Arno Gruen schreibt zu dem psychologischen Mechanismus von Feindbildern in „Der Fremde in uns“. Er beschreibt, wie der Mensch dazu neigt, die Dinge, welche er an sich selbst nicht ausstehen kann, auf eine beliebige Gruppe, die sich gerade als Feindbild eignet, zu projizieren und dann dort zu hassen, zu diskriminieren und unter Umständen sogar aktiv zu bekämpfen, um sich selbst von der eigenen Schuld zu erleichtern und das Gewissen zu beruhigen. Somit zeugt ein gepflegtes Feindbild also von mangelnder Selbstreflexion und der Unfähigkeit, die eigenen Fehler eingestehen zu können.
Traumatische Erfahrungen sorgen nun wiederum dafür, Introspektion und Selbstreflexion erheblich zu erschweren. Dies kommt durch die Verdrängung des traumatischen Erlebnisses und dem Hang dazu, sich selbst als schuldig dafür zu sehen, was einem widerfahren ist. In Folge dessen wird die eigene Mitschuld mit bestimmten Charakteristika verknüpft, welche dissoziativ abgelehnt werden und nun aber einen Ausdruck suchen. Dieser Ausdruck äußert sich nun häufig in einer Projektion dieser Eigenschaften und einem resultierenden Abstoßen des als Projektionsfläche dienenden.Dies ist der schnelle und einfachere Weg um zu einer psychischen Entlastung oder Erleichterung des Gewissens zu kommen. Die Scheu vor Introspektion führt dann somit zu Feindbildern.
Diese Arbeit soll nun einen Zusammenhang von traumatischen Erlebnissen und Feindbildern näher darlegen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass zu diesem Thema hier nur ein Einblick gegeben werden kann und keine vollständige Analyse. Zu weiterer Arbeit mit diesen Themen soll angeregt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsdefinitionen
- Traumatisches Erlebnis
- Feindbild
- Vorurteil
- Funktion von Feindbildern
- Abwehr und Verdrängung vom Trauma durch Feindbilder
- Vom Trauma zum Feindbild
- ,,Opfer-Täter\"-Umkehr
- Gesellschaftliche und historische Beispiele
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen traumatischen Erlebnissen und der Entstehung von Feindbildern. Sie untersucht, wie traumatische Erfahrungen die Selbstwahrnehmung beeinflussen können und wie dies zur Projektion negativer Eigenschaften auf andere Gruppen führt. Der Fokus liegt darauf, zu verstehen, wie die Verdrängung von Trauma zu einer Abwertung und Entmenschlichung von "Feindbildern" führen kann.
- Die Auswirkungen von traumatischen Erlebnissen auf die Selbstwahrnehmung
- Die Rolle der Verdrängung von Trauma bei der Entstehung von Feindbildern
- Die Mechanismen der Projektion negativer Eigenschaften auf andere Gruppen
- Die Funktion von Feindbildern als Abwehrmechanismus
- Die Verbindung zwischen Selbstbild und Feindbild
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Ausgangsthese der Arbeit vor und beleuchtet die Bedeutung von Feindbildern in der Geschichte. Kapitel 2 definiert die zentralen Begriffe "traumatisches Erlebnis", "Feindbild" und "Vorurteil" und erläutert ihre psychologischen Aspekte. Kapitel 3 untersucht die Funktionen von Feindbildern auf individueller Ebene. Der Fokus liegt auf den psychologischen Mechanismen, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Feindbildern beitragen.
Schlüsselwörter
Traumatische Erlebnisse, Feindbilder, Vorurteile, Selbstbild, Verdrängung, Projektion, Entmenschlichung, Abwehrmechanismus, Selbstreflexion, Introspektion, Opfer-Täter-Umkehr.
- Citation du texte
- Fritjof Mellin (Auteur), 2015, Trauma und Feindbild. Führen traumatische Erlebnisse zu vermehrten Feindbildern?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/296348