Als die Ereignisse des Arabischen Frühlings die Welt in Erstaunen und betagte Autokraten in Panik versetzten, hatte man in den europäischen Hauptstädten die Lage noch gar nicht richtig begriffen. Während die französische Außenministerin Michèle Alliot-Marie dem tunesischen Diktator Ben Ali noch drei Tage vor seiner Flucht französisches „know-how“ zur Aufstandsbekämpfung anbot, folgten aus Brüssel nur zögerliche und widersprüchliche Reaktionen . Innerhalb weniger Wochen fielen nicht nur jahrzehntealte Regime, sondern auch die Glaubwürdigkeit der EU-Mittelmeerpolitik in sich zusammen. Diese hatte sich trotz proklamierter Förderung von Demokratie und Menschenrechten auf die enge Kooperation mit den Autokratien des arabischen Raumes gestützt, statt um Menschen- ging es bald nur noch um Schürfrechte. Seitens der EU ging man von drei zentralen Annahmen aus: Erstens seien die autokratischen Regime extrem stabil, wohingegen zweitens die einzige Opposition aus radikalen Islamisten bestehe und es drittens keine handlungsfähige Zivilgesellschaft gebe. Dies rechtfertigte die einseitige Durchsetzung eigener Wirtschafts- und Sicherheitsinteressen auf Kosten der letzten Endes faktischen Aufgabe der Demokratisierungspolitik. Dennoch erhob sich just in diesem Augenblick jene nicht vorhanden geglaubte Zivilgesellschaft und forderte Demokratie. Dies führte der EU ihr doppeltes Dilemma schmerzlich vor Augen: Es wurden weder Demokratie noch Stabilität geschaffen, die Union hat sowohl normativ als auch realpolitisch versagt und steht vor dem „Scherbenhaufen einer verfehlten Regionalpolitik“ .
Mehr als drei Jahre nach Beginn der umwälzenden Ereignisse stellt sich nun die Frage nach der Zukunft der Gemeinschaftspolitik im Mittelmeerraum: Ist die Union in der Lage aus ihren Fehlern zu lernen und alte Handlungsmuster zu überwinden? Gibt es nach dem Arabischen Frühling einen grundlegenden Wandel in der EU-Mittelmeerpolitik?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Etappen der EU-Mittelmeerpolitik
- Hauptteil: Handlungslogiken der EU-Mittelmeerpolitik
- Versicherheitlichung - ein Konzept
- Versicherheitlichung und EU-Mittelmeerpolitik vor dem Arabischen Frühling
- Fazit: Nach dem Arabischen Frühling - Neue Wege der EU-Mittelmeerpolitik?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die EU-Mittelmeerpolitik im Kontext des Arabischen Frühlings. Ziel ist es zu analysieren, ob und wie sich das Handlungsleitende Paradigma der EU-Mittelmeerpolitik nach den umwälzenden Ereignissen verändert hat. Hierzu wird die Versicherheitlichung als zentrales Konzept verwendet.
- Analyse der Entwicklung der EU-Mittelmeerpolitik von den Anfängen bis zum Arabischen Frühling
- Untersuchung der Rolle des Konzepts der Versicherheitlichung im Kontext der EU-Mittelmeerpolitik
- Bewertung der Auswirkungen des Arabischen Frühlings auf die EU-Mittelmeerpolitik
- Diskussion möglicher neuer Wege für die EU-Mittelmeerpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den historischen Hintergrund der EU-Mittelmeerpolitik dar und verdeutlicht die Herausforderungen, die sich im Kontext des Arabischen Frühlings ergeben haben. Sie führt das Konzept der Versicherheitlichung als zentralen Erklärungsansatz für die EU-Mittelmeerpolitik ein.
Etappen der EU-Mittelmeerpolitik
Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der EU-Mittelmeerpolitik von ihren Anfängen bis zum Arabischen Frühling. Es werden verschiedene Phasen und Konzepte wie die euro-mediterrane Partnerschaft (EMP) und die Europäische Nachbarschaftspolitik (ENP) dargestellt.
Hauptteil: Handlungslogiken der EU-Mittelmeerpolitik
Der Hauptteil fokussiert auf die Analyse der Handlungslogiken der EU-Mittelmeerpolitik. Es wird das Konzept der Versicherheitlichung als eine zentrale Determinante der EU-Außenpolitik im Kontext des Mittelmeerraums vorgestellt.
Versicherheitlichung - ein Konzept
Dieses Kapitel analysiert das Konzept der Versicherheitlichung und seine Relevanz für das Verständnis der EU-Mittelmeerpolitik. Es wird auf die Konstruktion von Sicherheitsbedrohungen und die daraus resultierenden Handlungsprinzipien eingegangen.
Versicherheitlichung und EU-Mittelmeerpolitik vor dem Arabischen Frühling
In diesem Kapitel werden die Auswirkungen des Versicherheitlichungsdiskurses auf die EU-Mittelmeerpolitik vor dem Arabischen Frühling untersucht. Es werden die Auswirkungen der Fokussierung auf Sicherheitsfragen auf die Förderung von Demokratie und Menschenrechten in der Region analysiert.
Schlüsselwörter
EU-Mittelmeerpolitik, Arabischer Frühling, Versicherheitlichung, Handlungslogiken, externe Demokratisierung, Demokratieförderung, Sicherheitsinteressen, Mittelmeerraum, Euro-Mediterrane Partnerschaft, Europäische Nachbarschaftspolitik.
- Arbeit zitieren
- Maximilian Mai (Autor:in), 2014, Die externe Demokratisierungspolitik der EU im Mittelmeerraum vor und nach dem Arabischen Frühling, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295659