Im Rahmen der „Cultural Studies“ werden in dieser Arbeit Ansätze thematisiert, die das Fernsehen in Bezug zur Kultur setzen. Von besonderem Interesse ist dabei, welche Rolle Gespräche während oder nach der Fernsehrezeption spielen, die den gezeigten Inhalt thematisieren.
Als Grundlage werde ich eingangs eine Arbeit von John Fiske heranziehen. Dieser fordert, den Unterschied zwischen „Text“ und „Publikum“ aufzuheben und schlägt als Alternative vor, das gesamte bedeutungserzeugende Potenzial des Fernsehens mit dem Begriff „Textualität“ zu definieren.
Anhand von drei Untersuchungen der Autoren Mary Ellen Brown, Marie Gillespie und Andreas Hepp soll zudem versucht werden einen etwas detaillierten Einblick zu gewinnen, inwieweit die interpersonale Kommunikation über Fernsehinhalte die Aufnahme des Gezeigten beeinflusst.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Fernsehen und Kultur
2.1 Der Fernseh-Konsum als Prozess
2.2 Katalysator „Gespräch“ bei der Fernseh-Rezeption
2.3 Die Muster der Fernsehgespräche
3. Fazit
Literaturliste
1. Einleitung
Im Rahmen der „Cultural Studies“ werden in dieser Arbeit Ansätze thematisiert, die das Fernsehen in Bezug zur Kultur setzen. Von besonderem Interesse ist dabei, welche Rolle Gespräche während oder nach der Fernsehrezeption spielen, die den gezeigten Inhalt thematisieren.
Als Grundlage werde ich eingangs eine Arbeit von John Fiske heranziehen. Dieser fordert, den Unterschied zwischen „Text“ und „Publikum“ aufzuheben und schlägt als Alternative vor, das gesamte bedeutungserzeugende Potenzial des Fernsehens mit dem Begriff „Textualität“ zu definieren.
Anhand von drei Untersuchungen der Autoren Mary Ellen Brown, Marie Gillespie und Andreas Hepp soll zudem versucht werden einen etwas detaillierten Einblick zu gewinnen, inwieweit die interpersonale Kommunikation über Fernsehinhalte die Aufnahme des Gezeigten beeinflusst.
2. Fernsehen und Kultur
2.1 Der Fernseh-Konsum als Prozess
Viele Theorien vereinfachten den Vorgang des Fernsehen: Auf der einen Seite sah man Fernsehsendung mit dem jeweiligen Inhalt und auf der anderen den Rezipienten, der diesen Inhalt aufnimmt. Einen anderen Vorschlag unterbreitet uns John Fiske. Er will diese strikte Trennung von Text (Inhalt) und Publikum (Rezipienten) aufheben.
Fiske weist darauf hin, dass es „das Fernsehpublikum als empirisch zugängliches Objekt“ nicht gebe. Das Publikum sei keine „soziale Klasse, Rasse oder Geschlecht“.[1] In verschiedenen Augenblick könne das Publikum verschiedenste Strukturen und Merkmale aufweisen. Selbst ein Individuum könne zu verschiedenen Augenblicken unterschiedliche Merkmale vorweisen.
Abgeneigt ist Fiske auch gegen den Begriff „Text“. Sein Hauptargument lautet: „Ebenso sind der Fernsehtext oder das Programm kein einheitliches Ganzes, das dieselbe Nachricht auf demselben Weg zur Gesamtheit des ‚Publikums’ bringt.“[2] Im Klartext heißt dies, dass jeder Zuschauer dem dargebotenen Programm in einem gewissen Spektrum eine individuelle Bedeutung zuordnen kann.
Hiermit gelangen wir auch schon zu Fiskes Schlussfolgerung, der den Vorgang des Fernsehens eher als einen flexiblen Prozess betrachtet, denn als eine einseitige Vermittlung von Inhalt. Für diesen Prozess schlägt er den Begriff „Textualität“ vor. Er werde durch „Sinnbildung und Genießen realisiert“.
Entscheidend bei der Interpretation der Fernsehinhalte sind gesellschaftliche und textuelle Determinanten, also einerseits kulturelle Faktoren, die auf das Individuum einwirken und andererseits inhaltliches Potenzial, das durch das Fernsehen bereitgestellt wird.
Was das Fernsehen liefert, sind nicht Programme, sondern eine semiotische Erfahrung. Diese Erfahrung wird durch ihre Offenheit und Polysemie charakterisiert. Das Fernsehen ist weder ein Do-It-Yourself-Baukasten für Bedeutungen noch ist es ein Kasten voller ‚Fertigbedeutungen’, die bloß zum Verkauf angeboten werden... Alle Texte sind polysemisch; für die Textualität des Fernsehens aber ist dies Polysemie absolut zentral.[3]
Man erkennt allerdings, dass John Fiske die Trennung von „Text“ und Publikum nicht gänzlich aufheben kann. Er selbst weist daraufhin, dass es aus empirischen Gründen schwer sei, auf eine derartige Differenzierung gänzlich zu verzichten.
So schreibt er auch dem Fernsehen bestimmte Merkmale zu. Und diskutiert, wie der Standpunkt des Fernsehens zwischen den beiden Polen „kulturelle Ökonomie“ und „finanzielle Ökonomie“ aussehen kann. Seiner Meinung nach ist der erstgenannte Ansatz der wesentliche. Während bei der „finanziellen Ökonomie“ der Zuschauer noch als Ware an die werbetreibende Wirtschaft verkauft werde, verweigere er diese bei der „kulturellen Ökonomie“ und trete stattdessen als Produzent von Bedeutungen in den Vordergrund. Damit gesteht Fiske dem Zuschauer automatisch auch eine große Macht ein.[4]
Dies liegt wiederum an dem starken polysemischen Charakter des Fernsehens. Hierfür nennt Fiske Segmentierungen und syntagmatische Lücken, Intertextualität, Zeit, Serialität sowie Heteroglossie als Begründungen.[5] Im Rahmen dieser Arbeit kann auf die jeweiligen Punkte leider nicht weiter eingegangen werden. Relevant für die folgenden Analysen der Fernsehforschung ist vor allem der Faktor „Intertextualität“. Demnach sei Kultur immer eine Verflechtung von Texten, die sich auf andere Texte beziehen. Bei den vier Kategorien „Primärbeziehungen“, Sekundärbeziehungen, „Mündliche Kultur“ sowie „Das Subjekt und die gesellschaftliche Formation“, die Fiske vorschlägt, wird im Verlauf dieser Arbeit auch die „Mündliche Kultur“ von Relevanz sein.: „Die Leute reden über das Fernsehen: es ist ein großer Förderer von Klatsch.“[6] Dieser Aspekt wird uns vor allem in der Brown-Studie wieder begegnen.
[...]
[1] Fiske, John (1989) „Augenblicke des Fernsehens: Weder Text noch Publikum”. In: Engell/Vogl (Hrsg/1999.) „Kursbuch Medienkultur“, Deutsche Verlags-Anstalt GmbH, Stuttgart, S. 234.
[2] Fiske 1989, S. 234.
[3] Fiske 1989, S. 237.
[4] Fiske 1989, 2. 238ff.
[5] Fiske 1989, S. 241ff.
[6] nach: Fiske 1989, S. 245.
- Quote paper
- Moritz Förster (Author), 2004, Der Prozess "Fernsehen" unter besonderer Berücksichtigung des Faktors Gespräch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29778
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