Seit Jahrtausenden erzählen sich Menschen Geschichten; Geschichten über fantastische Geschöpfe in einer magiedurchfluteten Welt, die durch höhere Mächte gelenkt und beeinflusst wird. Ob es sich nun um Homers »Odyssee«, das indische Epos »Mahābhārata« oder die Märchensammlung der Brüder Grimm handelt: Mythen sind seit jeher fester Bestandteil aller Kulturen und konstituieren noch heute unsere Wirklichkeit. Doch ist diese ‘Wirklichkeit’ eine rigide, für alle Menschen gleich normierende Größe, anhand derer ein jeder sein Leben organisiert oder gibt es darüber hinaus noch eine andere, eine ‘Über-Wirklichkeit’? Dieser ‘sur-réalité’, die nicht von irgendeinem undefinierbaren ‘Außen’ oktroyiert wird, sondern – ähnlich den Mythen, die Ernst Cassirer mit dem Ausdruck der „Objektivation von Gefühlen“, d. h. eine auf dem Gefühl basierende Deutung der Welt in Bildern, definiert – ein Produkt des Unterbewusstseins und der Introspektion ist, hat der französische Schriftsteller und Kritiker André Breton (1896-1966) mit seinen »Manifesten des Surrealismus« eine theoretische Grundlage verliehen. Dieses Gerüst erlaubt es nun, Künstler wie Max Ernst, Salvador Dalí oder René Magritte und Schriftsteller wie Paul Eluard, Louis Aragon oder Flann O’Brien als ‘surrealistisch’ zu bezeichnen. Und die Beatles? Waren sie ‘surrealistisch’?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- The Beatles: »Magical Mystery Tour« – Ein Projekt
- Surrealismus
- Surrealistische Elemente im interdisziplinären Vergleich
- Bretons écriture automatique vs. Drehbuch' der Beatles
- Bretons Sprachspiele vs. filmimmanente Nonsens'-Songtexte der Beatles
- Bretons Bedeutung des Traums (récits de rêves) und seine Umsetzung im Film
- Bretons Bedeutung des Zufalls
- Surrealistische Elemente im interdisziplinären Vergleich
- Semiotische Betrachtung des Films
- Exkurs: Das semiotische Dreieck nach Charles Sanders Peirce
- Symbole in »Magical Mystery Tour
- Warum surrealistisch? Mögliche Gründe für die Genre-Wahl
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Verbindung zwischen dem surrealistischen Film »Magical Mystery Tour« der Beatles und den theoretischen Konzepten des Surrealismus. Sie analysiert, inwiefern die filmischen Elemente des Films dem surrealistischen Manifest von André Breton entsprechen. Darüber hinaus wird das semiotische Instrumentarium von Charles Sanders Peirce herangezogen, um wichtige Symbole im Film zu identifizieren und in einen größeren Kontext zu stellen.
- Die Analyse des surrealistischen Charakters von »Magical Mystery Tour«
- Die Untersuchung der Verwendung surrealistischer Elemente in Bezug auf Bretons Theorien
- Die Identifizierung von Symbolen im Film mithilfe der Peirce'schen Semiotik
- Die Erforschung möglicher Gründe für die Entscheidung der Beatles, einen surrealistischen Film zu drehen
- Die Differenz zwischen 'Surrealismus' und 'Realität' im Film
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung führt den Leser in die Thematik des Surrealismus ein und stellt die These auf, dass »Magical Mystery Tour« als surrealistischer Film interpretiert werden kann. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung der Verbindung zwischen Surrealismus, Mythologie und der subjektiven Wahrnehmung von Wirklichkeit.
- The Beatles: »Magical Mystery Tour« – Ein Projekt: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung des Projekts »Magical Mystery Tour«. Es behandelt die Hintergründe, die zu der Entscheidung der Beatles führten, einen eigenen Film zu produzieren, und stellt die Entstehung des Films in den Kontext ihrer künstlerischen Entwicklung und den Zeitgeist der 1960er Jahre.
- Surrealismus: Dieses Kapitel analysiert die surrealistischen Elemente im Film, die mit den Theorien von André Breton in Verbindung gebracht werden. Es untersucht Bretons Konzept der »écriture automatique« im Vergleich zum Drehbuch der Beatles, die Verwendung von Sprachspielen und Nonsens-Texten, die Bedeutung des Traums und des Zufalls in Bretons Werk und deren Umsetzung im Film.
- Semiotische Betrachtung des Films: Dieses Kapitel untersucht die Symbole im Film aus semiotischer Perspektive. Es beleuchtet das semiotische Dreieck nach Charles Sanders Peirce und verwendet dieses Instrumentarium, um die Bedeutung von Symbolen im Film zu erklären und in einen größeren Kontext zu stellen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Surrealismus, André Breton, »Magical Mystery Tour«, The Beatles, Semiotik, Charles Sanders Peirce, Symbole, Realität, Film, Musik, Kultur, 1960er Jahre, Zeitgeist, Kunst, Mythen, Subjektivität, Wahrnehmung, »écriture automatique«, Nonsens, Traum, Zufall.
- Quote paper
- Nico Schulte-Ebbert (Author), 2004, Die Systematisierung der Konfusion: Surrealistische Tendenzen in 'Magical Mystery Tour', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29752