Die Schweiz gilt gemeinhin als Musterbeispiel für die Anwendung direktdemokratischer Verfahren im politischen Alltag, und das sowohl auf regionaler (kantonaler) als auch auf nationaler Ebene. Mehrmals jährlich finden Volksabstimmungen zu Themen in den verschiedensten Politikfeldern statt – sei es die Reform des Asylrechts, die Verschärfung von Tierschutzgesetzen, oder wie jüngst die Begrenzung der Managergehälter.
Mit überraschender Deutlichkeit hat sich das Schweizer Elektorat Anfang 2013 für eine Deckelung der Millionenbezüge von Spitzenmanagern ausgeprochen; überraschend vor allem deshalb, wenn man bedenkt, dass an den direktdemokratischen Abstimmungsverfahren generell viele Akteure beteiligt sind und gerade bei diesem Verfahren die mächtigen Interessenverbände der schweizerischen Wirtschaft geschlossen gegen die Begrenzung Position bezogen hatten. Die weitverbreitete Annahme, jene Akteure mit den größten finanziellen Möglichkeiten würden Kampagnen und somit auch den Ausgang einer Volksabstimmung entscheidend beeinflussen können, scheint hier angesichts des vergeblichen hohen (finanziellen) Aufwands seitens der Wirtschaftslobby nicht gerechtfertigt.
Es drängen sich daher Fragen auf, die in dieser Seminararbeit
thematisiert werden sollen: Inwiefern spielt die Position von
Wirtschaftsverbänden im Gesamtkontext der Akteurskonstellation eine Rolle? Haben ressourcenstarke Verbände die Fähigkeit, direktdemokratische Abstimmungsverfahren zu ihren eigenen Gunsten zu beeinflussen? Unter welchen Umständen ist der Einfluss höher, welche Faktoren begünstigen die Einflussnahme von Wirtschaftsverbände und welche erschweren sie?
Im Laufe dieser Arbeit werden die Begriffe "Abstimmungen" und "Volksabstimmungen" als Überbegriff für alle schweizerischen direktdemokratischen Abstimmungsverfahren verwendet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand zum Thema
- Vorgehensweise und Methodik
- Messkriterien für den Faktor "Ressourcenstärke"
- Vorstellung der fünf ressourcenstärksten Wirtschaftsverbände
- Auswahl der Abstimmungen
- Messung der Positionen der Wirtschaftsverbände
- Analyse
- Überblick der Ergebnisse
- Auswertung der Ergebnisse
- Beantwortung der Forschungsfragen
- Probleme und Grenzen der Studie
- Konklusion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht den Einfluss von schweizerischen Wirtschaftsverbänden auf direktdemokratische Abstimmungsverfahren. Ziel ist es, die Rolle dieser Akteure im Gesamtkontext der Akteurskonstellation zu beleuchten und zu erforschen, inwieweit ressourcenstarke Verbände die Möglichkeit haben, direktdemokratische Abstimmungsverfahren zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Dabei soll die Hypothese überprüft werden, dass ein signifikanter kausaler Zusammenhang zwischen der Größe und Ressourcenstärke von Wirtschaftsverbänden, die in einer Kampagne involviert sind und eine klare Position beziehen, und dem Abstimmungsverhalten der Bürger besteht. Die Arbeit analysiert außerdem die Faktoren, die den Einfluss von Wirtschaftsverbänden begünstigen oder erschweren.
- Einfluss von Wirtschaftsverbänden auf direktdemokratische Abstimmungsverfahren
- Rolle von Ressourcenstärke und Positionierung von Wirtschaftsverbänden
- Kausaler Zusammenhang zwischen Ressourcenstärke und Abstimmungsverhalten
- Faktoren, die den Einfluss von Wirtschaftsverbänden begünstigen oder erschweren
- Analyse der Akteurskonstellation im Kontext von Volksabstimmungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema der Seminararbeit ein und stellt die Forschungsfragen vor, die im Rahmen der Arbeit untersucht werden sollen. Das zweite Kapitel beleuchtet den aktuellen Forschungsstand zum Thema und bezieht sich auf die Rolle von Wirtschaftsverbänden in direktdemokratischen Entscheidungsverfahren. Kapitel 3 beschreibt die Methodik der Arbeit, erläutert die Vorgehensweise der Analyse und erklärt die Fallauswahl. Das vierte Kapitel präsentiert die Analyse der Abstimmungsverfahren, wobei die Ergebnisse tabellarisch dargestellt und unter verschiedenen Gesichtspunkten ausgewertet werden. Außerdem werden die Forschungsfragen beantwortet. Kapitel 5 geht kurz auf die Probleme ein, die mit einer solchen Fallstudie einhergehen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Einfluss von Wirtschaftsverbänden in der direkten Demokratie der Schweiz. Zentrale Themen sind die Analyse der Akteurskonstellation, die Ressourcenstärke von Wirtschaftsverbänden, der Einfluss von Lobbying und die Auswirkungen von Werbekampagnen auf das Abstimmungsverhalten der Bürger. Weitere Schlüsselbegriffe sind direkte Demokratie, Volksabstimmungen, wirtschaftspolitische Fragen, Interessengruppen und die Messung von Einflussnahme.
- Citar trabajo
- Felix Kästner (Autor), 2013, Möglichkeiten der Einflussnahme von schweizerischen Wirtschaftsverbänden in direktdemokratischen Verfahren, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/298405