Transkulturalität in Geschichte und Gegenwart der Musikerziehung


Seminararbeit, 2013

12 Seiten, Note: 1,0

Susanne Becker (Autor:in)


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1 Auffassungen von Kulturbeziehungen im Laufe der Zeit
1.1 Das traditionelle Kugelmodell des 18. Jahrhunderts
1.2 Multi- und Interkulturalität

2 Transkulturalität
2.1 Begriffserklärung
2.2 Transkulturalität in der Geschichte
2.3 Transkulturalität heute
2.3.1 Makroebene
2.3.2 Mikroebene
2.3.3 Katalysatoren von Transkulturalität
2.4 Transkulturalität in der (Musikhoch-)Schule
2.5 Uniformität – ein Produkt der Transkulturalität?

3 Transkulturelle Musikerziehung
3.1 Von interkultureller zu transkultureller Musikerziehung
3.2 Konkrete Vorschläge für den Musikunterricht

Fazit

Bibliographie

Einleitung

Zur Entwicklung jedes Menschen gehören die Ausbildung kultureller Fähigkeiten und das Hineinwachsen in eine Kultur, die die Menschheit im Laufe der Evolution hervorgebracht hat und noch heute hervorbringt. Der Begriff der Kultur ist jedoch multidimensional und bedarf einer genaueren Einteilung, die im Folgenden ebenso vorgenommen wird wie die Untersuchung der verschiedenen Auffassungen von Kulturbeziehungen im Laufe der Zeit. Danach wird gezielt auf die Transkulturalität eingegangen. Nach einer Begriffserklärung werden ihre Präsenz in der Vergangenheit sowie in der Gesellschaft und der (Musikhoch-)Schullandschaft der Gegenwart analysiert. In einem weiteren Kapitel beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit Katalysatoren von Transkulturalität sowie dem möglichen „Problem“ der Uniformierung. Schließlich steht die transkulturelle Musikerziehung, die zunächst von der interkulturellen Musikerziehung abgegrenzt wird, im Mittelpunkt, wobei die aktuelle Unterrichtssituation kurz erläutert wird und konkrete Vorschläge für die Praxis gemacht werden.

1 Auffassungen von Kulturbeziehungen im Laufe der Zeit

Was ist eigentlich Kultur? Auf der Suche nach Antworten auf diese komplexe Frage begegnet man einem multidimensionalen Kulturbegriff: Zum einen ist da der normative Kulturbegriff, der Kultur mit Theater, Oper oder Museen gleichsetzt. Andererseits gibt es den verbreiteten ethnisch-holistischen Ansatz, der mit Kultur die vermeintlich gemeinsamen Praktiken einer geographisch, national oder ethnisch eingegrenzten Gruppe von Menschen meint. Der heute anzustrebende bedeutungsorientierte Kulturbegriff betrachtet jede Person und ihre Kultur individuell und steht damit dem ethnisch-holistischen Konzept gegenüber, auf dem das im Folgenden beschriebene Kugelmodell von Herder basiert.

1.1 Das traditionelle Kugelmodell des 18. Jahrhunderts

Laut des deutschen Dichters, Theologen und Schriftstellers der Aufklärung, Johann Gottfried Herder, ist eigenes Glück, kulturelle Identität und Zufriedenheit nur durch bewusstes Abstoßen anderer Kulturen zu erlangen.[1] Im 18. Jahrhundert entwickelte er das Kugelmodell zur Auffassung von Kulturen und ihren Beziehungen untereinander, nachdem Kulturen homogene kugelartige Gebilde sind, die sich voneinander abstoßen. Die zugehörigen Gebote der externen Abgrenzung und der Homogenität führen zur natürlichen Distanzierung von anderen Kulturen und verhindern so fast jegliche interkulturelle Kommunikation. Was schon in der Vergangenheit zweifelhaft war, ist heute schlicht falsch: Die verschiedenen Kulturen durchdringen einander und weisen Gemeinsamkeiten sowie transkulturelle Mischungen aus.[2]

1.2 Multi- und Interkulturalität

Wegen des oft undifferenzierten Gebrauchs der Wörter Multi-, Trans- und Interkulturalität sei hier eine abgrenzende Definition versucht, wobei die Grenzen in der Praxis leicht verschwimmen. Unter ‚Multikulturalität‘ versteht man laut Welsch eine Kulturform, in der es eine ‚Mutterkultur‘ gibt, in der wiederum weitere Kulturen in Ghetto- oder Inselform existieren. Zwischen diesen verschiedenen Kulturen findet jedoch keine Kulturverschmelzung oder -berührung statt. Gleiches gilt für die Interkulturalität, bei der mehrere Kulturen ohne eine übergeordnete Kultur nebeneinander existieren. Der interkulturelle Dialog, der ein gegenseitiges Verstehen der als hochgradig verschieden betrachteten und damit eigentlich inkompatiblen Kulturen versucht, wird hier aber angestrebt. Das kognitive Verständnis bewegt sich dabei im Rahmen des eigenen Kulturkreises. So kann ein Deutscher laut dem Konzept die altgriechische, aber nicht die japanische Kultur verstehen. Durch das Anzweifeln der Durchführbarkeit spricht sich das Konzept von Anfang an seine Erfolgschancen ab und wirkt daher nicht vollständig authentisch und durchdacht.[3]

2 Transkulturalität

2.1 Begriffserklärung

Der Terminus ‚Transkulturalität‘ beinhaltet das lateinische Wort ‚trans‘, was ‚jenseits‘ und in diesem Falle laut Welsch „jenseits alter Auffassungen“ bedeutet. In der Transkulturalität wirken Kulturen im Sinne des ethnisch-holistischen Ansatzes auch jenseits räumlicher Grenzen. So bezeichnet das Konzept ein der heutigen Gesellschaft entsprechendes Kontinuum der Kulturen, die permeabel und miteinander verflochten sind.[4]

2.2 Transkulturalität in der Geschichte

Obwohl häufig angenommen wird, Menschen seien sehr verschieden, gibt es viele gemeinsame Verhaltensmuster und bereits seit 40 000 Jahren eine genetische Ähnlichkeit. Da die Anpassung der Menschen danach nicht mehr biologisch, sondern kulturell stattfand, entstand zunächst eine Vielfalt von Kulturen, die sich stark voneinander unterschieden. Seit der Kolonialzeit und durch immer schnellere Kommunikationsmöglichkeiten vermindern sich die kulturellen Differenzen allerdings stetig, da die bisher entwickelten Formen Verbindungen miteinander eingehen und die Menschheit heute viele kulturelle Gemeinsamkeiten aufweist, die durch Transkulturalität entstanden sind und sich nicht zuletzt positiv auf den Weltfrieden auswirken.[5]

Obwohl viele Länder wie etwa Italien in ihren frühen Entwicklungsphasen als monokulturell dargestellt wurden, ist Transkulturalität in der Geschichte keine Ausnahme und wurde als positiv angesehen. Denn keine Kultur war und ist vollständig homogen, was sich aus verschiedenen Abstammungen und Sitten eines Volkes ergibt.[6]

2.3 Transkulturalität heute

2.3.1 Makroebene

Unsere heutigen Gesellschaften weisen einen kulturellen Hybridcharakter auf, der beispielsweise durch die externe Vernetzung verschiedener Berufsgruppen wie Journalisten oder Wissenschaftler sichtbar wird. Als Folge der Globalisierung hat jedes Land in seine Kultur in vielen Dimensionen Gehalte einer anderen aufgenommen – seien es Konsumgüter, politische Systeme, Religionen, Heilverfahren oder schlicht einzelne Menschen. Man darf jedoch nicht übersehen, dass diese Transkulturalität nicht immer bewusst und wegen ihrer selbst herbeigeführt wurde, sondern vielmehr durch ökonomische Abhängigkeit und politische Macht, die viele Menschen zur Migration bewegt, entstanden ist.[7] Die Transkulturalität wirkt sich jedoch in jedem Fall auf Grundfragen des individuellen und gesellschaftlichen Selbstverständnisses aus. So kämpfen viele Länder der Welt heute gegen ähnliche Probleme: Arbeitslosigkeit, Krankheiten wie Krebs und die Umweltverschmutzung. All die genannten Beispiele beweisen damit, dass das Kugelmodell von Herder schlicht nicht der Wirklichkeit entspricht und wahrscheinlich auch nie entsprach.[8]

[...]


[1] Schütz: 4.

[2] Welsch: op. cit., 40.

[3] Ibid., 49.

[4] Welsch: op. cit., 39sq.

[5] Ibid., 62sq.

[6] Ibid., 50sq.

[7] Ibid., 42.

[8] Ibid., 43sq.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Transkulturalität in Geschichte und Gegenwart der Musikerziehung
Note
1,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
12
Katalognummer
V296153
ISBN (eBook)
9783656945932
ISBN (Buch)
9783656945949
Dateigröße
434 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Transkulturalität, Interkulturalität, Herder, Musikerziehung, Musikpädagogik
Arbeit zitieren
Susanne Becker (Autor:in), 2013, Transkulturalität in Geschichte und Gegenwart der Musikerziehung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/296153

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