Die neoliberale Entwicklungsstrategie von Weltbank und Internationalen
Währungsfonds (IWF) steht in der Kritik. Neben zahlreichen Non-Governmental
Organisations (NGOs) wie der globalisierungskritischen ATTAC und diversen
Einzelpersonen wie der weltweit viel beachteten Autorin Naomi Klein prangern in
zunehmenden Maße auch die Vereinten Nationen (UN) das Modell von Globalisierung,
Liberalisierung, Privatisierung und Deregulierung an. In seinem aktuellen „Human
Development Report“ übt das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP)
scharfe Kritik an der neoliberalen Entwicklungsstrategie. „Für viele Länder waren die
neunziger Jahre ein Jahrzehnt der Verzweiflung“, bilanziert UNDP-Leiter Mark Malloch
Brown.1 Dem Entwicklungsbericht zufolge hat sich in den vergangenen zehn Jahren die
Armut in mehr als 50 Ländern vergrößert, die Zahl der Hungernden ist in rund 20
Staaten gestiegen. Malloch Brown spricht sich daher für einen „Guerilla-Angriff“ auf den
Washington Consensus aus, in dem die Richtlinien für Entwicklungsprogramme der beiden
Weltfinanzorganisationen festgehalten sind.2 Die Zeit, in der diese Reformagenda ihre
Berechtigung gehabt hätte, sei überholt. In Zukunft sollten IWF und Weltbank die
reichen Staaten zu verstärkter Hilfe drängen, anstatt die Regierungen der
Entwicklungsländer zu Kürzungen der Staatsausgaben zu zwingen.
Im Rahmen des Politikhauptseminars „Lateinamerika in der Weltwirtschaft“ geht
diese Seminararbeit der Frage auf den Grund, inwieweit das Urteil des UNDP auf das
Fallbeispiel Mexiko zutrifft. Wie viele Entwicklungsländer in Lateinamerika schlug auch
Mexiko ab den 1980er Jahren den Kurs ein, dessen Kernprinzipien der Wirtschaftswissenschaftler
und Weltbankökonom John Williamson im Washington Consensus festgehalten
hat. Am Beispiel Mexiko soll aufgezeigt werden, welche Auswirkungen das neoliberale
Entwicklungsmodell auf Wirtschaft und Gesellschaft in Mexiko hatte, inwieweit die
Strategie erfolgreich gewesen ist und auf welchen Gebieten das Konzept nicht gegriffen
hat. Im ersten Teil der Arbeit wird hierzu auf die Begriffe Globalisierung und Neoliberalismus
eingegangen, um anschließend die Kernaussagen des Washington Consensus
darzustellen. [...]
1 Human Development Report 2003, S.2.
2 Süddeutsche Zeitung, 09. Juli 2003, S.8.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlegende Begriffe der Weltwirtschaft
- Globalisierung - wer nicht mitmacht, verliert
- Neoliberalismus - alte Theorien, neues Gewand
- Washington Consensus - die makroökonomische Brille
- Mexikos Weg in die Weltwirtschaft
- Von der Importsubstitution zur Marktöffnung
- Paradigmenwechsel in der Wirtschaftspolitik
- Auswirkung auf Wirtschaft und Gesellschaft
- Mexikos Stand in der Weltwirtschaft
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Auswirkungen des neoliberalen Entwicklungsmodells auf Mexiko. Sie analysiert, inwiefern die im Washington Consensus festgehaltenen Prinzipien in Mexiko umgesetzt wurden und welche sozioökonomischen Konsequenzen daraus resultierten. Ziel ist es, die Kritik des UNDP an der neoliberalen Entwicklungsstrategie am Beispiel Mexiko zu beleuchten und die Notwendigkeit von alternativen Wachstums- und Entwicklungsstrategien aufzuzeigen.
- Die Bedeutung von Globalisierung und Neoliberalismus im Kontext des Washington Consensus
- Die Umsetzung neoliberaler Politik in Mexiko und der Übergang von der Importsubstitution zur Marktöffnung
- Die sozioökonomischen Auswirkungen des neoliberalen Modells auf Mexiko
- Die Kritik des UNDP an der neoliberalen Entwicklungsstrategie
- Die Notwendigkeit von alternativen Wachstums- und Entwicklungsstrategien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Kritik am neoliberalen Entwicklungsmodell und setzt den Fokus auf das Fallbeispiel Mexiko. Anschließend werden die Begriffe Globalisierung und Neoliberalismus definiert und in den Kontext der aktuellen Debatte eingeblendet.
Das Kapitel "Mexikos Weg in die Weltwirtschaft" untersucht den Übergang von der Importsubstitution zur Marktöffnung und die Umsetzung der im Washington Consensus festgehaltenen Prinzipien in Mexiko. Es werden die sozioökonomischen Auswirkungen dieser Politik auf das Land beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe Globalisierung, Neoliberalismus, Washington Consensus, Entwicklungsstrategie, Importsubstitution, Marktöffnung, Mexiko, sozioökonomische Auswirkungen, Kritik des UNDP, alternative Wachstums- und Entwicklungsstrategien.
- Citation du texte
- Michael Nienaber (Auteur), 2003, Globalisierung auf Mexikanisch - Bilanz der neoliberalen Entwicklungsstrategie am Länderbeispiel Mexiko, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29892