Das Nachhaltigkeitskonzept enthält als Strukturprinzip organisatorische und institutionelle
Regelungen (effiziente Regulierung, integrative Entscheidungsfindung) und inhaltliche Vorgaben
(inter- und intragenerationelle Gerechtigkeit). Das Nachhaltigkeitskonzept enthält darüber hinaus organisatorische Maßgaben (Partizipation
und Integration) und setzt normative Leitlinien und Steuerungsimpulse, ggf. für einen Teil der
Rechtsordnung, etwa das Umweltrecht und die Umweltbeziehungen. Mit dem zielorientierten Gebot
effizienten Steuerns, enthält es eine konkrete normative Kernaussage im Unterschied zu dem sehr
offen formulierten Rechtsstaatsprinzip, das seine Konkretisierung erst durch die Rechtsprechung des
BVerfG erfahren hat. Das Nachhaltigkeitsgebot als Strukturprinzip bildet einen Rechtsbaustein für die
Begründung und Ausübung staatlicher Gewalt im staatlichen Ordnungsgefüge, Gehne, Das
Nachhaltigkeitskonzept enthält als Strukturprinzip organisatorische und institutionelle Regelungen
(effiziente Regulierung, integrative Entscheidungsfindung) und inhaltliche Vorgaben (inter- und
intragenerationelle Gerechtigkeit), vgl. Gehne, Nachhaltige Entwicklung als Rechtsprinzip, S. 265; vgl.
Schwab, Gedanken zur Nachhaltigkeit, ODWW 2014, Artikel 620; Schwab, Innovationen – Vorsorge
und Verantwortung – Gedanken, ODWW 2014, Artikel 616. „Freiheit ist das Lebensgesetz unserer
Wirtschaft und unserer Gesellschaft. Nur in Freiheit kann der Mensch schöpferisch sein. Es ist eine
Freiheit in und zur Verantwortung. Dafür bedarf es einer Ordnung“, Angela Merkel, Rede
Bundeskanzlerin Merkel vor dem Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika Di, 03.11.2009. Die
drohende Klimaschutzkatastrophe fordert eine ökologische Konversion, ein verantwortungsbewusstes
Nachdenken über Risiken, Bedrohungen und Unsicherheiten, schlicht eine zukunftsorientierte
planetare Verantwortung. Im Begriff des Risikos drückt sich der Umgang mit der Ungewissheit aus, in
der Wissen und Nichtwissen zusammentreffen. Diese wird durch ein Mehr an Wissen nicht
überwunden. Es bleiben Unsicherheiten über die Kontrollierbarkeit und Kompensierbarkeit industriell
erzeugter Unsicherheiten und Gefahren. Das Risiko selbst ist keine objektiv messbare Größe. Seine
Wirklichkeit spiegelt sich in der Umstrittenheit des Risikos und der Gefahrenverwirklichung. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Das Nachhaltigkeitskonzept
- Risiken als umstrittene Wirklichkeit der Möglichkeit
- Recht und soziale Wirklichkeit
- Ökologische Verhältnismäßigkeit
- Demokratie und Nachhaltigkeit
- Nachhaltigkeit als radikale Autonomie des Individuums
- Nachhaltigkeit als intergenerationelle Gerechtigkeit
- Der soziale Rechtsstaat
- Soziale Gebilde und die Sozialisation des Einzelnen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text untersucht die Bedeutung von Nachhaltigkeit im Kontext von Umweltschutz und gesellschaftlicher Entwicklung. Er analysiert die Herausforderungen, die sich aus einer fortschrittsgetriebenen Moderne ergeben und beleuchtet die Notwendigkeit eines nachhaltigen und verantwortungsbewussten Umgangs mit den Ressourcen unserer Erde.
- Das Nachhaltigkeitskonzept als Strukturprinzip für die Gestaltung staatlicher Gewalt
- Risiken, die mit industrieller Entwicklung verbunden sind, und die Notwendigkeit von Vorsorge
- Die Rolle des Rechts und der sozialen Wirklichkeit in der Gestaltung einer nachhaltigen Gesellschaft
- Die Bedeutung von ökologischer Verhältnismäßigkeit für den Schutz der Umwelt
- Die Verbindung von Demokratie und Nachhaltigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel beschäftigt sich mit dem Nachhaltigkeitskonzept als Strukturprinzip für die Gestaltung staatlicher Gewalt. Es werden die organisatorischen, institutionellen und inhaltlichen Vorgaben des Konzepts erläutert.
- Das zweite Kapitel beleuchtet die Risiken, die mit industrieller Entwicklung verbunden sind und die Notwendigkeit von Vorsorge. Es wird die Bedeutung der Risikoverwirklichung und die Notwendigkeit vorbeugenden Handelns betont.
- Das dritte Kapitel untersucht die Beziehung zwischen Recht und sozialer Wirklichkeit. Es wird die Entstehung und Wirkung von Rechtsnormen im Kontext sozialen Handelns analysiert.
- Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit dem Prinzip der ökologischen Verhältnismäßigkeit, das fordert, dass die Gesellschaft bei der Nutzung der Natur ihre Ziele rechtfertigt und geeignete Mittel wählt.
- Das fünfte Kapitel beleuchtet die Verbindung zwischen Demokratie und Nachhaltigkeit und argumentiert, dass eine nachhaltige Entwicklung ein zentrales Element einer demokratischen Staatsform ist.
- Das sechste Kapitel untersucht die Frage nach der Nachhaltigkeit als radikale Autonomie des Individuums in den Grenzen der globalisierten Autonomie aller anderen Menschen. Es werden die Herausforderungen der Globalisierung, des Klimawandels und der Generationengerechtigkeit angesprochen.
- Das siebte Kapitel behandelt Nachhaltigkeit als intergenerationelle Gerechtigkeit und betont die Notwendigkeit einer lebenswerten, freiheitlichen und friedlichen Erde für alle Menschen.
- Das achte Kapitel analysiert den sozialen Rechtsstaat im Hinblick auf den konstitutiven methodischen Individualismus. Es wird die Bedeutung des Grundrechtsschutzes für die Freiheit des Einzelnen und die Gestaltung eines nachhaltigen Staates betont.
- Das neunte Kapitel untersucht die Rolle sozialer Gebilde und die Sozialisation des Einzelnen in der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Es wird die Bedeutung von Kommunikationsprozessen und der Identitätsentfaltung des Menschen in der Postmoderne betont.
Schlüsselwörter
Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Risikogesellschaft, Vorsorge, Recht, soziale Wirklichkeit, ökologische Verhältnismäßigkeit, Demokratie, intergenerationelle Gerechtigkeit, sozialer Rechtsstaat, Sozialisation, Postmoderne.
- Quote paper
- Prof. Dr. Dr. Assessor jur., Mag. rer. publ. Siegfried Schwab (Author), 2015, Umweltschutz als Nachweltschutz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295771