Die Funktionen des Albtraums in Horrorfilmen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2013

23 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Wenn der Traum zum Albtraum wird
2.1 Definition „Traum“
2.2 Auslöser für den Wandel vom Traum zum Albtraum

3. Albträume in Horrorfilmen
3.1 „A Nightmare On Elm Street“
3.1.1 Albtraum des Jugendlichen Dean
3.1.2 Albtraum der Jugendlichen Kris
3.1.3 Albtraum des Jugendlichen Jesse
3.1.4 Albtraum der Jugendlichen Quentin und Nancy
3.2 „Identität“
3.2.1 „Albtraum“ Teil 1
3.2.2 „Albtraum“ Teil 2
3.2.3 „Albtraum“ Teil 3
3.2.4 „Albtraum“ Teil 4
3.2.5 „Albtraum“ Teil 5

4. Schlussfolgerung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der vorliegenden Hausarbeit werden die Funktionen des Albtraums in Horrorfilmen untersucht. Zunächst wird in einem theoretischen Teil der Frage nachgegangen, wie und wann ein Albtraum entsteht. An dieser Stelle sei jedoch kurz angemerkt, dass zum Thema Albtraum so gut wie keine Fachliteratur zu finden ist. Lediglich in der psychologischen Literatur über die Analyse von Träumen lässt sich an manchen Stellen ein Hinweis auf Albträume bzw. Angstträume finden. In dem darauffolgenden Kapitel werden zwei Horrorfilme untersucht, in denen der Albtraum eine wesentliche Rolle spielt. In beiden Filmen wird der Albtraum auf Inhalt, Ursache und Funktionen überprüft und analysiert. Dabei werden auch filmische Effekte, wie diverse Kameraeinstellungen oder perspektiven, mit in die Analyse einbezogen. Im Anschluss erfolgt eine Gegenüberstellung der beiden Albträume, bei der Gemeinsamkeiten oder Unterschiede herausgestellt werden sollen. Albträume sind kein positives Erlebnis, um so interessanter wird es jedoch sein, zu untersuchen, wie die Filmbranche mit dieser Form des Schreckens umgeht und ob sich eventuell Bezüge zur Traumforschung feststellen lassen.

2. Wenn der Traum zum Albtraum wird

Träume sind allgemein bekannt und jeder Mensch hat eine gewisse Vorstellung davon, was ein Traum ist, dennoch bereitet eine eindeutige Definition von „Traum“ der Traumforschung Schwierigkeiten. Zunächst sind Träume „nur über die Erinnerung und über ein ‘Gedächtnis‘ erfahrbar“1. Des Weiteren lassen sich weder die visuellen und sensorischen Wahrnehmungen in Worte übersetzen, noch ist eine Verbalisierung des Traumes, beispielsweise durch Hypnose, innerhalb der „‘traumanfälligen‘ Schlafstadien“2 möglich. Die Forschung ist noch nicht in der Lage, eine eindeutige und objektive Definition vom „Traum“ zu formulieren, er wird zunächst weiterhin ein individuelles und subjektives Erlebnis bleiben3. Wie der Traum aussieht und was innerhalb dessen erlebt wird, hängt von den jeweiligen Erinnerungen, „Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühlen“4 aus der Realität ab. Innerhalb des Traumes können diese Mittel zu neuen Formen zusammengefügt werden und dem Träumenden fremd und angsteinflößend erscheinen5. Somit kann sich der anfänglich angenehme Traum zu einem Angst- oder Albtraum entwickeln. Für den weiteren Zusammenhang ist es abschließend interessant zu untersuchen, welche Ursachen für den Wandel vom Traum zum Albtraum verantwortlich sind.

2.1 Definition „Traum“

Wie bereits schon erwähnt, sind Träume persönliche und individuelle Erlebnisse. Erst im wachen Zustand lassen sich die geträumten Inhalte der Außenwelt mitteilen6. Der amerikanische Traumforscher Calvin Hall hat zahlreiche Träume gesammelt und klassifiziert und auf dieser Basis versucht, den Begriff „Traum“ zu definieren:

Der Traum stellt eine Folge vorwiegend visueller Bilder dar, die während des Schlafens erlebt werden. Ein Traum hat gewöhnlich eine oder mehrere Szenen, außer dem Träumer noch mehrere Personen und eine Folge von Handlungen und Interaktionen, an denen der Träumer meist beteiligt ist. Der Traum ähnelt einem Film oder einem Drama, in dem der Träumer sowohl Beteiligter als auch Beobachter ist.7

Der Schlaf ist folglich eine grundlegende Bedingung für das Träumen. Er lässt sich in die drei Zustände „Wachsein, NREM-Schlaf und REM-oder Traum-Schlaf“8 einteilen. Der NREM-Schlaf (Non Rapid Eye Movement) setzt sich aus drei Schlafstadien zusammen. Nach einer entspannten Wachseins- und Einschlafphase begibt sich der Körper in ein Leichtschlafstadium, welches das erste der drei Stadien darstellt. Darauf folgt ein mitteltiefes Schlafstadium und nach ca. 20-30 Minuten wird dann das Tiefschlafstadium erreicht. Im Anschluss an diesen ersten Ablauf wird der Schlaf wieder leichter und der Schlafende wechselt von dem mitteltiefen Schlafstadium in das Stadium des Einschlafens, ein Stadium, das kurz vor dem Erwachen erreicht wird. Erfolgt kein Erwachen, schließt sich an dieses Stadium immer der REM-Schlaf (Rapid Eye Movement) an, der Schlaf, in dem die meisten Träume stattfinden. Dieser gesamte Zyklus läuft pro Nacht ungefähr drei bis vier Mal ab und nach jedem Durchlauf verlängert sich die Dauer der REM-Stadien. Die Gründe für die schnellen Augenbewegungen während des REM-Schlafes sind bis heute noch nicht geklärt. Eine These ist, dass der Träumende die Traumbilder mit den Augen verfolgt.9 Wie bereits eingangs erwähnt, gestaltet sich der Traum aus den Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühlen, die dem Träumenden aus dem Zustand des Wachseins bekannt sind. Im Bereich der Wahrnehmungen steht das Sehen und Hören an oberster Stelle. Seltener wird in Träumen der Tast-, Geruchs- und Geschmackssinn mit einbezogen10. Neben dem sinnlichen Erlebnis ist das Denken im Traum ein weiterer Bestandteil des Traumes. Das Geträumte wird nicht nur beobachtet und sinnlich erfahren, sondern der Träumer stellt diesbezüglich Überlegungen und Vermutungen an oder entwickelt neue Ideen und Einfälle.

„Ich war auf einem Markt. Und da war ein Holzstand, und das war der Stand von Felix. Ich sehe den Felix nicht, aber da war einfach ein bunt gemaltes Schild: ‚Felix‘. Und da habe ich mich gefragt, was der wohl verkauft hat, wofür er sich den gebaut hat. Und ich wußte, die Sachen, die er verkaufen wollte, hatte er schon verkauft, und deshalb war dieser Stand frei.“ (weiblich, 24 Jahre, 4. Nacht, 6. REM-Phase)11

Das Denken ist folglich in der Lage, das Traumgeschehen zu begleiten, mitzubestimmen und sinnvoll anzureichern12. Die Gefühle im Traum, als letzte Gestaltungskategorie, zeichnen die innere Beteiligung des Träumers aus. In der Regel ist die Gefühlslage der Träumer einschichtig und einheitlich ausgeprägt. Befindet sich der Träumer in einer positiven Grundstimmung, erlebt dieser mit großer Wahrscheinlichkeit ein positives Gefühl, wie zum Beispiel Freude. Eine negative Grundstimmung erzeugt überwiegend ein negatives Gefühl, beispielsweise Angst oder Ärger13.

2.2 Auslöser für den Wandel vom Traum zum Albtraum

Je nach Zusammensetzung der sinnlichen Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle nimmt der Traum einen positiven Verlauf oder wird zu einem sogenannten Albtraum. Eine erste mögliche Ursache für diesen Wandel könnten „ physiologische Tatbestände14 sein. Atemnot, beispielsweise erzeugt durch ein Kopfkissen im Gesicht, können ein möglicher Auslöser für den Wandel der Gefühle oder der Wahrnehmungen des Träumenden sein.

Ich wollte einen Brief in einen der unbequemen Münchener Briefkästen werfen, aber da ich den Regenschirm und Pakete […] gegen den Wind halten mußte, konnte ich damit nicht fertig werden. Da beugte sich mit einem Male eine grinsende Teufelsfratze über mich […]. Als ich in wilder Angst erwachte, fand ich, daß mir das federngefüllte Kopfkissen […] ins Gesicht hing.15

Äußerliche Veränderungen des schlafenden Körpers können sich folglich auf den inneren Traum auswirken und dessen Verlauf beeinflussen16. Peinliche Lebenssituationen, die manchmal weit in der Vergangenheit liegen und im gegenwärtigen Leben eigentlich nicht mehr von Bedeutung sind, oder aktuelle Ereignisse in der realen Welt des Träumenden können ein weiterer Auslöser für Albträume sein. Träume von Prüfungssituationen zählen beispielsweise zu dieser Gruppe, in denen abgeschlossene oder bevorstehende Prüfungen unter angsteinflößenden Umständen bestanden werden müssen17. Eine dritte, mögliche Ursache, ist das Auftreten eines Albtraums im Zusammenhang mit einer Traumsituation. Kosmische Katastrophen, wie beispielsweise der Weltuntergang oder die Sintflut, entstehen während des Träumens und erzeugen Angst und Panik.

Wir schauen einer Art Seenachtfest zu und sehen viele farbige, feurige Kugeln und ähnliche Dinge. Einzelne Kugeln vergrößern sich jedoch fortwährend, schwellen zu riesiger Größe an und rücken immer näher. Die Gefahr ist entsetzlich, und ich erwache mit der Vorstellung des Weltuntergangs.18

Eine vierte und letzte Gruppe möglicher Ursachen für die Entstehung eines Albtraums ist die „frei flottierende[..] Angst“19. Sie beeinflusst die Traumbilder durch plötzliche und angsteinflößende Wandlungen.

[…] Zugleich denke ich an meine Uhr; ich ziehe sie heraus; sie steht still; ich versuche sie aufzuziehen, fühle beim Drehen, daß Sand im Inneren ist. Da fängt die Uhr plötzlich an zu schnurren, die Zeiger schießen im rasenden Wirbel herum, immerfort, immerfort; ich blicke sie voll Angst an. Da sehe ich, wie aus der Mitte des Ziffernblattes langsam ein roter Blutstropfen emporquillt; das Blut vermischt sich mit Wasser, das über das Zifferblatt drängt, die Glasrundung dehnt sich weiter und weiter, wie eine Seifenblase […].20

[...]


1 Norbert, Fink: Lehrbuch der Schlaf- und Traumforschung. Eine kritische Gegenüberstellung aller psychologischen und physiologischen Ansätze für eine Verwendung des Traumes als Hilfsmittel in Diagnostik, Beratung und Therapie. 2. überarb. Aufl. München 1979, S. 2.

2 Fink: Traumforschung, S. 2.

3 Vgl. Fink: Traumforschung, S. 2.

4 Inge, Strauch/Barbara Meier: Den Träumen auf der Spur. Ergebnisse der experimentellen Traumforschung. Bern, Göttingen, Toronto, Seattle 1992, S. 79.

5 Vgl. Strauch/Meier: Träumen auf der Spur, S. 79.

6 Vgl. Strauch/Meier: Träumen auf der Spur, S. 9.

7 Zitiert nach: Strauch/Meier: Träumen auf der Spur, S. 14.

8 Robert Bossard: Traumpsychologie. Wachen, Schlafen, Träumen. 2. völlig neu bearb. Aufl. Olten 1976, S. 21.

9 Bossard: Traumpsychologie, S. 20f.

10 Vgl. Inge, Strauch/Barbara Meier: Den Träumen auf der Spur. Ergebnisse der experimentellen Traumforschung. Bern, Göttingen, Toronto, Seattle 1992, S. 79.

11 Strauch/Meier: Träumen auf der Spur, S. 85.

12 Vgl. Strauch/Meier: Träumen auf der Spur, S. 85ff.

13 Vgl. Strauch/Meier: Träumen auf der Spur, S. 88ff.

14 Robert Bossard: Traumpsychologie. Wachen, Schlafen, Träumen. 2. völlig neu bearb. Aufl. Olten 1976, S. 152.

15 Bossard: Traumpsychologie, S. 151.

16 Vgl. Bossard: Traumpsychologie, S. 152.

17 Vgl. Bossard: Traumpsychologie, S. 152.

18 Bossard: Traumpsychologie, S. 156.

19 Bossard: Traumpsychologie, S. 157.

20 Bossard: Traumpsychologie, S. 157.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Die Funktionen des Albtraums in Horrorfilmen
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Veranstaltung
Horrorliteratur
Note
2,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
23
Katalognummer
V295665
ISBN (eBook)
9783656938033
ISBN (Buch)
9783656938040
Dateigröße
502 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
funktionen, albtraums, horrorfilmen
Arbeit zitieren
Felix Frohnhoff (Autor:in), 2013, Die Funktionen des Albtraums in Horrorfilmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295665

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