Von der Inflation in die Deflation. Globale Szenarien und deren Auswirkungen auf die privaten Haushalte in Österreich


Thèse de Bachelor, 2010

43 Pages, Note: 1


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung

1 Einleitung

2 Inflation und Deflation
2.1 Begriff, Funktion und Eigenschaften des Geldes
2.2 Messung der Inflation
2.3 Arten und Ursachen der Inflation
2.3.1 Ursachen auf der Nachfragesseite
2.3.2 Ursachen auf der Angebotsseite
2.4 Behandlung von Inflation in den wirtschaftswissenschaftlichen Theorien .
2.4.1 Die klassische Nationalökonomie
2.4.2 Der Keynesianismus
2.4.3 Der Monetarismus
2.5 Das Wirtschaftswachstum
2.5.1 Das Bruttoinlandsprodukt (BIP)
2.5.2 Verlauf einer Konjunktur
2.6 Der Staat und sein Budget
2.6.1 Die Auswirkungen des Budgetdefizits

3 Krisen und ihre globale Auswirkungen
3.1 Die Weltwirtschaftskrise von 1929
3.2 Die Ölpreiskrise 1973
3.3 Die Weltwirtschaftskrise 2008
3.4 Die Auswirkungen auf Österreichs Haushalte

4 Schluss

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Zusammenfassung

Inflation und Deflation sind zwei Begriffe, die in der Diskussion über die Auswirkungen der Finanzkrise ein wichtiger Bestandteil sind. Deshalb war es Ziel dieser Arbeit, neben einer einfachen Begrifferklärung, die Zusammenhänge und Hintergründe näher zu beleuchten. Dazu wird neben der Frage der Inflationsmessung auch auf die Inflationsarten eingegan- gen, sowie die möglichen Ursachen, die auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite als Auslöser idendifiziert werden können, angeführt. Weiters wird die Inflation unter dem Gesichtspunkt der wirtschaftswissenschaftlichen Theorien der Klassik, des Keynesianismus und des Monetarismus beschrieben. Ebenfalls erörtert werden die Beschreibungen der Pha- sen des Konjunkturzyklus, sowie die Auswirkungen der Konjunktur auf das Preisniveau des Wirtschaftswachstums. Den Abschluß des theoretischen Teils bildet ein kurzer Überblick über den Staat und sein Budget und die Bedingungen und Gefahren einer strukturellen Verschuldung. Der zweite Teil behandelt die globalen Krisen im Laufe der Geschichte mit besonderem Augenmerk auf die österreichischen Haushalte. Es wird hierbei auf die Welt- wirtschaftskrise von 1929, die Ölkrise 1973 und auf die aktuelle Finanzkrise eingegangen. Ein eigener Abschnitt listet die aktuellen Auswirkungen auf die Österreichischen Haushalte auf. Eine Zusammenfassung und kritische Reflexion bilden den Abschluss dieser Arbeit.

1 Einleitung

Welcher Prozess der Preisniveauveränderung ist für die Wirtschaft effektiver: Inflation oder Deflation? Eine Frage, die Ökonomen und Wirtschaftsexperten eher in der Theo- rie, Staatsoberhäupter und Regierungsverantwortliche mehr in der Praxis interessiert. Die Möglichkeit der Beeinflussung und der Steuerung der Inflation liegt im Interesse von jedem, der aktiv am Wirtschaftskreislauf teilnimmt, da sich dies in mannigfacher Art auf die loka- le und globale Wirtschaft sowie auf das Budget eines Staates auswirkt. Die Schwierigkeit aber ist es, das richtige Rezept zu finden, den Spagat zwischen ausgewogener Geld- und Fiskalpolitik zu meistern, um auf die individuellen Problemstellungen einer Wirtschaft passend reagieren zu können. Denn sowohl inflationäre als auch deflationäre Tendenzen können zum Wohle der Wirtschaft durchaus gewollt sein - sinnvoll durchgeführt können sie die Stabilität signifikant beeinflussen. Andererseits kann falsches Handeln in schwieri- gen Zeiten die Preisstabilität so enorm in Gefahr bringen, dass Unternehmen, Banken und sogar Staaten bankrott gehen können, wie es die Geschichte immer wieder gezeigt hat, was in dieser Arbeit auch besprochen werden wird.

Ein wesentliches Ziel dieser Arbeit ist es, die Begriffe Inflation und Deflation zu definieren, voneinander abgrenzen und greifbar zu machen. Weiters werden Begriffe und Eigenschaften von Geld, dessen Wert ja maßgeblich vom Preisniveau abhängt, erläutert und versucht, die Art der Inflation über Angebot und Nachfrage ursächlich zu kategoriseren. An ausgewählten Beispielen werden verschiedene wirtschaftswissenschaftliche Entwicklungen wie zB. der Klassik, des Keynesianismus und des Monetarismus, die maßgeblich auch die Politik von Staaten geprägt haben, sichtbar gemacht.

Ein eigenes Kapitel behandelt die Auswirkungen des Preisniveaus auf das Wirtschafts- wachstum eines Landes und wie dessen Konjunktur dadurch empfindlich gestört werden kann. Mittels Indikatoren wie dem Bruttosozialprodukt kann der Verlauf einer Konjunk- turkurve sichtbar gemacht werden, woraus Schlüsse auf den Verlauf gezogen werden. Be- sonderes Augenmerk wird auf das Staatsbudget und die Verschuldung gelegt, das die Politik und die Diskussion in den Medien vieler, wenn nicht aller europäischen Staaten be- herrscht und selten aktueller war. Ergänzend werden die Auswirkungen der Verschuldung, insbesondere der strukturellen Verschuldung auf die Preisstabilität behandelt.

KAPITEL 1. EINLEITUNG

Der abschließende Teil dieser Arbeit bildet eine Auseinandersetzung mit den großen Wirt- schaftskrisen der Geschichte bis herauf in die Gegenwart; es zeigt sich, dass die Grundsteine für diese Entwicklungen nicht nur vielschichtig sind, sondern Jahre bis Jahrzehnte zuvor gelegt wurden, diese politische und wirtschaftliche Folgen jedoch nicht richtig eingeschätzt bzw. erkannt wurden und teilweise noch heute sichtbar sind. Beginnend mit der Weltwirt- schaftskrise von 1928, der Ölkrise von 1972 bis zur aktuellen Wirtschaftskrise der letzten Jahre wird dies aufgezeigt. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Situation und Krisen- auswirkungen in Österreich und dessen Haushalte gelegt sowie auf aktuelle Auswirkungen, die aufgrund von Preisnivauänderungen aktuell die Medien beherrschen.

Bei dieser Arbeit gilt die gewählte Formulierung der personenbezogenen Bezeichnung für beide Geschlechter.

2 Inflation und Deflation

Die Inflation nach Günter1“. . . ist der Prozess einer anhaltenden Steigerung des Preisniveaus (gewogener Durchschnitt der Güterpreise) einer Volkswirtschaft, der über eine tolerierbare Marge (unvermeidliche Inflation) hinausgeht und über einen längeren Zeitraum anhält.” Neben diesem Effekt der Preisniveausteigerung führt eine Inflation auch zu einer Geldmengenausweitung, da sich das Verhältnis von Geld, dass gegen andere Güter getauscht wird, verändert; es werden mehr Geldeinheiten benötigt, um die gleiche Menge Güter zu erhalten, wie die Quantitätstheorie in Kapitel 2.3.1 auf Seite 9 zeigt. Man spricht hier auch von Geldentwertung, da die Funktion von Geld als Wertaufbewahrungsmittel beeinträchtigt wird wie im nächsten Kapitel (2.1) dargelegt wird.

Deflation bedeutet analog zur Inflation einen signifikanten Rückgang des Preisniveaus in einer Volkswirtschaft. Formal kann die Aussage getätigt werden, dass die Effekte, die bei einer Inflation zutreffen, in einer Deflation direkt entgegengesetzt wirken. Anders als bei der Inflation hat aber der Staat nur relativ begrenzte Möglichkeiten, deflationären Tenden-zen entgegenzuwirken, da die Verbraucher dem Wirtschaftskreislauf Geld entziehen, indem sie es zurückbehalten und auf weiter fallende Güterpreise setzen. Dieser Konsumrückgang führt zu einer allgemeinen Schwächung der Wirtschaftsaktivität und einem Stagnieren des Marktes, was bewirkt, dass Deflation vermehrt als eine größere Gefahr als Inflation gesehen wird2wie in Kapitel 2.6.1 auf Seite 21 dargelegt wird.

2.1 Begriff, Funktion und Eigenschaften des Geldes

Nach Jarchow3versteht man unter Geld oder Zahlungsmittel alles, “. . . was im Rahmen des nationalen Zahlungsverkehrs einer Volkswirtschaft generell zur Bezahlung von Gü- tern und Dienstleistungen oder zur Abdeckung anderer wirtschaftlicher Verpflichtungen akzeptiert wird”. Dies müssen, wie die Geschichte zeigt, nicht immer Münzen und Geld-scheine sein. In Zeiten großer inflationärer Schwankungen, wie während und nach dem 2. Weltkrieg, übernahmen knappe Güter wie Zigaretten, Butter oder die Funktion 2.1 Begriff, Funktion und Eigenschaften des Geldes eines Zahlungsmittels und sorgten dafür, dass der Markt in Form eines Schwarzmarktes handlungsfähig blieb. Neben der Verwendung als Zahlungsmittel erfüllt Geld noch weitere Funktionen wie:4

- als Tauschmittel

Geld als Tauschmittel ist aus einer modernen Volkswirtschaft, in der alle für den Lebensunterhalt benötigte Konsumgüter nicht mehr von einer Person hergestellt werden und somit auf einen Tausch angewiesen sind, nicht mehr wegzudenken. Oh-ne Geld müsste man bei jedem Tauschvorgang, bei dem man beispielsweise Gut A gegen Gut Z tauschen möchte, einen Tauschpartner finden, der bereit wäre, sein Gut Z gegen das Gut A auszutauschen. Eine zweite Möglichkeit wäre, Gut A in einer Tauschkette solange gegen andere Güter einzutauschen bis das gewünschte Gut Z erlangt wird. Beide Varianten sind recht kompliziert und aufwändig und mit Transak-tionskosten verbunden bzw. erfordern einen hohen Informationsstand des Verkäufers. Mittels Geld als Tauschmittel wird eine Tauschtransaktion in zwei Vorgänge aufge-spalten: einem Kaufakt, bei dem Geld hergegeben wird und einem Verkaufsakt, bei dem Geld erhalten wird. Das heißt der Käufer des Guts A und der Verkäufer des Gutes Z müssen somit nicht diesselbe Person sein.

- als Recheneinheit

Gewöhnlich übernehmen Zahlungsmittel, die als Tauschmittel eingesetzt werden, auch die Funktion einer Recheneinheit, wie beispielsweise der Euro der Eurozo- ne5. Alle Güter, Dienstleistungen, Forderungen und Verbindlichkeiten können in ein und derselben Bezugsgröße ausgedrückt und dadurch vergleichbar gemacht werden. Dies ist ein immenser Vorteil für eine Tauschwirtschaft, weil sonst bei beispielswei-se 100 Gütern, die gegeneinander getauscht werden, jedes einzelne Tauschverhältnis bekannt sein müsste, was bei diesem Beispiel das Wissen um 4950 verschiedene Tauschverhältnisse notwendig macht. Mit Geld (oder Gold) als nur eine Rechenein-heit verringert sich der Aufwand auf 99.6

- als Wertaufbewahrungsmittel

Wenn ein Zahlungsmittel bereits die Funktion als Tauschmittel und Recheneinheit übernimmt, liegt es nahe, es auch als Wertaufbewahrungsmittel zu verwenden. So kann ein Verkäufer am Markt das erworbene Zahlungsmittel lagern und erst verwen-den, wenn Bedarf besteht.

2.2 Messung der Inflation

Diese Funktionsbeschreibungen kann Geld nur dann erfüllen, wenn es bestimmte Eigen-schaften aufweist:7

- Homogenität

Alle Geldeinheiten müssen die gleiche Beschaffenheit aufweisen und untereinander austauschbar und ersetzbar sein.

- Teilbarkeit

Jede Geldeinheit muss in kleinere Einheiten unterteilt werden können, ohne dass der Wert sich insgesamt vermindert.

- Haltbarkeit

Jede Geldeinheit muss über die Zeit hinweg seine Kaufkraft erhalten, diese darf nicht reduziert werden.

- Seltenheit

Um die Transportkosten möglichst gering halten zu können, misst man einer relativ kleinen Gewichtseinheit des Tauschmittels eine relativ hohe Kaufkraft zu.

Alle diese Funktionen und Eigenschaften des Geldes sind gültig bzw. können angewandt werden, solange wiederholte und stärkere Schwankungen ausbleiben; das heißt, dass man für eine bestimmte Gütermenge auch in Zukunft eine annähernd gleiche Geldmenge eintauschen kann. Die Frage, ob sich dieses Verhältnis der Geld- und Gütermenge verändert hat, beantwortet die Inflationsmessung.

2.2 Messung der Inflation

Die Messung der Inflation geschieht mittels des Verbraucherpreisindexes, kurz VPI genannt. Er ist ein Maßstab für die allgemeine Preisentwicklung und somit für die Inflation in Österreich. Zur Messung und Schaffung von Vergleichbarkeit wird innerhalb der Euro-zone der „Harmonisierte Verbraucherpreisindex“ (HPVI) herangezogen.8

Beide Indizes basieren auf derselben Preisdatenbasis, welche ca. 40.000 Preise umfasst, die monatlich aus einer Auswahl von ca. 4000 Geschäften erhoben wird (man spricht vom sogenannten “Warenkorb”). Ziel der Statistiker ist es, diesen Warenkorb so zu gestal-ten, dass er repräsentativ für das aktuelle Konsumverhalten in den privaten Haushalten gesehen werden kann. Dabei werden die Preise des laufenden Monats den Vergleichs-preisen des Vormonats gegenübergestellt und der Durchschnitt der daraus resultierenden

Preisänderung berechnet. Die Auswirkungen dieser beiden Indizes sind enorm: der VPI wird als nationaler Maßstab der Inflation beispielsweise bei Gehaltsverhandlungen und als Wertsicherungsindikator bei Verträgen angesehen und spielt ebenfalls eine Rolle bei der Berechnung nominaler wirtschaftsstatistischer Größen. Der HVPI hingegen wird von der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Europäischen Kommission bei wirtschafts- und geldpolitischen Entscheidungen herangezogen und dient auch zur Berechnung des Inflationsmaßstabes der Preistabilität in der Eurozone.9

2.3 Arten und Ursachen der Inflation

Bevor man auf die verschiedenen Ursachen einer Inflation zu sprechen kommt, muss zuerst zwischen den Arten bzw. Erscheinungsformen differenziert werden. Grundsätzlich unter- scheidet man bei den Inflationsarten nach der Erkennbarkeit, dem zeitlichen Ausmaß (per- manent und temporär) und der Stärke der Preissteigerung. Bei der Erkennbarkeit wird zwischen der offenen Inflation und der verdeckten, zurückgestauten Inflation unterschie- den, je nachdem ob sich die Preissteigerungen offen (durch Preissteigerungen der Waren) zeigen oder nicht. Wenn eine Inflation nicht in steigenden Preisen erkennbar ist, son-dern mittels staatlichen Preis- und Lohnstopps oder durch die Rationierung von Gütern und langen Warteschlangen vor leeren Regalen äußert, dann spricht man von einer ver-deckten Inflation. Diese Symptome sind meist ein erstes Anzeichen für die Bildung eines „Schwarzmarktes“, auf welchem jedoch die inflationären Auswirkungen auf die Preisge- staltung sichtbar werden.10

Nach Ausmaß und Stärke der Preissteigerung wiederum kann die Inflation nach Geigant11unterteilt werden in:

- die säkulare Inflation:

ein moderater, lang anhaltender Prozess von Preissteigerungen, der in den westlichen Industrienationen zu finden ist und den üblichen Wachstumsprozessen kausal zuzurechnen ist.

- die schleichende Inflation:

eine jährliche, anhaltende Preissteigerung zwischen 2 und 5 Prozent, die zyklisch anwächst, gemeinsam mit der ebenfalls zyklisch verlaufenden Konjunktur (siehe Kapitel 2.5.2 auf Seite 18).

- die galoppierende Inflation:

eine rasant kumulierende Geldwertminderung, die für einen Verlust der Geldfunktion als Wertaufbewahrungsmittel sorgt (siehe Kapitel 2.1).

- die Hyperinflation:

eine meist gleichzeitig mit der galoppierenden Inflation einhergehende Geldwertminderung mit Preissteigerungsraten von mindestens 50 %, die häufig als Nachwirkung von Kriegen und/oder gesellschaftlichen Systemänderungen auftritt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.1: Angebots- und Nachfragekurve mit Gleichgewichtsschnittpunkt

Auf einem „vollkommenen Konkurrenzmarkt“ (Wettbewerbsmarkt) ergibt der Schnitt- punkt der Angebots- und Nachfragekurve den Preis für ein normales Gut wie Abbildung 2.1 zeigt. Diese Definition impliziert, dass Änderungen der Preise Ursachen für eine Ver- lagerung der einzelnen Kurven auf der Angebots- oder Nachfragekurve sein müssen. Gibt es etwa für ein Gut eine stärkere Nachfrage, verschiebt sich die Nachfragekurve nach rechts und der Preis steigt. Ebenso steigt der Preis, wenn es zu einem Angebotsrückgang kommt, sich also die Angebotskurve nach links verlagert. Der Schnittpunkt der beiden Kurven ergibt den Gleichgewichtsschnittpunkt.12Es lassen sich daher in einer geschlosse-nen Volkswirtschaft, also einer Volkswirtschaft, die keinerlei Güter und Dienstleistungen mit anderen Volkswirtschaften austauscht und daher weder Importe noch Exporte auf-weist, die Ursachen auf der Nachfrageseite und auf der Angebotsseite für eine Inflation ausmachen, wie es in den Kapiteln 2.3.1 und 2.3.2 beschrieben wird: Man verwendet hier den Begriff der sogenannten “hausgemachten Inflation”, da alle Inflationsimpluse aus der eigenen Volkswirtschaft hervorgehen, im Gegensatz dazu kann eine “importierte Inflati- on” in einer offenen Volkswirtschaft durch die ökonomischen Beziehungen mit anderen Volkswirtschaften auftreten.13

2.3.1 Ursachen auf der Nachfragesseite

Auf der Nachfrageseite können als Ursachen einer Inflation die Nachfragesog-Inflation auf der güterwirtschaftlichen Seite und die Geldmengen-Inflation als monetäre Ursache ange- führt werden.

- Die Nachfragesog-Inflation

Bei der Nachfragesog-Inflation geht man von einer Ausweitung der Güternachfrage aus, bei der das Angebotsverhalten jedoch gleichbleibend ist wie in Abbildung 2.2 gezeigt wird. In der Folge zeigt sich eine Rechtsverschiebung der Nachfragekurve von N zu N’ was bedeutet, dass die nachgefragte Menge (X3) größer ist als die Menge, die angeboten wird (X1), aber noch bei gleichbleibendem Preisangebot. So entsteht ein Nachfrageüberhang. Bei einer “normal” verlaufenden Angebotsfunktion (dh. ansteigend von links unten nach rechts oben) wird durch steigende Preise die Angebotsmenge erhöht, durch den sogenannten “Versteigerungseffekt” erhöht sich der Preis von P0 auf P1, dies gleicht den Nachfrageüberhang aus und ergibt den neuen Gleichgewichtspreis (P1). Zu diesem Preis wird die neue Menge X2 nachgefragt und auch angeboten (Gleichgewichtsmenge).14

Wenn diese anfangs erwähnte Nachfragezunahme allerdings in einer Situation ein- tritt, in der die Angebotskapazitäten der Unternehmer enorm unausgelastet sind, werden die Unternehmer diesen Nachfrageerhöhungen anfangs wohl kaum mit Preis- erhöhungen entgegensetzen, sondern das Preisniveau beibehalten. Dieses Szenario zeigt Abbildung 2.3. Das Güterangebot wird also trotz zunehmender Nachfrage oh- ne Preissteigerung ausgeweitet; man spricht bei diesem Zustand auch von einem völlig elastischen Angebot, was in der graphischen Darstellung durch die waagrecht verlaufende Angebotsfunktion dargestellt wird (N zu N’). Erst bei Erreichen der Kapazitätsgrenze der Anbieter wird die Angebotsfunktion einen normalen Verlauf annehmen (steigend nach rechts oben) bis zur völligen Auslastung (senkrecht nach oben verlaufende Gerade): Die Kapazitäten sind völlig ausgelastet, und auch weitere Preissteigerungen bringen kein weiteres produziertes Gut hervor (N”). Das Angebot ist völlig unelastisch. In einem solchen Zustand kann ein Nachfrageüberhang nicht aufgefangen werden, sodass die sich daraus ergebende Preiserhöhung von P0 auf P2

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.2: Nachfrage- Versteigerungseffekt

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.3: Nachfragesogeffekt

höher ausfällt, als die Reaktion des Angebots in Abbildung 2.2. Dieser preistreibende Nachfragesog-Effekt kann nur dann vermieden werden, wenn das Angebot an Gütern relativ elastisch ist und ohne Verzögerung ausgeweitet werden kann.15

- Geldmengen-Inflation

Bei der Geldmengen-Inflation ist anders als bei der Nachfragesog-Inflation und den angebotsinduzierten Ursachen nicht der Gütermarkt für eine Störung verantwortlich. Zwar besteht auch hier ein Nachfrage-Überangebot, aber durch das Hinzufügen des Faktors Geld zur Analyse der Ursachen wird mittels der Quantitätstheorie oder Quantitätsgleichung ein anderer Ansatz veranschauchlicht. In dieser Gleichung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

geht man dabei von einem geschlossenen Kreislaufmodell aus, bei dem eine wert- mäßige Gleichheit von realen (Güter) und monetären (Geld) Strömen besteht. X als gewichtete Gütermenge wird mit den Preisen (P) als Sozialprodukt dargestellt, während die Geldmenge (M) mit der Umlaufgeschwindigkeit (U) zusammenhängt. Die Umlaufgeschwindigkeit ergibt sich aus den Zahlungsgewohnheiten einer Volks- wirtschaft und kann als relativ konstant bezeichnet werden, ebenso wie die Produk- tionsmenge X, da diese (unter der Annahme, dass die Produktionskapazitäten voll ausgelastet sind) kurzfristig nicht wachsen kann. Eine Erhöhung der Geldmenge (M) wirkt sich daher auf den letzten verbliebenen Faktor aus: Das Preisniveau steigt und das heißt: es liegt Inflation vor.16

2.3.2 Ursachen auf der Angebotsseite

Auf der Angebotsseite können als Inflationsursachen die Kostendruck- und die Angebots-lückeninflation ausgemacht werden, die beide dasselbe Ergebnis aufweisen, aber auf ver-schiedene Ursachen zurückgehen.

- die Kostendruck-Inflation

Die Erklärung der Kostendruck-Inflation basiert auf steigenden Produktionskosten, die der Unternehmer in dem Güterpreis kalkulieren muss (Angebotskurve A zu A’, siehe Abbildung 2.4). Kann oder will der Unternehmer diese Erhöhung der Produk- tionskosten nicht mit der Gewinnspanne kompensieren, um den Endpreis der Güter zu halten, muss der Preis erhöht werden (P0 zu P1). Vor allem bei unelastischen Nachfragen, das heißt bei Ausweitung des Güterangebots nur mit Preiserhöhung, wird es keine Notwendigkeit geben, diese Kostensteigerung auf den Verbraucher ab- zuwälzen.17

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.4: Kostendruck-Inflation

Betrifft die Erhöhung den Faktor Arbeit und damit die Lohnkosten, dann spricht man von einer Lohndruck-Inflation, da die erhöhten Lohnabgaben die Produktions-kosten des Unternehmers erhöhen. Eine generelle Erhöhung der Löhne kann somit einen gewissen Druck auf den Preis ausüben und zur oft zitierten Lohn-Preis-Spirale führen.18

- die Angebotslücken-Inflation

Bei dieser Inflationsursache geht man (bei gleichbleibendem Marktpreis) von einem Angebotsrückgang aus. Dies bewirkt eine Links-Verschiebung der Angebotskure, im Gegensatz zur senkrechten Veränderung bei der Kostendruck-Inflation. Damit sich ein neuer Gleichgewichtspreis einstellen kann, muss der Preis erhöht und die Angebotslücke geschlossen werden. Wiederrum gilt: Je unelastischer auf diese Nachfrage reagiert wird, desto höher steigt als Reaktion die Inflation.19

[...]


1 [Günter, 2004]

2 Vgl. [v. Hiller, 2008]

3 [Jarchow, 1993]S. 15

4Vgl. [Jarchow, 1993]S. 15ff

5Länder, die den Euro als Währung eingeführt haben

6Berechnungsformel: [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

7Vgl. [Jarchow, 1993]S. 18

8Vgl. [statistik.at, 2009]

9Vgl. [statistik.at, 2006], S.3

10Vgl. [Altmann, 2000], S.148f

11[Geigant u. a., 2000]

12Vgl. [Stiassny, 2007] S. 40

13Vgl. [Siebert und Lorz, 2007] S. 304f und [Altmann, 2000], S. 161

14Vgl. [Altmann, 2000], S.161ff

15Vgl. [Altmann, 2000], S.161ff

16Vgl. [Altmann, 2000], S.165ff und [Wildmann, 2007], S. 63f

17Vgl. [Altmann, 2000], S.170f

18Vgl. [Wildmann, 2007], S.61f

19Vgl. [Altmann, 2000], S.175

Fin de l'extrait de 43 pages

Résumé des informations

Titre
Von der Inflation in die Deflation. Globale Szenarien und deren Auswirkungen auf die privaten Haushalte in Österreich
Université
Ferdinand Porsche FernFH
Note
1
Auteur
Année
2010
Pages
43
N° de catalogue
V295703
ISBN (ebook)
9783656945253
ISBN (Livre)
9783656945260
Taille d'un fichier
956 KB
Langue
allemand
Mots clés
Inflation, Deflation, Ölkrise, Keynesianisumus;, Monetarismus, Haushalte
Citation du texte
Hanspeter Zach (Auteur), 2010, Von der Inflation in die Deflation. Globale Szenarien und deren Auswirkungen auf die privaten Haushalte in Österreich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295703

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