Das suhrkamp taschenbuch im Wandel der Zeit


Term Paper, 2004

18 Pages, Grade: sehr gut


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Suhrkamp Verlag
2.1 Kurz zur Verlagsgeschichte
2.2 Das Programm

3. Die ersten Taschenbücher des Suhrkamp Verlages
3.1 edition suhrkamp
3.2 suhrkamp taschenbuch
3.3 suhrkamp taschenbuch wissenschaft

4. Welche Bedeutung hat der Umschlag für ein Buch?

5. Das Buch als Ware?

6. Die neuen Taschenbücher des Suhrkamp Verlages
6.1 Warum ein neues Outfit?
6.2 Das neue Design
6.3 Erste Reaktionen

7. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: twen

Quelle: Suhrkamp Verlag

Abbildung 2: edition suhrkamp

Quelle: www.nachdemterror.de

Abbildung 3: Beckett

Quelle: www.amazon.de

Abbildung 4: Hesse

Quelle: Suhrkamp Verlag

Abbildung 5: Allende

Quelle: Suhrkamp Verlag

Abbildung 6: Frisch

Quelle: Suhrkamp Verlag

Abbildung 7: Beispiele neuer Umschläge

Quelle: Suhrkamp Verlag

1. Einleitung

Das renommierte Frankfurter Verlagshaus Suhrkamp feiert das 33jährige Bestehen seiner Taschenbuchreihe und wagt ein neues Layout. Im alten Design wurden seit 1971 3.600 Bände mit einer Gesamtauflage von über 80 Millionen Exemplaren verkauft. Ab Herbst diesen Jahres werden die Bücher mit neuem Gesicht in den Regalen der Buchhandlungen stehen. Sie sollen einerseits die Marke Suhrkamp zeitgemäßer erscheinen lassen, zugleich aber die traditionsreiche Verlagskultur widerspiegeln. Wie entstand das suhrkamp taschenbuch, was macht es aus? Und vor allem: Welchen Einfluss hatte bisher und wird in Zukunft sein Äußeres auf seinen Erfolg haben?

2. Der Suhrkamp Verlag

2.1 Kurz zur Verlagsgeschichte

Nachdem Peter Suhrkamp zuvor als Leiter des S. Fischer Verlages tätig gewesen war, gründetet er 1950 den Suhrkamp Verlag, wobei ein großer Teil der Autoren des S. Fischer Verlages sich dafür entschied, weiterhin mit Peter Suhrkamp in seinem neuen Verlag zusammen zu arbeiten, so z.B. Hermann Hesse, T.S. Eliot und Bertold Brecht. 1952 trat Siegfried Unseld, promoviert mit einer Arbeit über Hermann Hesse, in den Verlag ein. 1957 wurde er Gesellschafter und 1959, nach Suhrkamps Tod, alleiniger Verleger des Suhrkamp Verlages[1]. Ende 2002 starb Unseld. Nach Ablauf des Trauerjahres übernahm seine Witwe Ulla Bekéwicz im Herbst 2003 die Geschäfte, nicht ohne durch verschiedene Führungsentscheidungen Kontroversen auszulösen, die zu teilweise heftigen Auseinandersetzungen innerhalb des Hauses Suhrkamp führten. Z.B. trat der vor seinem Tod von Unseld zur Wahrung von Kontinuität, Ruf und literarischen Anspruch eingesetzte Sttiftungsrat – bestehend aus namhaften Autoren wie Habermas und Muschg – geschlossen zurück, da Entscheidungen über die Leitungsstruktur ohne dessen Mitwirken gefallen waren und Martin Walser, langjähriger Autor und Freund Unselds, über den Unseld selbst einmal sagte, dass ihn nach Suhrkamps Einfluss nichts so geprägt hat, wie die Verbindung zu Walser,[2] verließ den Verlag wegen nicht zu überbrückender Differenzen.

Aufgrund der internen Geschehnisse einerseits und der extern schwierigen wirtschaftlichen Lage – nicht nur für den Buchmarkt – andererseits, befindet sich der Suhrkamp Verlag momentan in einer Umbruchphase.

2.2 Das Programm

Haupt-Schwerpunkt des Suhrkamp Verlagsprogramms ist die deutsche zeitgenössische Literatur mit Autoren wie Bertold Brecht, Hermann Hesse, H.M. Enzensberger, Max Frisch und Peter Handke. Auch international hat der Verlag hochkarätige Autoren wie Samuel Beckett oder James Joyce zu bieten. Ebenfalls „klassische“ Autoren, wie Ludwig Hohl oder Robert Walser finden sich hier wieder, sowie jüngere Autoren wie Urs Faes und Patrick Roth. Zweiter wichtiger Pfeiler des Programms sind die wissenschaftlichen Publikationen mit Autoren wie Adorno, Benjamin und Habermas.[3]

Die wichtigsten Buch- bzw. Taschenbuchreihen des Suhrkamp Verlags sind folgende:

- Bibliothek Suhrkamp: die Bibliothek der Klassiker der Moderne mit allen bedeutenden Autoren des 20. Jahrhunderts
- edition suhrkamp: Bindeglied zwischen Bibliothek Suhrkamp und suhrkamp taschenbuch, zeitgenössische Literatur, hauptsächlich Erstausgaben
- suhrkamp taschenbuch
- suhrkamp taschenbuch wissenschaft

3. Die ersten Taschenbücher des Suhrkamp Verlages

In der Aufbruchstimmung der 60er Jahre, während denen sich der Übergang von der handwerklichen zur industriellen Buchherstellung vollzog, wurde deutlich, „daß sich junge Leute immer mehr von dem in Leinen gebundenen Buch (dem ‚Leinendeckelsarg’ – wie Max Frisch zu Beginn der fünfziger Jahre diesen Buchtyp einmal genannt hatte) aus der Bibliothek der Eltern distanzierten und nach dem Verbraucherbuch verlangten.“[4] Günstig, handlich, modern. Doch wie konnte dieses Buch aussehen? War es im Verbund einer Reihe zu realisieren? Falls ja, musste hierfür eine neue Form erdacht werden, „denn die vorliegenden Buch- und Taschenbuchreihen reproduzierten das Bewährte und Gängige, während es für die zeitgenössische, jüngste Literatur keine Plattform gab.“[5]

3.1 edition suhrkamp

Aus diesen Überlegungen heraus gebar Siegfried Unseld, gegen große Proteste innerhalb des Verlages, die Idee der edition suhrkamp, einer Reihe für jene deutschsprachigen literarischen Autoren, deren Texte auf eine neue, junge Leserschicht zielten und die für ein neues Demokratiebewusstsein werben wollten. „Kein Lack, keine Folie, nichts Glänzendes, kein zierendes Ornament, es mußte um die Elemente gehen (...): vernünftig, zweckmäßig, einfach.“[6]

Das Aussehen der edition suhrkamp wurde von dem Grafiker Willy Fleckhaus entworfen, der zuvor schon aus der bis dahin kränkelnden Bibliothek Suhrkamp durch ein frisches Design eine erfolgreiche Buchreihe gemacht hatte. Auf Fleckhaus war Unseld 1959, zu Beginn seiner Arbeit als Verleger bei Suhrkamp, erstmalig aufmerksam geworden, der in den 60er Jahren vor allem bei der Zeitschrift twen aktiv war. Sein Stil: plakative, freigestellte Fotografien und Illustrationen, unterstützt von Headlines in übergroßen Lettern und klar abgegrenzten Textblöcken schmückten die (Doppel-)Seiten der Zeitschriften. Fleckhaus wollte ein Ereignis, eine Story erzählen, bei der der Text nur noch schmückendes und rahmendes Beiwerk der Bilder war. Mit seinem neuen Design revolutionierte er den deutschen Zeitschriftenmarkt und erhielt 1970 die Goldmedaille des Art Directors Club N.Y. für twen.[7]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die edition suhrkamp erschien 1963, obwohl so nicht benannt, im Taschenbuchformat; zu Anfang noch mit, später ohne Schutzumschlag. Jährlich erschienen 48 Titel, in 48 Farben des Sonnenspektrums. „Ein Lichtband sollte entstehen (...).“[8] Die Vorderseite des Umschlags war zweigeteilt, oben leer, unten mit einigen Linien – in der Regel acht, je nach Länge des Titels – durchzogen, in denen einheitlich in Garamond 2 Cicero Autor, Titel, Verlagszeile und Verlagssignet erschienen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Reaktionen der Presse auf das neue Konzept und die äußere Gestaltung, die in allen Kommentaren eine bemerkenswert wichtige Position einnahm, waren durchweg sehr positiv. Ebenso starke Beachtung fand diese „Taschenbuch“-Premiere bei Buchhändlern, Lesern und Kritikern, die Reihe wurde nicht nur ein voller Erfolg, aufgrund ihres einzigartigen Aussehen avancierte sie zum Kultobjekt. Man fand sie in Zeitschriften, beim Durchblättern von Möbelprospekten und in Wohnzimmern als Lesegut genauso wie als Designobjekt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3.2 suhrkamp taschenbuch

Die edition suhrkamp, die nur Erstausgaben enthielt und sich auf das Hier und Jetzt konzentrierte, brauchte allerdings noch eine konzeptionelle Ergänzung für die junge Leserschaft, die vor allem günstige Bücher in kleinem Format bevorzugte. So entstand 1971 das surhkamp taschenbuch, das die ganze Breite des Verlagsprogramms wiederspiegeln sollte.

Auch hier war es wieder Willy Fleckhaus, der sich, zusammen mit dem damaligen Leiter der Suhrkamp-Herstellung, Rolf Staudt, die Entwicklung eines Umschlagkonzeptes für die suhrkamp taschenbücher zur Aufgabe machte. Wiederum war der Entwurf neu und original: Für den Kartoneinband wurden sehr knallige Farben gewählt, die der angestrebten Popularität der neuen Reihe zuträglich sein sollten. Eine Illustration oder ein kleines Autorenfoto im

Duplexton des Covers auf der unteren Umschlaghälfte nahmen sich dabei vergleichsweise bescheiden aus. Die Farben für die Umschläge und deren Variationsmöglichkeiten waren festgeschrieben, so ergaben sich sechs optisch zueinander gehörende Farb-Paare, z.B. Orange mit Gelb (Orange mit gelber Schrift bzw. Gelb mit orangeroter Schrift) oder Blau mit Blau (dunkles Blau mit hellblauer Schrift bzw. helles Blau mit dunkelblauer Schrift). Alles dominierendes grafisches Element allerdings war die schmal laufende, fette Times, die in ein und derselben Schriftgröße und zentriert gesetzt – je nach Länge des Titels teilweise über den gesamten Einband laufend – Autorenname und Buchtitel angab.[9] Übrigens benutzte Fleckhaus diesen Schriftschnitt auch in der Zeitschrift twen, „wo er mal leise, mal reißerisch in riesigen Lettern zum Einsatz kam.“[10] Auch bei der Gestaltung seiner Taschenbuchreihe setzte der Suhrkamp Verlag sich wieder stark von der Konkurrenz ab, die, dem amerikanischen Modell des pocket books folgend, ihre Taschenbücher meist in lackierten und cellophanierten Umschlägen erscheinen ließ.

[...]


[1] Vgl. Suhrkamp Verlag: http://www.suhrkamp.de/home/tempo/sv.htm, 06.07.2004

[2] Vgl. Unseld, Siegfried, Der Marienbader Korb – Über die Buchgestaltung im Suhrkamp Verlag Willy Fleckhaus zu ehren, Hamburg 1976, S. 21

[3] Vgl. Suhrkamp Verlag: http://www.suhrkamp.de/home/tempo/sv.htm, 06.07.2004

[4] Unseld, Siegfried, Der Marienbader Korb – Über die Buchgestaltung im Suhrkamp Verlag Willy Fleckhaus zu ehren, Hamburg 1976, S. 23 f

[5] Unseld, Siegfried, Der Marienbader Korb – Über die Buchgestaltung im Suhrkamp Verlag Willy Fleckhaus zu ehren, Hamburg 1976, S. 24

[6] ebd., S. 41

[7] Vgl. Meyer, Rebekka: http://www.beinert.org/meyer/fleckhaus.html, 08.07.2004

[8] Unseld, Siegfried, Der Marienbader Korb – Über die Buchgestaltung im Suhrkamp Verlag Willy Fleckhaus zu ehren, Hamburg 1976, S. 42

[9] Vgl. Terstiege, Gerrit, Das Wagnis, in: form 197 Juli / August 2004, S. 33

[10] ebd., S. 33

Excerpt out of 18 pages

Details

Title
Das suhrkamp taschenbuch im Wandel der Zeit
College
University of Applied Sciences Mainz  (Betriebswirtschaft)
Grade
sehr gut
Author
Year
2004
Pages
18
Catalog Number
V29713
ISBN (eBook)
9783638311601
File size
613 KB
Language
German
Notes
Hausarbeit über die inhaltliche und visuelle Entstehung der ersten Taschenbücher des Suhrkamp Verlages in den 60er Jahren - von der edition suhrkamp zum suhrkamp taschenbuch - bis zum neuen Designkonzept, das in diesem Herbst (2004) Einzug in die Bücherregale halten wird.
Keywords
Wandel, Zeit
Quote paper
Ruth Bausch (Author), 2004, Das suhrkamp taschenbuch im Wandel der Zeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29713

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