Das Osmanische Reich fand seinen Ursprung im Osmanischen
Fürstentum (Osmanl Beylii), dass ca. 1299 gegründet wurde. Das an
dem byzantinischen Reich angrenzende Beylik regierte von der Gründung
an nach dem islamischen Rechtssystem.
Mit zunehmender Zeit nahm das Fürstentum immer mehr Gebiete ein und
wuchs schnell zu einem großen Reich heran und erstreckte sich von
Marokko bis Persien und von der Ukraine bis zum Sudan. Daher war das
Reich während seines 623 jährigen Bestandes von Nationen- und
Glaubensvielfalt geprägt.
Der Umgang der Osmanen mit der nichtmuslimischen Bevölkerung nimmt
in der gesamten Weltgeschichte eine besondere Stellung ein.
Im Gegensatz zu der damals üblichen Vorgehensweise, der Bevölkerung
der eingenommen Gebiete die Konfession aufzuzwingen, herrschte im
Osmanischen Reich die Glaubensfreiheit.
So blieb den Nichtmuslimen die Entscheidung, entweder den islamischen
Glauben anzunehmen oder unter bestimmten Voraussetzungen (u.a.
Zahlung bestimmter Steuern) unter islamischer Herrschaft mit zum Teil
eingeschränkten Freiheiten weiterzuleben.
Die Minderheitenpolitik unterlag in der gesamten Regierungszeit der
Osmanen vielen Veränderungen. Doch die längste Phase, die ohne
bedeutende Veränderungen verlief, das heißt zwischen dem Ende des
13. Jahrhunderts und den Anfängen des 18. Jahrhunderts, in der die
gegenseitige Toleranz und Akzeptanz der so verschiedenen
Bevölkerungsgruppen zum Vorschein kam, fällt in der Literatur
unzureichend aus. Das nahezu 450 Jahre lang erfolgreich durchgesetzte
System wurde nach Einfluss der europäischen Mächte und dem Modernisierungs- und Anpassungsversuch der Osmanen wiederum gegen
das Reich verwendet und musste aufgelöst werden.
Im Folgenden werde ich zunächst versuchen die allgemeine Problematik
darzulegen, indem ich näher auf die damals im Osmanischen Reich
vorhandene Situation bezüglich der Minderheiten und den Umgang der
Regierung mit dieser eingehen werde. Weiterhin werde ich beschreiben,
wie es der Regierung möglich war, das friedliche Nebeneinander und zum
Teil auch Miteinander im Reich zu gewährleisten.
Anschließend werde ich auf die zustande gekommenen Probleme, dessen
Hintergründe und schließlich auf die getroffenen Maßnahmen der
Regierung eingehen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 0. Einleitung
- 1. Die Minderheitenproblematik im Osmanischen Reich
- 2. Das Millet-System
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Dieser Text analysiert die Minderheitenpolitik des Osmanischen Reiches. Er untersucht die Entstehung und Entwicklung des Millet-Systems und zeigt, wie es zur Koexistenz verschiedener religiöser Gruppen innerhalb des Reiches beitrug.
- Die Rolle der Religion in der Organisation der osmanischen Gesellschaft
- Das Millet-System und die Selbstverwaltung von Minderheiten
- Die Beziehung zwischen Staat und Glaubensgemeinschaften
- Die Herausforderungen und die Bewältigung der Minderheitenproblematik im Osmanischen Reich
- Die Auswirkungen des Millet-Systems auf das Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- 0. Einleitung: Dieser Abschnitt stellt die Entstehung und Entwicklung des Osmanischen Reiches sowie seine kulturelle und religiöse Diversität dar. Er betont die Bedeutung der osmanischen Minderheitenpolitik im historischen Kontext.
- 1. Die Minderheitenproblematik im Osmanischen Reich: Dieser Teil untersucht die rechtlichen Grundlagen und die Praxis des Umgangs mit Minderheiten im Osmanischen Reich. Er beschreibt die Rolle des islamischen Rechts und des zimmet hukuku für Nichtmuslime, sowie die Bildung von Glaubensgemeinschaften und die Abhängigkeit der Bürger von diesen.
- 2. Das Millet-System: Dieser Abschnitt beleuchtet die Entstehung und Funktionsweise des Millet-Systems. Er erläutert die Prinzipien des Systems, die vier anerkannten Millets und die Rechte und Pflichten der verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Er zeigt, wie das System das friedliche Zusammenleben der unterschiedlichen religiösen und kulturellen Gruppen im Osmanischen Reich förderte.
Schlüsselwörter (Keywords)
Dieser Text behandelt die Themen Minderheitenpolitik, Millet-System, Osmanisches Reich, Islamisches Recht, zimmet hukuku, Glaubensgemeinschaften, Selbstverwaltung, religiöse Toleranz, Koexistenz, Minderheitenrechte.
- Arbeit zitieren
- Gülsüm Coskun (Autor:in), 2014, Das Millet-System. Die Minderheitenpolitik im Osmanischen Reich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/298370