Schiedsrichterentscheidungen, egal, ob richtig oder falsch, sind seit jeher Zündstoff brennender Diskussionen in der Sportgemeinschaft. Während es in der Anfangszeit möglicherweise ausschließlich um den Gedanken der Fairness ging, rückt in der neueren Zeit vor allem auch ein gewisser wirtschaftlicher Gedanke in den Vordergrund. Allein der Gesamterlös der 1. Fußballbundesliga hat sich zwischen den Spielzeiten 2003/2004 und 2012/13 mit einem Anstieg auf ca. 2,17 Milliarden Euro nahezu verdoppelt. Dabei wurde mit einem operativen Gewinn von 383,5 Mio. Euro eine neue Bestmarke erreicht. Entscheidungen der Unparteiischen können in Zeiten steigender wirtschaftlicher Bedeutung des Leistungssports somit auch weitreichende finanzielle Folgen für die Beteiligten mit sich bringen, denn natürlich sind mit einem bestimmten Tabellenrang teilweise Einnahmen in Millionenhöhe
verbunden. Professionelle Fußballvereine generieren Einnahmen z.B. durch zahlungskräftige Sponsoren. Diese sind natürlich eher bereit einen höheren Betrag zu zahlen,
wenn der Verein durch Meisterschaften oder internationale Auftritte auf sich aufmerksam macht. In einer schlechten Verhandlungsposition befinden sich dagegen Vereine, welche beispielsweise Abstiegsplätze besetzen. Aufgrund der möglichen finanziellen Folgen ist es daher plausibel, derart wichtige Entscheidungen der Schiedsrichter im Nachhinein kontrollieren zu wollen und möglicherweise rückgängig
zu machen. Die Möglichkeit der Feststellungen von Fehlentscheidungen ist dabei – zumindest in Profiligen – durch die nahezu perfektionierte Kameratechnik der Fernsehsender grundsätzlich gegeben.
Die folgende Arbeit soll daher darstellen, inwieweit die Möglichkeit einer Überprüfung von Schiedsrichterentscheidungen durch Verbandsgerichte gegeben ist. Dazu werden zunächst
einige Grundlagen zur Verbandsgerichtsbarkeit erläutert. Darauf folgend werden die Unterschiede von Tatsachenentscheidungen und Regelverstößen des Schiedsrichters dargestellt. Dabei wird insbesondere auf die unterschiedliche Überprüfbarkeit vor Verbandsgerichteneingegangen.
Anschließend wird die Differenzierung durch einige bekannt gewordene Fälle vertieft. Zuletzt werden die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst und ein abschließender
Ausblick soll die Arbeit vervollständigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vereins- und Verbandsgerichtsbarkeit
- Grundlagen
- Verein
- Idealverein und wirtschaftlicher Verein
- Sportverein
- Verband
- Definition
- Organisationsstruktur (Ein-Verbands- oder Ein-Platz-Prinzip)
- Verein
- Vereins- und Verbandsgerichtsbarkeit
- Grundlagen
- Vereins- oder Verbandsautonomie
- Verbandsgerichtsbarkeit im Allgemeinen
- Unterschied zu (echten) Schiedsgerichten
- Überprüfbarkeit durch ordentliche Gerichte
- Ausgestaltung der Verbandsgerichtsbarkeit des DFB
- Sportgericht
- Zusammensetzung (§ 39 DFB-Satzung)
- Zuständigkeit (§ 42 DFB-Satzung)
- Verfahren
- Bundesgericht
- Zusammensetzung (§ 40 DFB-Satzung)
- Zuständigkeit (§ 43 DFB-Satzung)
- Verfahren
- Kontrollausschuss (§ 50 Satzung des DFB)
- Zusammensetzung
- Zuständigkeit (§ 50 DFB-Satzung)
- Schiedsgerichte
- Sportgericht
- Grundlagen
- Überprüfung von Tatsachenentscheidungen und Regelverstößen
- Tatsachenentscheidungen des Schiedsrichters (Fußballregel Nr. 5)
- Definition
- Arten der Tatsachenentscheidung
- Differenzierung bezüglich der Spielwirkung
- Tatsachenentscheidungen mit Wirkung auf das Spiel und das Spielergebnis
- Tatsachenentscheidungen mit Wirkung über das Spiel hinaus
- Positive und negative Tatsachenentscheidungen
- Positive Tatsachenentscheidungen
- Negative Tatsachenentscheidungen
- Unterscheidung nach der Auffassung von Vieweg
- Tatsachenentscheidungen im eigentlichen Sinne
- Tatsachenentscheidungen nach Abstimmung bzw. technischer Entscheidungsunterstützung
- Tatsachenentscheidung mit der Möglichkeit abschließender verbandsinterner Überprüfung und ggf. Korrektur während des Wettkampfes
- Tatsachenentscheidungen, die erst nach Ende des Wettkampfes erfolgen (können)
- Differenzierung bezüglich der Spielwirkung
- Regelverstoß des Schiedsrichters
- Ergebnis und Rechtsfolge der Unterscheidung
- Tatsachenentscheidungen
- Ausnahme bei offensichtlich fehlerhaften Tatsachenentscheidungen
- Ausnahme bei bewussten Spielmanipulationen durch den Schiedsrichter
- Regelverstöße
- Tatsachenentscheidungen
- Unterschied: FIFA – DFB
- Bekannte Fälle innerhalb der DFB-Sportgerichtsbarkeit
- Das „Phantom-Tor“ von Neunkirchen – „Kobel“
- Sachverhalt
- Urteil
- Das „Phantom-Tor“ von München – „Helmer“
- Sachverhalt
- Urteil
- Das „Phantom-Tor“ von Sinsheim – „Kießling“
- Sachverhalt
- Urteil
- Das „Phantom-Tor“ von Neunkirchen – „Kobel“
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Überprüfung von Tatsachenentscheidungen und Regelverstößen durch Verbandsgerichte im Sport. Sie analysiert die rechtlichen Grundlagen und die Praxis der Verbandsgerichtsbarkeit, insbesondere im Kontext des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).
- Die rechtlichen Grundlagen der Vereins- und Verbandsgerichtsbarkeit
- Die Unterscheidung zwischen Tatsachenentscheidungen und Regelverstößen im Sport
- Die Überprüfung von Tatsachenentscheidungen und Regelverstößen durch Verbandsgerichte
- Die Praxis der DFB-Sportgerichtsbarkeit im Umgang mit Tatsachenentscheidungen und Regelverstößen
- Die Bedeutung von bekannten Fällen wie dem „Phantom-Tor“ für die Entwicklung der Verbandsgerichtsbarkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Überprüfung von Tatsachenentscheidungen und Regelverstößen durch Verbandsgerichte ein. Sie erläutert die Relevanz dieser Fragestellung im Kontext des Sportrechts. Das zweite Kapitel befasst sich mit den Grundlagen der Vereins- und Verbandsgerichtsbarkeit. Es analysiert die rechtlichen Grundlagen der Vereins- oder Verbandsautonomie und die Struktur der Verbandsgerichtsbarkeit im Allgemeinen. Die Ausgestaltung der Verbandsgerichtsbarkeit des DFB wird im Detail beleuchtet. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Überprüfung von Tatsachenentscheidungen und Regelverstößen durch Verbandsgerichte. Es definiert die verschiedenen Arten von Tatsachenentscheidungen und Regelverstößen im Sport. Die Rechtsfolgen und die Praxis der DFB-Sportgerichtsbarkeit im Umgang mit diesen Entscheidungen werden diskutiert. Das vierte Kapitel stellt bekannte Fälle innerhalb der DFB-Sportgerichtsbarkeit vor, darunter das „Phantom-Tor“ von Neunkirchen, München und Sinsheim. Es analysiert die Sachverhalte und die Urteile der Verbandsgerichte. Der Schluss fasst die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen und diskutiert die Bedeutung der Untersuchung für die weitere Entwicklung der Verbandsgerichtsbarkeit im Sport.
Schlüsselwörter
Vereins- und Verbandsgerichtsbarkeit, Tatsachenentscheidung, Regelverstoß, Sportrecht, DFB-Sportgerichtsbarkeit, „Phantom-Tor“, Spielmanipulation, Schiedsrichter, Verbandsautonomie, Fußballregel Nr. 5
- Tatsachenentscheidungen des Schiedsrichters (Fußballregel Nr. 5)
- Grundlagen
- Arbeit zitieren
- Jakob Förtsch (Autor:in), 2014, Überprüfung von Tatsachenentscheidungen und Regelverstößen durch Verbandsgerichte im Fußball, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/298296