Die Benutzerfreundlichkeit vieler Webangebote lässt immer noch zu wünschen übrig.
Es gibt nichts Ärgerlicheres als ‚tote’ Links, nicht klar erkennbare Seitennavigation oder lange Ladezeiten beim Besuch einer interessanten Internetseite. Die Verärgerung über diese Unzulänglichkeit führt oft dazu, dass der Besucher die Internetseite schnell und frustriert wieder verlässt, um die gewünschte Information oder das gewünschte Produkt bei einem anderen Internetanbieter zu finden, welcher es verstanden hat, seinen potentiellen Kunden ein angemessenes Maß an Benutzerfreundlichkeit zu bieten. Dies hat zur Folge, dass dieser Besucher mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ein zweites Mal das Webangebot besuchen wird und somit als potentieller Kunde verloren geht.
Diesen Schwund an Nutzern gilt es zu vermeiden, in dem der Besucher sich intuitiv auf der Seite bewegen kann und alle gewünschten Informationen vorfindet.
Um genau dies seinen Nutzern zu bieten, gibt es verschiedene Analysemethoden, die Maßnahmen zur Beseitigung von Usability-Mängeln erkennen lassen.
Eine Analysemethode ist die Untersuchung der Internetseite mittels eines Kriterienkatalogs, der typische Usability-Fragen beantwortet, umso Schwachstellen aufzuzeigen.
Kriterienkataloge zur Messung der Usability gibt es seit Ende der 80er Jahre und der erste ausgereifte Katalog für die Untersuchung eines Webangebotes war der Keevil Usability Index, welcher 1998 präsentiert wurde.
Basierend auf dem Keevil Usability Index entstand 2002 ein weiterer Kriterienkatalog, der Web Usability Index.
Im Verlauf der vorliegenden Arbeit soll untersucht werden, ob der neu entwickelte Katalog aussagekräftiger und somit besser als sein Vorgänger ist und welches Verbesserungspotential sich aus dem wechselseitigen Vergleich für den Web Usability Index abzeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Anlass der Arbeit
1.2 Ziel und Vorgehensweise
2. Grundgedanken der Usability
2.1 Usability - Definition
2.2 Usability - Bedeutung
2.2.1 Usability - Eckpunkte
2.2.1.1 Ziel des Webangebotes
2.2.1.2 Kenne Deinen Nutzer
2.2.2 Auswirkungsbereiche
2.2.2.1 Mitarbeiter
2.2.2.2 Kunden
2.2.2.3 Wettbewerber
2.2.2.4 Öffentlichkeit
2.2.2.5 Lieferanten / Investoren
2.3 Fazit
3. Kriterienkataloge
3.1 Entstehungsgeschichte
3.2 Anwendung
3.3 Marktsituation
3.4 Keevil Usability Index ( KUI)
3.5 Web Usability Index (WUI)
4. Vergleich KUI – WUI
4.1 Unterschiede / Gemeinsamkeiten
4.2 Die zu untersuchenden Internetseiten
4.2.1 Global Player
4.2.2 Local Player
4.3 Evaluation Global Player
4.3.1 KUI
4.3.2 WUI
4.3.3 Ergebnis
4.4 Evaluation Local Player
4.4.1 KUI
4.4.2 WUI
4.4.3 Ergebnis
4.5 Gesamtergebnis
5. Optimierungspotenziale
6. Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
A KUI Evaluation Global Player
B WUI Evaluation Global Player
C KUI Evaluation Local Player
D WUI Evaluation Local Player
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Die drei Dimensionen der Nutzer – Erfahrung (Nielsen 1993, S.44)
Abbildung 2: Auswirkungsbereiche der Usability
Abbildung 3: Zeitablauf der Usability
Abbildung 4: Auszug ‚Finding an answer’ aus dem Keevil Usability Index
Abbildung 5: Amazon.de Startseite
Abbildung 6: books.ch Startseite
Abbildung 7: Gesamtbewertungen des KUI für Global Player
Abbildung 8: Ergebnis KUI ‚Finding the Information’ für Global Player
Abbildung 9: Ergebnis KUI ‚Understanding the Information’ für Global Player
Abbildung 10: Ergebnis KUI ‚Supporting User Tasks’ für Global Player
Abbildung 11: Ergebnis KUI ‘Evaluating the Technical Accuracy’ für Global Player
Abbildung 12: Ergebnis KUI ‚Presenting the Information’ für Global Player
Abbildung 13: Ergebnis KUI für Global Player
Abbildung 14: Gesamtbewertungen des WUI für Global Player
Abbildung 15: Ergebnis WUI ‚Navigation und Orientierung’ für Global Player
Abbildung 16: Ergebnis WUI ‚Interaktion und Informationsaustausch für Global Player
Abbildung 17: Ergebnis WUI ‚Aktualität und Qualität’ für Global Player
Abbildung 18: Ergebnis WUI ‚Informations- und Textdesign’ für Global Player
Abbildung 19: Ergebnis WUI ‚Auffindbarkeit und Zugänglichkeit’ für Global Player
Abbildung 20: Ergebnis WUI für Global Player
Abbildung 21: Vergleich KUI – WUI für Global Player
Abbildung 22: Gesamtbewertungen des KUI für Local Player
Abbildung 23: Ergebnis KUI ‚Finding the Information’ für Local Player
Abbildung 24: Ergebnis KUI ‚Understanding the Information für Local Player
Abbildung 25: Ergebnis KUI ‚Supporting User Tasks’ für Local Player
Abbildung 26: Ergebnis KUI ‘Evaluating the Technical Accuracy’ für Local Player
Abbildung 27: Ergebnis KUI ‘Presenting the Information’ für Local Player
Abbildung 28: Ergebnis KUI für Local Player
Abbildung 29: Gesamtbewertungen des WUI für Local Player
Abbildung 30: Ergebnis WUI ‚Navigation und Orientierung’ für Local Player
Abbildung 31: Ergebnis WUI ‚Interaktion und Informationsaustausch’ für Local Player
Abbildung 32: Ergebnis WUI ‚Aktualität und Qualität’ für Local Player
Abbildung 33: Ergebnis WUI ‚Informations- und Textdesign’ für Local Player
Abbildung 34: Ergebnis WUI ‚Auffindbarkeit und Zugänglichkeit’ für Local Player
Abbildung 35: Ergebnis WUI für Local Player
Abbildung 36: Vergleich WUI – KUI für Local Player
Abbildung 37: Ergebnisvergleich Amazon.de – books.ch .
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Kategorienähnlichkeit WUI – KUI .
Tabelle 2: Übersicht KUI – WUI
Abkürzungsverzeichnis (alphabetisch)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
1.1 Anlass der Arbeit
Die Benutzerfreundlichkeit (Usability) vieler Webangebote[1] lässt immer noch zu wünschen übrig. Es gibt nichts Ärgerlicheres für Besucher[2] einer Internetseite als ‚tote’ Links, nicht klar erkennbare Seitennavigation oder lange Ladezeiten. Die Verärgerung über diese Unzulänglichkeiten führen oft dazu, dass der Besucher die Internetseite schnell und frustriert wieder verlässt, um die gewünschte Information oder das gewünschte Produkt bei einem anderen Internetanbieter zu finden, welcher es verstanden hat, seinen Besuchern ein angemessenes Maß an Benutzerfreundlichkeit zu bieten. Dies hat zur Folge, dass dieser Besucher mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ein zweites Mal das Webangebot aufsuchen wird und somit als potenzieller Kunde verloren geht. Diesen Schwund an Nutzern gilt es zu vermeiden, indem der Besucher sich intuitiv auf der gewünschten Seite bewegen kann und alle für ihn relevanten Informationen findet.
Um seinen Nutzern ein benutzerfreundliches Webangebot zu bieten, gibt es verschiedene Analysemethoden, die die Maßnahmen zur Beseitigung von möglichen Usability-Mängeln erkennen lassen. Eine Analysemethode ist die Untersuchung des Webangebotes mit Hilfe eines Kriterienkatalogs, welcher der zu untersuchenden Webpräsenz Fragen stellt, die auf Grund von Erfahrungen und gültigen Richtlinien bzgl. der Usability entwickelt wurden. Die Fragen – auch Merkmale genannt – sollen Usability-Schwachstellen des Webangebotes aufzeigen, indem ein Gutacher, in den meisten Fällen ein Usability-Experte, diese Merkmale beantwortet. Kriterienkataloge zur Messung der Usability gibt es seit Ende der 80er Jahre. Der erste ausgereifte Katalog für die Untersuchung eines Webangebotes war der Keevil Usability Index (KUI), welcher 1998 präsentiert wurde. Basierend auf dem KUI entstand 2002 ein weiterer Kriterienkatalog, der Web Usability Index (WUI).
Im Verlauf der vorliegenden Arbeit soll untersucht werden, ob der weiterentwickelte Katalog aussagekräftiger und somit besser als sein Vorgänger ist und welches Optimierungspotenzial sich aus dem wechselseitigen Vergleich für den WUI abzeichnet.
1.2 Ziel und Vorgehensweise
Ziel der Arbeit
Das Ziel dieser Arbeit ist die Funktionalität von Kriterienkatalogen zur Messung der Usability von Internetseiten zu untersuchen und die Bedeutung von Usability zu erläutern. In einem Vergleich zwischen KUI und WUI sollen Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Verbesserungsmöglichkeiten erarbeitet werden, die zu einer Optimierung des aktuellen Kataloges führen könnten. Dabei stellen sich folgende Fragen:
- Wie unterscheiden sich die beiden Kriterienkataloge in ihrer Struktur und Funktionalität?
- Ist der weiterentwickelte WUI wirklich besser als der KUI?
- Welche Ableitungen kann man aus der Gegenüberstellung für weitere Verbesserungen erkennen?
Vorgehensweise der Arbeit
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel. Im ersten Kapitel werden der Anlass und das Ziel dieser Diplomarbeit genannt. In Kapitel zwei ‚Grundgedanken der Usability’ wird die Bedeutung von Usability durch das Aufzeigen der Voraussetzungen und der Auswirkungsbereiche von Usability näher erläutert, um eine Basis für den weiteren Verlauf der Arbeit zu schaffen. Zu Beginn des dritten Kapitels folgt ein kurzer Überblick über die Entstehungsgeschichte und den Werdegang von Kriterienkatalogen. Anschließend wird die Anwendung eines Kriterienkatalogs veranschaulicht, um dem Leser verständlich zu machen, wie Kriterienkataloge in der Praxis verwendet werden. Danach folgt eine kurze Bestandsaufnahme der momentanen Marktsituation vorhandener Kriterienkataloge. Zum Abschluss des dritten Kapitels werden jeweils die vom Verfasser untersuchten Kriterienkataloge, der WUI und KUI, vorgestellt. Dabei werden die Struktur und die Funktionsweise des jeweiligen Kataloges erläutert. In Kapitel vier beginnt der wechselseitige Vergleich der beiden Kataloge. Als erstes werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten bzgl. der Struktur und der Funktionalität aufgezeigt, um dann folgend die untersuchten Internetseiten vorzustellen. Bei der Vorstellung der Webangebote in Kapitel 4.2 erfolgt eine Begründung für die Auswahl und Zuordnung der jeweiligen Internetseite zu Global und Local Player. Es handelt sich bei den Web-Angeboten um Amazon.de (Global Player) und books.ch (Local Player). Beide Webangebote stammen aus der Rubrik Online-Shop mit dem Ursprung im Buchhandel. Der Gegensatz der gewählten Internetseiten, dient zur Bestätigung der Funktionsweise der Kriterienkataloge, in dessen Ergebnissen sich dieser Unterschied widerspiegeln müsste. Besonders wenn der Gesichtspunkt beachtet wird, dass in einer bereits durchgeführten Usability-Studie Amazon als Sieger hervorging und books.ch in einem anderen Test von 2002 Schwächen aufzeigte. Der Vergleich der beiden Kataloge, welche für die Evaluation eines Online-Shops nicht modifiziert wurden, beginnt in Kapitel 4.3 mit der Anwendung auf die Internetseite des Global Players. Das Ergebnis der ersten Untersuchung steht in Kapitel 4.3.3. In Kapitel 4.4 vollzieht sich die zweite Untersuchung, in der die Kriterienkataloge auf die Internetseiten des Local Players angewandt werden. Das Ergebnis dieser Evaluation ist in Kapitel 4.4.3 nachzulesen. In Kapitel 4.5 ist das Gesamtergebnis der Untersuchung vorzufinden, welches eine Auswertung der gewonnenen Ergebnisse und Erkenntnisse beinhaltet. Aus den erlangten Erkenntnissen in Kapitel 4.5 zeigt Kapitel fünf das Optimierungspotenzial des WUI auf. Ein Fazit schließt die Diplomarbeit in Kapitel sechs ab.
2. Grundgedanken der Usability
2.1 Usability - Definition
Das Wort Usability stammt aus dem englischen und setzt sich aus den Wörtern ‚to use’ (gebrauchen) und ‚ability’ (die Fähigkeit) zusammen.
„Im deutschsprachigen Raum übersetzbar mit den Begriffen ‚Benutzungs- freundlichkeit’, ‚Benutzbarkeit’ und ‚Gebrauchstauglichkeit’
- Begriff Benutzungsfreundlichkeit spiegelt die subjektive Einschätzung der Nutzer wider, inwiefern sie ein Produkt als sinnvoll und hilfreich für ihre Arbeit bewerten
- Begriffspaar Benutzbarkeit und Gebrauchstauglichkeit stellt eher objektive Kriterien dar, die sich auf die Funktionalität und die Leistungsfähigkeit eines Produkts beziehen (Universität Rostock)
Der Begriff Usability kann auf verschiedene Arten von Produkten angewendet werden, sowohl auf Haushaltsgeräte als auch auf Websites. In den Bereichen Industrie und Wirtschaft werden ebenfalls Usability-Tests durchgeführt, da es für jedes Produkt wichtig ist, dass es sich leicht und trotzdem effektiv nutzen lässt. Zur Thematik, wie Usability in der Industrie genutzt wird, gibt es aus den 90er Jahren einige Bücher, wie z.B. das 1996 erschienene Buch ‚Usability Evaluation in Industry’ von Patrick W. Jordan.
Es existieren viele Definitionen des Begriffs Usability, doch bisher hat sich keine eindeutig durchgesetzt. Zu erkennen ist jedoch, dass sich viele Definitionen an der ISO-Norm 9241-11 orientieren, welche Usability wie folgt definiert: „Usability ist die Effektivität, Effizienz und das Ausmaß der Zufriedenheit, mit denen bestimmte Benutzer spezifizierte Ziele in einer vorgegebenen Umgebung erreichen.“ (ISO-Norm 1998)
Diese Definition ist ohne Einschränkungen auch auf das Produkt Website anwendbar. Die Effektivität eines Webangebotes sagt aus, wie gut, vollständig oder genau eine Information gefunden werden kann. Die Effizienz bedeutet, dass das Ergebnis mit möglichst geringem Aufwand erreicht wird. Und mit der Forderung nach der Benutzerzufriedenheit werden zusätzlich subjektive Bewertungen mit einbezogen, beispielsweise ein ansprechendes Layout, die Vollständigkeit der Information oder die Frage, ob eine Website die geweckten Erwartungen auch tatsächlich erfüllt. (Laubacher 2003, S.1/2)
Eine weitere kurze, aber doch sehr zutreffende Definition, von Usability, stammt von Jordan aus dem Jahr 1998: „Usability is, therefore, a property of the interaction between a product, a user and the task, or set of tasks, that he or she is trying to complete.” (Jordan 1998, S.7)
Usability ist dem Total Quality Management (TQM) ähnlich, weil es den gleichen Prinzipien folgt und von den gleichen Einflussfaktoren Qualität des Designs und Anpassung an die Forderungen, den Bedarf und das Verlangen des Kunden beeinflusst wird. (Trenner/Bawa 1998, S.172)
Der in Usability-Kreisen renommierte Jakob Nielsen schreibt zur Definition von Usability:
"Usability is the measure of the quality of the user experience when interacting with something – whether a web site, a traditional software application, or any other device the user can operate in some way or another. Basically usability is concerned with making systems easy to learn and easy to use." (Nielsen 1993, S.23)
Die Definition von Pearrow “The point of Web site usability is to make Web sites perform the function for which they were designed, with the minimal amount of user frustration, time, and effort.” (Pearrow 2000, S.23) trifft nach Meinung des Verfassers am besten die Definition von Web-Usability, weil der Bezug zur Zielsetzung der Webseite mit einfließt. Die Zielsetzung der Internetseite soll mit der geringsten Menge an Aufwand, Zeit und Frustration des Nutzers erfüllt werden. Die Unterschiede zur ISO-Norm sind also denkbar gering. Der wichtige Aspekt der Zufriedenheit taucht in dieser Definition ebenfalls auf. Der Begriff Frustration ist der Gegensatz von Zufriedenheit und kann deshalb gleich gedeutet werden, denn ist ein Nutzer nicht frustriert beim Besuch einer Internetseite, so ist er zufrieden. Der geringe Aufwand um das Ziel zu erreichen, ist ebenfalls in der ISO-Norm enthalten: die Effizienz. Der Unterschied der Definition bzgl. der Effektivität, die in der ISO-Norm genannt wird, definiert Pearrow als Zielsetzung des Webangebotes, in der die Effektivität indirekt enthalten ist. Wird das Ziel gut umgesetzt, so ist die Seite auch effektiv. Pearrows Definition von Usability weicht, aus den genannten Gründen, nicht weit von der ISO-Norm ab und deshalb werden im weiteren Verlauf dieser Arbeit die Wörter Effektivität, Effizienz und Zufriedenheit in der Bedeutungsweise von Pearrow wieder Verwendung finden. Um sich unter dem Begriff Usability etwas vorzustellen, sollte bedacht werden, dass Usability kein allein stehendes Objekt ist, sondern fester Bestandteil einer Applikation oder eines Produktes ist und sich nicht einfach hinzufügen oder entfernen lässt. (Jordan 1996, S.20)
2.2 Usability - Bedeutung
Die Bedeutung von Usability wurde bereits Ende der 90er Jahre von der Industrie erkannt, Jordan schrieb schon 1998:
“However, perhaps the most important reflection on how seriously usability issues are now being taken is the sharp increase in the number of professionals employed by industry who are charged with ensuring that products are easy to use.” (Jordan 1998, S.1)
Welche fatalen Folgen es haben kann, wenn Usability nicht beachtet wird, musste die Firma Coleco Company 1983 feststellen. Sie fertigten damals einen innovativen Computer, der besser war als die Existierenden. Zum Computer hinzu gab es einen Drucker und der Preis war, für damalige Verhältnisse mit 600$, günstig. Der Rechner wurde oft verkauft, jedoch scheiterte Coleco an der Dokumentation. Sie war zu komplex für die Nutzer geschrieben, so dass daraufhin viele ihren Rechner reklamierten. Coleco verbuchte dadurch einen Verlust von 6 Mio. Dollar. (Pearrow 2000, S.16) ”Because, as mentioned, systems that do not perform up to users´ needs and expectations usually fail.” (Pearrow 2000, S.16)
Bei Webangeboten steigen die Anforderungen an die Benutzerfreundlichkeit durch den ständig wachsenden und heterogener werdenden Benutzerkreis und der zunehmenden Informationsorientierung und Ausweitung der Interaktionsmöglichkeiten.
“Web Usability ist nicht nur ein kritischer Erfolgsfaktor im e-Business (Nielsen 1999, S.9), sondern bildet ein wesentliches Qualitätskriterium für Web-Angebote kommerzieller wie nicht-kommerzieller Organisationen und Institutionen.“
(Harms, I.;Schweibenz, W.;Strobel, J. 2002 , S.1)
“Die Usability, d.h. die Benutzbarkeit oder Benutzerfreundlichkeit von Websites gewinnt mit der Ausweitung des Angebots an Waren und Dienstleistungen im World Wide Web nicht nur zunehmend an Bedeutung, sondern erlangt den Status eines kritischen Erfolgsfaktors im E-Business.“
(Harms, Schweibenz ‚Testing Web Usability’ 2000 S.1)
Bei der Evaluation der Informationsdarstellung kann in zwei verschiedene Verfahren unterschieden werden. Einmal solche, in denen Experten die Usability relevanten Aspekte eines Webangebotes untersuchen und anderer-seits jene Testverfahren, in denen potenzielle Endnutzer die Webpräsenz evaluieren und somit als Auskunftsperson dienen. (Bauer/Grether 2002 S.9/10) Die Untersuchungsmethode mittels Kriterienkatalog fällt unter das Verfahren der Expertenevaluation.
Um Usability jedoch sinnvoll und mit all seinen Möglichkeiten im Bereich des Internets einzusetzen, bedarf es einiger Überlegungen, die im folgenden Kapitel erläutert werden.
2.2.1 Usability - Eckpunkte
Als Betreiber einer Webpräsenz muss bedacht werden, dass eine einmalige Usability-Evaluation nicht ausreicht, um eine dauerhafte Benutzerfreundlich-keit des Webangebotes zu garantieren. Es müssen bei jeder neuen Überarbeitung unterschiedliche Evaluationen stattfinden, da eine Website niemals wirklich fertig ist. Es folgen Weiterentwicklungen der Seite und diese fordern weitere Tests: ”But the fact of the matter is that a Web site is never truly completed; revisions happen frequently. That´s a fact of Web life!” (Pearrow 2000, S.36) Es ist unwesentlich, ob es sich um ein Redesign der Internetseite oder um eine neue Webpräsenz handelt.
“Eckpunkte des Usability Engineerings von Webangeboten sind zunächst die Ziele, die mit dem Webangebot verbunden werden. Daraus resultierend sind die angezielte(n) Nutzergruppe(n) und ihre Erwartungen sowie deren generelle Vertrautheit mit dem Informationssystem“.
(Harms, Schweibenz ‚Testing Web Usability’ 2000 , S.1/2)
Überlegungen bzgl. des Ziels der Internetseite sowie das Kennen seiner Nutzer müssen vor Beginn einer Evaluation in Betracht gezogen werden. Die Ergebnisse der Überlegungen bilden wichtige Eckpunkte der Usability, welche für eine aussagekräftige Usability-Evaluation notwendig sind.
2.2.1.1 Ziel des Webangebotes
Ohne ein definiertes Ziel des Webangebotes ist keine sinnvolle Usability-Untersuchung möglich: “It is critical to understand the purpose of a Web site, since no other usability study can happen until it is determined.” (Pearrow 2000, S.28) Darüber hinaus sollte das definierte Ziel klar sein, da sonst keine brauchbare Usability betrieben werden kann “…no amount of good usability techniques can help you: without a purpose, all is for naught.“ (Pearrow 2000, S.46)
Der Grad der Bedeutung von Usability und den somit entstehenden Usability-Evaluationen, unterscheidet sich je nach Absicht der Webseite. Ein übertriebenes Beispiel wäre eine Web-Applikation, die zur Steuerung eines Kernkraftwerkes gestaltet wurde. Diese muss einen weit aus höheren Bedeutungswert auf Usability legen, als eine kleine Unternehmens-Internetseite, die ein paar Produkte in ihrem Online-Shop anbietet. Eine größere Bedeutung der Usability bedeutet gleichzeitig, dass dementsprechend eine höhere Kostenintensität für Usability-Evaluationen entsteht. Um die Sicherheit des Kernkraftwerkes und dessen korrekte Bedienung zu garantieren, müssten Millionen von Euros für Tests investiert werden, wobei der kleine Online-Shop mit wenigen Tests und somit auch mit geringeren Kosten auskommen würde. (Pearrow 2000, S.24)
Unterschiedliche Webangebotsziele haben verschiedene Usability-Schwerpunkte. Das Kernkraftwerk hat den Schwerpunkt in der Sicherheit des Webangebotes, damit Manipulation von Unbefugten ausgeschlossen werden kann. Der Online-Shop hat seinen Schwerpunkt hingegen im Bereich Navigation und Design, um den Kunden das Auffinden des gewünschten Produktes mit einem ansehnlichen Layout zu ermöglichen. Mittels dieses Beispiels soll aufgezeigt werden, dass das Ziel einer Internetseite eine entscheidende Rolle in der Usability spielt, besonders für die Usability-Evaluation.
2.2.1.2 Kenne Deinen Nutzer
Durch das deklarierte Ziel folgt die Definition der Zielgruppe, die mit dem Webangebot angesprochen werden soll. Über diese Zielgruppe gilt es so viele relevante Informationen wie möglich zu sammeln, damit die Webpräsenz die vom Besucher gestellten Ansprüche erfüllt. Der Grundsatz “Kenne Deinen Nutzer“ ist sehr wichtig da alle davon profitieren. Die User können das Angebot durch die Anpassung besser nutzen und daraus resultiert mehr Umsatz für das Unternehmen. (Pearrow 2000, S.46/47)
Dabei sollte man sich die Frage stellen, was der Besucher der Internetseite an minimalen Funktionen benötigt, um sein Ziel zu erreichen. Erweiterungen der Funktionen können zu einem späteren Zeitpunkt folgen, wenn das System den Usern bekannt ist, denn zu viele Funktionen und Informationen könnten den ihn zu sehr verwirren. (Nielsen 1993, S.115)
Generell sollte beim Design der Internetseite berücksichtigt werden, dass die
Besucher der Seite unterschiedliche Erfahrungswerte mitbringen, die sich auf die Nutzung der Webpräsenz auswirken. (Siehe Abbildung 1)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Abbildung 1: Die drei Dimensionen der Nutzer - Erfahrung (Nielsen 1993, S.44))
“The three main dimensions on which users' experience differs: knowledge about computers in general, expertise in using the specific system, and understanding of the task domain.” (Nielsen 1993, S.44)
Weiterhin sollte folgendes beachtet werden:
- Welche Einschränkungen hat die Zielgruppe bzgl. Bandbreite, Hardware, Browser (PDA, Web-TV), Plug-Ins und Plattform?
- Was für Vorlieben haben die Besucher?
- Wünschen sich die Besucher viele oder wenige Grafiken?
- Haben die Besucher Angst vor Cookies?
- Möchten die Besucher der Internetseite zeitsparende oder lieber selbsterklärende Funktionen, die vielleicht weniger effizient sind?
- Welche Gewohnheiten haben die Besucher? (Pearrow 2000, S.34)
Kennen die User ein bereits existierendes Webangebot auf dem sie sich vertraut bewegen können, so kann man die Vorzüge, wie z.B. Navigation, Seitenlayout, etc., in seinem eigenen Design implementieren. Andersherum, mögen sie eine Seite nicht, sollte man vermeiden diese Fehler ebenfalls zu begehen. Jede Gewohnheit des Nutzers kann in Zeitersparnis für ihn umgesetzt werden, von daher sollten die Gewohnheiten des Users beachtet werden. Jeder Besucher einer Internetseite ist mit Details unzufrieden: dies herauszufinden und in einer neuen Version der Internetseite zu beheben, ist ein weiterer Punkt, der beachtet werden sollte.
Am wichtigsten sind die persönlichen Daten des Nutzers, z.B. Alter, Beruf, Wohnort, etc.. Es gibt noch viele weitere Merkmale, die dazu beitragen so viele relevante Informationen wie möglich über den Nutzer zu erhalten. (Pearrow 2000, S.32-34)
„In order to know thy user, you must gather information though screeners and questionnaires. You can also get information about your user from other sources, such as existing client databases.” (Pearrow 2000, S.57)
Weiterhin ist es möglich beim Besuch des eigenen Webangebotes Daten des Users zu erheben. Beim Aufruf der Webpräsenz werden die IP-Adresse des Besuchers sowie verschiedene Informationen, wie z.B. Betriebsystem, Auflösung, Browser, etc., übermittelt, welche vom Anbieter genutzt werden können. Bei einer Erhebung von persönlichen Daten mittels eines Fragebogens auf der Webpräsenz sollte beachtet werden, dass nicht alle User gerne ihre Daten zur Verfügung stellen. Die Angst vor Missbrauch oder Belästigung durch folgende Werbe-Emails sind immer noch vorhanden:
“Die Übergabe dieser Daten ist demnach eine Option, ein freiwilliger Akt. Der Site-Betreiber tut gut daran, keine Funktionalität der Website an die Übergabe solcher Daten zu knüpfen. Andernfalls riskiert er, dass Surfer vorzeitig aussteigen oder, dass sie falsche Datensätze hinterlassen.“ (Puscher 2001, S.12)
Um beim Besucher das Vertrauen zu erwecken, dass er ohne Zweifel seine persönlichen Daten hinterlassen kann, sollte unbedingt eine Datenschutzerklärung sowie Sinn und Zweck der Erhebung auf der Internetseite vorhanden sein:
“Oberste Priorität bei der Vertrauensbildung gilt dem Datenschutz. Der Site-Betreiber sollte klarmachen, zu welchem Zweck er die Daten erhebt und was er damit zu tun gedenkt.“ (Puscher 2001, S.14)
Menschliche Faktoren spielen eine wichtige Rolle beim Betrachten einer Internetseite. Die Wahrnehmung des Auges bzgl. Farben, Schriftart und Textabsätzen ist dabei zu berücksichtigen. So besteht z.B. die Möglichkeit mittels Farbwahl eine wichtige Information für die Nutzer hervorzuheben. Des Weiteren ist es für Usability-Experten wichtig zu wissen, wie die Nutzer des Webangebotes denken und in ihrem Umfeld agieren, um das Verhalten zu verstehen und ggf. Verbesserungsvorschläge für die Internetseite an die Entwickler weiterzugeben. (Pearrow 2000, S.123) Näheres zum Thema ‚menschliche Faktoren’ kann im Kapitel vier ‚Human Factors’ im Buch ‚W eb Site Usability Handbook’ von Mark Pearrow ab S.91ff ausführlich nachgelesen werden.
2.2.2 Auswirkungsbereiche
Um die große Bedeutung von Usability aufzuzeigen, bedarf es eines Überblicks über die Auswirkungsbereiche, welches sich vom eigenen Mitarbeiter bis hin zur Öffentlichkeit zieht. (Siehe Abbildung 2) Die aufgezeigten Gebiete werden in den folgenden Unterkapiteln näher erläutert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Abbildung 2: Auswirkungsbereiche der Usability)
2.2.2.1 Mitarbeiter
Am Beispiel einer Webapplikation (z.B. Intranet), die zur Verrichtung der täglichen Arbeitsaufgaben der Angestellten dient, wird der Vorteil von Usability für die eigenen Mitarbeiter demonstriert. Eine erhöhte Usability der Applikation führt zur Effektivitäts- und Effizienzsteigerung der Angestellten. Wenn die Angestellten ein benutzerfreundlicheres Arbeitsumfeld vorfinden, werden sie weniger Zeit für ihre Aufgaben benötigen und produktiver arbeiten. Durch das leichter fallende Erledigen der Arbeitsaufgaben steigt ebenfalls der dritte Punkt der Usability-Definition, die Zufriedenheit, wodurch die Motivation des Angestellten erhöht wird. Usability wirkt sich weiterhin auf potenzielle neue Mitarbeiter aus. Stellensuchende schauen sich das Webangebot des möglichen neuen Arbeitgebers an und informieren sich. Das Publizieren von Stellenangeboten auf den Internetseiten des jeweiligen Unternehmens weist den Arbeitsuchenden daraufhin, dass eine für ihn passende Stelle frei ist. Nach Möglichkeit kann das Unternehmen sogar ein Onlineformular für die Bewerbung bereitstellen, welches es dem Stellensuchenden vereinfacht, sich bei dem Unternehmen zu bewerben.
2.2.2.2 Kunden
Usability spielt in Hinsicht auf den Kunden, egal ob bereits existierender oder potenzieller, eine große Rolle. Internetuser verlangen nach Websites, die leicht zu bedienen sind und ihren Ansprüchen gerecht werden. Benutzerfreundlichkeit ist längst nicht mehr ein Bonus, sondern Pflicht: “Whilst users may once have seen ease of use as a bonus, in the case of many products it is now often taken for granted. “ (Jordan 1996, S.XV)
Für einen potenziellen Kunden, der die Internetseite des Unternehmens aufruft und Informationen über das Unternehmen und vielleicht auch einen direkten Ansprechpartner sucht, gibt es nichts Unattraktiveres als sich nicht auf den Internetseiten zurecht zu finden und die gewünschten Informationen nicht, oder nur sehr umständlich, vorzufinden. Nicht ansprechend gestaltete Internetseiten begrenzen die Möglichkeiten des Besuchers das System zu nutzen. Bei dem Versuch eine Aufgabe erfolgreich mittels der Internetseite durchzuführen, kann es beim Benutzer zu Verwirrung, Enttäuschung, Schwierigkeiten beim Lernen des Systems, Missverständnissen wie das System arbeitet sowie zu Fehlern und Schwierigkeiten bei der generellen Nutzung des Systems führen. (Ravden, Johnson 1989, S.15) Der potenzielle Kunde wird somit schnell zum realen Nicht-Kunden, wenn die Webpräsenz nicht benutzerfreundlich ist, da er auf andere Anbieter ausweicht. Aus kommerzieller Sicht gesehen, wird er also nicht Kunde und wird somit keinen Umsatz generieren. (Jordan 1998, S.7)
Viele Internetauftritte von Unternehmen haben dieses Problem noch nicht realisiert und begehen Fehler auf ihrer Internetpräsenz, so dass potenzielle Kunden verloren gehen:
“Nirgendwo werden mehr Fehler gemacht, als bei Internetauftritten von Unternehmen, ein schleppender Seitenaufbau, unübersichtlich aufbereitete Informationen, endlos lange Texte - all dies sind Sünden, die von den anspruchsvollen Websurfern gnadenlos mit künftiger Nichtachtung geahndet werden.“ (Daub 2001, S.13/14)
Schafft man es jedoch den Besucher der Unternehmens-Internetseite zufrieden zu stellen, indem er schnell und leicht die gewünschten Informationen vorfindet, wird er mit erhöhter Wahrscheinlichkeit Kunde des Unternehmens werden.
Usability ist jedoch auch für reale Kunden von Bedeutung. Ist der Kunde mit dem Produkt zufrieden, so wird er es nicht in Erwägung ziehen, es zu wechseln. Resultierend daraus entsteht eine feste Kundenbindung:
“Mit Usability erreiche ich im Internet die Kundenbindung, die der Kunde tatsächlich wünscht.“ (Adversario)
Hinzu kommt, dass Usability Einsparungen beim Kundendienst bringt:
“Wenn der Kundendienst rotiert, weil sich die Nutzer beschweren, wird es teuer. Abgesehen davon werden Kunden, die sich beschweren nicht lang Kunden bleiben. Probleme nach dem Online-Start zu beheben ist teurer, als von Beginn an gut und nutzerorientiert zu arbeiten.“ (contentmanager.de)
2.2.2.3 Wettbewerber
Mittels Usability lässt sich ein klarer Vorteil gegenüber den Wettbewerbern erzielen: “Indeed, usability may be one of the few areas left to manufacturers where it is possible to gain a strong commercial advantage over the competition.” (Jordan 1998, S.1) Durch eine qualitativ hochwertige Website und den sich aus der Verwendung von Usability bietenden Kosten-einsparungspotenzialen im Bereich des Kundendienstes und der Entwicklung der Webpräsenz, entsteht ein Vorteil gegenüber seinen Wettbewerbern:
“Die normale Website-Entwicklung: diskutieren, implementieren, veröffentlichen. Einen Schritt zurückgehen, anschauen was dabei rausgekommen ist. Sich wundern warum es nicht funktioniert, diskutieren, implimentieren, veröffentlichen. Die unendliche Geschichte. Die Entwicklung solcher Projekte ist teuer. Und am Ende kann der Kunde nur vermuten, warum die Website nicht den versprochenen Erfolg hat.“ (contentmanager.de)
Dieser Vorteil kann sich entweder bei der Preisgestaltung oder in einer schnelleren Weiterentwicklung der Website niederschlagen. Um den Vorteil gegenüber den Wettbewerbern dementsprechend groß zu gestalten, fließt Usability auch in den Bereich des Marketings mit ein: ”Usability is becoming established as an important issue with respect to the marketing and sales of products, thus it can have significant commercial implications.” (Jordan 1996, S.1)
Es kann jedoch vorkommen, dass die Kosteneinsparungspotenziale von Usability bei der Entwicklung nicht offensichtlich sind und sie sich erst nach dem Release aufzeigen: “Unfortunately, the cost savings from increased usability are not alyways directly visible to the development organization since they may not show up until after the release of the product.” (Nielsen 1993, S.3)
2.2.2.4 Öffentlichkeit
Das Marketing kann der Anstoß für die Auswirkung von Usability auf die Öffentlichkeit, welche prinzipiell aus potenziellen Kunden besteht, sein, muss es jedoch nicht. Es kann genauso durch Mund-zu-Mund-Propaganda, Foreneinträge, Links von anderen Internetseiten oder sogar durch Berichterstattung in den Medien, z.B. Radio, Fernsehen und Zeitung, geschehen. Erfährt die Öffentlichkeit vom benutzerfreundlichen Produkt, so wird sie sich bei einer eventuell später anstehenden Anschaffung dieses Produktes oder Dienstleistung an dieses erinnern und für Umsatz sorgen. Neben der Kundenakquise bringt Usability einen Imagegewinn und die Chance eine Marke zu schaffen, wie am Beispiel Amazon zu sehen ist.
2.2.2.5 Lieferanten / Investoren
Usability hat ebenfalls Auswirkungen auf die Lieferanten und Investoren, z.B. Extranet. Sind sie zufrieden, ist eine gute Zusammenarbeit garantiert, sind sie es jedoch nicht, so kann es schnell zu Differenzen kommen. Zufriedenheit der Investoren erreicht man am besten mittels schwarzer Zahlen. Usability ist im E-Commerce aus den bereits genannten Gründen ein Muss, um diese zu erreichen. Lieferanten finden es wichtig, dass die Abwicklung der Transaktion einfach und schnell zu handhaben ist. Bietet man seinen Lieferanten ein benutzerfreundliches Web-Interface, um Transaktionen abzuwickeln, so werden diese Lieferanten zufrieden und dem Unternehmen treu sein. Die Informationsdarbietung für Investoren und Lieferanten, unabhängig ob potenziell oder bestehend, ist wichtig, da sie der Gewinnung neuer und der Erhaltung bestehender Lieferanten und Investoren dient.
2.3 Fazit
Nach Betrachtung der Eckpunkte und des Auswirkungsbereichs, kann man sagen, dass Usability nicht erst mit der Fertigstellung der Webpräsenz aktiv wird, sondern dass sie von Beginn des Projektes an gefordert ist und sich wie ein roter Faden durch die Entwicklung zieht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Abbildung 3: Zeitablauf der Usability)
Nachdem die Eckpunkte bestimmt worden sind, wird eine erste Version entwickelt, die folgend durch eine gewählte Evaluationsmethode untersucht wird. Daraus resultieren ggf. Anweisungen an die Entwickler, entdeckte Usability-Mängel zu beseitigen. Nach jeder erneuten Entwicklungsphase wird die Seite wieder mittels einer gewählten Usability-Evaluationsmethode, die keinesfalls immer die gleiche sein muss, untersucht, bis die Seite für das Release freigegeben wird und sich dann die Auswirkungen der Usability zeigen werden. Um Internetseiten benutzerfreundlich nutzen zu können und den wirtschaftlichen Ansprüchen des Unternehmens gerecht zu werden, sind Usability-Experten sehr wichtig geworden: “It is well known that usability engineering helps make systems easier to use and more relevant to business needs.” (Trenner/Bawa 1998, S.XIII)
“Usability schafft, durch die Erzielung von Zufriedenheit Vertrauen und Loyalität zwischen jeglicher Art von Nutzer und der Internetseite.“ (contentmanager.de)
Damit wird die Wahrscheinlichkeit eines Aufrechterhaltens der Beziehung Nutzer – Internetseite optimiert. Zu beachten ist jedoch, dass trotz der großen Bedeutung von Web-Usability, die Usability-Prinzipien nicht im Extrem betrieben werden. Daraus könnte eine unansehnliche und unangenehm auffallende Web-präsenz resultieren. (Pearrow 2000, S.3)
Im Gegensatz dazu sollte man jedoch auch bedenken, dass ein wenig Usability besser ist als gar keine. (Nielsen Guerilla HCI) Vor allem unter dem Aspekt, dass der Aufwand für Usability sehr gering ist:
“A common myth about usability ist that you need a Ph.D. in psychology in order to be able to conduct usability testing, or any other sort of usability, for that matter. This is untrue, as is the myth that you need lots of money and a fancy laboratory.” (Pearrow 2000, S.19)
3. Kriterienkataloge
3.1 Entstehungsgeschichte
Der erste Kriterienkatalog, im weiteren Verlauf der Arbeit auch Checkliste genannt, entstand 1989 von Ravden und Johnson. Anstoß für die Entwicklung des Kataloges waren verschiedene Forschungen im Bereich ESPRIT (European Strategic Programme in Information Technology) am Institut MRC/ESRC Social and Applied Psychology Unit, welches sich mit Projekten auseinandersetzte, die in den Bereich fortschreitender Herstellungstechnologie fielen. Eines der Hauptergebnisse des Entwickelns von User-Interface-Systemen für diesen Bereich war das Checklisten-Verfahren für die Usability-Bewertung. Basis für diese Arbeit war die Kombination aus praktischer Erfahrung in der Bewertung von Human-Computer-Interfaces in verschiedenen Stadien des Entwicklungsprozesses und das Auftauchen von Richtlinien-Literatur zu diesem Thema. Das Verfahren und Checklisten-Tool wurde mit industriellen Partnern des Instituts entwickelt. Das Hauptziel des Projektes war eine Methode zu entwickeln, die offen und verständlich ist, so dass sie nützlich zum Einschätzen von Human-Computer-Interfaces gebraucht werden könnte. Hauptzielgruppe waren Entwicklungs-Ingenieure und Systementwickler, die kein Hintergrundwissen bzgl. menschlicher Faktoren oder Usability-Entwicklung hatten. Die Intention war es, repräsentativen Endnutzern die Möglichkeit zu geben, die Checkliste in der Testphase des Produktes auszufüllen. Für die beabsichtigte Nutzung der Checkliste war von Anfang an bekannt, dass diese angepasst oder nur teilweise genutzt werden würde, je nachdem wie der Entwicklungsstand des Produktes sei. Es wurde von den Entwicklern der Checkliste nicht ins Auge gefasst, dass die Checkliste ein weit verbreitetes Tool für Usability-Experten werden würde, die sich mit Anleitungen, Anweisungen und Experten-Bewertungen beschäftigen. Die von Ravden und Johnson entwickelte Checkliste fand in der Industrie regen Zuspruch und wurde von bekannten Firmen, wie z.B. IBM UK, ICL Fujitsu UK, AT&T GIS, Philips, KPMG, in verschiedenen Projekten genutzt. Darüber hinaus wurde die Checkliste für weitere Entwicklungen genutzt, so z.B. für EVADIS II. Im Jahr 1992 begann, durch eine Initiative der Universität von Toronto, an der Joan Cherry ein Seminar über die Anwendungsmöglichkeit der Ravden und Johnson Checkliste auf ein User-Interface für die Online-Informationssuche einer Bibliothek vorstellte, die Entwicklung einer weiteren Checkliste durch SIGDOC.
”SIGDOC is a S pecial I nterest G roup for DOC umentation - a society of senior communication professionals. Members are from all technical and scientific disciplines, those who create documentation in the computing community and those who use of computers to create documentation in many styles and mediums.” (SIGDOC Homepage)
Diese Gesellschaft trifft sich jährlich und veröffentlicht vierteljährlich einen Bericht. Inspiriert durch das Seminar wurden weitere akademische Forschungen mit Cherry, Chignell und Mehlenbacher angestrebt und vom Jahr 1992 bis 1995 wurde schließlich die neue Checkliste ‚Checklist for User-Guides’ entwickelt.1996 wurde diese Checkliste in ein Web-Design-Tool namens Tapestry implementiert, welches von einem privaten Unternehmen vertrieben wurde. Im Jahr 1998 stellte Keevil & Associates auf der jährlichen Versammlung der SIGDOC den von ihnen entwickelten Kriterienkatalog zur Bewertung von Internetseiten vor. Dieser Kriterienkatalog basiert auf dem zwei Jahre vorher entwickelten Katalog ‚Checklist for User-Guides’, der auf der SIGDOC96 von Keevil & Associates vorgestellt wurde. Für die Entwicklung der Fragen verfolgten sie die Strategie, die Usability-Konzepte von Chignell, Mehlenbacher und Nielson sowie Ideen von bereits existierenden Kriterienkatalogen, wie z.B. den von Ravden und Johnson, einzubringen und sie für das neue Medium Internet anzupassen. Näheres zur Struktur des Keevil Usability Index folgt im Kapitel 3.4. Im Jahr 2002 folgte der Web Usability Index (WUI), entwickelt von Werner Schweibenz (Universität des Saarlandes) und Johannes Strobel (University of Missouri-Columbia), der auf der 24. DGI-Online-Tagung in Frankfurt vorgestellt wurde. Bei diesem Kriterienkatalog handelt es sich um eine expertenorientierte Evaluationsmethode, die sich am Usability Index von Keevil (1998) orientiert und Anregungen aus anderen Verfahren aufgreift, wie z.B. dem Web-Test, der im Auftrag der Zeitschrift managermagazin zur Bewertung deutscher Unternehmensauftritte im Internet verwendet wird (Schmalholz 2001). Außerdem werden theoretische Grundlagen der Web-Usability, wie beispielsweise die Heuristiken für Webkommunikation (Schweibenz 2001) sowie Erfahrungen aus verschiedenen Usability-Untersuchungen der Fachrichtung Informationswissenschaft eingebracht. (Harms, I.;Schweibenz, W.;Strobel, J. 2002, S.2) Der WUI hat sich zum Ziel gesetzt, relativ einfach und schnell Usability-Mängel an einer Internetseite festzustellen. Die Struktur des Katalogs wird in Kapitel 3.5 erklärt.
Kriterienkataloge zur Untersuchung der Usability von Websites sind durch praktische Erfahrungen im Umgang mit dem Internet und in Hinblick auf die ersten Richtlinien zur Gestaltung von Internetseiten entstanden. Aus diesem Grund ist die Evaluationsmethode Kriterienkatalog dem heuristischen Verfahren, welches eine Untersuchung des Web-Angebotes von Usability-Experten vorsieht, ähnlich.
[...]
[1] Im Verlauf dieser Arbeit werden Begriffe wie ‚Internetseite’, ‚Webpräsenz’ oder ‚Web Site’ auftauchen. Diese sind als Synonym für ‚Webangebot’ zu verstehen.
[2] Im Verlauf dieser Arbeit wird für den Begriff ‚Besucher’ auch die Synonyme ‚Nutzer’, ‚Benutzer’ und ‚User’ verwendet.
- Arbeit zitieren
- Thomas Weiermann (Autor:in), 2004, Evaluation der Usability von Websites mittels Kriterienkatalogen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29578
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