„Wenn Du aber die Größe und Erhabenheit Unserer Hoheit wissen willst und in welchen Ländern Unsere Majestät gebietet, dann erkenne und glaube ohne Zweifel, dass ich, der Priester Johannes, Herr bin über die Herrschenden und hervorrage in allen Reichtümern, die unter dem Himmel sind, an Tugend und Macht über alle Könige dieser Erde.“. 1 Der Mythos des nie existierenden Priesterkönig Johannes, der auch Presbyter Johannes genannt wurde (griech. „Presbyteros“ = Ältester)2, gehört mithin zu den Gestalten des mittelalterlichen Abendlandes, die wesentlichen historischen Einfluss genommen hat und somit im Vergleich zu real existierenden Zeitzeugen in ihrer Wirkung in wenigem nachsteht. Bis ins 16. Jahrhundert hinein speisten verschiedenste, orientalische Reiseberichte die Fortdauer der mythischen Legende.3 In der folgenden Arbeit soll versucht werden, die Entstehung des Mythos, den Wolfram von Eschenbach im Parzival 4 zur damaligen Zeit erneut anstößt, zu veranschaulichen und dessen Motive zu erläutern. Auch die Beschreibung des historischen Hintergrundes soll Aufschlüsse über die Motive der Einbettung orientalischer Quellen, sowie im konkreten Bezug auf den bearbeiteten Haupttext des Parzival 5 geben. Am Text soll schließlich versucht werden das Bild des Heiden im Kontext der Zeit (Kirchen-/ weltliche Meinung) zu entwickeln und schließlich zu klären, inwiefern die Figur des Priesterkönigs Johannes tatsächlich und auf welche Weise eine Verbindung zwischen Orient und Okzident darstellen konnte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Legende - Entstehungshintergrund
- Historische Entwicklungsbedingungen
- Textbezogene Überlegungen
- Orienthandlungen
- Gachmuret Handlung
- Feirefiz- Parzival
- Kirche und Toleranzbild
- „Interpretation eines Gesellschaftsentwurfes“
- Priesterkönig Johannes, Historische Relation
- Fazit/ Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Figur des Priesterkönigs Johannes in Wolframs von Eschenbachs Parzival. Ziel ist es, die Entstehung des Johannes-Mythos im Mittelalter aufzuzeigen und seine Bedeutung im Kontext der orientalischen Beziehungen des Abendlandes zu untersuchen.
- Die historische Entwicklung der Johanneslegende
- Die Bedeutung des Johannes-Mythos für die europäische Vorstellung vom Orient
- Die Darstellung des Heidenbildes im Parzival
- Die Rolle des Priesterkönigs Johannes als Vermittler zwischen Orient und Okzident
- Die Relevanz des Johannes-Mythos für die mittelalterliche Gesellschaftsordnung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt den Priesterkönig Johannes als eine bedeutende Figur des Mittelalters vor und skizziert die Forschungsfrage: Inwiefern repräsentiert die Figur eine visionäre Verbindung zwischen Orient und Okzident?
- Legende - Entstehungshintergrund: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der Johanneslegende, beginnend mit den ersten Überlieferungen aus dem 12. Jahrhundert. Es wird auf den Einfluss von Reiseberichten, mündlichen Traditionen und dem Brief des Priesterkönigs Johannes eingegangen.
- Historische Entwicklungsbedingungen: Das Kapitel analysiert die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die die Entstehung des Johannes-Mythos beeinflussten. Die Entwicklung des Christentums und die Beziehungen zwischen Ost- und Westkirche werden thematisiert.
- Textbezogene Überlegungen: Dieser Abschnitt untersucht die Einbettung des Johannes-Mythos in Wolframs von Eschenbachs Parzival, analysiert die Orienthandlungen im Text und erörtert die Figur des Feirefiz als möglichen Repräsentanten des Priesterkönigs Johannes.
- Kirche und Toleranzbild: Das Kapitel befasst sich mit dem Toleranzbild der Kirche gegenüber dem Heiden im Kontext des Parzivals. Die Darstellung des Heidenbildes in der Zeit Wolframs von Eschenbachs wird beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt Themen wie den Johannes-Mythos, den Orient, den Okzident, die mittelalterliche Gesellschaftsordnung, Wolframs von Eschenbachs Parzival, das Heidenbild, Toleranz, Kirche, historische Quellen, Reiseberichte und den Einfluss des Orients auf das Abendland.
- Citation du texte
- Philipp Schaubruch (Auteur), 2004, Die Figur des Priesterkönigs Johannes, Projektionsfigur einer visionären Verbindung zwischen Orient und Okzident? anhand W. Eschenbachs Parzival, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29691