Schon früh im Studium stellte ich fest, dass mich besonders die Linguistik reizte. Sprachgeschichtliche Seminare ließen mich einen Blick in die Entwicklung von Sprache werfen und sensibilisierten mich u. a. für heutigen Sprachwandel. Vorlesungen wie ‚Kommunikation und Geschlecht‘ schärften meinen Blick für spezifische Sprachgebräuche und das weite Feld der Pragmatik. Themenbereiche wie Grammatik und Orthographie lehrten mich die Systematik und Struktur von Sprache, gesprochener wie geschriebener.
Als ich im Februar 2014 mein außerschulisches Praktikum in der Jugendwerkstatt in Köln absolvierte, die Jugendlichen – oft in prekären Milieus aufgewachsen und mit gescheiterten Bildungskarrieren – beobachtete und sprechen hörte, sah ich meine Chance, selbst im kleinen Rahmen so etwas wie Feldforschung zu betreiben. Kein Schulabschluss, z. G. aus zerrütteten Familienverhältnissen, dafür oftmals bereits Bekanntschaft mit dem Jugendamt, der Arbeitsagentur und der deutschen Justiz gemacht und meist emotional und/ oder lernbehindert, vereinten die Jugendlichen auf den ersten Blick all das, von dem ich bisher maximal gehört hatte und erfüllten sämtliche Klischees und Vorurteile. Aber wie steht es wirklich um den Sprachgebrauch dieser Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen?
Ich nahm die Jugendlichen in für sie gewohnten Situationen auf und führte einige Interviews mit dem Ziel, das Spannungsfeld zwischen formellem und informellem Sprachgebrauch dieser Jugendlichen zu betrachten. Als Aufhänger meiner Arbeit dient ein Zitat, über das ich während meines Praktikums stolperte, das mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist und einen ersten Ausblick auf das bietet, was sich im zweiten Teil meiner Arbeit – der Analyse von aufgenommenen Gesprächen – findet: „Brudi, gönn' Dir!“
Meine Arbeit gliedert sich wie folgt, als dass ich zunächst wissenschaftliche Grundlagen für die Gesprächsanalyse schaffe. Schwierigkeiten bei der Definition der Standardvarietät, die Besonderheiten von gesprochener Sprache führen in für meine Arbeit erwähnenswerte Variationen von Sprache und in eine kurze Einführung in die Soziolinguistik. Mit Punkt 5 beginnt der zweite Teil meiner Arbeit: Ich stelle den Kölner Stadtbezirk Mülheim, die Jugendwerkstatt und die Jugendlichen selbst vor, schreibe einige Worte zu meinem Korpus und untersuche an ausgewählten Beispielen den Sprachgebrauch der Jugendlichen. Die Namen der Jugendlichen habe ich verändert. Die Transkription dazu befindet sich im Anhang.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Standardvarietät, Standardsprachlichkeit, - ein weites Feld
- Grundlagen meiner Arbeit und thematische Abgrenzung
- Standardvarietät – Versuch einer Definition
- Der usus-orientierte Zugang
- Der kodex-orientierte Zugang
- Zum Standardisierungsgrad des Deutschen
- Bundesdeutsche Standardvarietät nach Ammon (2005)
- Gesprochenes Standarddeutsch
- Konstruktionen gesprochener Sprache
- Gespräch
- Beitrag
- Funktionale Einheit
- Wort
- Laut
- Vielfalt an Variationen
- Jugendsprache
- Register, Stil und Repertoire
- Soziolinguistischer Aspekt meiner Arbeit
- Sprache als Statusmerkmal – Sprache und Prestige
- Soziolekt
- Korpus: Gespräche und Interviews von und mit Kölner Jugendlichen
- Das Stadtviertel Köln-Mülheim
- Vorstellung der Gruppe
- Datenerhebung
- Transkription - GAT
- Korpusanalyse
- Andreas
- Semantisch-thematische Ebene
- Grammatische Ebene
- Zusammenfassung der Ergebnisse
- Giovanni
- Semantisch-thematische Ebene
- Grammatische Ebene
- Zusammenfassung der Ergebnisse
- Kai
- Semantisch-thematische Ebene
- Grammatische Ebene
- Zusammenfassung der Ergebnisse
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Sprachgebrauch von Kölner Jugendlichen im Spannungsfeld zwischen formellem und informellem Sprachgebrauch. Ziel ist es, die spezifischen sprachlichen Merkmale dieser Gruppe zu analysieren und die Faktoren zu beleuchten, die ihren Sprachgebrauch beeinflussen.
- Analyse des Sprachgebrauchs von Kölner Jugendlichen in informellen Situationen
- Untersuchung der Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen formellem und informellem Sprachgebrauch
- Bedeutung von soziolinguistischen Faktoren wie Milieu und sozialer Herkunft
- Bedeutung von Jugendsprache und deren Einfluss auf den Sprachgebrauch
- Einfluss von Standardsprachlichkeit und deren Rolle im Sprachgebrauch der Jugendlichen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und erläutert die Motivation der Autorin. Kapitel 2 definiert den Begriff der Standardvarietät und beleuchtet die Schwierigkeiten, die mit ihrer Definition verbunden sind. Kapitel 3 stellt die Grundlagen der Arbeit dar und grenzt die thematischen Schwerpunkte ab. Kapitel 4 beschäftigt sich mit dem soziolinguistischen Aspekt der Arbeit und untersucht die Rolle von Sprache als Statusmerkmal. Kapitel 5 stellt den Korpus der Arbeit vor, bestehend aus Gesprächen und Interviews mit Kölner Jugendlichen. Kapitel 6 analysiert den Sprachgebrauch der Jugendlichen anhand von ausgewählten Beispielen. Das Fazit fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und zieht Schlussfolgerungen.
Schlüsselwörter
Standardvarietät, Standardsprachlichkeit, Jugendsprache, Soziolinguistik, Kölner Dialekt, Jugendkultur, informeller Sprachgebrauch, formeller Sprachgebrauch, Sprachwandel, Sprachvariation, Prestige, Status, Milieu, soziale Herkunft.
- Quote paper
- Bernadette Greiten (Author), 2014, "Brudi, gönn' Dir!" Kölner Jugendliche im Spannungsfeld zwischen formellem und informellem Sprachgebrauch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/296172