Der Soldat Hans von Seeckt. Selbstzeugnisse in historischer Kritik


Hausarbeit, 2009

22 Seiten, Note: 2,5

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2 Biografische Abrisse
2.1 Prägung in der Monarchie
2,2 Seeckt und die Republik von 1919-

3 Seeckts Schriften und geistes-politische Auffassungen
3.1 Die unpolitische Armee in „Die Reichswehr“ und „Gedanken eines Soldaten“
3.2.2 Der Stand des Offizierskorps
3.2.3 Prinzip der unpolitischen Armee und „Staat im Staat“- Auffassung
3.3 Der Staatsgedanke in „Die Zukunft des Reiches“

4 Historische Forschungskritik
4.1 Rabenaus Urteil
4.2 Seeckts politische Einstellung in der modernen Literatur

5 Schlussteil

6 Literatur und- Quellenverzeichnis

1.Einleitung

Die vorliegende Arbeit die schon mit ihrem Titel die Zweigleisigkeit der Fragestellung gibt, bittet neben der Einführung in das politische Denken des Generals Hans von Seeckt, auch eine militär- und ideengeschichtliche Grundlage. Seine Schriften und deren Analyse, sowie die moderne Literatur, bilden diese Grundlage und den Untersuchungsgegenstand der Personendarsellung von Seeckts und lassen sich mit der Hauptfragestellung auseinanderzusetzen. Ein Versuch, eine Analyse Seeckts politischer Einstellungen während der Jahre 1919-1921 vorzunehmen.

War Seeckt einunpolitischer Soldat? Oder war er ein parteiischer, opportunistischer, rechtsgesinnter und machtgieriger Offizier wie es die moderne Literatur uns ihn schildert?

Gibt es einen Begriff des unpolitischen Soldaten und wo begegnet er uns?

Wenn man den Begriff „unpolitsicher Soldat, bzw. Offizier“ verstehen will, muss man auf die Tradition der preußischen Armee seit der preußischen Heeresreform von Friedrich Wilhelm III und noch stärker seit Bismarck zurückgreifen. Die Anhänger mussten von jeglicher politischer bzw. parteipolitischer Tätigkeit ausgeschlossen und unabhängig sein.[1] Aber laut dem Handbuch zur deutschen Militärgeschichte ist so ein Heer immer mit dem Staatsgedanken identisch. In Weimarer Republik waren „politische Betätigungen“[2] für Soldaten verboten. Die Ablehnung dieser Prinzipien war eine Norm in der Republik. So bildete diese pseudo- überparteiische Einstellung das Kriterium für die Beurteilung der politischen Umwelt und Einstufung der Parteien.[3] Das Prinzip des „Unpolitischen“ verkörperten in der Reichswehr vor allem die Generäle Gröner, Seeckt und Geßler.[4]

Als nächster Schritt: anhand der Selbstzeugnisse von Seeckt möchte ich der Frage des unpolitischen Soldaten nachgehen und seine widersprüchlichen Gedanken auflösen. Bei der Behandlung dieses Themas möchte ich mich auf drei wichtigsten und bekanntesten Selbstzeugnissen Seeckts stüzen, die für die Fragestellung relevant sind, nämlich die Schriften „Zukunft des Reiches“ (1929) und die Reichswehr (1933), konzentrieren.

Weitere Schwerpunkte meiner Arbeit sind Auseinandersetzungen mit den Aussagen von Meier Welcker und Rabenau, die zwei unterschiedliche Positionen und Meinungen darstellen und deren Schlussfolgerungen für unsere Analyse relevant sind. Sowohl Historiker die sich in irgendwelche Weise mit ihm beschäftigt haben, als auch moderne Militärhistoriker wie Klaus-Jürgen Müller, Meier- Welcker, Carsten, Gordon, Messerschmidt, Geyer und Wohlfeil, die zum Teil ein gemeinsames Urteil einräumen, dabei sind aber die Kontroversen aufzuweisen.

2 Biografische Abrisse

2.1 Prägung in der Monarchie

Hans von Seeckt, war am 22.4.1866 als Sohn eines Kompaniechefs des Grenadier- Regiment Friedrichs III. in Schleswig geboren. Seine Familie stammte aus einem ungarischen Adelsgeschlecht ab, die aber seit der dritten Generation preußische Adlige waren. 1885 trat er in die Militärakademie als Fahnenjunker des Kaiserlichen Alexander-Garde- Grenadier- Regiments Nr 1 ein. Von der preußischen Militärtradition sowie von dem Vorbild seines Vaters beeinflusst, wurde Seeckt von Anfang an durch das starke Pflichtbewusstsein gesonnen. In der Akademie lerne er die Tugenden wie Treue, Kameradschaft, Exklusivität, Ehre, sowie die Pflicht zum Vaterland und Monarchiekennen, die seine Grundprinzipien wurden.

In seinen zahlreichen Briefen erkennt man, dass Seeckt in der Zeit kein Interesse zur Politik aufzeigt, doch die latente Neigung zum politischen Handeln kann man hinter den Zeilen ablesen.[5]

Auf seiner Hochzeitsreise lernte Seeckt fremde Länder kennen, die ihn stark in seinem strategisch-politischen Denken beeinflussten. So schrieb er in einer Aufzeichnung, dass wenn man kriegsfähig sein will, muss man seinen Feind bzw. Nachbar erforschen, um nicht zu einer „ Überschätzung der heimischen Verhältnisseund zur Verlust eines objektiven Maßstabs zu kommen.“[6]

Von 1899 bis 1913 leitete er viele Armeekorps als ihr Kommandant, bis er dann zum Oberleutnant befördert wurde. So gehörte er ab dieser Zeit zur Elite der kaiserlichen Generalstabsoffiziere. In dieser Zeit bildet sich in ihm langsam ein politisches Bewusstsein und politische Einstellungen. So kann man ihn auch in seiner politischen Überzeugung nicht von anderen monarchistisch- konservativen Offizieren unterscheiden.

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird Seeckt nach Osten als Chef des Generalstabs der 11.Armee versetzt wo er sich schnell durch kleine Siege (z.B. Durchbruchsschlacht von Gorlice Offensive) bemerkt wurde und 1917 nach Konstantinopel befördert wird .[7]

Seeckt hielt sich im Laufe des Krieges von der Politik fern und widmete sich rein dem Militärischen, aber als Berater und Chef des ottomanischen Heeres, wird er gezwungen, sich mit politischen Fragen auseinanderzusetzen. Seine politischen Gedanken, die aber nur in kurzen Briefen auftreten, äußerten sich vorerst im Hass gegen den Todfeind England und in seiner loyalen Haltung zum Kaiser.[8] Trotzdem bejubelt er nicht den Krieg, sondern lässt auch nicht die Möglichkeitder eigenen Vernichtung außer Acht und schob die Verantwortung des Kriegs an dem völligen Versagen der eigenen Diplomatie und Politik. So kritisiert er scharf Kanzler Bethmann-Hollweg und wünschte, dass die militär-politische Kompetenz zu dem 1916 als Kriegsminister entlassenen Marschall Falkenhayn überginge.[9] Ein Denken zwischen einem typischen Vertreter des Offizierskorps und einem Realisten.[10]

Seeckt hofft, wie man in seinen Briefen erkennt, nach einem Siegfrieden, der, wie er sagt, Deutschland für den nächsten Krieg stark machen wird und lehnt daher jegliche Friedensangebote der deutschen Regierung als ehrlos ab. Je näher aber die Niederlage kam, desto mehr passte sich Seeckt der Realität an. So akzeptierte er stillschweigend die Ereignisse des Novembers 1918. Ein Prinzip, dass man als Überleben um jeden Preis nennen kann, auch zum Preis einer Republik.

2,2 Seeckt und die Republik von 1919-1921

„Die Form wechselt, der Geist bleibt der alte [11], so Seeckt . Mit der Niederlage der Novemberrevolution entschloss er sich, aus seiner Pflichtüberzeugung, tiefem Realismus und Ehrengefühl, aktive Politik zu treiben um mit der Regierung, die Ordnung und Autorität des Staates zumindest auf militärischer Ebene wiederherzustellen.

Im Januar 1919 wurde Seeckt mit dem Abzug des Ostheeres beauftragt und im April als ein militärischer Vertreter nach Versailles geschickt. Er bestand auf ein gegenseitiges Abrüsten und versuchte, vergeblich das zu retten, was zu retten war. Vor allem sein Versuch die Wehrhaftigkeit, als Stütze der Souveränität, zu erhalten, reflektiert in ihm die Generation der Dolchstoßelite, derer These er 1917 zustimmte.[12] In seinen Schriften oder Befehlen, die er zu dem neuen Staat ablegte, nahm er aber nie eine direkte oder politische Stellungnahme. Sein Handeln zielte vorerst nicht auf eine Provokation der Alliierten, sondern auf ein geduldiges Abwarten des Vertragsrevidierung, da die Ignorierung und Nichtunterzeichnung des Vertrags fatale und vernichtende Folgen für Deutschland haben würden. Ein starker Seeckt’scher Realismus und Patriotismus wird in dieser Haltung deutlich.

Diese Haltung sollte aber ab 1922 eine andere Form nehmen, als er die Lieferverträge von Flugzeugen mit Russland durchsetzte und die Armee geheim aufrüstete.[13]

Er bemühte sich sofort nach der Vertragsunterzeichnung Deutschland bündnisfähig mit dem Ausland zu machen. Dazu brauchte das Land eine Armee, um die innere sowie äußere Ordnung zu sichern. So beteiligte er sich aktiv an der Gründung der vorläufigen Reichswehr am 19.1.1919. Für Seeckt war es notwendig, eine Stabilisierung und Ausgleich zwischen Armee und Staat zu schaffen, spricht für ein Nebeneinander mit der Regierung, um die Reichswehr zu einer vierten Staatsgewalt zu machen.[14] Laut der Verfassung, hatte die Regierung bzw. der Reichspräsident, die Obergewalt über die Reichswehr. Diese wurde aber von Anfang an, mit Einwilligung Eberts, der in den Linken die Bedrohung ansah, an die Generalität (Reichswehrministerium und Truppenamt) übertragen.[15] Vor allem war es Seeckt, der es vermeiden wollte, dass der Staat sich zu einem Objekt der Weltpolitik herabsinkt, da jegliches Agieren der Regierung gegen die Autorität und Aufrüstung des Heers, die deutsche Souveränität zerstört.[16] Mit den Schlagworten „Wehrlos-ehrlos“[17] definiert Seeckt in einer Rede vor dem Hamburger National-Club am 20.2.1920, das Prinzip einer jeden Staatsarmee.

[...]


[1] Willems, E., Der preußisch- deutsche Militarismus, S. 82

[2] Wohlfeil, R., Das Heer und die Republik 1928-1933, S . 141

[3].Borgert, H-L., Grundzüge der militärischen Kriegsführung, S. 141.

[4] Gordon, H.J., Die Reichswehr und die Weimarer Republik 1919-1926, S. 351ff

[5] Guske, C., Das politische Denken des Generals von Seeckt, S7ff

[6] Seeckt, H., Moltke-Ein Vorbild, S.38

[7] Wohlfeil, R., Reichswehr und Republik, S.124

[8] Guske, C., Das politische Denken des Generals von Seeckt, S.17ff

[9] Ebd., S. 259ff.

[10] Ebd. S.20

[11] Rabenau, F. v., Seeckt. Aus seinem Leben 1918-1938, S.193

[12] Wilhelm, D., Militär, Staat und Gesellschaft. Studie zur preußisch- deutschen Militärgeschichte, S. 232.

[13] Zeidler, M., Reichswehr und Rote Armee 1920-1933, S.59.

[14] Guske, C., Das politische Denken des Generals von Seeckt, S.171,

[15] Hürten, Heinz: Der Kapp- Putsch als Wende, S.10.

[16] Guske, C., Das politische Denken des Generals von Seeckt, S. 171-172.

[17] Rabenau, F. v., Seeckt. Aus seinem Leben 1918-1938, S.184.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Der Soldat Hans von Seeckt. Selbstzeugnisse in historischer Kritik
Hochschule
Universität Potsdam  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Von der Monarchie zur Republik: Deutschland 1917–1923
Note
2,5
Jahr
2009
Seiten
22
Katalognummer
V296195
ISBN (eBook)
9783656940401
ISBN (Buch)
9783656940418
Dateigröße
467 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
soldat, hans, seeckt, selbstzeugnisse, kritik
Arbeit zitieren
Anonym, 2009, Der Soldat Hans von Seeckt. Selbstzeugnisse in historischer Kritik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/296195

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