benutzen des Hergestellten. Frustriert darüber werden Kinder leicht zu Zerstörern und machen den Vorgang damit rückgängig.[55]
Auch wenn dieses Bedürfnis vielen Erwachsenen nicht bewusst ist, brauchen Kinder nach Meinung vieler Fachpersonen Naturerfahrungen.
Die Natur bietet unglaublich viele Erlebnis- und Spielwelten. Kinder erfahren durch selbstständige Beobachtung Zusammenhänge und Ursprünge des Lebens und ziehen ihre eigenen Schlüsse. Sie erleben Veränderung, Wachstum, Vergänglichkeit, Jahreszeiten und Elemente vor ihren eigenen Augen und spürbar auch mit allen anderen Sinnen.[56] Ein grundlegendes Bedürfnis ist der Kontakt mit den 4 Elementen Erde, Wasser, Feuer und Luft und dann auch mit Pflanzen, die von Kindern sehr gerne ins Spiel miteinbezogen werden. Sie bleiben immer spannend, da sie sich verändern und vielfältige Gestalt annehmen.[57] Auch zu Tieren fühlen Kinder eine Verbundenheit, denn diese sind ihnen selbst in ihren frühen Entwicklungsphasen sehr ähnlich.[58] Kinder lernen im Kontakt mit Lebewesen, vorsichtig zu sein, nicht zu verletzen und Verantwortung zu übernehmen.
Und schließlich brauchen Kinder genügend Raum und Zeit, um im eigenen Rhythmus zu erfahren und zu erleben und sich zu entfalten. Jedes Kind ist anders und ist zu einer anderen Zeit bereit, gewisse Dinge anzunehmen. Gerade an Raum fehlt es in unserer heutigen Gesellschaft und Umgebung der Kinder ganz besonders. Grenzen sind, wie oben beschrieben, wichtig, um Sicherheit zu erfahren, aber zu viele Grenzen schränken nur ein und machen auf Dauer unselbstständig und fantasielos.
2.2.3 Was und wie fördert der Waldkindergarten?
Die in diesem Kapitel beschriebenen Meinungen stammen aus von Experten verfasster Literatur und Zeitschriftenartikeln, sowie aus von Erzieherinnen verfassten Konzeptionen der Waldkindergärten im Rems-Murr-Kreis.
Der Waldkindergarten greift das allgemein in Kindergärten gültige Prinzip der ganzheitlichen Erziehung und Bildung im Besonderen auf. Zur ganzheitlichen Erziehung gehören alle in diesem Kapitel beschrieben Aspekte. Im Wald, so wird immer wieder betont, haben Kinder eine unglaubliche Fülle von Reizen um sich, ein vielfältiges Angebot an Material und Raum, das sie beinahe unbegrenzt nutzen können. Das Kind hat Freude am spielerischen Lernen, was Voraussetzung für eine wirksame Erziehung und Bildung ist.
Ganzheitlich bedeutet mit allen Sinnen wahrnehmen, mit dem gesamten Körper und Geist dabei sein und sich mit der Umwelt auseinandersetzen.[59] Durch die ständig neuen Entdeckungen werden die Kinder zum Fragen animiert, sie werden neugierig. So kommt der Wissensdurst von ganz alleine. Auch ist es den Kindern viel eher möglich, selbst zu entscheiden, mit welchen Dingen/welchem Spiel sie sich beschäftigen wollen.
Durch die wenig vorhandenen äußeren Grenzen lassen sich innere Grenzen besser wahrnehmen.[60] Im Waldkindergarten nehmen Angebote durch die Erzieherin, wie z.B. Lieder, Reigen, Fingerspiele, Basteln mit Naturmaterialien, Geschichten nachspielen und Märchen aus dem Wald erzählen, ebenso einen wichtigen Platz ein wie das freie Spiel.[61] In manchen Waldkindergärten wird von Zeit zu Zeit auch das Malen mit Farben wie im Regelkindergarten ermöglicht, so z.B. im Waldkindergarten Fellbach, um den Entwicklungsstand der Kinder beobachten zu können und den Kindern ein weiteres Ausdrucksmittel zu geben.[62]
Hypothese 2: Nach Meinung der Walderzieherinnen nehmen Angebote mit Naturmaterialien und –themen einen ebenso wichtigen Platz im Waldkindergartenalltag ein wie das freie Spiel, d.h. sie werden regelmäßig, mindestens einmal pro Woche, durchgeführt.
Zusätzliche Angebote mit Materialien, die nicht aus der Natur stammen, wie z.B. Malen mit Farben, bieten nicht alle Waldkindergärten im Rems-Murr-Kreis an, und werden somit nicht von allen Erzieherinnen für wichtig gehalten.
Nun werde ich noch einmal genauer auf den Aspekt der Sinnesschulung eingehen.
Erst durch das Ansprechen aller Sinne durch die Umwelt, werden im Gehirn wichtige Funktionen ausgebildet. So kann sich das Kind körperlich, geistig und seelisch vollständig und ganzheitlich entwickeln. Heute sind Kinder oft der Reizüberflutung und Begrenzung auf optische und akustische Wahrnehmung durch zuviel Fernsehen, Computer usw. ausgesetzt. Andere Sinne werden nicht genügend angesprochen und ausgebildet. So kann es zu Koordinationsstörungen kommen.[63]
In der Natur dagegen werden ständig alle Sinne angesprochen. Verschiedene Oberflächen fühlen sich unterschiedlich an, Wärme und Kälte kann man deutlich spüren, das Laub raschelt unter den Füßen, manchmal muss man sehr genau hinhören, Holz riecht modrig oder frisch, Pflanzen, Tiere und Gegenstände müssen genauestens betrachtet werden und verändern sich ständig, der Wald ist nass oder trocken usw.[64] Farben in der Natur sind besser als jeder Farbkasten und der Blick endet nicht an der Zimmerwand, sondern schweift in die Ferne.[65] Leider kann es den Kindern wegen der Gefahr des Fuchsbandwurms nicht erlaubt werden, Früchte, Pilze usw. einfach zu probieren. Manche Erzieherinnen sammeln jedoch gemeinsam mit Kindern Beeren. Diese werden gründlich gewaschen und zu Kompott verarbeitet.[66] Gibt es eine Feuerstelle, kann dort z.B. Stockbrot gebacken werden.[67] Es wird auch darauf geachtet, dass die Kinder ein gesundes Vesper mitbekommen und dazu gibt es Tee.
Im Wald können einzelne Vorgänge aufgenommen werden, ohne dass eine Vielzahl von Bildern auf die Kinder einstürzt.[68] Die Sinneseindrücke im Wald müssen nicht konstruiert werden, sie sind natürlich vorhanden. Das Kind erlebt sich als Teil des Ganzen, fühlt sich miteinbezogen und somit geborgen.[69]
Trotz des großen Angebots an Reizen gibt es keine Reizüberflutung im Wald, das Kind kann sich auf eine Sache konzentrieren. Es gibt nicht mehr viele Orte, an denen Stille erfahren werden kann. Für manche Menschen ist sie so ungewöhnlich, dass sie es kaum ertragen. Der Wald ist einer dieser Orte, wo das Kind zur Ruhe kommen, und dann genau hinhören kann - nach innen und nach außen. Es gibt die Möglichkeit sich zurückzuziehen, für sich alleine zu sein. Diese Stille ist angenehm.
Sie fördert das differenzierte Wahrnehmungsvermögen, die Stabilität des Kindes, indem es innere Ruhe findet, und die Konzentrationsfähigkeit.[70] Zuviel Lärm verursacht Stress, wie Kinder und Erzieherinnen in vielen Regelkindergärten mit zu kleinen Räumen feststellen müssen. Im Wald kann sich der Lärm, den die Kinderschar selbst verursacht, verteilen und prallt nicht an den Wänden ab, wie in geschlossenen Räumen.[71] Gemeinsame Stille-Erfahrungen können Geborgenheit und Vertrauen in der Gruppe auslösen.[72]
In wirklich allen zugrunde liegenden Schriftstücken wird die Bewegungsfreiheit im Wald als ganz besonderer Vorzug erwähnt. Ganz klar hat der Waldkindergarten in diesem Bereich einen großen Vorteil gegenüber dem Regelkindergarten im Gebäude. Der Wald hat keine Wände, die Kinder können unbegrenzt toben, springen, laufen, klettern und auf Baumstämmen balancieren.
Die Grobmotorik und der Gleichgewichtssinn werden durch verschiedene Bodenbeschaffenheiten, wie z.B. weicher Waldboden, Sand, Steine, herumliegende Äste, Baumstämme, Abhänge und Aufstiege gefördert. Außerdem wird auch die Muskulatur gestärkt.[73] Durch die tägliche Bewegung wird auch Haltungsschäden, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Schwächen vorgebeugt, die bei Kindern heute weit verbreitet sind und zu einer steigenden Zahl von Unfällen führen, weil der Körper des Kindes den Anforderungen nicht gewachsen ist.[74]
Die Kinder im Waldkindergarten können erstaunlich gut klettern, sie wissen dabei sehr genau, wie weit sie gehen können, wie ich schon selbst bei meiner Hospitation im Waldkindergarten Weinstadt feststellen konnte.
Den eigenen Körper auszutesten fördert das Selbstbewusstsein. Die Kinder fühlen sich sicher, trauen sich mehr zu als Kinder, die nie die Möglichkeit dazu hatten. Sie können auch später besser mit belastenden Situationen umgehen.[75]
Der Aufenthalt an der frischen Luft härtet außerdem gegen Allergien und viele andere Krankheiten, z.B. Erkältungen, ab. In Dänemark wird für kränkelnde Kinder sogar der Waldkindergarten empfohlen.[76] Und selbst wenn ein Kind erkältet ist, ist die Infektionsgefahr für andere Kinder recht gering.[77]
Hypothese 3: Aus Sicht der Walderzieherinnen sind Kinder im Waldkindergarten sehr gesund, d.h. sie haben z.B. selten Erkältungen und Allergien, und sind nicht übergewichtig.
Die Auswirkung von ausreichender Bewegung auf die Ausbildung der Intelligenz, sowie auf weitere Bereiche der kindlichen Entwicklung wurde schon im vorigen Kapitel beschrieben.
Nach Meinung vieler Erzieherinnen in Waldkindergärten bewirkt die Bewegungsfreiheit auch eine emotionale Ausgeglichenheit, es treten weniger Verhaltensauffälligkeiten wie Hyperaktivität oder Aggressionen auf.[78]
Dass die Grobmotorik im Waldkindergarten ausgiebig gefördert wird, ist keine Frage. Manche zweifeln jedoch, ob hier die Feinmotorik nicht zu kurz kommt. Sicherlich gibt es im Wald weniger Möglichkeiten die altbewährten Methoden wie im Regelkindergarten einzusetzen. Feinmotorik wird hier aber wie von selbst durch spielerische Aktivitäten, wie z.B. das Bauen mit verschiedenen ungleichen und auch sehr kleinen Naturmaterialien, geübt. Hier ist es sogar eine noch größere Herausforderung als mit gleichen vorgefertigten Teilen etwas zusammenzusetzen.[79] Das unzählige und vielfältige Material im Wald lädt zum Verarbeiten, Verändern und Benutzen geradezu ein.
Der Umgang mit kleinsten Tieren, z.B. Insekten, erfordert Geschick und vorsichtiges zartes Berühren, um diesen nicht zu schaden.[80] Haben Kinder einen Nachholbedarf in diesem Bereich muss zusätzlich noch gezielt gefördert werden.[81]
Hypothese 4: Die Walderzieherinnen finden, dass bei Kindern im Waldkindergarten auch die feinmotorischen Fähigkeiten gut ausgeprägt sind, d.h. die Kinder können alle feinmotorischen Bewegungen, die für ihr Alter angemessen sind, ausführen.
Die Sozialerziehung , eine der wichtigsten Aufgaben des Kindergartens, soll auch im Waldkindergarten nicht zu kurz kommen.
Kinder müssen lernen, sich mit Anderen auseinanderzusetzen, auf Andere einzugehen und Geduld zu haben, aber auch ihre eigenen Interessen angemessen zu vertreten. Konflikte müssen gelöst werden, das Kind lernt sich selbst einzuschätzen und Verantwortung für sich und Andere zu tragen.[82]
Durch die Erfahrung der eigenen körperlichen Grenzen erlernen die Kinder das Verständnis für Schwächere und helfen sich gegenseitig.[83] An Material ist immer genug für Alle da. Man muss sich nicht darum streiten, Neid wird vermieden.[84] Besitztümer sind im Wald nicht so wichtig. Herrscht das richtige Klima in einer Gruppe kann das Kind hier Geborgenheit und Sicherheit, aber auch Anerkennung finden.
Die Gruppen im Waldkindergarten nehmen höchstens 20 Kinder auf, und sind damit kleiner als Gruppen im Regelkindergarten. Außerdem können sich die zwei Erzieherinnen die komplette Zeit auf die Kinder konzentrieren, da sie keine organisatorischen Dinge im Büro nebenher erledigen müssen. Dadurch haben sie mehr Zeit für jedes einzelne Kind und für individuelle Gespräche.[85] Die Erzieherinnen bieten den strukturellen Rahmen, auch durch wiederkehrende Rituale, und eine kontinuierliche Bezugsperson für die Kinder. Dies vermittelt Sicherheit.[86] Sie ziehen sich jedoch beobachtend zurück, wenn die Kinder alleine zurechtkommen.
Im Wald sind die Kinder viel mehr aufeinander angewiesen, da viele Aktivitäten und Herausforderungen nur gemeinsam gemeistert werden können. So lassen sich schwere Äste viel leichter mit mehreren Kindern gemeinsam transportieren. Die Kinder müssen viel miteinander kommunizieren, um Ideen auszutauschen und zu verwirklichen. Diese gemeinsamen Erfahrungen bewirken einen starken Zusammenhalt und Vertrauen, stärken aber auch das Selbstwertgefühl des Einzelnen.[87] Ist ein Kind wütend oder schlecht gelaunt, kann es seine Aggressionen im Wald herauslassen, ohne dabei Andere zu gefährden bzw. sich zurückziehen und ungestört sein.[88] Durch den großen Freiraum stauen sich Aggressionen aber meistens erst gar nicht auf.
Geschlechterrollen verschwimmen im Waldkindergarten, da alle Kinder ähnliche, dem Wetter angepasste Kleidung tragen und bei allen Aktivitäten gleichgestellt sind. Mädchen können die gleichen Aufgaben erledigen wie Jungen und sich ebenso wild verhalten, was ihnen eine größere Selbstbestätigung und mehr Mut gibt.[89] Dennoch verhalten sich Mädchen und Jungen zum Teil rollentypisch, aber eben nicht in dem Ausmaß wie sonst.[90]
Hypothese 5: Nach Meinung der Walderzieherinnen sind im Waldkindergarten Mädchen und Jungen gleichgestellt. Rollentypisches Verhalten, wie z.B. Raufen nur bei Jungen, kommt nach ihrer Beobachtung eher selten vor.
Im Wald gibt es nur sehr wenige Regeln, die alle einleuchtend und verständlich sind, und daher von den Kindern eher eingehalten werden. Diese wichtigen Regeln dienen dem Schutz der Kinder und der Natur, wer sie nicht einhält, spürt meist sofort die Konsequenzen. Abgesehen von diesen wenigen Regeln haben die Kinder sehr viel Freiraum und können so Eigenverantwortlichkeit erlernen.[91] Die Regeln sind nicht konstruiert, sondern ergeben sich ganz natürlich.[92] Nicht nur die Erzieherinnen sorgen für das Einhalten der Regeln, sondern auch die Kinder fühlen sich mitverantwortlich und erinnern sich gegenseitig an sie.[93] Eine wichtige Regel ist, sich erst nach Absprache und nicht zu weit von der Gruppe zu entfernen. Die Gruppe spürt, dass sie im räumlich weiten Wald zusammenbleiben und zusammenhalten muss.[94]
Hypothese 6: Die Walderzieherinnen beobachten, dass es in Waldkindergartengruppen wenig Konflikte und einen großen Zusammenhalt gibt. Die Kinder helfen sich gegenseitig viel und halten sich an Regeln.
[...]
[1] WALKER 2003, S.3
[2] BICKEL 2001, S. 14
[3] vgl. Scheuring 2000, S. 136
[4] vgl. Miklitz 2000, S. 7
[5] vgl. Schede 2000, S. 8-9
[6] vgl. Miklitz 2000. S. 8
[7] vgl. Schede 2000, S. 9-11
[8] vgl. SCHEDE 2000, S. 11-12
[9] vgl. www.bundesverband-waldkinder.de/7000.htm
[10] vgl. Scheuring 2000, S. 139
[11] vgl. Scheuring 2000, S. 138/139
[12] vgl. Bickel 2001, S. 16
[13] vgl. Schede 2000, S. 12-13
[14] vgl. Schede 2000, S. 15
[15] vgl. Schede 2000, S. 15-16
[16] GORGES in: „Unsere Jugend“ 06/2000, S. 276
[17] vgl. Schede 2000, S. 16-17
[18] vgl. Bickel 2001, S. 17
[19] Vgl. BUND DER JUGENDFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE e.V.(Hrsg.) 1997, S. 49
[20] vgl. GORGES. In: „Unsere Jugend“ 06/2000, S. 276
[21] vgl. MIKLITZ 2000, S. 13
[22] Vgl. RECH: Unveröffentlichtes Skript aus dem Arbeitsfeldseminar, 2003
[23] vgl. WALDKINDERGARTEN BERGLEN e.V. 1996, S. 19/20
[24] Vgl. RECH: Unveröffentlichtes Skript aus dem Arbeitsfeldseminar, 2003
[25] Vgl. BUND DER JUGENDFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE E.V.(Hrsg.) 1997, S. 50
[26] vgl. BICKEL 2001, S. 61
[27] vgl. MIKLITZ 2000, S. 13
[28] vgl. BAREIß 1998, S. 18
[29] Vgl. RECH: Unveröffentlichtes Skript aus dem Arbeitsfeldseminar, 2003
[30] Vgl. RECH: Unveröffentlichtes Skript aus dem Arbeitsfeldseminar, 2003
[31] vgl. MIKLITZ 2000, S. 12
[32] Vgl. RECH: Unveröffentlichtes Skript aus dem Arbeitsfeldseminar, 2003
[33] vgl. HESSISCHES SOZIALMINISTERIUM 2002, S. 13
[34] Vgl. RECH: Unveröffentlichtes Skript aus dem Arbeitsfeldseminar, 2003
[35] vgl. BUND DER JUGENDFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE e.V. (Hrsg.) 1997, S. 58
[36] HESSISCHES SOZIALMINISTERIUM 2002, S. 12
[37] vgl. BUND DER JUGENDFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE e.V. (Hrsg.) 1997, S. 59
[38] vgl. Waldkindergarten Berglen e.V.1996, S. 16
[39] vgl. Waldkindergarten Berglen e.V.1996, S. 16 (nach: Piaget 1969)
[40] vgl. Waldkindergarten Berglen e.V.1996, S. 13
[41] vgl. Waldkindergarten Berglen e.V.1996, S. 17
[42] vgl. Waldkindergarten Berglen e.V.1996, S. 21
[43] Waldkindergarten Berglen e.V.1996, S. 23
[44] vgl. Waldkindergarten Berglen e.V.1996, S. 25
[45] vgl. Berthold, Ziegenspeck 2002, S. 42
[46] vgl. Berthold, Ziegenspeck 2002, S. 43
[47] vgl. Berthold, Ziegenspeck 2002, S. 49
[48] vgl. Berthold, Ziegenspeck 2002, S. 57
[49] vgl. Hofmeier, Müller, Schwidder 1971, S. 199
[50] vgl. Hannaford 2002, S. 151
[51] vgl. Hannaford 2002, S. 153
[52] vgl. Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze e.V.(Hrsg.) 1997, S. 25
[53] alverde 2003, S. 29
[54] vgl. Waldkindergarten Kernen-SANDACKER o.J., S. 12
[55] vgl. Berthold, Ziegenspeck 2002, S. 51
[56] vgl. Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze e.V. 1997, S. 100
[57] vgl. Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze e.V. 1997, S. 159
[58] vgl. Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze e.V. 1997, S. 101/102
[59] vgl. WALDKINDERGARTEN KERNEN-SANDACKER o.J., S. 12
[60] vgl. WALDKINDERGARTEN ALTHÜTTE o.J., S. 1
[61] vgl. MIKLITZ 2000, S. 17
[62] vgl. WALDKINDERGARTEN DES EV. VEREINS e.V. FELLBACH 2000, S. 5
[63] vgl. LOTZ. In: HUPPERTZ 1999, S. 32
[64] vgl. MIKLITZ 2000, S. 16
[65] vgl. WALKER 2003, S. 11
[66] vgl. BICKEL 2001, S.32
[67] vgl. WALDKINDERGARTEN ALFDORF 1997, S. 2
[68] vgl. HEILAND-HABERHAUSEN. In: „Zeitschrift für Erlebnispädagogik“ 05/2000, S. 29
[69] vgl. LWV WÜRTTEMBERG-HOHENZOLLERN 2002, S. 10
[70] vgl. WALDKINDERGARTEN ALTHÜTTE o.J., S. 4
[71] vgl. BICKEL 2001, S. 32
[72] vgl. HESSISCHES SOZIALMINISTERIUM(Hrsg.) 2002, S. 24
[73] vgl. Bickel 2001, S. 33
[74] vgl. LOTZ. In: Huppertz 1999, S. 30
[75] vgl. Miklitz 2000, S. 16
[76] vgl. Rech. In: „Kita aktuell“ 06/1995, S. 106
[77] vgl. Waldkindergarten Spiegelberg-Jux 1996, S. 6
[78] vgl. LWV Württemberg - Hohenzollern 2002, S. 10-11
[79] vgl. SCHEDE 2000, S. 23
[80] vgl. HEILAND-HABERHAUSEN. In: „Zeitschrift für Erlebnispädagogik“ 05/2000, S. 27
[81] vgl. SCHEDE 2000, S. 23
[82] vgl. BICKEL 2001, S. 30
[83] vgl. WALDKINDERGARTEN KERNEN 2001, S. 6
[84] vgl. WALKER 2003, S. 13
[85] vgl. HESSISCHES SOZIALMINISTERIUM(Hrsg.) 2002, S. 22
[86] vgl. WALDKINDERGARTEN KERNEN 2001, S. 8
[87] vgl. BICKEL 2001, S. 30/31
[88] vgl. LOTZ. In: HUPPERTZ 1999, S. 38
[89] vgl. HESSISCHES SOZIALMINISTERIUM(Hrsg.) 2002, S. 22/23
[90] vgl. SCHEDE 2000, S. 24
[91] vgl. HESSISCHES SOZIALMINISTERIUM(Hrsg.) 2002, S. 23
[92] vgl. RECH. In: „KiTa Aktuell“ 06/1995, S. 106
[93] vgl. WALDKINDERGARTEN KERNEN 2001, S.6
[94] vgl. HEILAND-HABERHAUSEN. In: „Zeitschrift für Erlebnispädagogik“ 05/2000, S. 29
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